Danke Peter.
Hallo Gerd,
hier noch was zum Lachen und damitte siehs, wie nützlich die Ibiza-Tasche auffe Insel nützlich is.J
Beschiss im Tante- Emma-Discount: Püttmann auf Ibiza... 6. Folge
von Wolfgang M. A. Bessel | Remscheid
Die Einführung des Euros verführte viele Händler in Spanien zu Betrügereien. Willi Püttmann durchschaute das Spielchen.
Beschiss im Tante-Emma-Discount
Ich wollte meine Berta ausnahmsweise ma mit nem gedeckten Frühstückstisch überraschen, da stellte ich fest, dat überhaupt nix mehr zum Beißen inne Wohnung war.
„Bertaaa“, rief ich enttäuscht, „der Eisschrank hat ja mehr Kohldampf als ich, der iss ja voll leer!“
„Ja, Willi, dat weiß ich, hier hasse die Ibiza-Tasche und nen Einkaufszettel. Flitz schnell ma in dat kleine Geschäft, hundert Meter links, direkt am Telefonhäusken gegenüber.“
„Berta, muss dat wirklich sein?“ Ich wartete die Antwort nicht ab. Ein Blick von ihr reichte mir.
„Wat iss mit Peseten, Berta?“
„Brauchse doch jetz nich mehr, nur noch Euros, Williken.“
Jau, iss auch wahr, jetzt können se dich nich mehr so leicht betuppen und du muss dir nich mehr dat Hirn winden wegen die verdammte Umrechnerei!
Ich betrete etwat kritisch den kleinen Laden. Enger als in Alemania waren die Gänge schon, dafür waren die Regale aber proppevoll. Hier kriegteste wirklich allet, nur eben auf engstem Raum gequetscht und gestapelt.
Kommt dir ma ne fülligere Tante entgegen, dann musse schwer aufpassen, dasse dat Fraumensch nich unsittlich streifen tus. Am besten machse vorher mit dem Einkaufswagen son kleinet Angriffsmanöver, dat die Olle abhaut, oder winks den Drachen energisch beiseite. Du kannz natürlich auch vorwurfsvoll mit die Augen rollen, dat die dat so richtig merken tut und dich dann vorbei lässt.
Oh, kuck ma, Wilhelm, denk ich, wat sehen denn da deine Augen? Cerveza, jede Menge Sorten, nur mein „Köpi“ nich dabei. Egal, „San Miguel“ tut et auch zur Not.
Sechs Packungen à sechs Püllekes, rinn inne Täsch. Oh, wat sehe ich denn da, da stehen ja Literflaschen. Allet wieder raus und acht vonne Literflaschen rein.
Die Ibiza-Tasche war jetz leider schon voll. Die musste nun ganz schnell gesichert werden. Fünf Liter Wasser noch schnell unterm Arm geklemmt und dann ging et ab damit nach Hause.
Der Kühlschrank sah mit den großen Bierflaschen schon wesentlich manierlicher aus!
Berta empfing mich nicht gerade freundlich: „Bisse total plemplem, wo sind denn die anderen Sachen? Hasse nur dein Bier im Kopp gehabt?“
„Berta, bin ich dein Packesel? Reg dich nich so künstlich auf, ich wetz ja gleich noch ma in den Laden.“ Ich wieder ab.
Nen halbet Pfund Butter: 2,50 €, Hüttenkäse: 2,55 €, einfache Marmelade: 5 €, Obst, Gemüse und Blumen viel teurer als inne Heimat! Ich war sprachlos. Selbst den spanischen Schampus-Schabau kaufse inne Heimat fast fünfzig Prozent billiger ein! Wat sollte dat?
Wat müssen hier für reiche Leute wohnen, die dat allet ohne Murren und Knurren bezahlen? Die haben zu Hause bestimmt ne Perle, die für die Herrschaften einkaufen tut, sonst würden se den Unterschied sofort spitz kriegen und die Preise genauer unter die Lupe nehmen. Vielleicht auch ma im Laden laut meckern.
Plötzlich fiel mir auf, dat unter son Marmeladenglas noch Peseten aufgedruckt waren. Wat soll ich Ihnen sagen, da haben die Geier aus 500 Peseten 5 Euro gemacht! Klasse Kalkulation! So wat Dreistet hab ich ja noch nie erlebt!
Ich denk: Willi, so wat läuft nich, so wat kannze dir nich bieten lassen! Ich bin dann gleich zu dem Ladenschwengel hin und hab ihn laut und deutlich gefragt, ob er seine Kunden verarschen wollte. Sein Laden hätte den Namen "Discount“ nicht verdient! Die Leute inne Schlange sperrten ihre Lauscher weit auf.
Der Kerl antwortete sogar in Deutsch, fast akzentfrei und ausgesprochen höflich. Ibiza sei insgesamt teurer geworden, es müssten alle Waren vom Festland eingeflogen oder mit dem Schiff auf die Insel gebracht werden. Das mit dem 5-Euro-Aufdruck sei ein Versehen, perdone.
Ich sach: „Männeken, zwanzig Gläser Versehen? Mit mir machse so Sperenzken nich. Hier hasse deinen ganzen Kram wieder zurück!“ Ich knall ihm alle gekauften Brocken aufe Theke und frag den scheinheiligen Betrüger wütend: „Hasse schon ma wat von Aldi oder Lidl gehört?“
„Nein, Señor, diese Geschäfte gibt es bei uns auf der Insel Gott sei Dank noch nicht!“
„Ja“, sach ich für den Kerl, „dann wird dat aber höchste Eisenbahn! Adios!“
Bertaken sah mich mit der leeren Einkaufstasche inne Wohnung kommen. Ungläubig starrte sie mich an und wollte gerade wieder ihre Stimme gegen mich erheben.
„Sachte, gemach Berta“, sach ich, „gleich wiersse über dein Williken anders denken.“ Ich gab meinen vollständigen Bericht über die dreisten Halsabschneider ab.
Wat meinen Se, Bertaken hatte ausnahmsweise ma vollstet Verständnis für meine Entscheidung. Sie pflichtete mir sogar bei, dat, wenn dat alle hier so täten, die Preise ganz schnell wieder purzeln würden.
„Ja“, sacht Berta, „wenn wir nix zum Brötscheln im Haus haben, dann musse eben mit mir son "Menü el Dia“ essen gehen. Komm, Willi, wir laufen heute ma zum Vicente, da stimmen die Preise noch. Vicente hat den Laden deshalb auch immer gerammelt voll."
Voll waren wir auch gegen zwanzig Uhr, weil ausgesprochen nette Leute mit am Tisch saßen, die unheimlich gut einen verlöten konnten. Zufällig hatte Herbi, so hieß unser lieber Tischgenosse, Geburtstag.
Traurig war er. Seine Frau Ute konnte ihn nicht so recht trösten. Dat war auch wirklich nicht leicht, denn er feierte seinen Geburtstag zum ersten Mal weit weg vonne Heimat, ohne seine geliebten Kinder und Enkel.
Nach der sechsten Flasche Rotwein fühlte auch ich s e i n e n Schmerz in m e i n e m Herzen. Grund genug, uns gegenseitig Trost zu spenden. Taten wir auch.
Schnell verpitschten wir noch etliche Scheidebecher und schritten dann so langsam zum Abschiedsfinale mit Brandy.
Getröstet und höchst zufrieden mit seinem Geburtstag, beglückte Herbi zum Ausklang alle Gäste in dem Restaurante mit seiner kraftvollen Stimme und sang dat wunderbare historische Liedlein „von den alten Fürsten ...“
Bevor wir uns herzlich umarmend und schrecklich ungern trennten, spürten wir eine innige Seelenverwandtschaft, natürlich auch mit seiner Frau, dem lieben Üteken.
Wir sollten uns noch oft wiedersehen.
„aus rp-online v. 31.03.08“
formentera ~ a kind of magic
*lieben ist nur ein i vom leben entfernt*