Info-Forum Dominikanische Republik, Kuba und Haiti

Gast 33 · Gast

Ist es möglich, von der Dominikanischen Republik aus auf dem Landweg nach Haiti zu reisen und worauf muss man dabei achten ?

Danke im voraus

Gast 33

Perle des Antilles · Mitglied Beiträge: 3 Ort: Bern

Bonjour Gast 33 !

Sicher kann man auf dem Landweg von der Dominikanischen Republik aus nach Haiti reisen. Daneben gibt es auch tägliche Flüge von SDQ nach Port au Prince. Dominikaner/innen brauchen dazu ein Visum, die Staatsangehörigen der EU und Schweizer jedoch nicht. Allerdings ist eine solche Reise im Moment wenig ratsam. Die politische Lage in Haiti ist gegenwärtig sehr gespannt und unsicher. Es kommt praktisch täglich in der Hauptstadt und auch andern kleineren Städten (vorallem in Gonaives) zu Demonstrationen gegen den Präsidenten des Landes, dessen Rücktritt verlangt wird. Es wird ihm Misswirtschaft und Korruption vorgeworfen. Dabei kommt es oft zu Gewaltanwendung mit Verletzten und Toten. Auch hat sich in den letzten Jahren die Verbrechensrate erhöht und die Polizei ist nicht effizient, zahlenmässig ungenügend und schlecht ausgerüstet. Ideale Voraussetzungen für die Ausbreitung des Verbrechens. Als Ausländer ist man in Haiti unter den gegenwärtigen Umständen nicht unbedingt sicher und ich würde deshalb im Augenblick von einer Reise dorthin (auch wenn nur für kurze Zeit) abraten.
Es gibt normalerweise tägliche Busverbindungen von Santo Domingo aus nach Port au Prince, sowohl in Kleinbussen, die frühmorgens vor der haitianischen Botschaft in Sto Dgo abfahren, wie auch komfortablen Reisebussen der Gesellschaften Caribe Tours und Terra Bus (Reisedauer ca. 6-7 Stunden inkl. Grenzformalitäten in Jimani) Ob diese Verbindungen allerdings jetzt weiter bestehen und die Busse immer noch täglich verkehren, ist mir nicht bekannt. Dies lässt sich aber direkt bei den genannten Busgesellschaften in Erfahrung bringen. Es ist auch möglich, via Dajabón vom Norden der Dominikanischen Republik aus nach Haiti einzureisen. Allerdings bestehen meines Wissens keine durchgehenden Busverbindungen. Die nächste grössere Stadt nach der Grenze ist Cap Haitien, von wo aus man in einer Tagestour die berühmte Zitadelle und das durch ein Erdbeben zerstörte Schloss Sans Souci des Kaisers Henri Christophe in der Nähe von Milot besuchen kann.
Es ist sicher ein Erlebnis und eine interessante Erfahrung, einmal ein paar Tage in Haiti zu verbringen. Es handelt sich um ein sehr armes Land (nach international anerkannten Statistiken das ärmste der westlichen Hemisphäre) mit einer ganz andern, weitgehend durch afrikanische Einflüsse bestimmten Kultur. Ganz anders als in der Dominikanischen Republik. Die Bevölkerung ist im allgemeinen sehr freundlich und Ausländern gegenüber sehr aufgeschlossen. Die gebildeteren Haitianer sprechen alle Französisch, einige auch Englisch und Spanisch. Der überwiegende Grossteil der Bevölkerung jedoch nur die Landessprache Créole, die für einen Ausländer, obwohl sie viele französische Worte enthält, unverständlich ist.
Es gibt in Port au Prince sehr gute und teure Hotels, vorallem in Pétionville, welches erhöht über der eigentlichen Stadt von Port au Prince liegt. Dort wohnen die wohlhabenden Haiitaner und auch nachts herrscht auf den Strassen relative Sicherheit. Aber auch im Unterteil der Stadt gibt es gute Hotels wie das Holyday Inn oder das durch einen Roman von Graham Greene berühmt gewordene Hotel Oloffson im Kolonialstil. Natürlich gibt es auch einige billigere Hotels im Stadtzentrum, in denen man sich als Ausländer, wenn man seine Ansprüche ein wenig senkt, durchaus auch kurzfristig aufhalten kann. In Pétionville gibt es auch einige sehr gute Restaurants (mit französischer und internationaler Küche), ebenfalls in der Unterstadt, von denen aber einige geschlossen sein dürften. Der Tourismus war in den letzten Jahren in Haiti kaum von Bedeutung und ist praktisch inexistent. Dies ist eine Folge der politischen Probleme und vermutlich auch der weiten Verbreitung der Immunschwächekrankheit AIDS. Als Haiti noch von der Duvalier Dynastie beherrscht wurde, blühte der Tourismus und stellte die Haupteinnahmequelle des Landes dar. Die touristische Infrastruktur besteht zwar noch, ist aber immer mehr am Verfallen, da keine Nachfrage herrscht.
Es ist zu hoffen, dass diese Einnahmequelle des Landes eines Tages wieder aktiviert werden kann, denn Haiti ist sicher ein interessantes Land mit einer sehr freundlichen Bevölkerung.

Ich hoffe damit, einige der Fragen beantwortet zu haben.

Grüsse

Perle des Antilles

Gast 33 · Gast

Hallo Perle des Antilles.

Gibt es Angaben darüber, wieviele Haitianer ungefähr in der Dominikanischen Republik leben ?

Danke für die Antwort

Grüsse Gast 33

Perle des Antilles · Mitglied Beiträge: 3 Ort: Bern

Bonjour Gast 33

es ist sehr schwierig, über die Zahl der in der Dominikanischen Republik lebenden haitianischen Staatsangehörigen Angaben zu machen, da die meisten von ihnen (zum Teil schon seit vielen Jahren) illegal dort sind und arbeiten (d.h. ohne entsprechende Aufenthaltsbewilligung). Es kommen auch -vor allem bedingt durch die problematische politische und wirtschaftliche Lage in Haiti- täglich neue illegale Einwanderer ins Land, die mit ihrer jederzeitigen Zurückschaffung in ihre Heimat rechnen müssen genau wie die anderen, die sich schon längere Zeit im Nachbarland aufhalten, wo Haitianer besonders in der Landwirtschaft und im Bausektor unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen als Hilfskräfte tätig sind. Sie arbeiten aufgrund ihrer prekären Aufenthaltslage zu weit tieferen Löhnen als die Dominikaner. Die dominikanischen Gesetze sagen zwar, dass der Anteil der ausländischen Arbeitnehmer in einem Unternehmen höchstens 20% betragen darf, aber gerade in diesen beiden Wirtschaftssektoren werden diese Bestimmungen allgemein missachtet. Der Anteil der haitianischen Beschäftigten ist dort weit höher.
Ausserdem haben sich auch viele, schon längere Zeit im Nachbarland lebende Haitianer (auch mit Hilfe der Parteien) gefälschte dominikanische Personalausweise beschafft, was eine zahlenmässige Erfassung noch einmal erschwert.
Nationalistische Kreise in der Dominikanischen Republik behaupten, die Zahl der Haitianer im Land betrage über 1 Million (kaum vorzustellen bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 8,5 Millionen) In Wirklichkeit -auch in Übereinstimmung mit Angaben durch internationale und Nichtregierungsorganisationen- dürfte deren Zahl zwischen 600'000 und 700'000 liegen, was aber sehr schwer zu verifizieren ist.
Die illegale haitianische Einwanderung ins Nachbarland geht auf die Zeiten zurück, in denen noch unter der Diktatur der Duvaliers in Haiti Haitianer als Kontraktarbeiter für eine bestimmte Zeit (ein paar Monate) zur Mithilfe bei der Zuckerrohrernte in den staatlichen Pflanzungen und den wenigen privaten Betrieben als Taglöhner ins Land geholt wurden und unter infrahumanen Bedingungen arbeiten mussten. Viele von ihnen
kehrten nach abgelaufener Vertragszeit nicht mehr nach Haiti zurück, sondern blieben illegal im Land. Auch heute werden übrigens noch Haitianer -wenn auch in geringerer Zahl und meistens unter staatlicher Kontrolle- für diese Arbeiten angeheuert, die ein Dominikaner aus verschiedenen Gründen nicht verrichten will. Seit dem Sturz des Duvalierrégimes in Haiti (Mitte der Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts) und dem dadurch bedingten wirtschaftlichen Niedergang und der politischen Instabilität hat die illegale Einwanderung ins Nachbarland stark zugenommen. Die Zahl der Haitianer in der Dominikanischen Republik erhöht sich ständig trotz der andauernden Rückschaffungen durch Polizei und Militär im Auftrag der dominikanischen Einwanderungsbehörde.

Salutations

Perle des Antilles

Hans Bartenstein · Administrator Beiträge: 343 Ort: Manila, Philippinen

Bonjour

obwohl es im Moment wegen der herrschenden Sicherheitslage eher nicht ratsam ist, nach Haiti zu reisen, möchte ich doch mit einigen Fotos auf die Schönheiten dieses Landes und auf dessen freundliche Bevölkerung aufmerksam machen. Ein Besuch in Haiti lohnt sich sicher !

http://www.uwe-schindler.de/hai.htm

http://gbgm-umc.org/missionvolunteers/haiti/seehaiti.htm

http://www.louverture.ch/haiti/haitigalerie/index.html

http://www.galenfrysinger.com/haiti.htm

http://www.pbase.com/world/haiti

Salutations

Hans

Dr. Hans Bartenstein
Manila,Philippinen

Hans Bartenstein · Administrator Beiträge: 343 Ort: Manila, Philippinen

Hola an alle

auch aus der Ferne betreibe ich dieses Forum weiter.

Ich bin auf eine Serie von ausgezeichneten Artikeln gestossen, die von einem in Haiti lebenden Schweizer verfasst sind. Auch Leute, die sich fuer die Dom Rep interessieren, erhalten hier Gelegenheit, sich eingehend ueber das Nachbarland Haiti zu informieren.

Waehrend meiner Jahre in der Dominikanischen Republik habe ich immer wieder festgestellt, dass sehr viele der dort lebenden Auslaender kein oder ein nur sehr geringes Interesse fuer Haiti zeigen. Ich kann nur vermuten, woran das liegt. Es haengt sicher auch mit mangelhafter Schulbildung, dem tiefen Bildungsstand, fehlender Kultur und den einseitigen Interessen vieler in der Dom Rep lebender Auslaender zusammen. Ein nicht kleiner Teil von ihnen hat bestenfalls das Bildungsniveau von Hilfsarbeitern.

Eine grosse Anzahl dieser Leute kann meines Erachtens -auch wenn es ueberheblich klingt- als Abfall aus den Industriestaaten bezeichnet werden. Zu ihnen gehoeren auch diejenigen, die selbst nach Jahren in der Dom Rep nicht einmal in der Lage sind, sich in einem normalen Spanisch auszudruecken und auch nur sehr wenig ueber ihre neue Heimat wissen. Es ist offensichtlich, dass sich diese Auslaender ohne Bildung in der Bildungs- und Kulturwueste der Dominikanischen Republik mehr als wohlfuehlen. Das allgemeine Bildungsniveau der dominikanischen Bevoelkerung ist bekanntlich schlechthin katastrophal.

An sich ist aber Haiti - meiner Meinung nach -ein viel interessanteres Land als die Dominikanische Republik und verfuegt im Gegensatz zur Dom Rep ueber eine uns voellig fremde, bemerkenswerte und reiche Kultur, die in der Karibik einzigartig ist.

Hier sind sie also die Kolumnen von "Swissfoot" aus Haiti:

http://www.swissfot.ch/htm_public_d/basis/artikel-ht.HTM

Als Ergaenzung dazu noch eine Website in englischer Sprache, die sich in interessanten Artikeln mit verschiedenen Aspekten Haitis befasst.

http://www.haitianalysis.com/

Saludos

Hans

Dr. Hans Bartenstein
Manila,Philippinen

Patrick Thomas · Gast

Das ist aber schön, auf Freunde Haitis zu stoßen. Ein faszinierendes Land und sehr eigen. Ein Unikum in einer Welt, die keine Geheimnisse mehr kennt. Danke für dieses tolle Forum und die informativen Beiträge, sehr kenntnisreich geschrieben.

Hans Bartenstein · Administrator Beiträge: 343 Ort: Manila, Philippinen

Hallo Patrick Thomas

danke fuer das Lob. Ich bemuehe mich stets, interessante Beitraege ins Forum einzubringen. Obwohl dieses Forum an sich Kuba und die Dom Rep zum Gegenstand hat, soll auch Haiti als Nachbarland nicht zu kurz kommen, denn es beeinflusst auch das Leben in der Dom Rep, u.a. durch die Folgen aus der Einwanderung der Haitianer.

Ich werde in Zukunft vermehrt auch Themen in das Forum einbringen, die sich ausschliesslich mit HAITI beschaeftigen. Ich hoffe, die Dom Rep und Kuba Interessierten werden mir diesen Exkurs vergeben.

Ich interessiere mich auch persoenlich fuer Haiti, das -meiner Meinung nach- ein weit interessanteres Land als die Dom Rep ist. War auch schon mehrere Male dort.

Besonderen Dank moechte ich Otti (Otto Hegnauer) - Swissfoot - aussprechen, der mit seinen interessant geschriebenen Kolumnen aus Port au Prince zur Attraktivitaet dieses Forums beitraegt und unter anderem das Verstaendnis der haitianischen Kultur und von Land und Leuten unter den Forumsteinehmern wecken soll.

Saludos

Hans

Dr. Hans Bartenstein
Manila,Philippinen

Hans Bartenstein · Administrator Beiträge: 343 Ort: Manila, Philippinen

Bonjour an alle

Das Erdbeben in Haiti und seine schrecklichen Folgen dominieren zur Zeit das internationale Tagesgeschehen. Dieses Thema wird weltweit von den Medien hochgespielt.

Dieses Forum enthaelt in diesem Thread (Reisen nach Haiti !) viele mit Fotos illustrierte Hintergrundinformationen zu Land und Leuten, auf die ich an dieser Stelle hinweisen moechte.

Besonders sind die Kolumnen meines Freundes Otti (Otto Hegnauer) zu erwaehnen, der nicht weit vom Epizentrum des Bebens entfernt -in Cressier- seinen Wohnsitz hatte. Ob er heute noch am Leben ist, ist mir leider nicht bekannt ! Ich hoffe es natuerlich.

Salutations

Hans

Dr. Hans Bartenstein
Manila,Philippinen

Hans Bartenstein · Administrator Beiträge: 343 Ort: Manila, Philippinen

Bonjour an alle

leider habe ich seit dem Erdbeben in Haiti weiter nichts ueber das Schicksal von Otto Hegnauer (Otti ) gehoert. Ich hoffe natuerlich, er ist noch am Leben.

Ich bitte jedermann, der ueber irgendwelche Hinweise ueber sein Schicksal nach dem Erdbeben verfuegt, diese Tatsachen an dieser Stelle zu posten. Es waere wunderbar, wenn ich so eine positive Nachricht erhielte, obwohl meine Hoffnungen auf solche Nachrichten nicht gross sind. Aber wer weiss ?

Mit bestem Dank fuer diesbezuegliche Hinweise und Gruessen aus Manila

Hans

Dr. Hans Bartenstein
Manila,Philippinen

Hans Bartenstein · Administrator Beiträge: 343 Ort: Manila, Philippinen

Bonjour an alle

erst heute habe ich reichlich spaet erfahren, dass Otto Hegnauer (Otti) das Erdbeben in Haiti gottseidank ueberlebt hat. Informationen dazu und zu andern damit verwandtenThemen finden sich in

http://www.lesefutter.ch/index.php?id=225

Auch seine Kolumnen schreibt er weiter unter http://www.swissfot.ch/htm_public_d/basis/artikel_datum.htm

Salutations

Hans

Dr. Hans Bartenstein
Manila,Philippinen