Forum zum Informationsaustausch ES-Betroffener

Claus · Besucher

*** aus privaten Gründen gelöscht ***

hogo · Mitglied Beiträge: 31 Ort: Hamburg

Mit auf den Weg geben möchte ich Dir noch "den Mut zur Lücke".

Auch so ein Druckmittel unserer Gesellschaft, ständig Leistung bringen zu müssen. Schönheit, Vollkommenheit, Reinheit, Sauberkeit in übertriebenen Maße. Wer nicht danach strebt, dem wird suggeriert, daß er ein Außenseiter ist.

Und was kommt dabei raus? Menschen mit Versagensängsten, Frauen mit Magersucht und Eßstörungen, finanzielle Notstände, Angst- und Panikattacken, Selbstmorde...

Gruß hogo

Es gibt keine dummen Fragen. Nicht zu fragen ist dumm.

Amacor · Mitglied Beiträge: 3

Claus,hogo
Ihr sprecht mir aus dem Herzen!
Ich habe dem eigentlich nichts weiter hinzuzufügen,außer vielleicht,wenn´s gefällt, meine eigene,kleine Geschichte:

ich habe (damals)mit 30 nochmal angefangen zu studieren-Medizin.
Ich hatte weder Geld(eher Schulden) noch bekam ich Bafög...ich studierte wie besessen...- und nach der Uni ,zwei ,drei Stunden Schlaf und ab in irgendwelche Nachtwächterjobs um Kohle anzuschaffen...das ging fast total gut...ich hatte mein Physikum und steuerte auf die letzten Hürden zu...manchmal...in so nem Nachtjob...da hatte ich sie plötzlich ...ES...Herzrasen...so zwei bis fünf Minuten lang etwa...200 aufwärts, Carotis"gefühlte"...da ich um die Physiologie und Elektrik des Herzens Bescheid wusste und noch weiß...dachte ich mir nichts Großes dabei...mein Geist war zu sehr auf die Uni und mein Ziel eingestellt...
Ich bekam es im letzten Drittel sogar hin bei einer "Standesbank" einen Kredit über damals 15000DM zu ergattern...da meine Mutter Ihren Mann,sprich mein Daddy,früh verlor und selbst fast mittellos war,ich ja meine Nachtjobs hatte...da war ich sehr froh,ihr damit ein wenig helfen zu können...
Dann nach zwei weiteren Jahren...ich stand 6 Monate vor dem Examen...rollte eine Horrorwelle über mich:
Wohnung wurde gekündigt wg Eigenbedarf...meine damalige Partnerin fing an "rumzuziehen"...meine Bank wollte Raten sehen...ich verlor meinen damaligen "Pflegeherrn",den ich drei Jahre nachts gepflegt hatte,er starb...ich stand plötzlich auf der Straße...Gerichtsvollzieher vor der Tür und so weiter und so weiter...
Um es abzukürzen...ich habe dann den Taxischein gemacht,das ist jetzt über vier Jahre her...ich irre durch die Nächte Frankfurts...inzwischen EV gamacht...mit Zins und Zinseszins sind jetzt schon 40000Euro Mieße über den Jordan...fahre wie ein Wahnsinniger dem Geld hinterher...bin immer noch an der Uni eingeschrieben...und manchmal...aus" heiterem Himmel"...an einer Ampel oder beim Abkassieren...Herzrasen...dann bete ich in mir nur:"Bitte ,Fahrgast-mach daß Du aus meinem Taxi kommst!!!"...auch in der Todesangst will ich noch perfekt sein...wenn ich jetzt krepiere,dann bitte ,hau ab.-.will alleine sein...,raus mit Dir!!!
Organisch habe ich (noch)nix...war bei einigen Spezialisten...aber wenn es passiert...scheiß Todesangst...einmal hatte ich durch Zufall einen liegengebliebenen "Jägermeister"im Auto...ich trank einen Schluck...weg waren sie ,die ES...
Ich nehme auch regelmäßig "Crataegutt"-Tropfen...tut mir gut...Anfälle werden weniger...
...Gottvertrauen...ja,bin zwar ein schlechter Christ,aber in solchen Momenten ist man vergänglich wie die Flamme eines Streichholzes...

Was will ich damit sagen:

Das Herz ist der Kompass unserer Seele...wenn es "schreit",will es uns sagen,daß ihm etwas sehr weh tut...wir erschrecken in solchen Momenten und werden winzig vor Angst...obwohl uns unser Herz in seinem Schrei nur den Richtungswechsel anzeigen will...Kompass spielt verrückt...ist es aber dann endlich vorbei ,machen wir jedoch stur weiter...voll irrsinnig,...etwa so, als fahre man mit dem Auto unbeirrt weiter,obwohl die Ölwarnlampe brennt...

Ich habe jetzt den Gang heraus genommen nach über 1500 Nächten fast am Stück im Taxi...mir sind die Rechnungen und Mahnungen jetzt wurscht-ich höre jetzt auf meinen Kompass...und habe "Gottvertrauen",daß es noch andere Wege in meinem kurzen oder langen Leben geben kann...

Ich möchte gern mal wieder mein Herz "vor lauter Glück"springen fühlen...

Amacor

p.s.hiermit wollte ich all denen,-deren Herz an die Mauer klopft- Mut machen,... ein Stückchen von dem Mut abgeben,den ich selber dringend brauche...um auszusteigen - aus diesem für jede/n "anderswo-verfluchten" Räderwerk!

Amacor · Mitglied Beiträge: 3

tout change,tout va si vite...
la mort,personne ne l´evite...ca c´est certain...!
que serons nous demain?

Amacor

alles ändert sich,alles raßt an uns vorbei,
dem Tod kann aber keiner entkommen...das ist sicher!
was werden wir morgen sein?
(kingt im franz.allerdings viel edler!)

Nomi · Mitglied Beiträge: 84

Es stimmt, wir sollten unser kleines Leben überdenken, was brauche ich wirklich, was soll der Druck der aufgebaut wird nur damit wir einer Rolle gerecht werden. Ich beneide Leute die aussteigen aus diesen Zwangsleben und ihr eigenes locker durchziehen, ohne sich sozialen zwängen unterzuordnen. Ich möchte manchmal meinen Chef eine reinhauen weil er so einen permanenten Druck auf mich ausübt und ich weis es würde mir psychisch hinterher besser gehen. Aber da ist die Wohnung abzuzahlen, die Kinder gehen noch zur Schule, also ducken und so tun als währe nichts.
Amcor könntest du deinen Spruch mal übersetzen?? Bitte.
Tschüß Nomi

Becca · Gast

mir geht es ebenso, ich denke meine es sind ein zeichen so wie ich es jetzt mache nicht mehr weiterzumachen. ich bin allein erziehende mutter und altenpflegerin. ich mache nur nachtdienst, da ich noch das fachabi nachhole. und nachtdienst im altenheim ist echt übel. seit es mir jetzt so schlecht geht, habe ich erst den mut gefunden zu handeln. ich habe gekündigt und werde ab januar als stellvert. pflegedienstleitung arbeiten, in einem total überschaubaren pflegedienst usw. nette chefin etc. und vor allem tagdienst. für die abschlussprüfung im dezember habe ich mir ganz frei genommen! ja alles schlechte hat auch sein gutes!
mir fällt noch etwas ein für uns, obwohl ich nicht richtig gläubig bin, im sinne von kirche usw. hilft mir hin und wieder dieser spruch:

gott gebe mir
die gelassenheit,
dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann,
den mut,
dinge zu ändern,
die ich ändern kann,
und die weisheit,
das eine vom anderen
zu unterscheiden.

becca