Kunigunde

Das Ritterfräulein Kunigunde
sprach einst zu Freundin Edelgunde:
"Ich würd' so gern mal eine Runde
mit Ritter Hansi dort im Grunde
im Grase liegen
- und ihn besiegen.

Doch stört mich - und auch ihn - mein Mieder,
das fest aus Eisen und bis nieder
zum Knie mir reicht. - Doch hin und wieder
möcht ich gern sündig sein, ...  nicht bieder.
Leih' mir den Schlüssel
für ein Geküssel."

Bald knirscht' im Keuschheitsgürtelspunde
der Schlüssel. - Oh, welch freud'ge Kunde!
So kam der Hans zur Kunigunde,
liebkoste ihre Liebeswunde
- und tat es feste.
Er war der Beste.

Nach der Erfahrung, dieser süßen,
nach Liebeswonnen und -ergüssen
(sie wird den Hansi sehr vermissen),
muss Kuni sich erneut verschließen,
mit fromm' Gebaren
den Schein zu wahren.

Nach Monaten dringt aus der Kammer
von Kunigund gar laut' Gejammer,
und schon verbreitet sich die Kunde,
- die Kuni ruft nach Edelgunde!:
"Bring mir ganz schnell den Schlüssel wieder.
Ich komme nieder."