Haragan lag nun schon seit einer Ewigkeit in der kleinen
Mulde in Deckung und beobachtete die ebene Steppe die vor ihm lag. Sein
struppiger Begleiter Asska lag leise hechelnd neben ihm. Haragan seufzte und
sagte zu Asska das die Götter der Jagt wohl Heute nicht mit ihnen wären. Der
Worg hob kurz seinen Kopf hoch um auch gleich wieder zusammenzusinken und
weiter zu dösen. Haragan drehte sich auf den Rücken und betrachtete den Himmel.
Weit oben zog ein Greifvogel seine Kreise und nur ein schwaches Lüftchen wehte
von der Ebene her zu ihrem Versteck herauf. In der brütenden Mittagssonne wurde
es langsam unerträglich heiß. Als Haragan so dalag und gerade anfing seine
Seele ein wenig baumeln zu lassen kam Asska mit einer blitzartigen Bewegung auf
die Beine. Seine Muskeln waren mit einemmal aufs Äußerste angespannt. Die
Nackenhaare sträubten sich und ein leises Knurren war zu hören. Haragan wusste
sofort das Asska eine Witterung aufgenommen hatte. Was das anging war sein Worg
unfehlbar. Angestrengt spähte Haragan aus der Deckung heraus konnte aber
partout nichts entdecken. Am anderen Ende der Ebene meinte er etwas in dem
hohen Steppengras ausmachen zu können war sich aber nicht sicher. Vorsichtig
blicke er sich um und zog dann etwas verstohlen einen länglichen Gegenstand aus
seinem Lederbeutel. Ein weiterer Kontrollblick versicherte ihn, es war keiner
in der Nähe. Der Gegenstand entpuppte sich als ein technisches Instrument mit
welchem man Dinge die in weiter Ferne sind besser sehen kann. Wie alle
gnomischen Ingenieurspielereien waren auch Fernrohre strengstens verboten in
Haragans Clan. Aber er war der Meinung die eine oder andere technische
Errungenschaft sollte auch einem Ork von nutzen sein. Das Fernrohr hatte er vor
Jahren einem toten Gnom aus seinen kalten Fingern gezogen und seitdem hütete er
es wie einen Schatz. Er äugte in das Fernrohr und da waren sie. Er zählte vier
Mitglieder einer Allianztruppe, einen Elf und drei Menschen. Sie hielten genau
auf ihn zu und waren nur noch gut und gerne dreihundert Meter entfernt. Er
konnte nicht aus der Mulde fliehen ohne Gefahr zu laufen von ihnen entdeckt und
verfolgt zu werden. Haragan blieben höchstens noch ein paar Minuten um eine
Entscheidung zu treffen, Flucht oder Kampf. Er beobachtete die anrückende
Gruppe genau und versuchte ihre Kampfstärke einzuschätzen. Der Elf und einer
der Menschen, ein hagerer hochgewachsener Kerl wären wohl kein Problem. Nach
ihren sehr einfachen Waffen und Rüstung zu urteilen waren die Beiden recht
unerfahrener Nahkämpfer. Doch die anderen beiden Menschen schienen aus einem
härteren Holz geschnitzt zu sein. Den einen identifizierte er als Paladin, Ihm
selber ungefähr ebenwürdig und der andere war Magier oder ein Hexenmeister ohne
dämonische Begleitung. Zusammengenommen jedenfalls eine äußerst gefährliche
Kombination. Er konnte versuchen sich noch dichter an den Boden der Mude zu
pressen und hoffen das die Gruppe an ihm vorüber ziehen würde, ohne ihn in
seinem Versteck zu entdecken, das barg allerdings die Gefahr das sie ihn doch
bemerken würden und er dann in einer denkbar ungünstigen Position wäre um den
Kampf aufzunehmen. Eine andere Option wäre zu warten bis sie nahe genug waren
und dann einen Überraschungsangriff starten, aber auch da waren seine Chancen
zu gewinnen bestenfalls 4:1 gegen ihn. Fieberhaft suchte er nach einem Ausweg
doch ihm viel nicht besseres ein. Mittlerweile war die Gruppe auf Hörweite an
ihn herangekommen. Er sah ein es gab nur eine Möglichkeit einen direkten
Angriff. Er streichelte Asska noch mal über den Kopf und gab ihm Anweisungen.
Beide hockten nun in ihrer Deckung und warteten auf den richtigen Moment zum
zuschlagen. Als die Gruppe auf Bogenreichweite heran war gab Haragan einen
kurzen Befehl. Asska schnellte aus der Deckung heraus und jagte mit
unglaublicher Geschwindigkeit auf die Gruppe zu. Fast im selben Moment kam
Haragan mit gespanntem Bogen nur leicht aus der Mulde hoch und schon flog der
erste Pfeil in Richtung des stoffbewehrten Menschen. Pfeil und Worg erreichten
die Gruppe zur gleichen Zeit. Mit einem gewaltigen Satz sprang Asska den
Paladin an und verbiss sich in ihm. Der Pfeil kam für den Stoffträger ohne
Vorbereitung und tötete ihn beinahe. Schwer getroffen sackte er in sich
zusammen. Noch bevor der Mensch richtig begriffen hatte was da mit ihm
eigentlich geschehen war erlösten zwei weitere Pfeile ihn von seinem Leiden.
Der Elf und der hagere Mensch stürmten los in Richtung Haragans Deckung. Der
konnte noch 2 Pfeile auf den Elf abfeuern die den allerdings nicht töteten.
Haragan warf den Bogen Beiseite und griff nach seinen zwei Äxten die vor ihm
auf dem Boden bereit lagen. Mit einem Sprung kam er auf die Beine und stürmte
auf die Beiden Angreifer zu. Im Augenwinkel sah er das Asska schon schwächer
wurde, gegen einen vollgerüsteten Paladin hatte er keine Chance er konnte ihn
bestenfalls etwas aufhalten. Kurz bevor Haragan an seinen beiden Gegnern dran
war hechtete er nach Vorne, und mit einer Rolle vorwärts war er blitzartig
neben seinen Kontrahenten. Die waren so Überrascht das sie für einen Moment
nicht wussten wie sie zu reagieren hatten. Für einen erfahrenen Kämpfer wie
Haragan war das wie eine Einladung. Ein mit aller Kraft geführte Hieb trennte
das linke Bein des Elfen fast völlig ab. Der brach schreitend zusammen und war
vorerst außer Gefecht. Doch mit dem hageren Menschen entbrannte ein wilder
Zweikampf. Haragan hatte den Kerl offensichtlich etwas unterschätzt, er war
zwar nicht besonders stark aber er hing ganz offensichtlich sehr an seinem
Leben. Der Mensch kämpfte wie ein Besessener und drisch mit seinem Bidehänder
auf Haragan ein der sich nur mit Mühe der Schläge erwehren konnte. Ein kurzer
Blick und Haragan sah gerade noch wie der Dolch des Paladins Asskas rechten
Vorderlauf abtrennte. Eine Schwall Blut ergoss sich aus dem Stumpf und der Worg
strauchelte. Das gab dem Paladin Zeit sein Schwert zu ziehen und ein mächtiger
Hieb traf Asska in der Flanke. Tödlich getroffen brach der mit lauten Jaulen
zusammen. Endlich gab sich der Mensch eine kleine Blöße und Haragan brachte
einen Treffer am Arm des Menschen an. Vom Schmerz überrascht verlor der einen
Moment die Kontrolle über sein Schwert. Mit einer geschickten Kombination
blockte Haragan das Schwert an der Schwäche ab und fixierte es am Ort.
Bruchteile von Sekunden später hörte man das splittern von Knochen und den
dumpfen Schlag wenn eine Axt in einen Schädel eindringt. Dunkles Blut quoll aus
der klaffenden Wunde als Haragan sein Axt heraus zog, den toten Körper des
Menschen wegstoßend. Nun waren nur noch er und der Paladin über, beide schon
verletzt und geschwächt. Haragan wusste wenn der Paladin erst mal mittels
seines Gottes angefangen würde sich zu heilen wären seine Chancen endgültig
dahin. Schnell drehte er sich um und rannte zurück zu seinem Bogen. Im selben
Moment begann der Paladin auf ihn zuzulaufen. Haragan erreichte die Mulde und
griff nach seinem Bogen. Er wollte wenigstens ein paar Treffer langen bevor der
Paladin bei ihm war. Er schoss doch die Pfeile prallten an der Plattenrüstung
des Paladins ohne Wirkung ab. Im Nahkampf sah er kaum eine Möglichkeit zu
gewinnen gegen einen solchen Gegner. Aber es gab keine andere Möglichkeit mehr.
Haragan warf den Bogen wieder beiseite und rannte mit den Äxten in den Händen
auf den Paladin zu. Da kam ihm eine verwegene Idee, nur noch wenige Meter
trennten die Zwei als Haragan zu einem mächtigen Schwung ausholte und eine Axt
in Richtung Paladin schleuderte. Mit lautem krachen schlug die Klinge der Axt
im Visier des Plattenträgers ein. Er verlangsamte abrupt seinen Lauf und begann
zu wanken. Blut rann unter seinem Helm hervor und er sank auf die Knie. Mit
zwei großen Schritten war Haragan an ihm heran und aus dem Lauf heraus trennte
ein kräftiger Schlag den Kopf des Paladin sauber vom Rumpf. Das noch schlagende
Herz pumpte eine Fontaine Blut aus dessen Hals. Langsam kippte er vornüber und
die rote Flüssigkeit ergoss sich über den sandigen Boden. Langsamen Schrittes
ging Haragan auf Asska zu. Er kniete sich neben seinen Worg auf den Boden und
legte dessen Kopf in seinen Schoss. Der Worg atmete schwer aber es war kein
winseln zu hören. Asska war zu schwer verletzt als das Haragan noch irgendwas
hätte für ihn tun können. Er konnte nur dasitzen und warten, seinem treuen
Begleiter die letzte Ehre erweisen. Asska schaute noch mal zu seinem Herren auf
um dann für immer die Augen zu schließen. Haragan stand schwerfällig auf und
lies seinen Blick über Szene schweifen. Der Elf lebte noch, war aber aufgrund
des hohen Blutverlustes und der Schmerzen schon fast ohnmächtig. Haragan ging
zu dem Elf hin, hob dessen Oberkörper am Kopf etwas an und mit einer
ruckartigen Bewegung brach er ihm das Genick. Ein kurzes Gurgeln und der Elf
war tot. Haragan sammelte einiges trockenes Astwerk aus der Umgebung und
schichtete es zu einem Scheiterhaufen auf. Er wollte verdammt sein wenn die Geiler
oder Hyänen auch nur eine Stückchen aus seinem schönen Worg herausreißen
sollten. Er bettete Asska auf den Scheiterhaufen und entzündete den Stapel.
Schnell fraßen sich die Flammen durch das trocken Holz und in einem hellen
Feuerschein verbrannte der Kadaver Asskas.

Haragan