Einführung
Ihr Kind ist der Boss. Es bestimmt in aller Regel selbst, wann es auf die Welt kommen will. Was die Geburt letztendlich auslöst, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Die Geburt Ihres Kindes werden Sie sicherlich wesentlich schmerzvoller und dennoch schöner erleben, als die medizinische Theorie es beschreiben kann. Wichtig scheint dabei, zuversichtlich zu bleiben und keinen Raum für quälende Gedanken zu lassen. Am Ende der nun folgenden Prozedur werden Sie Ihr Baby in den Armen halten.
Die Geburt wird in drei Phasen aufgeteilt:
die Eröffnungsphase, die Austreibungsphase und die Nachgeburtsphase, die im nachfolgenden Text ein wenig erklärt werden:
Eröffnungsphase
Es geht nun also los. Die puren Kräfte der Wehen bewirken, dass die Gebärmutterwände den Gebärmutterhals (Zervix) nach oben ziehen. Normalerweise ist dieser Zervix ein dicker ca. 2cm langer Kanal und durch den äußeren Muttermund verschlossen. Jetzt verkürzt er sich allmählich bis er ganz verschwunden ist. Durch die Wehen öffnet sich der Muttermund nach und nach bis er selbst 10 cm weit ist. Hierbei ist aller Anfang schwer, denn allein für die ersten 3 cm braucht man, bis die Eröffnungsphase zur Hälfte vorbei ist. Ab Ihrem 2. Kind kann diese sog. "Ausstreichung" des Gebärmutterhalses und die Öffnung des Muttermundes fast gleichzeitig stattfinden, denn die Gebärmutter ist diesen Prozess von vorherigen Geburten schon gewohnt.
Der Kopf Ihres Babys drückt nun ins Becken und Sie verspüren bereits das Verlangen, es herauszupressen. Wenn der Muttermund noch nicht vollständig geöffnet ist, müssen Sie dieses Verlangen jedoch unterdrücken - gar nicht einfach. Die erlernten Atemübungen aus der Geburtsvorbereitung können hierbei helfen. Auch Schreien kann Ihnen Erleichterung bringen!
Die Eröffnungsphase dauert bei Erstgebärenden normalerweise 6-12 Stunden, ab dem 2. Kind kann sie sich auf 2-8 Stunden verringern. Wichtig ist, dass Sie bestimmen, was Ihnen am bequemsten ist. Einige Frauen gehen noch lange spazieren, andere wollen lieber baden, stehen, sitzen oder liegen. Lassen Sie sich von Ihrem Körper leiten, und versuchen Sie alles, um sich die Lage so erträglich wie möglich zu machen.
Ist der Muttermund vollständig geöffnet, geht die Gebärmutter direkt in die Scheide über: der Weg ist frei für Ihr Baby!
Austreibungsphase
Ab nun darf gepresst werden!
Die Austreibungsphase beginnt mit dem Durchtritt des Kopfes durch den äußeren Muttermund. Diese Phase dauert durchschnittlich eine Stunde, bei nachfolgenden Geburten meist nicht mehr als 20 Minuten.
Beim Pressen leitet Sie die Hebamme genau an, wann Sie ein- und ausatmen sollen. Nun arbeitet auch Ihr Kind mit . Mit eng angelegten Armen und Beinen drückt es mit dem Hinterkopf auf den Ausgang.
Der Damm weitet sich und der Kopf Ihres Kindes wird sichtbar. Die Hebamme versucht mit bestimmten Druckbewegungen, den Weg des Kindes durch den Geburtskanal zu erleichtern.
Hat der Kopf die Vulva (äußere weibliche Geschlechtsteile) einmal erreicht, sollten Sie mit Pressen aufhören, da es sonst zu einem Dammriss kommen kann. Die Wehen werden den Kopf von alleine behutsam austreiben. Versuchen Sie, sich zu entspannen. Sollte es notwendig sein, nehmen Arzt oder Hebamme einen Dammschnitt vor, um die Geburt des Kopfes zu erleichtern. Der Kopf Ihres Babys kommt mit dem Gesicht nach unten zur Welt. Sofort schaut es neugierig nach links und rechts. Noch eine Wehe, und die Schultern kommen vor. Der Rest des kleinen Körpers rutscht dann "wie von selbst" heraus. Ihr Baby ist da!! Ein Wunder ist vollbracht. .
Lassen Sie sich Ihr Baby jetzt auf Ihren Bauch legen, von Ihren Armen umschlossen und einem warmen Handtuch umhüllt. Es ist das herrlichste Gefühl der ganzen Welt und alle Schmerzen der vergangenen Stunden sind wie weggeblasen. Vielleicht mag Ihr Baby jetzt schon an Ihrer Brust saugen, wenn Sie es stillen wollen.
Genießen Sie das Hochgefühl, Sie und Ihr Kind haben es sich verdient.
Nachgeburtsphase
Nun können Sie sich ausruhen und darüber freuen, dass Ihr Baby endlich da ist. Einige Minuten nach dem Kind kommt durch die Nachwehen noch die Nachgeburt, d.h. die von der Gebärmutterwand gelöste Eihaut und Plazenta. Sie ist etwa so groß wie ein Kuchenteller und zwei bis drei Zentimeter dick. Die Hebamme wird die Plazenta sofort auf ihre Vollständigkeit prüfenum sicherzustellen, dass wirklich kein Teil in der Gebärmutter zurückgeblieben ist, das Komplikationen verursachen könnte. Auch wenn die Plazenta geboren ist, haben Sie noch Nachwehen, die meist von Kind zu Kind stärker werden. Die oft nicht schmerzfreien Nachwehen sind sehr wichtig. Sie sorgen dafür, dass sich die Gefäße in der Gebärmutter verengen und die Blutung zum Stillstand kommt.
In selteneren Fällen kommt es vor, dass sich die Plazenta auch nach einer halben bis einer Stunde noch nicht gelöst hat. Dann können Sie folgendes ausprobieren:
# In die Hocke gehen
# Mit offenem Mund blasen oder husten
# Die Blase entleeren
# Ihr Kind stillen
# Ein homöopathisches Mittel einnehmen
Löst sich die Plazenta trotzdem nicht, muss sie unter Betäubung geholt werden.
Falls ein Dammschnitt nötig war, wird dieser nun vernäht. Dies geschieht meistens unter örtlicher Betäubung und ist damit schmerzlos.
Um sicherzustellen, dass es Ihnen und Ihrem Kind gut geht, verbringen Sie noch etwa zwei Stunden im Kreißsaalbereich, wo Arzt und Hebamme Sie beobachten können. Zeit, um sich mit Ihrem Kind anzufreunden und das Stillen schon mal zu versuchen.
Wenn Sie nicht ambulant entbinden möchten, sondern in der Klinik bleiben, dann werden Sie nun auf die Station verlegt. Auch einige Stunden nach der Geburt kann es noch zu Nachwehen kommen, die von Kind zu Kind schmerzhafter werden können. Sie sorgen dafür, dass sich die Gebärmutter schneller wieder zusammenzieht. An Schlaf ist häufig überhaupt nicht zu denken. Zwar sind Sie erschöpft, aber gleichzeitg wird die Freude über Ihr Kind und die glückliche Geburt Sie noch eine Weile wach halten !
Quelle: urbia