Geisterstund am Wannengrund
Pünktlich Null-Uhr zur Geisterstunde
- ich döse grad' für eine Runde
im herrlich heißen Bade ein
mit Rotwein und bei Kerzenschein -,
da pumpert's, zweimal laut, dann leis
an meiner Türe. Und ich weiß,
das kann mein kleiner Freund nur sein,
mein Garten-Igel. Er will rein.
Noch nie hielt ich die Tür ihm offen.
Doch heut hört er nicht auf zu klopfen.
Ohn' Unterlass mit großem Fleiß
tönt's: zweimal laut und einmal leis.
"Na komm", ruf ich, da er so fleht,
"die Türe ist nur angelehnt".
Er grummelt, brummt. Er ist so frei.
Schon hör ich seine Trippelei.
Daa steht er nun und reckt sich höher,
guckt mich doof an; - und ich noch dööfer,
als er das Badetuch erklimmt,
das neben mir am Haken schwingt.
Er zieht sich hoch und schnauft dazu
fast wie ein Eber. Ich seh' zu,
wie er auf meiner Höhe dann
sich fallen lässt in meine Wann`.
Vor Schreck erstarren meine Glieder;
doch fass' ich mich gleich darauf wieder.
"Frosch-König!" - Ich denk an die Mär...
Gibt "Igel-König" auch 'was her?
Wenn ich ihn aus dem Wasser fisch
und an die Wand werf, ändert sich
dann seine äußere Figur?
Wird er zum Prinz?, - bleibt Igel nur?
Na, ich möchts lieber nicht probieren,
kein Blutbad um mich rum riskieren.
Ich sitz im Wasser, schau wie dumm,
- Herr Igel schwimmt um mich herum,
dreht seine Kreise, immer näher...
Nun taucht er unter. Sanft, dann weher
spür ich die Stacheln auf der Haut.
Er piekst mich, sticht mich, blubbert laut.
Die Igelschnauze taucht soeben
kurz auf. Was muss ich da erleben?:
Ein teuflisch-freches Grinsen nur.
Ihm tuts nicht leid, - nein, keine Spur.
So sieht nur aus, wer hämisch lacht.
Das Stechen hat ihm Spaß gemacht!
Schnell möcht ich aus der Wanne raus,
will mich erheben, rutsche aus.
Deer Badetraum, der endet schrecklich.
Mein Schrei - und kaltes Wasser - weckt mich.
© Insu