Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

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Peter Voss

Beiträge: 123

New PostErstellt: 26.10.04, 18:10     Betreff: Re: Parteien/Politiker gewinnen

Lieber Herr Teetz,

Abgeglitten? - Ja. Jedoch auch notwendig, Da war einfach zu viel "Goldring" und zu wenig dahinter.

Die auf uns zukommenden Probleme werden kollosal sein. Zu Protestdemonstrationen wird er jedoch nach dem 1. Januar 2005 nicht mehr kommen, weil die Leut' nicht einmal mehr das Geld zum Busdisket haben werden, um zur Demo zu kommen. Die werden
centumdrehend im Supermarkt umherlaufen und optimieren müssen: wenn ich drei Kartoffeln weniger nehme, wird es möglich werden, doch noch einen halben Liter Magermilch für die Kinder mit nach Hause nehmen zu können. So wird es aussehen; und das wird die psychischem Kräfte der Leute aufzehren. Und was danach kommt an Selbstmorden oder an Morden an der Familie durch unglückliche Familien-"vorstände" mit nachfolgendem Suizid, das müssen die Politiker auf sich nehmen. Das müssen sie bewusst in Kauf genommen haben.

Selbst bin ich sehr im Zweifel, ob ich das Negativsteuermodel oder die Staatsdividende vorziehe. Bin noch immer am Untersuchen. Nur einer Sache bin ich sicher: der Arbeitszwang ohne Lohn wird die ganze Sache nur noch schlimmer machen. Aber der deutschen Kanzler ist ja der Freund der Bosse, was schon früher in Ihrem Lande hätte zu denken geben müssen, ganz abgesehen davon, wo man politisch stehen mag.

Aber dieser Beitrag hatte auch nicht viel mit Bürgergeld zu tun; entschuldigen Sie bitte mien nochmaliges Abgleiten.

Mit freundlichem Gruss
Peter Voss
----- Original Message -----
From: Tobias Teetz
To:
Sent: Tuesday, October 26, 2004 5:26 PM
Subject: [Mailingliste-Grundeinkommen:] Re: Parteien/Politiker gewinnen


Sehr geehrter Herr Voss, sehr geehrter Herr Koch,

die Grundeinkommensdiskussion ist wohl leicht abgeglitten ?
Goldring und Joytopia?
Konnte bei Goldring den Download wegen fehlendem Programm nicht öffnen! Bei Joytopia habe ich zumindestens den Artikel von R. Blaschke noch gefunden.

Ich hielt die Diskussion für ein Grundeinkommen aus den folgenden Gründen für wichtig:

Sozialhilfe ist für die Betroffenen häufig eine Armutsfalle. Zusatzeinkünfte (beispielsweise durch Erwerbsarbeit) müssen zu 85% wieder an den Staat abgeführt werden. Sozialhilfeempfänger haben kaum Chancen aus dieser Armutsfalle herauszukommen. ALG II-Empfängern könnte es bald ähnlich gehen.
Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe werden nicht auf den Haushalt bezogen. Wer zuvor eine gering entlohnte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (beispielsweise 500 ? (netto)/ Monat) hatte, bekommt bei einer unverschuldeten Arbeitslosigkeit nur ein geringes Arbeitslosengeld (60% , 300 ?/Monat). Die Entschädigungsleistungen der Arbeitslosenversicherung richtet sich nicht nach der Notlage des Haushalts.
Andererseits gibt es Ehepaare, bei denen beide Partner über eine gut entlohnte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung verfügen. Der freiwillige Arbeitsausstieg -ohne wirkliche Arbeitsbereitschaft - des einen Partners aus dem Erwerbslebens wird durch Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe über viele Jahre finanziell abgepuffert, obgleich Arbeitseinkünfte, Zinseinkünfte, Mieteinkünfte des anderen Partners sowieso schon ein auskömmliches Leben ermöglichen würden. Die gesetzliche Rentenansprüche wollen sich die Ehepartner auch nicht durch die Lappen gehen lassen. Ein Arbeitsloser erhält schließlich Leistungen der gesetzliche Rentenversicherung . An die zukünftigen ALG II-Empfänger und ihre zukünftige finanzielle Absicherung denkt natürlich niemand.
Staatlich begünstigte Mitnahmeeffekte, die zu Lasten sozial schwächerer Gruppen in der Gesellschaft gehen.

Das Ehegattensplitting ist positiv für Familien. Bei einem sehr geringen Einkommen eines Ehepartners nutzt das Splittingverfahren nichts, daher müssen häufig beide Partner einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Dadurch stehen dem Arbeitsmarkt mehr Arbeitnehmer(-innen) zur Verfügung. Gut für das Wachstum und die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, schlecht jedoch für alleinstehende Arbeitslose, die ein Arbeitseinkommen brauchen, um Miete, Grundversorgung und soziale Teilhabe sicherzustellen.

Aus den oben genannten Gründen bin ich für ein Grundeinkommen und dem zugrundeliegenden Prinzip der negativen Einkommenssteuer für geringfügig entlohnte Beschäftigungsverhältnisse, damit ein Übergang in den ersten Arbeitsmarkt erleichtert und eine notwendige Grundsicherung für Familie und im Alter in unseres Landes sichergestellt wird.
Natürlich muß hinter einer Einkommensleistung aus Arbeit auch eine angemessene Arbeitsleistung dahinterstehen, sonst würde der Arbeitsmarkt zusammenbrechen. Die Gesetze von Angebot und Nachfrage nach Arbeitsleistungen, Gütern und Dienstleistungen müssen weiterhin bestehen bleiben. Natürlich brauchen wir auch längerfristige Zukunftsprojekte, die vielleicht erst nach 10-20 Jahren Früchte tragen.
Die Überlegungen und Ausarbeitungen von Helmut Pelzer, Michael Opielka und vielen anderen Mitwirkenden sind für mich von überragendem Interesse gewesen. Über die wichtigen Artikel (aus dem Netzwerk) zum Thema Grundeinkommen denke ich weiterhin nach. Grundlegende Änderungen können sowohl positive wie negative Folgen für den Arbeitsmarkt, für die Familien, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt haben. Aus meiner Sicht überwiegen die positiven Folgen.

Ich kann leider nicht alle Diskussionsbeiträge mit dem nötigen Aufmerksamkeit verfolgen, da ich mich hierdurch vielleicht verzetteln würde.

Falls wir in unserer Diskussion nur noch den von Wotan entwendeten Goldring (zur Weltberrschungsmacht, Richard Wagner läßt grüßen) behandeln würden, wären wir jedoch über unser Ziel hinausgeschossen. Solche Diskussionen brächte uns nicht weiter.

Mit freundlichen Grüßen

Tobias Teetz



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