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Dilla´s & Eva´s grenzwissenschaftl. & polit. Forum
Grenzwissenschaft/ Politik/ Konv. Wissenschaft/ Kabbalistik
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Eva S.
Administrator
Beiträge: 6549
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Erstellt: 25.04.06, 14:54 Betreff: Re: Einmal Ein-Euro-Jobber, immer Ein-Euro-Jobber |
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Hallo Wanderer,
Zitat:
Warum bilden sich keine Gruppen, die sagen: "Wir brauchen weder Arbeit, noch Politik und Wirtschaft, noch dies und das und jenes". Unter den vielen Millionen Arbeitslosen gibt es Menschen aller Berufe, warum bilden sie nicht eine Gesellschaft, die sich ohne Geld gegenseitig unterstützt? Eine Gesellschaft ohne materiellen Besitz? Eine Gesellschaft, die allenfalls von Mundraub lebte? Warum lässt man Politik und Wirtschaft nicht links liegen? |
Weil das erstens in unserer Zeit nicht machbar ist. Wir leben nicht mehr vor 2000 Jahren, wo man noch in die Wüste (oder in unberührte Landstriche) gehen, als Einsiedler (oder auch als einsiedelnde Gruppe) leben konnte. Heutzutage würde dies einfach Obdachlosigkeit bedeuten und zwischendrin immer wieder Knast, weil man wegen Diebstahl (und sei es "nur" Mundraub) verhaftet und verurteilt wird. Ein Leben in dreckigen Städten, unsicheren Parks und unter Brücken. Und wenn es einem ganz dumm erwischt, wird man von irgendwelchen Neo-Nazis oder Punks zu Tode geprügelt. Wirklich aussteigen können sich nämlich auch nur die leisten, die (viel) Geld haben, nicht aber die Mehrheit der Arbeitslosen.
Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass die meisten Menschen so ein Leben erstrebenswert finden. Ich selbst finde es, ehrlich gesagt, auch nicht erstrebenswert. Mein Problem ist, dass ich nicht verstehe, warum in Deutschland die Leute nicht von ihrem Sofa runter zu holen sind und in Massen auf die Straße gehen wie z. B. in Frankreich oder Italien. In Frankreich hat man sich auf diese Weise gewehrt und gewonnen - Gesetz gekippt. So einfach kann das sein, wenn man nur etwas Interesse an Politik hat und die Fähigkeit, sich solidarisch zu verhalten.
Oder nehmt Nepal - die Menschen dort waren viel gefährdeter an Leib und Leben bei ihrem Protest gegen die Diktatur des Königs als es Demonstranten gegen Hartz IV je sein würden - sie haben es geschafft und das ganz ohne Königsmord oder einem "Holocaust" wie ihn China einst am Platz des Himmlischen Friedens (der Name ist hierbei fast schon zynisch) veranstaltet hat. Diese Menschen haben Mut und den Willen, etwas zu verändern - in Deutschland leider nicht möglich.
Hier findet man dagegen überwiegend drei "Varianten" - diejenigen, die sagen (ohne es überhaupt versucht zu haben): "Ich kann doch sowieso nichts dagegen tun.." und sich in alles brav und untertänig fügen bzw. alles schlucken, was ihnen die Herrschenden vorsetzen; diejenigen, die sich selbst darin versuchen, mehr Geld zu raffen (und sei es nur als Kleinaktionär oder auch aus krankhaftem Geiz heraus), die hinter jedem vermeintlichen Schnäppchen herrennen und denen nichts billig genug sein kann (was dann wieder Arbeitsplätze kostet) und schließlich als Drittes die vermeintlichen Totalverweigerer, die sich ins Privatleben und/ oder ins "geistige Leben" oder die (Welt-)Religion zurückziehen. Aber alle Drei erreichen damit absolut nichts. Wie man es machen muss - siehe Frankreich, Italien, Nepal u. a..
Zitat:
Eines Tages muss man es sowieso tun, denn es wird noch viel, viel mehr Arbeitslose geben. Die kann man dann noch nicht einmal mehr mit ein Euro Jobs alimentieren. Und wenn es ganz arg hergeht, dann wird das Heer der Arbeitslosen den Reichen gewaltsam wegnehmen müssen, was ihnen vorenthalten wird. Und so wird der Hass unter den Klassen ewig hin- und herwogen, mal sind die einen "oben", man die anderen. |
So düster sehe ich das nicht, so aussichtslos, eine Änderung herbeizuführen, ebenfalls nicht. Die meisten Menschen der breiten Masse sind einfach irregeleitet - kein Wunder, es wird alles ja schon ganz kleinen Kindern eingetrichtert. So braucht es schon einmal viel Arbeit an sich selbst und vor allem Mut, sich dem Mainstream entgegenzustellen. Schade dass wir Deutsche nicht so mutig sind wie Franzosen oder Nepalesen.
Gerade die "Verweigerer" unterstützen in ganz besonderer Weise die "Herrschenden", wie man bei den Landtagswahlen vor einigen Wochen gesehen hat. Die geringe Wahlbeteiligung wurde als Erfolg für die Regierenden verbucht. Tja - eine pfiffige Aktion, wie Stimmzettel mit guten Sprüchen (nichts Ordinäres) ungültig zu machen oder eine Mini-Partei, (natürlich nichts Radikales) wie z. B. die "Familienpartei" auf z.B. 25 % zu hieven, das hätte für Schlagzeilen gesorgt und man hätte seitens der Regierungen nciht mehr sagen können, dass die Leute nur deshalb nicht zur Wahl gehen, weil sie mit der Regierung so zufrieden sind.
Zitat:
Also lasst das Lamentieren. Zeigt es nicht, daß man soo gerne an diesem Materialismus, der Wenige unermesslich reich macht und Viele arm, klammert und festhält, weil er gewissse "unverzichtbare" (geizig) geile Lustgefühle macht? |
Lieber Wanderer, ich lamentiere nicht, ich bin auch keine Betroffene, aber ein Mensch, dem das Schicksal seiner Mitmenschen am Herzen liegt. Wenn Du mich so einschätzt, wie Du in Deinem letzten Satz schreibst, muss ich leider feststellen, dass Du absolut nicht verstanden hast, um was es mir geht. Ich strebe nicht nach Reichtum, ich möchte aber auch nicht auf der Straße und von "der Hand im Mund" leben müssen, wie so viele Menschen auf unserem Planeten. Wußtest Du, dass inzwischen auch in den Niederlanden und in Deutschland Menschen hungern? Vermutlich nicht - sonst würdest Du so etwas wie Deinen Schlusssatz überhaupt nicht schreiben.
Und weil ich so, wie vor beschrieben, nicht leben möchte, gestehe ich auch meinen Mitmenschen ein menschenwürdiges Dasein, in dem man ein Dach über dem Kopf, vollwertiges und regelmäßiges Essen hat und best mögliche medizinische Versorgung in Anspruch nehmen kann, zu.
Ich steige auch nicht in ein "geistiges Nirwana" aus und lasse diese Welt und ihre Menschen links liegen, was ich persönlich für ziemlich egoistisch und genauso schlimm wie die Profitgeier halte und ich habe mich eines Tages entschieden, aktiv und im Rahmen meiner Möglichkeiten etwas gegen diese menschenverachtenden Entwicklung in unserem Land - und nicht nur da, soweit möglich - zu tun. Es gab durchaus Momente, wo ich alles hinwerfen wollte, weil ich irgendwann nicht mehr die Standardsätze "ich kann doch sowieso nichts dagegen machen" oder "die sind doch nur zu faul zum Arbeiten" hören konnte - ich habe es nicht getan und bin sehr froh darüber. So kann ich mir wenigstens selbst in die Augen sehen und sagen "du hast es zumindest versucht". Wenn das für Dich egoistisch ist, kein Problem, dann bin ich eben egoistisch. Schließlich ist ein "gesunder" Egoismus Bestandteil der Natur und sichert das Überleben.
Leider hat in unserer Welt der Egoismus ziemlich krankhafte Formen angenommen. Es wäre genug für alle da, würde man alles gerecht verteilen. Würde man auch endlich akzeptieren, dass es aufgrund der gestiegenen Produktivität und des technischen Fortschritts keine erwerbsmäßige Vollbeschäftigung mehr geben wird/ kann und "Arbeit" endlich anders definieren - nämlich, dass z. B. Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Sportverein, Freiwillige Feuerwehr u. v. m. auch "Arbeit" ist und ein bedingungsloses Grundeinkommen von mindestens 1000,-- Euro für jeden erwachsenen Bürger (für Kinder die Hälfte) einführen, welches alle bisherigen Sozialleistungen ersetzt, im Unterschied dazu aber jeder erhält, könnte man nicht nur in der Verwaltung eine Menge Geld sparen und Menschen ein würdiges Dasein ermöglichen sondern auch dringende, nur bis jetzt unbezahlbare Tätigkeiten, im sozialen/ gesellschaflichen Bereich schaffen.
Warum man das nicht macht, hat meiner Ansicht nach den einfachen Grund, dass die Wirtschaft den (potenziellen) Mitarbeitern wieder etwas bieten müsste, denn die Zeiten des Erpressens/ der Nötigung von ArbeitnehmerInnen, des Lohndumpings, der Schaffung eines neuen, willigen Sklavenheers und der überdimensionalen Profite wäre nämlich damit endgültig vorbei.
Liebe Grüße, Eva
Damit das Mögliche entstehen kann muss immer wieder das Unmögliche versucht werden
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