Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

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Dieses FORUM dient der Diskussion von Ideen
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Autor Beitrag
Manuel Franzmann
(Administrator)

Beiträge: 132

New PostErstellt: 30.08.04, 23:19     Betreff: Re: Vier Artikel der Diskussion der Erwerbslosen unter Texte

Ich habe einen Blick in die von Anne Alex eingestellten Texte geworfen und finde sie sehr gut. Zwei aus meiner Sicht problematische Punkte habe ich allerdings gefunden, die ich zur Diskussion stellen will.

Red Renta Basica fordert ein Grundeinkommen, das aus zwei Beträgen bestehen soll: ein Betrag zum Eigenverbrauch und ein Betrag, der an das Gemeinwohl gebunden sein soll, was letztlich auf eine Kontrolle von Gemeinwohltätigkeit hinauslaufen müßte wie in dem aus meiner Sicht unsäglichen Bürgerarbeitsmodell von Ulrich Beck. Begründet wird dies mit der Diagnose eines zunehmenden Individualismus, der angeblich das Gemeinwohl und die Gemeinschaft bedrohe. Ich halte diese Diagnose (auch als Sozialwissenschaftler) für grundfalsch und glaube, daß hier vorschnell Autonomie und Egoismus ineins gesetzt werden. Das mag im Falle von Red Renta Basica mit der katholischen Identität Spaniens zu tun haben und der hohen Vergemeinschaftungsorientierung katholisch geprägter Kulturen, ist aber dennoch problematisch. Wenn ein Grundeinkommen in voller Summe zur eigenen Verfügung ausgezahlt wird, daß läge es natürlich in der Autonomie des Einzelnen, für welchen egoistischen oder gemeinwohlbezogenen Zweck das Geld verwendet wird. Diese Autonomie zu beschneiden, in dem ein Teilbetrag auf kontrollbedürfte gemeinwohlbezogene Zwecke reserviert wird, bedeutet schlicht ein Mißtrauen in die Autonomie der Bürger. Es wird ihnen darin mißtraut, autonom ein gemeinwohlbezogenes Leben zu führen. Es würde von vornherein institutionell unterstellt, daß pauschal jeder Bürger in seiner Gemeinwohlbezogenheit kontrollbedürftig ist. So etwas könnte ich für mich nur entschieden zurückweisen. Und in meiner Augen ist dieses Mißtrauen das eigentliche Problem, das es bei der Einführung eines bedigungslosen Grundeinkommens zu überwinden gilt. Soviel Autonomie, wie ein bedingungsloses Grundeinkommen erlauben würde, hat es historisch noch nie gegeben, und das bereitet aus verständlichen, aber letztlich unberechtigten Gründen allseits Unbehagen, selbst in den Reihen der Grundeinkommensbefürworter, wie man am Beispiel Red Renta Basica sehen kann.

Der zweite problematische Punkt ist die offenbar immer noch in Reihen der Erwerblosen- u. Sozialhilfeiniativen vorgetragene Forderung nach Arbeitszeitverkürzung und Umverteilung der Arbeit. Das ich dies aus der partikularen Sicht dieser Betroffeneniniativen zwar für verständlich, aber aus der Perspektive der Gesamtgesellschaft und mit Blick auf einen stimmigen Gsellschaftsentwurf für die Zuknft für unhaltbar halte, habe ich ja schon in der vorausgehenden Mail gesagt. Aus meiner Sicht wird es ganz entscheidend für den Erfolg der Grundeinkommensforderung sein, daß die Erwerbslosen- und Sozialhilfeinitiativen diese Forderung fallen lassen. Die Erwerbslosen- und Sozialhilfeinitiativen werden bei der Durchsetzung der Grundeinkommensforderung sicherlich eine ähnliche Rolle spielen, wie historisch die Arbeiterschaft bzw. -bewegung in der Durchsetzung eines Sozialstaats. Aber diese Forderung werden sie aufgeben müssen. Da bin ich mir ganz sicher.

Mit besten Grüßen
Manuel Franzmann

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