Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

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14.05.2005: Die Administration dieses FORUMs wird ab heute von den Nutzern dieses FORUMs gestaltet. Siehe dazu im FORUM Beitrag in "Infos zur Nutzung des FORUMs".
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Dieses FORUM dient der Diskussion von Ideen
zum BEDINGUNGSLOSEN GRUNDEINKOMMEN. Es war zuerst ein FORUM des
"Netzwerk Grundeinkommen", Näheres: http://Grundeinkommen.INFO .
Die Sprecher+..Innen des Netzwerkes betreiben seit April 05 eine eigene Mailingliste,
Näheres: http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen.
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Die Nutzer dieses FORUMS haben sich trotzdem mit Mehrheit für die Beibehaltung dieses FORUMs ausgesprochen, das weiterhin wohl auch hauptsächlich das weitere Vorgehen von http://Grundeinkommen.INFO begleiten wird.
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Das FORUM ist z.Zt. versuchsweise ÖFFENTLICH geschaltet.
Es kann also JEDEr Beiträge lesen, die Dateien ansehen und auch downloaden. Die Dateien sind auch verlinkbar. Wer mitschreiben will, muss sich anmelden, auch mit Pseudonym. Die Berechtigung muss bestätigt werden. Bitte die Frage "Warum..." beantworten.
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Vermeidung unnötiger Mißverständnisse und Wiederholungen

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Autor Beitrag
Reimund Acker

Beiträge: 21
Ort: Puchheim bei München



New PostErstellt: 12.09.04, 00:42  Betreff: Vermeidung unnötiger Mißverständnisse und Wiederholungen  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Hallo zusammen,

mir ist aufgefallen, daß es in der Diskussion hier immer mal wieder zu zeitraubenden Missverständnissen und Wiederholungen kommt, die leicht zu vermeiden wären, wenn wir uns für die Diskussion innerhalb dieses Forums auf die Definition und Verwendung einiger Grundbegriffe einigen würden.

So kommt es beispielsweise immer noch vor, daß jemand von einem Grundeinkommen unterhalb des Existenzminimums spricht, und ein anderer ihm entgegnet, das Grundeinkommen sei doch existenzsichernd.

Oder es wird weiterhin über die Bedeutung von "bedingungslos" diskutiert, obwohl dieses GE-Kriterium doch bereits bei Gründung des Netzwerks als gleichbedeutend mit "ohne Arbeitszwang und ohne Bedürftigkeitsprüfung" definiert wurde.

Ich schlage daher vor, daß wir hier gemäß dem Gründungskonsens entweder "Grundeinkommen" stets in der Bedeutung "existenzsicherndes, individuelles Grundeinkommen ohne Arbeitszwang und ohne Bedürftigkeitsprüfung" verwenden oder einen speziellen Ausdruck dafür prägen/reservieren, z.B "Grundeinkommen i.S.d. Netzwerks", "GE*", "BGE", oder so.

Außerdem fände ich es sehr hilfreich, eine FAQ-Liste (frequently asked questions = häufig gestellte Fragen) zu erstellen und zu pflegen, in der wir die wichtigsten Begriffe und Ergebnisse unserer Diskussion festhalten, und die immer wieder auf den neuesten Stand gebracht wird. Das wäre sehr nützlich für neu hinzukommende Diskutanten und -onkel und könnte so manche Widerholungen und Mißverständnisse vermeiden helfen.

Was meint Ihr dazu?

Reimund

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Michael Opielka
(Administrator)

Beiträge: 101
Ort: Jena/Königswinter



New PostErstellt: 12.09.04, 00:55  Betreff: Re: Vermeidung unnötiger Mißverständnisse und Wiederholungen  drucken  weiterempfehlen

Nun, ganz so einfach ist es nicht. Was heißt „existenzsichernd“? Wenn
darunter die „Armutsgrenze“ verstanden wird, dann gibt es dazu ziemlich
verschiedene Vorstellungen, die von 600 bis 1200 Euro im Monat reichen (für
einen Alleinstehenden). Dass es „keine Bedürftigkeitsprüfung“ geben soll,
ist Konsens. Aber was ist mit An- und Verrechnungen im Steuersystem? Mit
solchen im Wohngeld oder in den vielen anderen sozialen Systemen, wo es
Einkommensanrechnungen gibt (von Gebühren für Kindertagesstätten über das
Erziehungsgeld, der Medikamentenzuzahlung in der Krankenversicherung bis hin
zu Unterhaltsverpflichtungen)? Ein Wohlfahrtsstaat ist eine recht komplexe
Veranstaltung, was eine gute politische Debatte nicht gerade erleichtert --
aber umso nötiger ist sie.



Die öffentliche Diskussion in Deutschland hat noch gar nicht begonnen. Das
Netzwerk ist ein Forum. Die Präzision wird sich steigern.



prof. dr. michael opielka

institut für sozialökologie (isö)



www.isoe.org


[editiert: 12.09.04, 12:45 von Manuel Franzmann]
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P. Scharl

Beiträge: 199
Ort: Memmingen



New PostErstellt: 12.09.04, 16:35  Betreff: Re: Vermeidung unnö  drucken  weiterempfehlen

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P. Scharl

Beiträge: 199
Ort: Memmingen



New PostErstellt: 12.09.04, 21:45  Betreff: Re: Vermeidung unnötiger Mißverständnisse und Wiederholungen  drucken  weiterempfehlen

Anscheinend hat mein Mail aus der Mailingliste nicht funktioniert,
deshalb hier nochmal der Text direkt in´s FORUM rein:

Hallo Reimund,

Danke für Deine Vorschläge zur Vermeidung von Missverständnissen! Ich schliesse mich da vollkommen an.

GRUNDEINKOMMEN sollte ab sofort immer bedeuten:
"Existenzsicherndes, individuelles Grundeinkommen ohne Arbeitszwang und ohne Bedürftigkeitsprüfung"

Die Anregung mit der FAQ-Liste unterstütze ich auch sehr. Deshalb die Bitte an die Initiatoren, diese einzurichten.

MfG Peter Scharl von www.tauschringe.info

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Reimund Acker

Beiträge: 21
Ort: Puchheim bei München



New PostErstellt: 19.09.04, 15:31  Betreff: Re: Vermeidung unnötiger Mißverständnisse und Wiederholungen  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Michael Opielka
    Nun, ganz so einfach ist es nicht.
Ich halte es diesbezüglich mit Einstein: Man sollte die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher ;-)

    Zitat: Michael Opielka
    Was heißt „existenzsichernd“? Wenn
    darunter die „Armutsgrenze“ verstanden wird, dann gibt es dazu ziemlich
    verschiedene Vorstellungen, die von 600 bis 1200 Euro im Monat reichen (für
    einen Alleinstehenden).
Begriffe sind immer unscharf, trotzdem können Kommunikation erleichtern durch Eingrenzen des Gemeinten. "Existenzsichernd" grenzt das gemeinte GE ab gegen ein bedingungsloses Einkommen unterhalb dessen, was hierzulande zum physischen Überleben mindestens notwendig ist. Inwieweit "existenzsichernd" hier mit "nicht unterhalb der Armutsgrenze" gleichgesetzt werden soll, ist m.E. eine Grundsatzfrage, die wir bald klären sollten. Siehe dazu auch mein Beitrag unter dem Betreff "Zum Thema Hoehe".

    Zitat: Michael Opielka
    Dass es „keine Bedürftigkeitsprüfung“ geben soll,
    ist Konsens. Aber was ist mit An- und Verrechnungen im Steuersystem? Mit
    solchen im Wohngeld oder in den vielen anderen sozialen Systemen, wo es
    Einkommensanrechnungen gibt (von Gebühren für Kindertagesstätten über das
    Erziehungsgeld, der Medikamentenzuzahlung in der Krankenversicherung bis hin
    zu Unterhaltsverpflichtungen)?
Ich will an dieser Stelle nicht auf all diese (interessanten) Fragen eingehen, das würde den Rahmen dieses Threads sprengen. Hier nur soviel: Ich bin überrascht, mit meinem naheliegenden Vorschlag, "GE" im Sinne des Gründungskonsens zu verwenden, auf Widerspruch zu stoßen. Wir müssen doch nicht auf die jeweils erreichte Begriffspräzision verzichten, nur weil wir hoffen, daß es künftig noch präziser geht.

    Zitat: Michael Opielka
    Ein Wohlfahrtsstaat ist eine recht komplexe
    Veranstaltung, was eine gute politische Debatte nicht gerade erleichtert --
    aber umso nötiger ist sie.

    Die öffentliche Diskussion in Deutschland hat noch gar nicht begonnen. Das
    Netzwerk ist ein Forum. Die Präzision wird sich steigern.
Genau darum geht es mir hier: Durch schrittweise Präzisierung und Dokumentation der verwendeten Grundbegriffe die Debatte zu erleichtern. Ich habe in anderen Foren mit ähnlich komplexer Agenda die Erfahrung gemacht, daß ein frühzeitig angelegtes und gut geplegtes FAQ-Dokument ein wichtiges Hilfsmittel für eine produktive Debatte ist. Das FAQ muß nicht von den Administratoren allein gepflegt werden, alle Mitglieder des Netzwerks können sich gemeinsam darum kümmern, unter Verwendung der Abstimmungsfunktion, ähnlich wie bei Wikipedia.

Reimund

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Tobias Teetz

Beiträge: 97
Ort: Berlin


New PostErstellt: 19.09.04, 22:03  Betreff: Re: Vermeidung unnötiger Mißverständnisse und Wiederholungen  drucken  weiterempfehlen

Hallo Reimund,

ich hatte die Idee, dass man ein Grundeinkommen mit einer zusätzlichen öffentlich geförderten Beschäftigung (in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit) verbindet. Dies fördert evtl. die zwischenmenschlichen Kontakte und den Gemeinsinn, gibt vielen Menschen einen Halt und ferner gibt es viele notwendige Aufgaben in den Kommunen, die erledigt werden müssen.
Also ein geringes Grundeinkommen ohne Zwang, das sich durch zusätzliche gemeinnützige Erwerbsarbeit aufstocken läßt.
Hierzu müßten die Kommunen Projektteams aufstellen, die Qualifikation der Erwerbslosen mit gesellschaftlich notwendigen Arbeiten in Übereinstimmung bringen.

Ein geringes Grundeinkommen ohne Zwang halte ich für die Freiheit von Bürgern notwendig. Einige wollen vielleicht lieber in dieser Zeit eine Fremdsprache lernen und können späterhin wichtige Auslandskontakte fördern oder andere renovieren in dieser Zeit ihr Eigenheim etc..

Im Prinzip haben die meisten Politiker recht ähnliche Ziele, sie wollen, dass zunächst die Bevölkerung zufrieden und glücklich ist. Dann blicken sie in die Nachbarländer und wollen vermeiden, dass sich Spannungen mit dem eigenen Land ergeben. Armut und Verzweiflung von vielen Menschen führen zu Konflikten.
Die Globalisierung von technischen Ideen, Kapital, Handel haben zu mehr Wohlstand in vielen Teilen der Erde geführt.

Die Arbeitsmarktprobleme in den neuen Bundesländern seit 1990 sind auf die rationelle, technologische Produktionsweise in den alten Bundesländern zurückzuführen. Viele Arbeitskräfte in den alten DDR-Kombinaten wurden in wenigen Jahren arbeitslos. Diese Arbeitslosigkeit hatte eigentlich nichts damit zu tun, dass die meisten DDR-Bürger weniger begabt waren als ihre westdeutschen Kollegen, sondern damit, dass die westdeutschen Bundesländer und die dort ansässigen Unternehmen durch freie Marktwirtschaft und der Teilnahme am Welthandel bessere Ergebnisse erzielten konnten als die alte DDR.
Vor 1990 hatte Westdeutschland auch schon eine erhebliche Arbeitslosigkeit, das Problem der erhöhten Arbeitslosigkeit in den USA und Westeuropa besteht seit 1980.
Ziel der Bundesregierung seit 1990 war es, die Lebensverhältnisse in den neuen Bundesländern möglichst schnell zu verbessern. Durch Staatsschulden konnten Infrastrukturprogramme aufgelegt werden, um neue Beschäftigungsfelder z.B. in der Bauwirtschaft zu finanzieren. Die sozialen Sicherungssysteme Rentenversicherung und sozialer Schutz bei Arbeitslosigkeit wurden auf die neuen Bundesländer übertragen.
Viele westdeutsche Unternehmen bauten Filialen und Tochterwerke in den neuen Bundesländern auf, damit sich die Lebensverhältnisse schnell bessern bzw. angleichen konnten.
Viele deutsche Unternehmen bauten zusätzlich auch Tochterfirmen in den osteuropäischen Staaten auf.
Bei einem fairen Handel auf Gegenseitigkeit wollen beide Seiten profitieren. Der Investor, der ein neues Werk praktisch schlüsselfertig in einem ärmeren Land aufstellt, möchte Gewinne machen und einen Teil der Gewinne wieder in sein Heimatland transferieren. Der Landesvater des ärmeren Staates will die Lebensverhältnisse für die Bevölkerung seines Landes verbessern, daher freut er sich über eine Hilfestellung, die seinem Land mehr Güter und Wohlstand bringen.
Ähnliches gilt für das Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Lohn gegen Arbeitsleistung, ein fairer Tausch.
Beide profitieren: Manus manum lavat.
In der Praxis funktioniert ein wirklich fairer Tausch häufig leider nicht!

Von den Ostdeutschen wird erwartet, dass sie sich über die bisher westdeutsche Hilfestellung freuen und nicht meckern.
Auf der anderen Seite sind in Ostdeutschland - aber auch in Westdeutschland - viele Menschen von Arbeit (und der sozialen Integration durch Arbeit) und Arbeitseinkommen ausgeschlossen. Falls bessere Möglichkeiten für eine Gesellschaft zur Verfügung stehen, sollte man schon meckern.

Ziel der Wirtschaft seit 1990 war es, Europa zu einigen und langfristig Wohlstand in alle europäischen Staaten zu bringen.
Soziale Folgeprobleme: Der Aufbau hochrationalisierter Werke und der freie Warenhandel in den neuen Bundesländern und in Osteuropa machte viele Arbeitnehmer in der Produktion überflüssig.
Die Standortwahl für ein Tochterunternehmen führte zu Beschäftigungsgewinnern (mit guten Löhnen bei hohem Leistungseinsatz) in den entsprechenden Werken und zu Verlierern in alten Kombinaten, die geschlossen wurden.
In vielen Regionen herrschte dann eine erhebliche Ungleichheit im Einkommen und ein erheblicher Konkurrenzkampf um die Arbeitsplätze, die zur Verfügung standen.
Die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz wurde vielfach zu einem Lottospiel.

Folgende weitere Probleme kamen hinzu: Anstieg der Lohnnebenkosten (Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung) auf Arbeit, die durch Verschuldung entstandenen Zinslasten des Staates, die Schwarzarbeit, der Anstieg der Asylanträge seit 1991, die zunehmende Einkommens- und Vermögensungleichheit in Deutschland, die Handelsverflechtungen mit dem Ausland, die Steuersätze von Unternehmen im internationalen Vergleich, usw. usf..

Ein Grundeinkommen könnte evtl. die extreme Armut vermeiden, vielleicht auch bessere Bedingungen für Familien und die Beschäftigungslage bringen. Die Ungleichheit zwischen Ost und West, die absolute Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt kann man mit einem bloßen System nicht herstellen. Die Organisation zur Besserung der sozialen Lage wird immer von den Menschen und ihren Fähigkeiten selbst abhängen. Die unterschiedliche Wohlstands-, Leistungs- und Kenntnisverteilung in unterschiedlichen Ländern, in unterschiedlichen Familien, bei Personen kann nicht durch einfache Gesetze überbrückt werden.
Wir sollten uns aber in Deutschland bemühen, dass wir möglichst viele Menschen ausreichend sozial (Arbeit, Einkommen) integrieren.

Ein Grundeinkommen könnte jedem Bürger einen besseren sozialen Mindestschutz geben, die Familien besserstellen und Erwerbsarbeit (für Arbeitgeber und Arbeitnehmer) wieder attraktiver machen.



Mit freundlichen Grüßen

Tobias Teetz

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