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Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"
* 14.05.2005: Die Administration dieses FORUMs wird ab heute von den Nutzern dieses FORUMs gestaltet. Siehe dazu im FORUM Beitrag in "Infos zur Nutzung des FORUMs". *
Dieses FORUM dient der Diskussion von Ideen zum BEDINGUNGSLOSEN GRUNDEINKOMMEN. Es war zuerst ein FORUM des "Netzwerk Grundeinkommen", Näheres: http://Grundeinkommen.INFO . Die Sprecher+..Innen des Netzwerkes betreiben seit April 05 eine eigene Mailingliste, Näheres: http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen.
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Autor |
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LOthar Samuel Tesche
Beiträge: 267
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Erstellt: 14.12.04, 01:31 Betreff: Re: ein Bedingungsloses GE als gesellschaftliche Innovation begreifen |
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Lieber Sivas Bernd,
Du sagst:
“Ich bin also nicht gegen technische Dinge an sich, sondern dagegen, sich in der Hoffnung auf 'Vollautomation' der Arbeit entledigen zu wollen“.
Die Vollautomation ist nicht dafür da, dass wir uns der Arbeit entledigen. Sie ist dazu da, uns in großer Zahl anderen Beschäftigungen zuwenden zu können. 6,3 Milliarden Menschen könnten sich niemals „anderen“ Beschäftigungen zuwenden, wenn es die Vollautomation nicht gäbe. Sie wären 16 Stunden am Tag ausschließlich mit dem Kampf ums Überleben beschäftigt.
Weil nun die Mehrzahl der Menschen darüber nicht bestimmen kann, sondern nur ein paar tausend, welche Produkte vollautomatisch hergestellt werden, sind rund 2,5 Milliarden von ihnen 16 Stunden am Tag ausschließlich mit dem Kampf ums Überleben beschäftigt. Würden die Menschen der jeweiligen Region darüber bestimmen können, was vollautomatisch produziert wird - und was nicht-, so könnten 2,5 Milliarden Menschen „anderen“ Beschäftigungen nachgehen. Das ist der Dreh- und Angelpunkt der Vollautomation!
Du sagst, Du habest ein Handwerk gelernt. Dann wirst du ja wissen, dass Du bei der Verfertigung von zehn gleichen Teilen (die du zuvor noch nie gemacht hast), spätestens nach der Fertigstellung des zweiten Teiles entdeckst, dass Du durch einen kleinen Trick Dir eine Arbeitserleichterung verschaffen kannst. Diesen Trick wirst Du bei dem dritten Teil zur Anwendung bringen. Hierbei wirst du auf etwas aufmerksam gemacht, dass Dir dazu verhelfen wird, das vierte Teil 10 Minuten früher als das erste fertig zu stellen. Das zehnte Teil wirst du 20 Minuten früher fertig stellen als das erste. Du wirst drei, vier Tricks (also Arbeitstechniken) entdeckt haben, die Dir bestimmte Arbeitsschritte erleichtern.
Soooooooooooooooooooo und nicht anders hat sich die Vollautomation bis zum heutigen Tag entwickelt; heraufgerufen durch Milliarden und Abermilliarden Arbeitserleichterungen, Arbeitsverbesserungen einzelner Arbeitsschritte und Arbeitsabläufe des gesamten menschlichen Kollektivs (der menschlichen Spezies). Im Wechselspiel zwischen Gehirn und Hand hat sich so ein Geist herausdifferenziert, der es durch eine hinzugewonnene hochkomplexe Sprechfähigkeit vermag, sich allen anderen Mitgliedern seiner Spezies recht gut mitzuteilen. – All dies hat es Dir ermöglicht, dass Du heute Buddhist sein kannst. - - - - Aber sage mir eins: Würdest du tatsächlich jedes dieser zehn Teile mit deinen Händen genau so anfertigen, wie du das erste Teil angefertigt hast? Würde das nicht einer geistigen Vergewaltigung gleichkommen? Es ist nicht in der Natur unsrer Art, so zu handeln. Wenn dem so wäre, wären wir wie die Tiere geblieben, die selbst nach 60 Millionen Jahren Evolutionsgeschichte, wie die Biene, nur sechseckige und runde Waben bauen können (jajaja, ich weiß, sie brauchen nicht m e h r zu können, aber das wäre ein anderes Thema!). Du sagst:
„Tatsächlich sehe auch ich, als Buddhist, das Leben an sich als Leidvoll und als zu-überwindendes. Daraus folgt aber keine Trauer, sondern die Pflege der Bedürfnisslosigkeit.
Du kannst das Leben sehen wie Du willst: dass es in D e i n e r jetzigen Seiensform überwunden wird, darum brauchst Du Dich nicht zu kümmern, dafür sorgen universelle Gesetze. Ist Dein Leben so leidvoll, weil Du noch kein Bedingungsloses Grundeinkommen erhältst? Ja? - Was wäre dann, wenn Du es erhieltest? Wäre das Leben dann nicht mehr überwindungsbedürftig? Würdest Du dann immer noch der Bedürfnislosigkeit huldigen? Oder begönnest Du der Lebensfreude zu frohlocken? Aber wie auch immer: Du bist ein Garant menschlicher Vielfalt und das hört sich gut an.
Du sagst:
„Die Beschwörung des Gottes des Perpetuum Mobile und seiner neuen Priesterschaft, der Ingenieure? Was wir verstehen müssen, weil wir uns davon abhängig machten, jedoch nicht verstehen, weil nicht jeder Kernphysik, Maschinenbau, Bau- ingenieurswesen studieren kann, - das macht Stress, und der macht krank.
Die Umwandlung von Wasserstoff in Helium ist kein Perpetum Mobile, sondern ein unumkehrbarer chemischer Prozeß – oder ganz anders gesagt: Nur das Universum ist ein Perpetum Mobile, urewige Bewegung immerdar. Dass wir etwas nicht verstehen (nicht jeder kann schließlich Atomphysiker, Ingenieur, Chemiker, Maschinenkonstrukteur werden) ist nicht das Schlimme. Das Schlimme ist, dass wir aufgrund unsrer Entwicklung einer falschen Fährte gefolgt sind: Diese große Angst vor dem eigenen Tod hat bewirkt (Drewermann: Die Angst vor dem Tod ist die größte menschliche Sünde), dass wir denen gefolgt sind, die über uns herrschen und die es bis auf den heutigen Tag tun, ja die mit offener Gewalt drohen (Notstandsgesetze), wenn wir nicht tun was sie verlangen. Aus diesem Schlimmen ist noch Schlimmeres gewachsen: Ein immer tieferes Misstrauen jeder gegen jeden: Der Atomphysiker kann dem Gehirnchirurgen nicht vertrauen, weil er er nicht mitreden kann. Der Bauer kann dem Viehfutterverkäufer nicht vertrauen, weil er nicht mitreden kann. Der Rechtsanwalt kann dem Elektrofachmann nicht trauen, weil er nicht mitreden kann, der Mann auf der Straße kann den Politiker nicht vertrauen, weil er nicht mitreden kann…….und so weiter. Da die Grundlage aller sozialen Verhältnisse das Vertrauen ist, hast du Recht, wenn Du sagst, dass Misstrauen Streß bereitet und krank macht. Erst wenn wir gelernt haben zu vertrauen, müssen wir nicht mehr verstehen wollen, was der Atomphysiker oder der Internist weiß. Und so sei das Bedingungslose Grundeinkommen ein erster Schritt, dass alle das gegenseitige Vetrauenkönnen wieder erlangen.
Du sagst:
Ich will niemanden zur Arbeit verpflichten, sondern, das hast Du offenbar falsch verstanden, eine tätigkeitsspezifische LebensHÖCHSTarbeitszeit einführen, also im Zweifelsfall zu Untätigkeit, richtiger aber zu einem gesunden Wechsel der Tätigkeiten verpflichten.
Tut mir leid, aber ich verstehe dich immer noch nicht. Meinst Du, dass kein Mensch eine bestimmte Arbeit über einen sehr langen Zeitraum machen darf? Erklärs mir bitte ein wenig differenzierter.
Weiter in Deinem Text:
(Ein Kühlschrank könnt natürlich auch aus einem großen Ton- topf bestehen, in dessen doppelwandig geschickt struktur- ierten Aussenseiten Wasser nach unten tröpfelnd, und unter- stützt durch einen kleinen federaufzugbetriebenen Ventilator, verdunstet). Bei alledem bleiben Dinge aber von vergänglichem Wert und ein Symptom der Abhängigkeit.
Tja, was soll man dazu sagen? Ist nun mal ein Universelles Gesetz. Fängt schon damit an, wenn man aus seiner Mama rauskriecht.
…und noch weiter:
„Ich befürchte, die größte Automateneuphorie stammt noch von den Angestellten, die ebenso nicht wissen, was Arbeit ist, und, da sie diese ja schon überwanden, ihr Hoffen auf die Roboter quasi als Pflicht ansehen. Die Arbeiter wären (zumin- dest war ich das) schon zufrieden, würde was zu tun ist auf alle verteilt.“
Da isses wieder: Diese Misstrauen! (Teile und herrsche!) Ich würde mal sagen, dass weder Angestellten noch Arbeitern eine Automateneuphorie innewohnt. Nur die Unternehmer freuen sich, weil die Lohnanteile sinken.
Und zu guter Letzt sagst Du:
Ich bin überzeugt, das den Menschen die Arbeit viel Spaß machen könnte, selbst wenn wir die Webstühle mit Pedalen anteiben müßten. Erforderlich ist nur, das alle mitmachen, und das ist wiederum die Aufgabe des Grundeinkomm. Aller Anfang ist schwer, aber ich brauche niemanden verpflichten wenn ich Strukturen schaffe die nicht ausbeuten, sondern Lust auf Arbeit verbreiten.
Naja, dazu zwingen, dass alle Webstühle mit Pedalen herstellen, bzw an ihnen zu arbeiten….hmm…. nö, find ich echt nich so gut.
Und einen wunderschönen Dienstag noch und allen warme Füße
Lothar Samuel Tesche
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