Autor |
Beitrag |
Rhiannon
Super-Mega-User ![](http://images.rapidforum.com/designs/phpBB/images/Platin2.gif)
Beiträge: 1130 Ort: Wuppertal
|
Erstellt: 07.03.04, 14:00 Betreff: Re: HP-FanFiction "Vergangen und (fast) Vergessen"
drucken
weiterempfehlen
|
|
|
VI – Familiengeschichte und ein Zauberstab
Die Sonne schien noch immer, als Tom und Eda Gringotts verließen, dabei hatte Tom das Gefühl Stunden in den unterirdischen Höhle verbracht zu haben. Nach diesem Aufenthalt im Dunkeln kam ihm das Sonnenlicht seltsam grell vor, als wären seine Augen nicht für so helles Licht geschaffen und er verspürte den Wunsch in die Finsternis der unterirdischen Stollen zurückzukehren. Er kniff die Augen zusammen, um nicht allzusehr geblendet zu werden. „Was kaufen wir zuerst ein?“, fragte Eda mehr sich selbst als Tom. „Gib mir doch bitte einmal die Liste, Tom.“ Tom gab sie ihr und während Eda sie durchlas und dabei leise mit sich selbst sprach, sah Tom sich noch einmal ausgiebig um, denn er hatte etwas Merkwürdiges entdeckt. Kaum hundert Meter weiter zweigte ein Straße von der Winkelgasse ab. Sie wirkte düster, farblos und abschreckend. Trotzdem hatte sie auf Tom eine geradezu magische Anziehungskraft. Dem Drang einfach hin zu rennen, widerstand er und hielt nach einem Straßenschild Ausschau, doch fand er keines. „Hier, deine Liste!“ Eda drückte ihm das Stück Papier in die Hand. „Wir gehen zuerst zu Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten und kaufen deine Schuluniform. Der Laden ist neu. Ich selbst bin noch nie da gewesen, aber ihre Waren sollen eine erstklassige Qualität haben.“ Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten war ein kleiner Laden, der auf den ersten Blick einfach nur trist wirkte. Auf den zweiten Blick erkannte man mit wieviel Sorgfalt das Schaufenster eingerichtet war. Auch drinnen änderte sich dieses Bild nicht. Alles befand sich genau dort, wo es am besten hinpasste. Eine hübsche junge Frau begrüßte sie und fragte nach ihren Wünschen. „Der Junge braucht eine komplette Hogwartsschuluniform“, erklärte Eda. „Wäre es möglich die Namensschilder direkt hier anbringen zu lassen?“ „Ja, das ist überhaupt kein Problem. Kommen Sie mit, junger Mann.“ Madam Malkins führte Tom in ein Nebenzimmer. Er musste sich auf einen Schemel stellen, während sie den schwarzen Umhang, den sie ihm über den Kopf gestülpt hatte, mit Nadeln auf die richtige Länge absteckte. „Wird dein erstes Jahr in Hogwarts, stimmts?“, fragte sie. „Hmm...ja“, antwortete Tom. „Ich habe vor zwei Jahren da den Abschluss gemacht. Die waren froh mich los zu sein, glaube ich. Bis auf Muggelkunde und Zauberkunst lagen mir nicht sonderlich viele Fächer.“ Muggelkunde? Was sollte das sein? Ein Schulfach von Hogwarts, ganz klar. Aber wer oder was waren Muggel? Madam Malkins plapperte munter weiter, doch Tom hörte ihr nicht mehr zu. Ihm war klar geworden wie wenig er über diese Welt wusste, in die er da so ungewollt hineingeraten war. Und eine weitere Frage stellte sich ihm. Seine Mutter war eine Hexe gewesen. War sein Vater also auch ein Zauberer? Er würde Eda fragen. Vielleicht konnte sie ihm seine vielen Fragen beantworten. „So, das wars.“ Madam Malkins begutachtete ihr Werk. „Möchtest du Handschuhe aus Feuersalamander- oder Drachenhaut haben?“ „Macht das einen großen Unterschied?“ „Eigentlich nur im Preis, wenn man davon absieht, dass Drachenhauthandschuhe nicht so rau sind.“ „Ich nehme die aus Drachenhaut.“ „Gut, dann brauche ich jetzt nur noch deinen Namen.“ „Tom Riddle.“ „Du kannst wieder in den anderen Raum gehen und dich zu deiner Mutter setzen. Es wird nicht lange dauern.“ Ohne das Missverständnis auszuräumen ging Tom in den ersten Raum zurück und setzte sich neben Eda, die es sich auf einem kleinem Sofa gemütlich gemacht hatte. Sie starrte ins Leere und gab flüsternde Laute von sich. Auf ihren Namen reagierte sie nicht, doch als der Junge ihr seine Namen nannte, wurde sie schlagartig wieder normal. „Alles in Ordnung, Eda?“, fragte Tom besorgt. „Ja natürlich. Mit mir ist alles in Ordnung.“ „Geht’s dir wirklich gut?“ „Mir geht’s blendend. Aber du scheinst was auf den Ohren zu haben.“ Eda schien nicht in der Stimmung für eine Unterhaltung zu sein, doch wollte Tom endlich ein paar Antworten haben. „Eda?“, fragte er so vorsichtig wie möglich. „Hm?“, brummte sie. „Was sind Muggel?“ „Wo hast du denn dieses Wort aufgeschnappt, mein Lieber?“ „Madam Malkins erwähnte so etwas.“ Tom wartete gespannt. Eda überlegte wohl noch, ob sie ihm die Frage überhaupt beantworten sollte. Schließlich entschied sie sich dafür. „Muggel, so nennen wir, die Zaubererschaft, alle Menschen ohne magische Fähigkeiten“, erklärte sie. „Die Muggel wissen nicht, dass es uns gibt und kaum einer von ihnen glaubt an Magie. Manche weigern sich aus diesem Grund sogar ihre eigentlich begabten Kinder nach Hogwarts zu schicken.“ „Also ist Magie nicht unbedingt vererbbar? Man kann auch magisch begabt sein, wenn beide Eltern Muggel sind?“ „So ist es, Tom. Und natürlich gibt es auch Halbblüter. Das sind alle, die halb Muggel und halb Zauberer sind. So wie du, da dein Vater ja auch ein M...“ „Mein Vater war ein Muggel?“ „Ich habe schon zuviel gesagt, Tom. Ich sollte wirklich nicht über ihn sprechen.“ „Bitte Eda. Ich muss es wissen. War mein Vater ein Muggel?“ „Nein, war er nicht.“ „Aber eben hast du doch gesagt...“ „Nein, das habe ich nicht gesagt. Dein Vater war kein Muggel. Er ist ein Muggel. Dein Vater lebt noch, Tom!“
In diesem Moment kam Madam Malkins herein und ersparte dem von dieser Nachricht völlig überraschten Tom die Antwort. Er zahlte ihr zwei goldene Galleonen und nahm ihr die große Tüte aus der Hand. „Vielen Dank!“, murmelte er und verließ dann den Laden. Draußen atmete er zweimal tief ein und aus. Die Sonne schien viel von ihrer vorherigen Wärme verloren zu haben. Außerdem wehte jetzt ein starker Wind. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Tom hätte sie am liebsten abgeschüttelt, doch war ihm, als hätte er nicht einmal dafür noch genug Kraft. „Tom, ich verstehe sehr gut, dass du verwirrt bist“, sagte Eda leise. „Tust du das? Ich glaube nicht. Sonst hättest du es mir schon viel früher gesagt. Warum musste ich all die Jahre denken, dass ich ein Waisenkind bin?“, fragte Tom tonlos. Er glaubte sein Herz von einem Eisklotz umschlossen, so sehr schmerzte es. Es war nicht derselbe Schmerz, wie wenn Paul und Simon in früher verprügelt hatten. Er ging viel tiefer und schien seinen Verstand zu vernebeln. „Bitte, du musst auch mich verstehen, Tom. Deine Mutter hätte nicht gewollt, dass du es jemals erfährst. Tom Riddle, dein Vater, er ist ein Muggel. Einer von der ganz üblen Sorte.“ „Und das soll es jetzt besser machen für mich? Weiß er überhaupt von mir?“ „Das ist eine Geschichte, von der ich gehofft hatte sie dir nie erzählen zu müssen.“ „Erzähl sie mir!“ Edas Hand lag noch immer auf seiner Schulter. Tom stieß sie weg. Hätte er sich umgedreht, hätte er Edas Tränen gesehen. Aber er wollte sie nicht sehen, wollte nicht einsehen, dass noch andere als er Schmerz empfinden konnten. „Wie du willst“, sagte Eda schließlich. „Hör gut zu. Ich werde sie dir sicher nur einmal erzählen. Deine Mutter war 25, als sie Tom kennen lernte. Sie war eine angesehene Zauberin, sehr begabt und eine ausgesprochen höfliche Person. Warum es so kam habe ich nie verstanden, aber für die beiden war es Liebe auf den ersten Blick. Aus Angst ihn zu verscheuchen, erzählte deine Mutter ihm nicht, dass sie ein Hexe war. Deine Mutter hatte zu dieser Zeit schon keine Verwandten mehr und ein Jahr später hat sie ihn geheiratet. Zwei Jahre lang ging auch alles gut, doch als deine Mutter merkte, dass sie schwanger war, meinte sie es nicht länger geheimhalten zu können. Gleich nach der frohen Eröffnung, über die Tom Riddle zuerst auch sehr erfreut war, erzählte sie ihm, dass sie ein Hexe war. Daraufhin verließ er sie auf der Stelle und kehrte in sein Elternhaus zurück.“ Minutenlang sagten weder Tom noch Eda ein Wort. Dann legte sie ihm wieder eine Hand auf die Schulter. „Sei nicht traurig, Tom“, sagte sie sanft. „Keinen Vater zu haben mag besser sein, als einen zu haben, der die Zaubererschaft verachtet.“ „Mag sein“, erwiderte Tom nur. In seinem Kopf schwirrte alles. Seit gestern war sein Leben von Grund an auf den Kopf gestellt worden. Er konnte es noch immer kaum glauben. Er hatte einen Vater. War es nicht das gewesen, was er sich heimlich immer gewünscht hatte? „Komm jetzt! Wir müssen immer noch deine Schulsachen kaufen.“ Tom nickte. Plötzlich wünschte er sich sein Vater würde ihn sehen, wie er Schulsachen für die Schule kaufte, die diese so verachtete. Eines Tages, wenn ich ein großer Zauberer bin, dann werde ich dich finden, Tom Riddle! Tom lachte innerlich bei seinem nächsten Gedanken. Dann wirst du vielleicht einsehen, dass ich niemals so geworden wäre, wie ich jetzt bin, wenn du mich erzogen hättest!
Während sie den Rest seiner Schulsachen einkauften, gab sich Tom ziemlich wortkarg. Erst als sie die Buchhandlung betraten, taute er wieder etwas auf. Bücher waren seine große Leidenschaft. Im Waisenhaus gab es seiner Meinung nach viel zu wenige. Er hatte jedes schon mindestens dreimal durchgelesen. Eda bemerkte das Funkeln, das in seine Augen trat, während er zwischen den Bücherregalen hindurchging. „Sieh dich ruhig um“, sagte sie. „Ich besorge deine Bücher, wenn du mir die Liste gibst.“ Tom gab sie ihr. Dann ging er durch die Reihen und zog ein Buch nach dem anderem aus den Regalen. Wohlfühlzauber(auch für Anfänger), Flüche mit Wirkung auf die äußere Erscheinung, Die Hexenverfolgung. Aber ein Buch erregte besonders seine Aufmerksamkeit. Der Titel lautete Eine Geschichte von Hogwarts. Tom blätterte in dem Buch. Hogwarts war vor über 1000 Jahren gegründet worden und zwar von zwei Hexen und zwei Zauberern. Ihre Namen waren Rowena Ravenclaw, Helga Hufflepuff, Godric Gryffindor und Salazar Slytherin. Slytherin? Den Namen hatte er doch heute schon einmal gelesen. Tom holte das kleine Kästchen aus der Tasche. Tatsächlich stand derselbe Name auf dem Deckel. Es war also der Nachname von einem Gründer der Hogwartsschule und, wie Tom eben gelesen hatte, auch der Name eines Hauses in Hogwarts. Er konnte sich zwar noch nicht vorstellen, was für Häuser das waren, aber er hatte plötzlich die absolute Gewissheit, dass er nach Slytherin gehörte. Gerade wollte Tom das Kästchen öffnen, als Eda zurückkam. Schnell steckte er es in seine Tasche zurück. „Jetzt müssen wir nur noch deinen Zauberstab kaufen“, erklärte Eda, während sie die Buchhandlung verließen. „Und das machen wir wo?“, fragte Tom neugierig. Eda zeigte auf einen kleinen, altertümlichen Laden. Über der Tür stand in abblätternden Goldbuchstaben: Ollivander – Gute Zauberstäbe seit 382 v.Chr. Auf einem purpurnem Kissen lag ein einziger Zauberstab. Sie betraten den Laden. Aus einem anderen Zimmer hörten sie ein Glockenläuten und jemand rief: „Bin gleich bei Ihnen!“ Tom nahm sich Zeit, um alles näher in Anschein zu nehmen, während Eda sich auf den einzigen Stuhl setzte. Entlang der Wände waren Regale bis zur Decke, die voll gestellt waren mit länglichen Schachteln. Es gab eine Leiter, ohne die man die Reihen ganz oben wohl auch schlecht erreicht hätte. Im Gegensatz zu vielen anderen Läden in der Winkelgasse strahlte dieser Raum eine gewisse Erhabenheit aus. Alles wirkte so alt. „Guten Tag, die Herrschaften!“ Erschrocken drehte Tom sich um. Hinter ihm stand ein kleiner Mann, der sich wohl ziemlich lautlos angeschlichen hatte, denn auch Eda wirkte erschrocken. Das Alter des Mannes war schwer zu schätzen, obwohl er noch nicht so alt sein konnte. Seine blassen Augen schimmerten im Halbdunkel des Ladens wie angestrahlte Katzenaugen. „Guten Tag... Mr Ollivander?“ „Ja, das bin ich“, antwortete der kleine Mann gelassen. „Und Ihr seid wohl hier, um Euren ersten Zauberstab zu kaufen.“ Das war keine Frage. Trotzdem nickte Tom. Mr Ollivander nickte ebenfalls. Er sah nachdenklich aus. Worüber er sich wohl Gedanken machte? „Ist etwas nicht in Ordnung, Mr Ollivander?“, fragte Eda. „Nein“, murmelte er. Man könnte meinen er führe Selbstgespräche, dachte Tom. „Nein, ist es nicht. Ich bin mir nicht sicher. Das ist ein Fehler. Sicherlich.“ „Mr Ollivander?“ Eda klang beunruhigt. Der Zauberstabverkäufer schüttelte den Kopf. „Ich war nur in Gedanken. Nun, welche ist Eure Zauberhand? Rechts nehme ich an?“ Tom bejaht die Frage. Sicher war es wie mit den Links- und Rechtshändern. Mr Ollivander zog ein Maßband hervor und begann den Arm auf verschiedenste Weisen zu vermessen. Von der Schulter bis zu den Fingerspitzen, vom Ellenbogen bis zum Handgelenk, den Abstand der einzelnen Finger, den Umfang des Oberarmes und schließlich maß er Tom vom Kopf bis zum Fuß. „Nur 1, 42 Meter, mein Lieber. Das ist recht klein für Ihr Alter. Also einen außergewöhnlichen Zauberstab für eine außergewöhnliche Person. Mal sehen...“ Mr Ollivander kletterte an der Leiter empor bis nach ganz oben. Auf den obersten Brett lagen nur wenige Schachtel, erkannte Tom jetzt. Ein holte der kleine Mann herunter. Vorsichtig öffnete er sie. Auf grünem Samt lag ein wunderschöner Zauberstab. „Nehmen Sie ihn!“, forderte Mr Ollivander Tom auf. „Ebenholz und Phönixfeder, dreizehneinhalb Zoll, sehr mächtiger Zauberstab, geschmeidig und gut zu führen. Versuchen Sie es!“ Tom nahm den Zauberstab aus der Schachtel und sofort spürte er etwas. In kurzen Abständen überkam es ihn heiß und kalt. Einem Augenblick der Freude folgte sofort ein Augenblick der Trauer, dann wieder Freude. Mr Ollivander beobachtete ihn genau. „Versuchen sie einmal ihn zu schwingen“, sagte er. Und das tat Tom. Wenn das überhaupt möglich war, wurde es noch dunkler im Laden, und kälter. Tom wollte den Zauberstab loslassen, doch dann merkte er, dass eine Schlange sich um seine Hand gewickelt hatte. Er konnte sie nicht öffnen. Der Junge erstarrte. Schlangen darf man nicht mit schnellen Bewegungen reizen, zitierte er sich den Satz aus einem Lehrbuch. Mr Ollivander schrie leise auf. Dutzende von Schlangen kamen nun in den Raum gekrochen. Alle strebten mit direkt auf Tom zu, als die letzte ihn erreicht hatte verschwanden sie alle. Nur eine blieb. Die Schlange an Toms Hand drehte den Kopf, schaute ihm in die Augen. Dann zuckte ihr Kopf nach links und ihre Giftzähne verbissen sich in Toms linken Unterarm. Daraufhin verwandelte sie sich in Asche. „Oh mein Gott, Tom!“ Eda rannte zu ihm rüber. Sie rollte den Ärmel seines Pullovers hoch und unterdrückte ein Keuchen. Der Arm war unverletzt, obwohl er heftig brannte. Dort wo eigentlich die beiden Bisswunden hätten sein müssen, waren jetzt die Augen eines Totenschädels, aus dessen Mund sich eine Schlange wand. Das ganze Mal leuchtete blutrot. Mr Ollivander unterbrach die Stille. „Offensichtlich haben wir den richtigen Zauberstab gefunden. Es passiert zum ersten Mal, dass meine erste Wahl direkt zutrifft.“ Tom hörte gar nicht hin. Er starrte nur auf den Totenschädel, der sich langsam schwarz färbte.
-----------------
~*~North Cats~*~
Rebecca & Ricarda
"Ich will nicht sagen, weinet nicht, denn nicht alle Tränen sind von Übel." (Gandalf, HdR III)
|
|
nach oben |
|
![](//files.carookee.com/skin/2/img/spacer.gif) |
Rhiannon
Super-Mega-User ![](http://images.rapidforum.com/designs/phpBB/images/Platin2.gif)
Beiträge: 1130 Ort: Wuppertal
|
Erstellt: 21.03.04, 14:12 Betreff: Re: HP-FanFiction "Vergangen und (fast) Vergessen"
drucken
weiterempfehlen
|
|
|
VII – Eine christliche Beerdigung
Es war schon fast Abend, als Tom und Eda ins Waisenhaus zurückkamen. Mr Bowre wartete bereits auf sie und seinem Gesicht nach zu urteilen, wollte er bestimmt nichts über das Tom sich hätte freuen können. Fieberhaft überlegte er, was das wohl sein könnte, während er die Schuhe auszog und die Jacke auf einen der vielen Hacken hängte. Eda ging noch einmal nach draußen. Das Gesicht des Heimleiters verfinsterte sich noch mehr, als Eda mit den ganzen Paketen und Taschen bepackt wieder hereinkam. „Bringen Sie dieses ... Zeug auf Toms Zimmer, Eda“, befahl Mr Bowre. „Und wir beide werden uns ein wenig unterhalten, Tom. Komm mit!“ Schweigend folgte Tom dem Heimleiter. Der führte ihn in sein Büro. Tom trat ein und erstarrte. Paul und Simon waren ebenfalls da. Natürlich. Das musste ja irgendwann passieren. Sie konnten wohl kaum ewig im Koma liegen.[i] Doch sofort kam Tom ein neuer Gedanke. Hätte er das vielleicht bewirken können? War seine Magie stark genug, um zwei Menschen für immer bewusstlos zu machen? Ein eiskalter Schauer überlief ihn. Konnten Magier töten? „Wie du siehst, Tom, sind deine Opfer endlich wieder bei Bewusstsein“, begann Mr Bowre. „Und sie haben mir versichert, dass sie ein umfangreiches Geständnis über die Vorfälle im Esszimmer abgeben werden. Ich habe damit sogar extra auf dich gewartet.“ [i]Sie werden alles sagen. Wie ich den Besen kontrolliert habe. Ich bin erledigt., schoß es ihm durch den Kopf. Er versuchte ein möglichst gleichgültiges Gesicht zu machen, als hätte er überhaupt nichts zu befürchten. Krampfhaft vermied er es Paul oder Simon anzusehen. Auch so wusste er, dass sie hämisch grinsten. „Also, ihr zwei. Fangt an! Was ist im Esszimmer passiert?“ Mr Bowre setzte sich hinter seinen Schreibtisch und sah die beiden an. Er holte ein Blatt Papier hervor und schob es in die alte Schreibmaschine, die auf dem Tisch stand. „Unfallsbericht vom 07.August 1938“, murmelte er, während er wie wild auf den Tasten herum hämmerte. „In den Vorfall verwickelte Personen: Tom Riddle, Paul Gander, Simon Hole und Howard Pierend.“ Howard. Den hatte Tom ja vollkommen vergessen. Was war denn mit ihm? Sollte er nicht auch hier sein? Er konnte doch nicht immer noch unter Schock stehen, wenn selbst Paul und Simon aus ihrem Koma erwacht waren. „Wo ist Howard?“, wagte er sich zu fragen. „Sollte er nicht hier sein?“ Mr Bowre starrte ihn wütend an. Zuerst glaubte Tom, dass er böse war, weil er unerlaubter Weise ein Frage gestellt hatte. Aber schnell merkte er, dass dies nicht der Grund war. Nur was war es dann? „Howard Pierend? Ja, in der Tat. Eigentlich sollte er hier sein“, antwortete Mr Bowre. „Das ist leider unmöglich. Howard ist heute Morgen verstorben.“
Tom stand da wie gelähmt. Seine Gedanken schienen eine zähe Masse zu sein, die zwar munter in seinem Kopf herumspukte, aber auf gar keinen Fall irgendeinen klaren Gedankengang zuließ. Howard war tot. Und das war seine, Toms Schuld. „Es wurde bereits ein Arzt befragt“, fuhr Mr Bowre sachlich fort. „Er sagte, dass dieser schlimme Schock für einen Herzkranken wie Howard einfach tödlich sein musste.“ Ich wusste gar nicht, dass er ein krankes Herz hat, dachte Tom und mit einem Mal schienen seine Gedanken wieder frei zu sein. Ist es wirklich der Schock gewesen? Ich könnte es doch genauso gut getan haben. Eda sagte doch, dass ich meine Magie nicht unter Kontrolle habe. Es ist doch möglich, dass ich ihn umgebracht habe. „Tatzeit war etwa 9:30 Uhr.“ Der Heimleiter beschäftigte sich wieder mit seinem Unfallprotokoll, als wäre nichts gewesen. „Verletzungen: Gander und Hole waren zwei Tage lang im Koma, Pierend bekam einen Schock und starb innerhalb der nächsten 40 Stunden.“ „Sind Sie soweit, Mr Bowre?“, fragte Paul. „Wir möchten endlich erzählen was passiert ist.“ „Gleich, gleich“, murmelte der Angesprochene. „Tatzeugen: keine.“ Tom vergaß Howard für einen Moment und richtete seine Aufmerksamkeit auf Paul. Er würde es tun er würde alles erzählen. Traurig wandte Tom seinen Blick zu Boden. Man würde ihm die Schuld an Howards Tod geben. Und das zu Recht, flüsterte ein böse Stimme in seinem Kopf. Der Waise verdrängte sie. „Fang an, Paul. Jetzt kannst du mir alles erzählen.“ „Ich...ich“, stotterte Paul. Rasch sah Tom wieder auf. Paul sah verwirrt aus. Angestrengt schien er nach zu denken. „Ich kann mich plötzlich nicht mehr erinnern“, flüstere er leise. „Was hast du gesagt, Junge? Sprich lauter!“ „Ich bin es gewesen, Mr Bowre“, erklärte Paul mit fest Stimme. „Und Simon. Wir haben Howard angefallen, so dass er einen Schock erlitt. Wir wollten das auch bei Riddle tun, aber wir waren sehr ungeschickt. Wir sind gestolpert und haben mehrere Tische umgestoßen. Einige Kerzen fielen herunter. Daher auch die Brandwunden. Es muss wohl so weh getan haben, dass wir ins Koma gefallen sind.“ Tom wollte seinen Ohren nicht trauen. Überrascht sah er Paul an. Der Junge schien von dem, was er gesagt hatte überzeugt. Aber es war definitiv nicht die Wahrheit! Tom blickte auch auf Simon, der sich nicht die geringste Mühe machte, um den Bericht seines Freundes zu verbessern. Mr Bowre schien ebenso überrascht wie Tom. Er machte ein ungläubiges Gesicht. „Seid ihr ganz sicher, dass dies der Tathergang war?“, fragte er Paul und Simon. Die beiden Jungen nickten. „Dann... Dann... geht ihr alle drei jetzt sofort auf eure Zimmer. Ich werde den Unfallbericht zu Ende schreiben und euch zu einem späteren Zeitpunkt aufsuchen, um euch die Konsequenzen dieser Übeltat mitzuteilen.“ Sie verließen das Büro. Nachdenklich ging Tom auf sein Zimmer. Dort angekommen warf er sich auf Bett und tat etwas, dass er schon seit vielen Jahren nicht mehr getan hatte. Er weinte.
Drei Tage später wurde Howard beerdigt. Das ganze Waisenhaus war zur Totenandacht gekommen und dieses Mal wollte auch Tom nicht die Christenkirche meiden. Der Sarg stand neben dem Altar. Es war ein Sarg aus Eichenholz und am unteren Ende stand Howards Name. Auf dem Deckel lag ein großer Blumenkranz, der aus Sonnenblumen und roten Rosen bestand. Der Pastor sagte ein paar freundlich gemeinte Worte und laß eine Stelle aus der Bibel vor. „... ,Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigem Wesen.` (Gen 2,7) Der Lebensatem wurde zurückgenommen und was von der Erde genommen wurde, wird der Erde nun zurückgegeben.“ Vier Männer betraten die Kirche, hoben den Sarg auf und trugen ihn nach draußen. Die Trauergemeinde erhob sich und folgte ihnen, während sie ein Lied sangen. Die Prozession überquerte fast den gesamten Friedhof. Vor einem schon ausgehobenem Erdloch blieben sie schließlich stehen. Langsam wurde der Sarg hinunter gelassen, während der Pastor noch einige Worte sagte, Weihrauch versprühte und Weihwasser ins Grab tropfen ließ. Die Waisenkind traten eins nach dem anderen ans Grab und warfen eine kleine Blume nach unten auf den Sarg. Einige sprachen dabei auch ein paar leise Worte, die niemand verstehen konnte, und ein kleines Mädchen von drei Jahren fing sogar an zu weinen. Als Tom an der Reihe war und die Blume ins Grab warf, hatte er plötzlich das Bedürfnis auch etwas zu sagen. „Es tut mir Leid, was passiert ist. Du warst ein sehr guter Mensch, Howard. Nicht so wie ich. Du warst auch mutig. Viele der Waisenkinder werden dich bald schon vergessen haben, aber ich verspreche dir mich immer an dich zu erinnern. Lebewohl!“
-----------------
~*~North Cats~*~
Rebecca & Ricarda
"Ich will nicht sagen, weinet nicht, denn nicht alle Tränen sind von Übel." (Gandalf, HdR III)
|
|
nach oben |
|
![](//files.carookee.com/skin/2/img/spacer.gif) |
Rhiannon
Super-Mega-User ![](http://images.rapidforum.com/designs/phpBB/images/Platin2.gif)
Beiträge: 1130 Ort: Wuppertal
|
Erstellt: 17.04.04, 21:01 Betreff: Re: HP-FanFiction "Vergangen und (fast) Vergessen"
drucken
weiterempfehlen
|
|
|
VIII – Die Ankunft
Die nächsten Wochen verbrachte Tom fast die ganze Zeit in seinem Zimmer, während er sich mit großer Aufmerksamkeit seinen Schulbüchern widmete. Vor allem interessierten ihn die Themen aus Hogwarts Geheimnisse. Um möglichst viel über seine neue Schule zu erfahren, hatte er das Buch schon fünf Mal durchgelesen. Manchmal kam Eda zu ihm und sie redeten eine Zeit lang miteinander. Von ihr erfuhr Tom auch noch mehr über Hogwarts. Mehrmals versuchte Tom das Thema auf seine Familie zu bringen, doch dann verließ die alte Frau jedes Mal plötzlich den Raum. Tom konnte es kaum noch erwarten endlich nach Hogwarts zu kommen. Hier im Waisenhaus spitzte sich die Situation immer mehr zu. Die anderen Waisenkinder machten einen großen Bogen um Tom. Paul und Simon hatten aufgehört ihn ständig zu ärgern und außer Eda sprach eigentlich niemand mit ihm. Am Abend des 31.Augusts brachte Eda Tom einen großen Koffer. „Pack alles ein und geh früh schlafen“, sagte sie. „Morgen bringe ich dich zum Bahnhof. Wenn du angekommen bist, schick mir doch bitte eine Eule, ja?“ „Hogwarts stellt die Schuleulen für alle Schüler zur Verfügung, nicht wahr?“ „So ist es. Und jetzt versprich mir, dass du schreiben wirst. Ich kriege sonst die ganze Nacht kein Auge zu.“ „Ich verspreche es Eda.“ „Wusste ich doch. Guter Junge. Vergiss vor lauter Lampenfieber das Schlafen nicht.“ Eda ging und Tom packte alle Schulsachen und das wenige was er selbst besaß in den Koffer. Dann befolgte er Edas Rat und legte sich schlafen.
„Hier ist der Gepäckwagen, Tom“, sagte Eda und half dem Jungen seinen Koffer auf den Wagen zu heben. „Wieviel Zeit haben wir noch?“, fragte Tom, während er sich auf dem Bahnsteig umsah. „Noch eine gute halbe Stunde“, erklärte sie mit einem kurzen Blick auf die Bahnhofsuhr. „Willst du vorher vielleicht noch etwas essen?“ Tom schüttelte den Kopf. Er war noch nie zuvor Zug gefahren und schon beim Gedanken an die stundenlange Fahrt wurde ihm übel. „Gehen wir zum Gleis“, antwortete er stattdessen und ging einfach los. „Weißt du denn überhaupt wo es lang geht?“, rief Eda ihm hinterher. „Ich habe es in einem Buch gelesen“, erzählte er ohne sich zu Eda umzudrehen, die sich noch nicht von der Stelle gerührt hatte. Das blieb auch noch eine Weile so, dann zuckte sie mit den Schultern und folgte Tom. Der Junge ging direkt auf eine Abtrennung zwischen Gleis 9 und 10 zu. Von einem auf den anderen Moment war er verschwunden. Tom sah sich um. Hinter ihm war ein großes schmiedeeisernes Tor erschienen. Vor ihm stand eine scharlachrote Lock über der ein Schild mit der Aufschrift Gleis 9 ¾ , Hogwarts Express Abfahrt 11 Uhr hing. Anders als Tom erwartet hatte war er nicht der erste eingetroffene Schüler. Auf dem Bahnsteig standen etwa 3 Dutzend Leute und in einigen Abteilen saßen auch schon Schüler. „Herrlich, nicht wahr? Die Lock. Immer wenn ich sie sehe bekomme ich richtige Lust darauf auch wieder nach Hogwarts zu fahren.“ Eda war hinter Tom durch das Tor gekommen und sah sich ebenso ausgiebig um, wie Tom gerade noch. „Willst du dich schon in den Zug setzen?“, fragte Eda. Tom nickte. Jetzt kamen fast ständig neue Leute an und es wurde lauter. „Ich helfe dir mit dem Koffer.“ Gemeinsam schafften Eda und Tom den Koffer in eines der letzten Abteile und hievten ihn auf die Gepäckablage. Tom setzte sich ans Fenster und beobachtete die Leute auf dem Bahnsteig. Nach einer Weile erschien Eda unterm Fenster. „Ich wünsche dir ein schönes Schuljahr, Tom. Ende Juni hole ich dich wieder vom Bahnhof ab. Bis dahin vergiss nicht mir zu schreiben. Sonst schicke ich dir einen Heuler.“ „Was ist ein Heuler?“, fragte Tom stirnrunzelnd, während er die Textpassagen durchging, die er auswendig gelernt hatte. Nein, von einem Heuler war nirgends die Rede gewesen. War das ein magisches Geschöpf? Er stellte diese Frage laut. Eda lachte schallend. „Nein, hihi. Ein Heuler ist ein Brief der seine Mitteilung laut herausschreit. Hihi. Wenn du ihn nicht öffnest explodiert er. ... Hihi.“ Sehr lustig! Eine Pfeife erklang und die letzten Schüler, die noch auf dem Bahnsteig standen stiegen jetzt ein. Noch ein Pfiff und alle Türen schlossen sich. „Auf Wiedersehen, Tom. Viel Spaß in Hogwarts!“ Eda winkte zum Abschied, nach einem kurzem Zögern winkte Tom zurück. Der Zug rollte an. Tom spürte wie sich ein flaues Gefühl in seinem Magen breit machte. Wie gut, dass er nichts gegessen hatte. Aber noch ein anderes Gefühl bahnte sich seinen Weg nach draußen. Vorfreude und Erwartung. Bald würde er in Hogwarts sein. Er hörte wie eine größere Gruppe den Gang nach hinten kamen. Obwohl sie laut redeten konnte Tom nicht verstehen was sie sagten, bis die Tür zu seinem Abteil sich öffnete. „... und ich mache eine scharfe Linkskurve und strecke den Arm aus. Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen, als ich den Schnatz gefangen habe. Dann...“ Vier Jungen waren hereingekommen. Ein großer blonder hatte gesprochen, bis er Tom sah. „Dürfen wir uns hier rein setzen?“, fragte er, doch ohne auf Toms Antwort zu warten ließ er sich auf einen Sitz fallen. Zwei seine Begleiter setzten sich neben ihn. Der vierte Junge musste sich neben Tom setzen. Er war viel kleiner und schmächtiger, als die anderen drei. Sein aschblonder Haarschopf hing ihm ins Gesicht und zwischen einigen blonden Strähnen guckten Tom zwei eisblaue Augen entgegen. „... Dann bin ich ein paar Runden um ihn herum geflogen“, fuhr der große Junge mit seine Erzählung fort. „Ich sage euch, wenn Blicke töten könnten, würde ich jetzt tot im Gras liegen. Nicht wahr, Kai? Du wärst mir am liebsten an die Gurgel gegangen.“ Die kleine Junge zuckte zusammen und senkte den Kopf. Die drei Jungen lachten. Nur Tom bemerkte wie Kai die Fäuste ballte und vor unterdrückter Wut bebte. Während Tom ihren weiteren Gesprächen lauschte, erfuhr er, dass der blonde Kerl Gary hieß und seine beiden Begleiter Steve und Ralph. „Hey Kai!“ Kai sah Gary an, senkte den Blick aber sofort wieder. „Bist du noch immer der Meinung, dass Slytherin nicht das richtige Haus ist für dich?“ Steve und Ralph fingen an zu lachen. Gary rollte entnervt mit den Augen, beachtete sie aber nicht weiter. „Also?“ „Ja, ich bin dieser Meinung“, sagte Kai kleinlaut. „Jeder reinblütige Zauberer, der was auf sich hält, ist in Slytherin, du Narr“, fauchte Gary. „Man...man kann es sich doch eh ... nicht aussuchen in welches Haus man kommt“, stotterte Kai. „Du kannst mir... gar keine Vorwürfe machen, wenn ich in ein anderes Haus komme.“ Gary erhob sich und bevor er irgend jemandem die Zeit ließ zu reagieren, hatte er Kai ein saftige Ohrfeige verpasst. Dann winkte er seinen Freunden und die drei verließen das Abteil. Kai schluchzte. Einfach nur um irgendwas zu sagen fragte Tom: „Warum ärgert der dich ständig?“ Kai sah Tom mit Tränen in den Augen an. „Weil ich ihm als Bruder nicht gut genug bin.“ „Er ist dein Bruder?“ „Mein Zwillingsbruder.“ „Ihr seid euch nicht sehr ähnlich“, antwortete Tom völlig überrascht. Kai nickte. „Das sagen alle.“ Die nächsten Minuten sprachen sie nicht mehr. Zur Mittagszeit kam eine Hexe mit einem Imbisswagen, die Süßigkeiten und Kuchen verkaufte. Tom nahm nichts von all dem. Auch als Kai ihm etwas von seinen Sachen anbot lehnte er höflich ab. Sein Magen schien noch immer Purzelbäume zu schlagen. Tom schaffte es schließlich ein Gespräch mit Kai anzufangen. Der Junge kannte sich ziemlich gut aus in der Zaubererwelt. Seine Eltern waren beide Magier. Wenn in Hogwarts alle so gut Bescheid wissen, sehe ich ganz schön alt aus. Kai erklärte Tom was Quidditich war. Ein Zauberersport den man auf fliegenden Besen spielte. Der von Gary erwähnte Schnatz war ein Ball in diesem Spiel, der extrem schnell war und nur schwer gefangen werden konnte. Gegen vier Uhr kamen Gary, Steve und Ralph wieder. Kai brach sein Gespräch mit Tom sofort ab und sagte keinen Ton mehr. Draußen wurde es langsam dunkel und alle zogen ihre Schulumhänge an. Als der Zug zum Halten kam drängelten alle Schüler zur Tür hinaus auf einen kleinen, dunklen Bahnsteig. Doch wenig später wurde das Dunkel vom Licht einer großen Laterne vertrieben. „Alle Erstklässler, kommt hierher zu mir!“, rief eine kräftige Männerstimme. Tom näherte sich einem für seine kräftige Stimme ziemlich kleinem Menschen. Sein Alter war schwer zu bestimmen. Zwar hatte er noch kein einziges graues Haar in seinem braungelocktem Haarschopf, doch zogen sich über sein Gesicht so viele Falten, dass Tom ihn im besten Fall auf 120 Jahre geschätzt hätte. „Das ist Apollyon Pringle“, hörte Tom Gary, der ganz in seiner Nähe stand, zu seinen Freunden sagen. „Er ist Wildhüter und Hausmeister und das schon seit über 60 Jahren.“ „Alle Erstklässler da? Gut, dann folgt mir jetzt alle.“ Pringle ging einfach los und sah sich kein einziges Mal um, um sich zu versichern, ob alle Schüler ihm folgten. Sie gingen einen schmalen und äußerst steilen Pfad hinunter. An beiden Seiten des Weges wuchsen große Nadelbäume. Es war so dunkel, dass alle sich freuten, als weitere Lichtpunkte in der Ferne auftauchten. Sie stellten sich als kleine Boote heraus, die jeweils mit einer Laterne ausgestattet waren. Sie dümpelten am Ufer eines riesigen Sees. „Drei oder vier Leute in ein Boot“, rief Pringle. „Nicht drängeln, nicht schubsen und während der Überfahrt bleiben alle sitzen, wenn sie nicht wollen, dass sie auf der Stelle wieder nach Hause geschickt werden.“ Nachdem alle einen Platz im Boot gefunden hatten, glitten die Boote gleichzeitig los. „Wenn sie jetzt ihren Blick nach vorne richten“, erzählte der Hausmeister, „können sie Hogwarts sehen.“ Tuscheln brach aus. Bewundernde Blicke wandten sich zu dem großen Schloss, das am entgegen gesetzten Ende des Sees auf einem Berg thronte. Tom beobachtete wie die vielen erleuchteten Fenster in der Umgebung des Schlosses die rabenschwarze Dunkelheit vertrieben. „An alle Schüler, die größer sind als ich, Köpfe einziehen“, sagte Apollyon Pringle, der es anscheinend lustig fand, dass diese Warnung für einige der Schüler bereits zu spät kam. Wie Tom mit schadenfroh feststellte gehörten auch Steve und Ralph zu den Bedauernswerten. Jetzt hielten die Boote in einer unterirdischen Höhle an und alle stiegen aus. „Sind immer noch alle Schüler da?“, fragte Pringle kichernd. „Ich nicht“, meldete Steve sich und rieb seine Stirn, auf der bereits ein deutliches Veilchen zu sehen war, dessen Färbung ständig zwischen blau, grün und violett variierte. „Na prima. Dagegen hat unsere Krankenschwester bestimmt ein gutes Mittel. Als ich letztes Jahr einen Schüler zu ihr in den Krankenflügel geschickt habe, ist er drei Monate später wieder aufgetaucht. Die Beule an seinem Kopf war verschwunden.“ Steve verstummte sofort. Pringle kicherte erneut und ging dann auf eine lange Steintreppe zu. „Alle Schüler folgen mir weiter!“ Am Ende der Treppe blieben alle vor einer großen Eichentür stehen. Der Hausmeister klopfte dreimal und sogleich öffnete sich das Tor. Tom sah einen großen Zauberer mit langem kastanienbraunem Bart und einem purpurfarbenem Umhang. „Ich gebe die Erstklässler an Sie ab, Professor Dumbledore“, sagte Pringle. „Danke Apollyon“, antwortete Dumbledore und wandte sich dann an die Schüler. „Bitte folgen Sie mir.“ Er führte sie in die riesige Eingangshalle. Überall an der Wand hingen flackernde Fackeln. Eine große Marmortreppe führte in die oberen Stockwerke. Professor Dumbledore führte sie durch die gepflasterte Halle in eine kleine Kammer direkt neben der Großen Halle wie er sagte. „Willkommen in Hogwarts“, begrüßte der Professor sie. „Bevor ihr eure Plätze in der großen Halle einnehmen könnt und wir mit dem Bankett zur Eröffnung des neuen Schuljahrs beginnen, muss entschieden werden in welche Häuser ihr kommt. Schon seit Jahrhunderten ist es eine sehr wichtige Zeremonie, denn das Haus wird hier in Hogwarts eure Familie sein. Schüler desselben Hauses haben gemeinsam Unterricht, schlafen im selben Schlafsaal und verbringen die meiste Zeit gemeinsam im Gemeinschaftsraum. Die vier Häuser heißen Gryffindor, Ravenclaw, Hufflepuff und Slytherin. Jedes hat eine uralte Geschichte und hat bedeutende Zauberer und Hexen hervorgebracht. Um euch zu größeren schulischen Leistungen anzuspornen, werden für gute Ergebnisse Hauspunkte von den Lehrern verteilt. Sollte sich jemand nicht an die Regeln halten, werden seinem Haus Punkte abgezogen. Am Ende jedes Schuljahres werden alle Punkte zusammengezählt und das Haus mit den meisten Punkten gewinnt den Hauspokal. Der aktuelle Punktestand kann jederzeit an den Stundengläsern in der Eingangshalle abgelesen werden. Hoffentlich ist jeder von euch ein Gewinn für sein Haus. Die Einführungszeremonie wird nun in wenigen Minuten beginnen. Jeder sollte sich in der Zeit so gut wie möglich darauf vorbereiten.“ Tom sah sich nervös um. Seinen Mitschülern schien es auch nicht besser zu gehen. Alle blickten verängstigt um sich oder redeten halblaut mit ihren Freunden. „Meine Schwester wollte mir einfach nicht verraten, worauf es bei der Prüfung ankommt“, hörte Tom ein Mädchen mit langen roten Zöpfen erzählen. „Glaubt ihr, wir müssen Zauber verwenden?“ „Bestimmt“, antwortete ein anderes Mädchen mit schulterlangen blonden Haaren. In seiner Tasche umklammerte Tom seinen Zauberstab. Natürlich hatte er schon einige Zauber aus den Lehrbüchern ausprobiert, aber jetzt fiel ihm keiner ein, der ihm in einer gefährlichen Situation helfen konnte. Professor Dumbledore kam zurück. „Die Einführungsfeier wird jetzt beginnen. Stellt euch in Zweierreihen auf und folgt mir.“ Dumbledore führte sie in eine große Halle, die von Tausenden Kerzen, die einfach so in der Luft schwebten, erleuchtet wurde. In der Halle standen vier lange Tische, an denen die anderen Schüler saßen und ihnen erwartungsvoll entgegensahen. Vor den Haustischen stand ein großer Tisch für die Lehrer, die die Erstklässler neugierig musterten. Das rothaarige Mädchen deutete zur Decke. Auch Tom richtete seinen Blick nach oben. Die Decke war verzaubert, so dass sie immer genauso aussah wie der Himmel draußen. Er hatte das schon in Hogwarts Geheimnisse gelesen. Jetzt zeigte die Decke einen fast klaren Sternenhimmel mit ein paar vereinzelten Wolkenfetzen. Die Schüler stellten sich auf Dumbledores Geheiß in einem Halbkreis auf. In die Mitte plazierte er einen vierbeinigen Stuhl, auf dem ein Hut lag. Es war ein Spitzhut aus Leder, der schon ziemlich schäbig aussah. Plötzlich öffnete sich die Hutkrempe. Es war ein Mund und der Hut begann zu singen:
Es kennt jawohl ein jeder hier, Hogwarts Gründer – alle vier. Und solltet ihr sie doch nicht kennen, werde ich sie hier noch mal benennen. Gyffindor war stark und gut, tapfer und stets voller Mut. Ravenclaw war schlau und klug, hasste Unrecht und Betrug. Hufflepuff schätzte Fleiß und Arbeit nahm nur Schüler mit Tüchtigkeit. Listig und oft Tücke im Sinn, ja so war der Slytherin. Nun will ich euch nicht weiter quälen Und endlich eure Häuser wählen.
Alle klatschten Beifall nachdem der Hut geendet hatte. Professor Dumbledore trat vor und sofort verstummten alle. Dumbledore entrollte eine Pergamentrolle und sah die Erstklässler an. „Wenn ich euren Namen aufrufe, setzt ihr euch auf den Stuhl und zieht den Sprechenden Hut auf, damit er euer Haus bestimmen kann“, erklärte er. „Blake, Gina!“ Das Mädchen mit den schulterlangen, blonden Haaren trat vor und setzte sich nervös auf den Stuhl. Der Hut rutschte ihr bis über die Augen. „GRYFFINDOR!!!“, verkündete der Hut lautstark. Gina setzte den Hut ab und rannte freudestrahlend zu ihrem Haustisch. „Cloud, Frédéric!“ „HUFFLEPUFF!!!“ „Doubdown, Daniel!“ „HUFFLEPUFF!“ Und so ging es weiter. „Lon-Gandley, Faye“ wurde eine Ravenclaw. „Morgan, Gary!“, rief Dumbledore. Kaum hatte Gary den Hut aufgesetzte, da hatte der Sprechende Hut ihn auch schon nach Slytherin geschickt. Mit einem selbstgefälligem Lächeln auf dem Gesicht, ging Gary zum Slytherintisch. „Morgan, Kai!“ Kai ging bei weitem nicht so selbstsicher auf den Hut zu wie sein Bruder und als der Hut ihn zu einem Slytherin erklärte, sah er aus, als würde er am liebsten losheulen. Auch Garys Freunde Steve und Ralph kamen beide nach Slytherin. Dann kamen noch „Nodd“ ..., „Owen“ ..., „Porters“ und schließlich ... „Riddle, Tom!“ Tom ging nach vorne und versuchte alles um ihn herum zu ignorieren. Er setzte sich auf den vierbeinigen Stuhl und zog den Hut über den Kopf. “Eigentlich sollte ich nicht lange überlegen“, sagte der Sprechende Hut in Toms Kopf. “Aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob so ein zartes Bürschchen wie du dort gut aufgehoben ist. Ich habe davon gehört was du letztens im Waisenhaus angestellt hast. Hat es dir Spaß gemacht?“ Instinktiv wollte Tom die Frage verneinen, aber sofort wurde im klar, dass er einen Hut nicht belügen konnte der in seinen Gedanken war. „Ja!“ “Soso, das war nicht nett von dir, weißt du? Aber wahrscheinlich ist dir das völlig egal, ja. Nun gut, du kommst nach SLYTHERIN!“ Tom hörte wie der Hut das letzte Wort laut in die Halle rief. Am Slytherintisch wurde gejubelt und alle hießen Tom herzlich willkommen. Ein großer Junge mit dunklem Haar schüttelte ihm die Hand. „Hi, ich heiße Robert Moon. Ich bin Vertrauensschüler von Slytherin. Willkommen in unserem Haus.“ Die Schülerschar vor dem Sprechenden Hut war inzwischen auf ein Mädchen zusammen geschrumpft und endlich wurde dann auch „Wonder, Yasmin“ zu einer Ravenclaw gemacht. Professor Dumbledore rollte das Pergament mit den Namen zusammen und trug den Stuhl mit dem Sprechenden Hut aus der Halle. Am Lehrertisch stand ein Mann auf. Aus den Gesprächen seiner Mitschüler kam Tom zu dem Schluss, dass es sich um den Schulleiter Professor Dippet handelte. „Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts“, sagte der fast kahlköpfige Direktor. „Wir wollen nun mit dem Festbankett beginnen.“ Tom starrte auf den Tisch. Auf den bisher leeren Platten erschienen jetzt die köstlichsten Gerichte. Er nahm sich Kartoffeln, Schinken und Roastbeef. Als Nachttisch genehmigte er sich einen Plumpudding. Alles schmeckte köstlich und an den Gesichtern seiner Tischnachbarn konnte er ablesen, dass es ihnen genauso gut mundete. Als keiner mehr aß, verschwanden die Speisen plötzlich von den Tellern und Dippet erhob sich wieder. „Ich hoffe, dass es allen geschmeckt hat“, begann er. „Bevor jetzt alle in ihren Schlafsaal gehen, möchte ich noch einmal ausdrücklich daran erinnern, dass niemand den Wald auf dem Schulgelände betreten darf. Auf den Gängen wird auch dieses Schuljahr nicht gezaubert. Die Auswahl für die Quidditchmannschaften findet in zwei Wochen statt. Wer Interesse hat, meldet sich bitte bei Madam Ala. Und nun, alle ins Bett. Die Stundenpläne erhalten sie Morgen früh.“ Robert stand auf. „Die Erstklässler folgen mir bitte zum Gemeinschaftsraum.“ Tom folgte der Gruppe. Von der Eingangshalle aus nahmen sie eine Treppe nach unten in die Kerker. Nachdem sie so oft abgebogen waren, dass keiner der Erstklässler sich den Weg hatte merken können, standen sie vor einer Statue. „Sie verlangt ein Passwort. Merkt es euch gut. Ohne kommt ihr nicht in den Gemeinschaftsraum. Zahn der Chimäre!“ Die Wand hinter der Statue glitt beiseite und ließ die Schüler in den Raum dahinter. Dort standen viele Sessel, Stühle und Tische. Es gab auch einen großen Kamin, in dem noch ein Rest Feuer loderte. „Der Schlafsaal der Mädchen liegt hier links“, sagte Robert. „Und der, der Jungs die Treppe rechts runter. Euer Gepäck wurde bereits für euch in den Schlafsaal gebracht. Gute Nacht!“ Tom folgte den anderen Jungen die Treppe runter. Müde wie er war zog er nur noch seinen Schlafanzug an, ließ sich ins Bett fallen und schlief sofort ein.
-----------------
~*~North Cats~*~
Rebecca & Ricarda
"Ich will nicht sagen, weinet nicht, denn nicht alle Tränen sind von Übel." (Gandalf, HdR III)
|
|
nach oben |
|
![](//files.carookee.com/skin/2/img/spacer.gif) |
|
powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos
Layout © Karl Tauber
|