Ebbes Asyl

Insulaire

- wenn nur ned ...

Wenn der Wind vom Westen kimmt,
s'Liedal vom Atlantik singt
und die Luft mit Salz vermischt
mir die Sehnsucht aufitischt,
denk i' schoo mit Freud' ans Meer;
- wenn nur ned des Heimweh wär ...

S'Wasser ist zum Greifen nah,
Wellen, Sonne, alles da!
Fünf Minuten mit dem Rad, -
Meeresrauschen stets parat,
liebe Menschen, keiner fies,
Leben wie im Paradies.
Sag mir jetzt: Was will man mehr?
- Wenn nur ned des Heimweh wär ...

Bin i' im Gebirg dann drin,
ziehts mich bald zum Meere hin.
Und so fahr' ich hin und her.
- Wenn nur ned des Fernweh wär ...

Insulaire

"Was soll's?!",
ist oft mein Lieblingssatz;
- er schafft im Kopf ein bisschen Platz.

Wenn auch das Herz ganz anders denkt,
hoff' ich, dass der Verstand mich lenkt.

Insulaire

vergehen vergangen

Ich war einmal ... ein Hagelsternchen
(erinner mich genau!)
und segelte mit ander'n Körnchen
durch Wolken, kaltwarmgrau.

Da - neben mir im Regensturme
ein Korn im Festgewand,
das blitzte, glitzerte und funkte,
- nahm meine kalte Hand.

Im Gleichklang uns'rer weißen Herzen
mit heißem Blick im Blick
ging's rasend abwärts auf die Erden.
Sie nahm uns auf. - - Klick-Klick.

Wir lagen gleißend beieinander,
bis dass die Sonne kam.
Schnell schmolzen all die schönen ander'n.
Wir - hielten stand! ... Nicht lang.

Uns liebend, glühend zu umarmen
in diesem Augenblick
des Schwindens, Ineinanderfließens,
war alles, was uns blieb.

Insulaire

vergehen und vergangen

Wir war'n einmal zwei Regentropfen
und flogen Hand in Hand
auf einen hohen Regenbogen,
wo uns die Sonne fand.
Und wir verbrannten
bunt
im Glück ...
- nur
eine
Träne
blieb
... zurück.

(schluchz !!)

Insulaire

(schluchz !!)

Die arme Träne kam hier an.
Doch auf der Insel ward's zu warm.
Sie wurde immer weniger
Der Wind - es war ein föniger -,
der brachte wamen Regen.
Dies war der Träne Segen;
denn sie, für alles allzeit offen,
vermählte sich mit einem Tropfen
des salzigen Atlantikregens,
was nicht nur appetitanregend,
nein - auch geschmacklich sehr gut passte,
da jeder (salzig) Salz nicht hasste.
Nach Hochzeits-schmaus und -nacht am Strand
man nichts mehr von den beiden fand.

Nur eine Welle rollt und kichert:
"Die zwei war'n gegen Wasser nicht versichert!"

Insulaire

Wenn eine(r) eine Reise tut ... 1.

Neulich fuhr sie nach Versailles,
hatte ihren Mann dabei,
Schlossbesichtigung - ganz toll,
Menschenmassen, alles voll.
Wollten etwas abseits geh'n,
um die Kerker zu besehn,
die dereinst, und das recht satt,
'Widersacher' in sich hatt'.

Dort schob diese brave Frau
ihren Mann (sie war sehr schlau)
"nur zum Spaß" in ein Verlies
(oh, ihr meint wohl, das wär' fies?).
Nun, er sollte ausprobier'n,
ob die Riegel funktionier'n ...
Hat auch alles toll geklappt.
Schlösser, zack!, gleich eingeschnappt.

Ehemann erhielt zum Schluss
einen dicken Abschiedskuss.
Schilder wurden umgedreht,
worauf nun zu lesen steht:
"Dieser Trakt, - man halt' sich fern! -,
ist für Jahre zuzusperr'n!"
Ehemann, der brüllt und schreit.
Keiner hört ihn weit und breit...

Drauß' im Schlosshof tanzt das Weib,
fährt nach Haus, - dort steht bereit
schon der Hausfreund - und deer lacht:
"Schbatzi, das hast fein gemacht"!

Insulaire

Wenn eine(r) eine Reise tut ... 2. Teil

"Schbatzi" langweilt sich so sehr.
Ist schon bald zwei Jahre her,
dass sie sich für ihren Schatz,
nur für ihn, entschieden hat,
ihn!, der Gutes ihr getan
einst als Hausfreund und Galan.

Heute ist er faul und träg,
während sie von früh bis spät
an (vergang'ne?) Liebe denkt
- wie er damals sich verrenkt,
um ihr Wonne anzutun,
Freude schenkend. - Aber nun? ...

Also - steht 'ne Reise an.
Schbatzi packt den Anti-Mann
in ihr Auto, auf nach France.
Dort gibts Schlösser ja "en masse"...
Schatz geht gerne darauf ein,
will halt nur bei Schbatzi sein.

Auf der schönen Ile de Ré
steht am Strande, so bei Lee,
ein Gefängnis, das man an
und auch ab besehen kann;
- fast verfallen, nah dabei,
eine uralte Abtei.

Dort - noch eine letzte Chance
für den Schatz (oh Mann, gib Gas!) -
macht sich Schbatzibutz nun 'ran
an den faulen Liebesmann,
kettet (und das mag er doch?)
ihn mit List ins Mauerloch.

Doch - da er nur komisch guckt,
keine Liebesglut ihn juckt,
denkt sich Schbatzibutz: "Was soll's,
war halt doch ned so was Toll's.
Werde auf die Reise gehn,
wieder nach "'was Neuem" sehn."

Hausfreund Schatz verdorrt auf Ré,
denkt am Schluss: "'s war trotzdem schee!"

Karona

Hab ganz herzlich grad gelacht,
typisch ist es wie sie's macht.
Kerker werden so gefüllt,
das sagt sie ganz unverhüllt
und so drängen sich die Massen,
manche können‘s gar nicht fassen,
tief in dunkelen Verliesen,
um ihren Lebensabend zu genießen.

Insulaire

Ich darf nicht ...
...Rammstein hören ?
Da fühl' ich wie die jungen Gören
und lass mich vom Gebrüll beschwören.
Ich schrei' laut mit beim Autofahren.
Mir macht das Spaß - in meinen Jahren !

Ich darf nicht ...
... Schmetterlinge spüren ?
Die soll'n mir Kopf und Herz pürieren!
In meinem Bauch muss sich was rühren;
will mich auf's Neue stets verlieben.
Auch später noch - mit hundert-sieben.

Ich darf nicht ...
... Liebe leben ?
Möcht intensiv und alles geben,
am liebsten jeden Tag abheben,
Körperbewusstsein voll bejahen,
nicht prüde - auch in unser'n Jahren !

Ich darf nicht ...
... anzieh'n, was ich möcht ?
Ach Leute, daa kennt ihr mich schlecht;
- mach' mir 'nen Schlitz ins Kleid - erst recht !
In meinen knalligengen Jeans
schwing' ich den Po von rechts nach links.

Ich darf nicht ...
... peercen, tätowieren ?
Mit Peercing würd' ich's gern probieren,
um mir den Nabel zu verzieren.
Seit kurzem trag' ich ein Tattoooo
mit deinem Namen. - Frag mich - wo !

Ich darf nicht ...
... Pfeife rauchen ?
"Wie kann man nuur als Frauchen
ne dicke Pfeife schmauchen, -
und dies in iiiihhren Jahren !?!"
Deen Spruch musst ich erfahren!

Ich darf nicht ...
... in die Disco mit ?
Kenn' nicht nur jeden alten Hit,
beherrsch' den allerneu'sten Schritt.
Bis nachts um Vier tanz' ich mit Walter,
dem DC - auch in meinem Alter !

Keiner bringt mich zum Alten-Club!
Ich halt mich fit mit HulaHoop.
Kenn mich auch am PC gut aus;
im Internet bin ich zu Haus.
Ich esse, was ich mag
und rauche jeden Tag,
genieße jede Stund',
ob rank, ob bisschen rund.
Ich lass' mich nicht verdrießern
von ollen Spießern !

Insulaire

Kunigunde

Das Ritterfräulein Kunigunde
sprach einst zu Freundin Edelgunde:
"Ich würd' so gern mal eine Runde
mit Ritter Hansi dort im Grunde
im Grase liegen
- und ihn besiegen.

Doch stört mich - und auch ihn - mein Mieder,
das fest aus Eisen und bis nieder
zum Knie mir reicht. - Doch hin und wieder
möcht ich gern sündig sein, ... nicht bieder.
Leih' mir den Schlüssel
für ein Geküssel."

Bald knirscht' im Keuschheitsgürtelspunde
der Schlüssel. - Oh, welch freud'ge Kunde!
So kam der Hans zur Kunigunde,
liebkoste ihre Liebeswunde
- und tat es feste.
Er war der Beste.

Nach der Erfahrung, dieser süßen,
nach Liebeswonnen und -ergüssen
(sie wird den Hansi sehr vermissen),
muss Kuni sich erneut verschließen,
mit fromm' Gebaren
den Schein zu wahren.

Nach Monaten dringt aus der Kammer
von Kunigund gar laut' Gejammer,
und schon verbreitet sich die Kunde,
- die Kuni ruft nach Edelgunde!:
"Bring mir ganz schnell den Schlüssel wieder.
Ich komme nieder."