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Bundesligisten jagen Lohner Talent

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mr

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Beiträge: 5447
Ort: Leer


New PostErstellt: 23.02.06, 16:03  Betreff: Bundesligisten jagen Lohner Talent  drucken  weiterempfehlen

Hier:

Bayern München, Hamburger SV, Werder Bremen, VfL Wolfsburg – all diese etablierten Bundesligaklubs haben bereits bei der Familie Tönnies angerufen und Thorsten zum Probetraining eingeladen. Das14-jährige Talent von Blau-Weiß Lohne fühlt sich natürlich zu Recht geschmeichelt. Den Kopf verdreht haben ihn diese Anfragen jedoch nicht. Denn Thorsten hat sich bisher nicht abwerben lassen und bleibt seinem Heimatverein treu. Und das aus gutem Grund. Denn sowohl Thorstens Eltern als auch seine Trainer im Verein, Stützpunkt und beim Niedersächsischen Fußballverband sind sich einig: Der talentierte Fußballer sollte sich so lange wie möglich in seinem vertrauten Umfeld wohl fühlen und weiterentwickeln. Ob das für einen jungen Menschen in einem Internat und fremder Umgebung möglich ist, darf zumindest angezweifelt werden.

Dies schließt natürlich einen späteren Vereinswechsel zu einem Profiklub nicht aus. Darüber sind sich die Experten einig. Thorsten hat die Ratschläge seiner bisherigen Wegbegleiter angenommen. Und ist zu der Erkenntnis gelangt: „Im Internat zu wohnen kommt noch zu früh für mich.“ Er fühlt sich bei BW Lohne gut betreut und sportlich gefordert. In der Landesligamannschaft der C-Junioren ist er natürlich der Leistungsträger. Als offensiver Mittelfeldspieler hat Thorsten entscheidenden Anteil daran, dass sein Team derzeit den ersten Platz belegt. Im DFB/NFV-Stützpunkt Mühlen wird er zusätzlich von Thomas Kissner individuell geschult. Von ihm bekommt Thorsten ein prima Zeugnis ausgestellt: „Er ist ein guter Fußballer, sehr lernwillig, immer gut drauf. Es macht Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten.“ NFV-Trainer Thomas Nörenberg, der die U15-Auswahl betreut, sieht es genauso: „Thorsten hat eine überdurchschnittliche Dynamik, ist körperlich robust, trotzdem schnell und besitzt ein großes Selbstvertrauen.“

Thorsten Tönnies.
Also bietet sich ein Wechsel zu einem Profiklub doch geradezu an? „Später ja, aber noch nicht mit 14 Jahren“, meint Nörenberg. Der NFV-Coach bezieht sich dabei auf eine wissenschaftliche Studie, die der Bund Deutscher Fußball-Lehrer 2004 veröffentlicht hat. Darin heißt unter anderem: „Die Eltern geben ihre Kinder ins Internat und hoffen, dass die Vereine verantwortungsvoll mit den Jugendlichen umgehen. Die Nachwuchsspieler müssen ihr Leben neu organisieren und bewältigen. Hierbei ergeben sich Spannungen in den Perspektiven.“ Das Verlassen des privaten Umfeldes sorge dafür, dass die Familie aus der Talentförderung zurückgedrängt werde. Ob das sinnvoll sei, müsse jedenfalls hinterfragt werden. Wie in der Studie weiter ausgeführt wird, geht es den Experten in keiner Weise um Stimmungsmache gegen die Internate der Lizenzvereine. Die Vorbehalte richteten sich lediglich gegen einen zu frühzeitigen Wechsel eines Talents zu einem Profiklub.

Leicht gesagt, aber schwer zu befolgen. Die Ungeduld eines talentierten Fußballers ist durchaus nachzuvollziehen, wenn er gleich mehrere Anfragen von Profiklubs erhält. Thorsten Tönnies geht damit sehr gut um. Die Talentsichtung im deutschen Fußball wird von den Bundesligaklubs intensiv betrieben. Zum Beispiel beim E.ON Avacon-Cup (siehe Seiten 24 bis 30) werden die zwölf- und dreizehnjährigen Spieler entdeckt und angesprochen. Thorsten erhielt die erste Anfrage vom Hamburger SV, nachdem er 2005 an einem Feriencamp des Bundesligisten teilgenommen hatte. Es war ein Geschenk von seinen Eltern. Ein möglicher Vereinswechsel zu Werder Bremen würde bedeuten, dass der Lohner Junge vier Mal in der Wochen mit dem Zug zum Training fahren müsste. Die Fahrt von Lohne (Kreis Vechta) nach Bremen dauert etwa eine Stunde.

Ein erster Termin mit dem VfL Wolfsburg ist aus Zeitgründen geplatzt. Ein Wechsel in die Volkswagenstadt wäre 2007 aber durchaus denkbar. Dann ist Thorsten 16 Jahre alt. Ein Zeitpunkt, den sein NFV-Trainer Nörenberg für richtig hält. „Thomas hat mit mir schon mehrfach darüber gesprochen, einen möglichen Vereinswechsel erst vorzunehmen, wenn ich 16 Jahre alt bin.“ Eine Erkundungsfahrt nach Wolfsburg steht jedenfalls schon im Terminkalender der Familie Tönnies.
Dass nun plötzlich auch noch der große FC Bayern München in der Lohner Provinz ins Spiel eingreift und mit Thorsten Tönnies Kontakt aufnimmt, verleiht dem Wechselkarussell noch mal einen kräftigen Schub. Der Bayern-Vertreter hat kurz vor Weihnachten seine Familie zum Essen eingeladen. Ein Termin steht aber noch nicht fest. „Ein Wechsel kommt für meinen Sohn jetzt noch nicht in Frage“, beantwortet Thorstens Mutter sämtliche Anfragen.

Für die niedersächsische Auswahl war er bisher 13 Mal im Einsatz. Im Team von Thomas Nörenberg spielt Thorsten rechter Außenverteidiger. „Da kann ich meine Schnelligkeit ausspielen“, verrät er. Eine kleine Trainingseinheit vor dem Frühstück und gemeinsames Schuhe putzen steht regelmäßig auf dem Programm eines NFV-Lehrgangs. „Frühsport machen wir nicht so gern, auch wenn es Sinn macht. Die -Cafeteria haben wir von innen nur selten gesehen. Freizeit bedeutet für uns, nach dem Training ins Bett zu gehen“, gewährt er Einblicke in den Trainingsablauf.
Wer wie Thorsten ein großes Ziel vor Augen hat, konzentriert sich ohnehin voll auf den Fußball. „Ich möchte immer der Allerbeste sein. Ob ich später mal mit meinem Hobby Geld verdienen kann, weiß ich heute noch nicht. Ich werde aber Alles dafür tun“, betont der ehrgeizige Fußballer aus dem Oldenburger Münsterland.

Wenn es in der Schule doch auch so gut laufen würde. Der Schüler des Gymnasiums Lohne muss jetzt einige Sonderschichten einlegen, weil die Defizite in Mathe und Latein einfach zu groß sind. „Ich lerne zu wenig und bin zu faul“, nennt Thorsten die Ursache.
Damit ist nun Schluss. Für dieses Jahr nimmt er sich vor, jeden Nachmittag mindestens eine halbe Stunde nach den eigentlichen Schularbeiten die Schwächen abzubauen. In Lohne trainiert er drei Mal in der Woche mit seinen Mannschafskollegen, die seine Leistung offenbar überschätzen. „Genau deshalb werde ich immer wieder besonders gefordert und muss beweisen, wie gut ich bin“, bemerkt der talentierte Fußballer.

Bei den Lehrgängen in Barsinghausen und beim DFB trifft das natürlich auch zu. Aber dort befinden sich seine Mitspieler auf Augenhöhe. Zusammen mit Marcel Hölscher gehört er zum 60er Kader des DFB-Trainers Jörg Daniel. Thorstens nächste Ziele sind damit gesteckt. „Ich möchte mich beim DFB durchsetzen und mit der NFV-Auswahl im Sommer das DFB-Schülerlager gewinnen.“ Diese Siegermentalität vermittelt NFV-Coach Nörenberg, um seinen Spielern das Selbstbewusstsein zu stärken. Zum Lieblingsgegner hat Thorsten die Westfalen auserkoren. „Die wollen wir unbedingt schlagen.“ In den bisherigen vier Begegnungen gab drei Niederlagen (0:1, 0:5, 0:1) und ein Unentschieden (4:4).

Ganz schön mutig. Zielstrebig und optimistisch zu sein, zeichnen Thorsten Tönnies aus. Hinzu kommt seine Geduld, auf die große Chance zu warten. Sein Lohner Vereinstrainer Michael Bürgel spricht ihm Mut zu: „Viele gute Fußballer kommen aus kleinen Vereinen.“

Dazu passt eine Notiz aus der wissenschaftlichen Studie. Darin wird behauptet, dass nur cirka zwei Prozent der hochtalentierten Fußballer, die in -einem Internat eines Bundesligavereins wohnen, später den Sprung in den Profi-fußball schaffen. Für Thorsten Tönnies ein weiteres Argument, nicht zu früh den Heimatverein zu ver-lassen.



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