Wählen gehen (Quelle WAZ)

Die Feinde Europas haben Europa entdeckt. Sie versuchen, das
Einigungswerk von innen heraus zu Fall zu bringen. Nicht nur die
Rechtsextremisten aus Osteuropa marschieren im Stechschritt auf
Straßburg zu. Auch im Westen erhalten Europaskeptiker und Nationalisten
Zulauf. Mit billiger Polemik torpedieren sie den Reformvertrag von
Lissabon, verteufeln den Türkei-Beitritt und machen die EU pauschal zum
Sündenbock für alle Fälle.

Ja, es gibt auch berechtigte Kritik an der EU. Die
Abschottungstendenzen gehören dazu, die unbarmherzige
Flüchtlingspolitik, die Exportsubventionen, die den Hunger in Afrika
verschärfen. Die größer und stärker gewordene EU wird in mehrfacher
Hinsicht der Verantwortung nicht gerecht, die sie in der Welt hat. Im
Innern plagt sie sich mit zu viel Bürokratie und zu wenig Demokratie;
nicht von ungefähr wenden sich viele Bürger ab. Die historische
Leistung der Einigung und die Tatsache, dass es zu einer noch
intensiveren Zusammenarbeit gar keine Alternative gibt, gerät im Rummel
der nationalen Eitelkeiten oft aus dem Blick.

Umwelt, Klima, Terror, Krieg und Frieden: Die großen Herausforderungen
kennen keine Staatsgrenzen, kein Land kann die Zukunftsfragen allein
beantworten. Die Europäische Union ist ein politischer und
wirtschaftlicher Faktor in der Welt, und das Parlament ist längst nicht
mehr nur das demokratische Feigenblatt, als das es vor drei Jahrzehnten
begann. Es hat seine Macht erheblich ausgebaut.

Bei allem Ärger im Detail: Europa darf nicht den Marktfanatikern und
Bürokraten überlassen werden - und das Europaparlament nicht seinen
Feinden.

...ein Grund mehr für mich unbedingt morgen zur Wahl zu gehen und zu wählen!!