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Jaro
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Beiträge: 252 Ort: Nürnberg
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Erstellt: 02.03.06, 11:56 Betreff: Die Baby-Mamas
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Die Baby-Mamas Ingrid Müller Sie stehen auf P!ink, David Beckham, Michael Ballack. Sie haben Daniel Küblböck und die Superstars von morgen im Kopf. Sie lieben Designerklamotten und schwärmen für Paris Hilton. Sie sind gerade mal 12, 13, 14 - und schon kleine Mamas
Fataler Flirt: Wenn Kinder Kinder kriegen Wissen Sie, was Sex ist? Nein? Mädels und Jungs haben da schon Ideen, ziemlich unterschiedliche allerdings. Schwangerschaft, Babys und Kinder kriegen assoziieren junge Mädchen mit dem Sex, während es bei den Jungs gedanklich mit diesem Zusammenhang hapert: "Die Lust steht im Vordergrund, das mit dem Kinder kriegen ist den Jungs nicht so klar", sagt Sebastian Kempf, Sexualberater bei pro Familia, auf einer Pressekonferenz in München. Der erste Samenerguss bedeutet soviel wie "Super, das macht Spaß, jetzt bin ich auch dabei", die Mädchen denken bei der ersten Menstruation eher: "Ich bin jetzt Frau." Mangelnde Aufklärung und Wissenslücken, was Verhütung und den eigenen Körper angeht - das kann gewaltig schief gehen. 5420 Kinder minderjähriger Mütter kamen in Deutschland im Jahr 2002 auf die Welt, berichtet das Statistische Bundesamt. 556 Babys hatten kleine Mamas, die 15 Jahre und jünger waren.
Löcher im Gedächtnis Anonyme Umfragen in Schulen zeigten, wie viel Ahnung die jungen Leute tatsächlich haben. Zwei Drittel einer Schulklasse behaupteten beispielsweise, über den Empfängniszeitpunkt Bescheid zu wissen. Bei tieferem Nachbohren sank die Zahl der Schlaumeier allerdings ganz schön: Genau wussten es nur 42 Prozent der Mädchen und schlappe 22 Prozent der Jungen.
Auch bei der Anatomie tappten die Jungendlichen im Dunklen. Hat der Verdauungstrakt etwas mit der Gebärmutter zu tun? Oder: Können Mädchen durch Oralsex schwanger werden? Gymnasiasten einer 9. Klasse war dies völlig schleierhaft. Nicht besser sieht es bei den Verhütungsmethoden aus. Kalender, Pille, Kondom, das kennen die meisten, aber "Aufpassen und Rausziehen", erzählt Kempf, "das halten viele sogar für eine sinnvolle Verhütungsmethode." Dabei, so erklärt pro Familia den jungen Leuten, "ist das so sicher, wie unangeschnallt mit Tempo 100 an die Wand zu donnern."
Junge Frühstarter Freizügiger, nicht mehr so verklemmt wie zu den prüden Zeiten Anfang des Jahrhunderts ist der öffentliche Umgang mit dem Sex. TV-Soaps, in denen sämtliche Tabus, Barrieren und Hüllen fallen, Naomi Campbell auf Plakaten mit einem Hauch von Nichts, selbst Janet Jackson fällt vor laufenden Kameras die Brust aus dem Bustier.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich schlau zu machen, zumindest, wie Sex technisch geht - Familie, Schule, Freunde, Beratungsstellen, Zeitschriften oder im Internet, ganz anonym. Vor allem die Eltern, sagt Kempf, spielten eine wichtige Rolle. Aber die ziehen sich oft mit dem Satz aus der Affaire: "Du, wir müssen da mal über was reden" - nein, das brauchen junge Leute ganz bestimmt nicht. Vielmehr sollten Eltern schon auf ganz frühe Fragen Anworten geben, fordert der Sexualberater, denn der erste Sex findet immer früher statt.
Bei den 14-Jährigen hatten elf Prozent der Mädchen und acht Prozent der Jungen schon mal Sex, wie eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) von 2001 ergab. Bei den knapp unter 18-Jährigen hatten ein Drittel der Mädchen und 40 Prozent der Jungen noch keine Sexerfahrung. "Ein ganze Menge der Jugendlichen hält sich zurück", glaubt Kempf.
Verhütungspannen Trotzdem werden viele Teenies unter 18 ungewollt schwanger, was nicht immer an der mangelnden Aufklärung, sondern auch an Verhütungspannen liegt. Kondom geplatzt, Pille oder Verhütung komplett vergessen. Dabei ließe sich an der Situation noch etwas ändern, mit der "Pille danach", noch 72 Stunden nach dem ungeschützten Sex. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern ist diese Pille in Deutschland rezeptpflichtig - nicht ganz einfach, da ran zu kommen. Junge Leute brauchen zunächst einen Arzt bzw. eine Notfallpraxis, dann "Mut und einen zweiten Anlauf", weiß Eva Zattler von pro Familia München.
Väter auf und davon Manche verdrängen die Schwangerschaft bis zuletzt, andere müssen erst den Schock verdauen, entscheiden sich dann aber doch fürs Kind. Die Mehrheit der Mädchen bricht die Schwangerschaft ab, Adoption ist für die jungen Leute überhaupt keine Alternative. "Nicht jede Schwangerschaft ist unerwünscht", sagt Zattler. Für manche Mädchen sei ein Kind durchaus eine Perspektive, je nachdem, aus welchem Elternhaus sie kommen. Manche tragen Verantwortung für Eltern und Geschwister, warum nicht auch für ein eigenes Kind? Hoffnungslos überfordert mit der Situation und der Verantwortung sind jedenfalls die jungen Väter. Die Eltern machen Druck, "und dem", erklärt Zattler, "geben die Jungen ziemlich schnell nach."
Egal, wie die Entscheidung ausfällt - die Beziehung der jungen Paare hat meist keine Chance und geht noch während der Schwangerschaft zu Bruch. "Die Mädchen müssen sich auf ein Leben als Alleinerziehende einstellen", sagt Zattler, "und das ist eine erhebliche Belastung."
"Sex gehabt" Schulabschluss und Ausbildung sind extrem wichtig, sonst droht der Absturz in die Sozialhilfe. In wie vielen Fällen das gelingt, darüber gibt es keine Zahlen. Aber manche Mädels kriegen einen Abschluss hin, mit Unterstützung von Schulleitern und Lehrern. Eher die Ausnahme, so Zattlers Erfahrung, weil die Schule den Mädchen meist "empfiehlt", für die Zeit der Schwangerschaft zu Hause zu bleiben. Warum? "Die Minderjährige zeigt, dass sie Sex gehabt hat", sagt Zattler, "und dieses Schild trägt sie neun Monate um den Hals."
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