Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

*
14.05.2005: Die Administration dieses FORUMs wird ab heute von den Nutzern dieses FORUMs gestaltet. Siehe dazu im FORUM Beitrag in "Infos zur Nutzung des FORUMs".
*
Dieses FORUM dient der Diskussion von Ideen
zum BEDINGUNGSLOSEN GRUNDEINKOMMEN. Es war zuerst ein FORUM des
"Netzwerk Grundeinkommen", Näheres: http://Grundeinkommen.INFO .
Die Sprecher+..Innen des Netzwerkes betreiben seit April 05 eine eigene Mailingliste,
Näheres: http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen.
*
Die Nutzer dieses FORUMS haben sich trotzdem mit Mehrheit für die Beibehaltung dieses FORUMs ausgesprochen, das weiterhin wohl auch hauptsächlich das weitere Vorgehen von http://Grundeinkommen.INFO begleiten wird.
*
Das FORUM ist z.Zt. versuchsweise ÖFFENTLICH geschaltet.
Es kann also JEDEr Beiträge lesen, die Dateien ansehen und auch downloaden. Die Dateien sind auch verlinkbar. Wer mitschreiben will, muss sich anmelden, auch mit Pseudonym. Die Berechtigung muss bestätigt werden. Bitte die Frage "Warum..." beantworten.
*
 
Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge SucheSuche HilfeHilfe
VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender BookmarksBookmarks

Anfang   zurück   weiter   Ende
Autor Beitrag
Michael Opielka
(Administrator)

Beiträge: 101


New PostErstellt: 15.10.04, 20:30     Betreff: Re: Parteien/Politiker gewinnen

Liebe Marion,



Sie argumentieren zwar auf den ersten Blick vernunftzugänglicher als manch
andere der Diskutanten, doch gehört zur Vernunft die Gründlichkeit. Der
Liberale Dahrendorf, den Sie zur Lektüre empfehlen, schreibt in diesem Text:

„Also wird selbst ledigen Müttern mit ganz kleinen Kindern die Sozialhilfe
gekürzt, wenn sie nicht arbeiten, wobei Haushaltstätigkeit und
Kindererziehung nicht als Arbeit gelten. Bei arbeitslos Gemeldeten wird das
Prinzip noch rigoroser angewendet. Von hier ist es nur noch ein Schritt zur
regelrechten Zwangsarbeit. In einer überaus milden Form existiert diese in
Deutschland als Wehrpflicht (mit der Alternative des Sozialdienstes). Ob auf
diese Weise Solidarität gestiftet, soziale Kohäsion gefördert wird, darf man
tunlich bezweifeln.“

Dahrendorfs Behauptung, es sei „nur noch ein Schritt“ zur Zwangsarbeit,
halte ich schlicht für völlig übertrieben und insoweit falsch. Die
Wehrpflicht - die er als „überaus milde Form“ von Zwangsarbeit bezeichnet -
ist tatsächlich Zwangsarbeit, wie auch ein Sozialdienst, der von manchen
(wie auch von mir) für durchaus bedenkenswert gehalten wird. Aber eine
Nicht-Zahlung von Geldleistungen an Personen, die ihren Lebensunterhalt
erbringen könnten, wenn sie unbedingt wollten, hat mit Zwangsarbeit nichts
zu tun. Aber die Welt ist kompliziert. Das Beispiel der ledigen Mütter
Dahrendorfs verweist auf den Arbeitsbegriff: nur Erwerbsarbeit, die gilt,
oder auch mehr? Doch dieses Beispiel wäre mit einem Erziehungsgehalt
zielgerechter gelöst, dazu braucht es kein allgemeines Grundeinkommen.



Dahrendorfs Argument in diesem Beitrag - es war sein Vortrag auf dem
Soziologentag 2000 in Köln - zielte darauf, die Idee einer „guten
Gesellschaft“ fundamental zu kritisieren. Die Idee des Grundeinkommens ist
bei ihm Teil einer pragmatischen, eher liberal-minimalstaatlichen Lösung,
das Grundeinkommen entsprechend eher niedrig und in Form einer
Negativsteuer. Wie ordentliche Wirtschaftsliberale hält Dahrendorf
Staatsregulation prinzipiell für problematisch und immer für
legitimierungsbedürftiger als den Markt. Wenn der Arbeitsmarkt zu
Ungleichheiten führt, ist dies für ihn sozusagen „natürlich“ - falls der
Staat eingreift, ist es stets ein Problem.



Wer für ein Grundeinkommen (für alle!) eintritt, als soziales Grundrecht,
muss aber eine positive Staatskonzeption für möglich halten. Hier liegt ein
Widerspruch bei Dahrendorf vor, der zu jener schillernden Bewertung „nur
noch ein Schritt“ (zur Zwangsarbeit) führt. Der schlichte Sozialrevolutionär
streicht dann auch noch das „nur noch ein Schritt“ -- und, schwupp, ist
unser relativ liberaler Staat ein Zwangsstaat, und schließlich auch
terroristische Gegenwehr erlaubt ... wir erinnern uns: RAF vor dreißig
Jahren, rechter Terror (Solingen usf.) davor und seitdem.



Beste Grüße

Michael Opielka



prof. dr. michael opielka

institut für sozialökologie (isö)



www.isoe.org

_____

Von: Marion2004 [mailto:@carookee.com]
Gesendet: Freitag, 15. Oktober 2004 19:45
An:
Betreff: [Mailingliste-Grundeinkommen:] Re: Parteien/Politiker gewinnen



Sehr geehrter Herr Opielka,

Am Freitag, 15. Oktober 2004 19:15 hat Michael Opielka geschrieben:

> Die sozialrevolutionäre und pathetisch-polemische Behauptung, es
> handele sich bei der derzeitigen Sozialhilfe und dem künftigen
> Arbeitslosengeld um "Zwangsarbeit", ist politischer Unsinn und
> nützt der Grundeinkommensidee nicht.

Ich bezweifele, daß man bei Sir Ralf Dahrendorf
sozialrevolutionäres Denken und pathetisch-polemische Behauptungen
finden kann und empfehle daher die Lektüre seines gesamten Essays:

http://www.zeit.de/archiv/2000/41/200041_essay_-_dahrendo.xml

Viele Grüße
Marion
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Sortierung ändern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite 1.140 von 1.808
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos