Nicolas Benzin
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Erstellt: 15.07.04, 21:10 Betreff: Teilweise schlau geworden... |
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Lieber Philosoph,
ich bin der Ansicht, wenn ein Werk "interpretatorische Gaben" verlangt, kann es von niemanden so verstanden werden, wie der verfasser die Inhalte verstanden wissen will. Interpretation ist nun einmal ein Auslegen. Interpretiert man beispielsweise Literatur oder auch Jurispudenz, so ist im Rahmen eines Textes immer eine Vielfalt von Möglichkeiten gegeben, die richtig, aber auch falsch sein können.
- Ja, sicher. Zu den von mir genannten Schwierigkeiten, die überwiegend daraus resultieren, daß wir keine (gelehrten) Zeitgenossen Brunos sind, kommt noch hinzu, daß es sich bei einigen Schriften um Dialoge oder gar Tetraloge handelt. Der Leser muß erst herausfinden, was der Autor eigentlich mitteilen will. Neben dem jeweiligen "Sprachrohr" des Nolaners gibt es nämlich in den Tetralogen auch Akteure, die nicht nur bloße Stichwortgeber sind, sondern Wesentliches beitragen. Dann wieder andere, die nur Unsinn reden oder eine vom Nolaner bekämpfte philosophische Richtung verkörpern. Aber auch diese können von Fall zu Fall wertvolle Informationen liefern. Es war bei den Autoren der okkulten Strömung der Renaissance auch durchaus üblich, nach einem krausen Werk, ein erklärendes nachzuschieben. Oft wollten die Autoren die Leser auch nur neugierig machen und erteilten dann (bezahlten) Privatunterricht, der in der Auslegung der eigenen Schriften bestand. So nachweislich bei Johannes Trithemius, dem "schwarzen" Abt von Sponheim, Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim, Dr. John Dee und natürlich bei Giordano Bruno. Obwohl dieser immer wieder betont, daß er sich hinreichend klar ausgedrückt habe.
Auf Ihre Entdeckung ( http://www.urmatrix.de )bezogen
- Nein, man kann das nicht auf die Entdeckung der Urmatrix übertragen, jedenfalls nicht von den Schriften Brunos her. Denn die Texte spielten bei der Entschlüsselung zunächst gar keine Rolle. Vielmehr die Graphiken. Basis für die Entwicklung des mikrobiologischen Verfahrens ist allein das Sefer Jezira (Buch der Formung oder Buch der Schöpfung).
würde dies ja dann letztlich bedeuten, dass auch diese richtig aber auch falsch sein kann. Dann ist es aber von Euch recht mutig, wenn Ihr ein Patent auf eine Vermutung hin anmeldet und so viel Geld investiert.
- In der Tat gibt es da eine Sache, die genau andersherum sein könnte, über die ich auf Grund des laufenden Verfahrens natürlich hier nicht eingehen kann. Als wir im Mai 2000 in der Kabbalisten-Stadt Livorno auf einer Parkbank über die entsprechenden Abschnitte des Sefer Jezira diskutierten, war uns dies allerdings bereits klar.
Zitat: In der Regel erschließt sich die Absicht des jeweiligen Werkes aus den Einleitungsschreiben Brunos. Aber auch ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß bei Bruno die Definitionen der einzelnen philosophischen Begriffe nicht eindeutig fest zu stehen scheinen oder gar durchgehend in einem Werk unverändert bleiben.
... dann dürfte man aber nicht mehr interpretieren müssen.
- Siehe Zitat unten...
Zitat: Ich möchte mir das so erklären, daß Bruno auf seinen weitläufigen Reisen zu den einzelnen Werken umfangreiche Konzepte entworfen und diese dann - wenn er denn einmal kurz für einige Monate zur Ruhe kam - schnell niedergelegt hat. Bei sechs italienischen Dialogen in kaum mehr als eineinhalb Jahren kann es kaum anders gewesen sein.
... dann wären seine Aussagen aber nicht sehr viel wert und wie gesagt: Ihr währet sehr mutig
- Was Bruno bestrifft, sehe ich das nicht so. Und die Patentschrift beruht nicht auf den Texten von Bruno, sie geben nur deutliche Hinweise auf das einstmals vorhandene Wissen. Was die Auslegung des Sefer Jezira betrifft, bleibt natürlich wie bei allen Interpretationen ein Restrisiko. Die Verfasser hatten auch gar nicht die Absicht ein Lehrbuch für unsere Zeit niederzulegen. Eher eine Merkhilfe für die Eingeweihten. So stelle ich mir das vor.
Zitat: Dabei ist ihm mehrmals auch die Kapitelzählung und damit in Verbindung stehende Querverweise aus dem Ruder gelaufen. In den heute in Deutsch vorliegenden Ausgaben ist dies von den Herausgebern inzwischen korrigiert worden, so daß es dem Leser nicht auffallen kann.
Auch die Bibel, wenn ich die Schriften von Euch richtig verstehe ist so im Nachhinein korrigiert worden und wenn ich Herrn Vogl richtig verstehe, dann ist er der Ansicht, dass so eine Korrektur nicht gemacht werden dürfte, weil man ja nicht weiß, ob dies so richtig ist und der Verfasser dieses "Durcheinander" nicht absichtlich so niedergelegt hat.
- Ja. Denn Vertauschungen sind in der Kabbalistik ja ein sehr gängiges Verfahren. Ich glaube aber, daß hierzu Herr Vogl sicher mehr sagen könnte.
Nicolas Benzin
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