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Karona

Administrator

Beiträge: 28489


New PostErstellt: 31.01.09, 21:43     Betreff: Re: KURZGESCHICHTEN ....... (Geschichtchen, Erlebnisse, Träume etc. ...)

Aquarien, Aquarianer,
da habe ich ebenfalls eine kleine Geschichte parat.

Ich hatte damals ein Aquarium eingerichtet, bei dem
es mir gelang und das dauerhaft, ein gesundes Biotop
zu erhalten. Das lag im Wesentlichen daran, dass ich
nie Trockenfutter benutzte, sondern immer dafür sorgte,
dass meine Pfleglinge ausreichend mit Lebendfutter
versorgt waren.

-Der Sommer hatte es in jenem Jahr in sich. Viele
Tümpel und Teiche waren schon zugewuchert und gaben
wegen Sauerstoffmangel nichts mehr her oder waren
fast völlig ausgetrocknet. Die Sonne brannte indes
weiterhin erbarmungslos vom Firmament. Es war einfach
schier zum Verzweifeln. Nirgendwo gab es für die
zahlreichen hungrigen Mäuler hinter dickem Spiegelglas
Lebendfutter aufzutreiben.

Ich schaute auch diesmal wie so oft auf das lebendige
Farbenspiel in meinem 125.Liter-Aquarium und konnte
mich des Eindrucks nicht erwehren, dass mich die vielen
Augenpaare erwartungsvoller als sonst fixierten.

Für mich stand bei deren Anblick fest, auch in Zukunft
kein Trockenfutter zu verwenden. Also blieb mir nichts
weiter übrig, als mich, wie schon in den Tagen zuvor,
auf mein Moped zu schwingen und los zu düsen, in jene
Waldgebiete, von denen ich die Erinnerung hatte, dass
dort eventuell Tümpel zu finden seien.

Die Zweige, die mir während der Fahrt ins Gesicht
peitschten, und den Schweiß, der mir den Blick trübte,
all das nahm ich während der Fahrt kaum wahr. Weit und
breit jedoch nur staubige Wege und das Schweigen eines
Kiefernwaldes, der geradezu nach erlösenden Regengüssen
lechzte. Plötzlich jedoch, wie ein Wunder, sah ich
frisches Grün, das sich leicht im Wind neigte, und das
glitzernde Funkeln eines kleinen Waldtümpels, der sich
unmittelbar vor mir ausbreitete. Aufgeregt stellte ich
mein Moped ab, griff den selbstgebastelten Kescher und
begann unermüdlich, mit kreisenden Bewegungen, mein Glück
nach lebendigem Futter, wie auch immer, herauszufordern.

Ich traute meinen Augen kaum, als ich schon nach kurzer
Zeit eine beträchtliche schwarze Masse im Kescher vorfand.
Ein wundervoller Fang, so glaubte ich jedenfalls. Erst als
der Plastbehälter eine durchgehende schwarze Färbung annahm,
beendete ich die Aktion, um mich in Windeseile auf den Heimweg
zu machen. Bis nach Hause waren es nur wenige Kilometer,
und ich freute mich natürlich riesig.

Als erstes entleerte ich den Inhalt des Behälters in ein
im Bad deponiertes Futteraquarium. Anschließend versorgte
ich meine Pfleglinge und genoss es, wie sie sich auf die
Larven stürzten.

Stunden später, ein gellender Schrei zerriss die anheimelnde
Stille des sonntäglichen Nachmittags. Mein siebenjähriger
Sohn war gerade der erste Badbenutzer seit meiner erfolgreichen
Expedition geworden. Ich stürzte nichts Gutes ahnend ins Bad
und erstarrte, als ich der Bescherung ansichtig wurde vor
Entsetzen. Abertausende der Mückenlarven, die inzwischen
geschlüpft waren, ließen die Wände im Bad schwarz erscheinen.
Eine Vielzahl der Stechmücken, deren Larven waren das nämlich,
waren zudem bereits zum Angriff übergegangen oder hatten
sich nach dem Öffnen der Tür in Windeseile in der gesamten
Wohnung zu kleinen Wolken verdichtet. Eilends kescherte ich
nun mit der Angst im Nacken, dass mein ganzes Futter
davonfliegen könnte, als erstes das Becken leer. Die immer
noch gewaltige Masse brachte ich schleunigst in kleinen
Plastikschalen unter, die ich danach im Eisfach unseres
Kühlschrankes verschwinden ließ. Allerdings sollten uns die
bereits geschlüpften Mückenlarven, als blutrünstige Monster,
noch tagelang in Atem halten und darüber hinaus schlaflose
Nächte bereiten.

Karona





Ideale sind wie Sterne,
Man kann sie nicht erreichen,
Aber man kann sich an ihnen orientieren.

(Carl Schulz)
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