Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

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Nur Geist kann das Prinzip Gewalt überwinden

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Silas Bernd

Beiträge: 115
Ort: Osnabrück


New PostErstellt: 06.12.04, 17:45  Betreff: Nur Geist kann das Prinzip Gewalt überwinden  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

NUR EINEN WEG HAT DER STAAT
DEN MENSCHEN JENSEITS VON GEWALT FRIEDEN ZU LEHREN.
ER MUSS SIE ÜBER DIE EINBEZIEHUNG EINER GEISTIGEN DIMENSION
ZU MORALISCHER WOHLHABENHEIT FÜHREN.

Das Glücksversprechen nur materieller Güter ist relativ. Sie be-
friedigen durch Differenz, zufrieden ist, wer mehr hat, sind nie-
mals alle.
Die durch Dinge Zufriedenheit suchende Gesellschaft vermag aus
(der bloßen Überführung ihres Lebensvollzug aus dem von Not
und Leid geprägten in jenen der) Armut nur mangelhaft Sicher-
heit zu gewinnen.
Materialismus ist die wirkliche, wirkende Gesellschaftsform, eine
solche mit vornehmlich geistiger Orientierung aber möglich.
Materialismus zählt die Armut mit zur zu bekämpfenden Lebens-
weise. Sein Ziel, der Wohlstand, soll (durch den Ausbau ding-
lichen Reichtums, einmal auch für die noch in Armut, Not, Man-
gel und Entbehrung Lebenden,) durch so gefundene Sicherheit,
wirksam Frieden schaffen.
Die Verfügbarkeit der zur Herstellung materiellen Wohlstands
erforderlichen Güter ist (zumal heute aber auch absehbar) unzu-
reichend.
In dieser, vornehmlich dem Materiellen verpflichteten, Welt
finden weniger Menschen Platz zum Leben, als in einer sonst
vergleichbaren, jedoch sich auf die Armut als hinreichende
Lebensweise beschränkenden.
Was nüchtern betrachtet leicht einleuchtet stößt auf Verständ-
nisschwierigkeiten bei jenen, die das Problem verursachen: Die
behaupten, es gäbe zu viele Menschen, sind auch die (durch ihre
Lebensweise für diesen Mißstand und damit für seine Behebung)
Verantwortlichen.
Der Materialismus bevorzugende Staat wird auf Gewaltanwend-
ung nicht verzichten können.

Menschen, und wohl alle fühlenden Wesen, erstreben auf zwei
Wegen Zufriedenheit. Materiell und geistig. Auf beiden ist ein
Mindestmaß an Befriedigung zum Erhalt des bloßen Lebens
erforderlich; wir brauchen Nahrung und Schlaf.
Prinzipiell ist der Körper leicht zu befriedigen, der Geist jedoch
(zumindest im Leben) nie ganz.
Geteiltes Material ist halbes, geteilter Geist ist doppelter.
Erst die Konzentration auf die dingliche Befriedigung* erzeugt
einen Mangel an den erforderlichen "Dingen" und an Früchten**.
Ein zuviel des Geistes ist nur und ausschließlich denkbar, indem
ein System geistige Tätigkeit zunächst beschränkt und dann zur
Verwirklichung materieller Ziele benutzt. In jedem anderen Falle
würden die körperlichen Bedürfnisse geistige Aktivitäten quasi
natürlich unterbrechen.
Das freie Wirken des Geistes gewinnt Erkenntnisse über die für
ein friedliches Leben erforderlichen Zusammenhänge, über Sach-
liches, bedingt auch über Persönliches, nicht aber über Dingli-
ches, das wohl zu verstehen, nicht aber zu erkennen ist.
Obwohl der Geist nicht ganz zu befriedigen ist, ist er dieses
"bedingt" doch vergleichbar leicht, nicht bloß vorübergehend,
sondern; was einmal erkannt, behält seinen Wert. Der freie Geist
schafft Werte, welche in keinem Falle (auch nicht, wenn diese
Werte, ja nur zuerst, wenigen Personen zuteil wurden) zuviele
sind, sondern sie sind immer hilfreich.

*) Dinge, hier die Erzeugnisse von Menschen vermögen nicht
wirklich zu befriedigen. Sie sind als Werkzeuge dienlich, Mittel.
Als "Objekt der Anbetung", als Zwecke aber sind sie, aus ihrer
abhängigen (leidvollen) Entstehensweise, ungeeignet. Sind sie
doch die sichtbaren Symptome der Unzufriedenheit mit dem, was
aus sich selber, "unabhängig" existiert, der Schöpfung, dem
Geschenk.
**) Ein zu reichliches Essen, zu weiche Kissen, sind dem Ver-
stehen und Erkennen (dessen Folgen auch Früchte genannt
werden) abträglich. Selbst Krankheit, der durch Dinge nicht
wirklich beizukommen ist, vermag Verständnis und Erkenntnis
zu befördern indem sie nachdenklich macht.



Eine Kritik des Materialismus in Hans Jonas' >Prinzip Verantwor-
tung< von 1984 (S. 285..);
"Materieller Wohlstand als Kausalbedingung der marxistischen
Utopie
(...)
Ihre (der Utopie B.K.) besondere Gefahr ...besteht darin, dass sie
unter ihren kausalen Bedingungen die Armut vermeiden und,
wenn nicht den Überfluss, eine zufriedenstellende Fülle des phy-
sischen Daseins suchen muss.(...) Also wird die Verfolgung der
Fülle mit Hilfe der Technik, über die ohnehin wirkenden, mit dem
Kapitalismus geteilten, sozusagen vulgären Antriebe hinaus, zur
höheren Pflicht der Diener der Utopie: Die Ermöglichung des
wahren Menschen fordert sie. Und hierzu ist nun zweierlei zu
sagen, was niemand gerne sagt: Erstens, dass wir uns die Utopie
mit dieser Bedingung heute nicht leisten können, zweitens, dass
sie auch an und für sich ein falsches Ideal ist."

Dazu auch:
"Marx stellte die ökonömische Fundierung von Gesellschaft in
den Mittelpunkt seiner Betrachtungen, aber er hat sie überschätzt,
indem er alle disparaten Erscheinungsformen sozialer Herrschaft
als Epiphänomene eben der ökonomischen Herrschaftsform be-
griff." Bruno W. Reimann, Der Gesellschaftsbezug der Psycho-
analyse, 1991. S.113.

MfG
b


[editiert: 06.12.04, 22:37 von Silas Bernd]
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Silas Bernd

Beiträge: 115
Ort: Osnabrück


New PostErstellt: 23.12.04, 16:44  Betreff: Re: Nur Geist...; Sozialimpuls  drucken  weiterempfehlen

real eXistierender Sozialimpuls

Durch die Geschichte Deutschlands stößt der Begriff Sozialismus
auf eine begründet ablehnende Haltung vieler der hier Lebenden.
Er ist häufig mit dem der Diktatur, einer Gesellschaftform, ver-
bunden. In anderen Ländern Europas ist die sozialistische Partei
eine Volkspartei neben (einer) anderen. Hier wird mit dem Begriff
des Sozialismus eine Wirtschaftsweise beschrieben.
Im Gegensatz zu den revolutionären Ansätzen der ehemaligen
diktatorisch geführten sozialistischen Staaten, in welchen Sozial-
ismus eine Vorstufe des utopischen Zieles (des Kommunismus)
darstellte, sind die Ansätze der sozialistischen Parteien in demo-
kratischen Staaten solche der Reform.
Auf beiden Seiten konnten (bislang ) keine befriedigenden Ergeb-
nisse erzielt werden. Die Übereignung von Betrieben in Staats-
hand ist oftmals gescheitert aufgrund ungeeigneter Qualifikaton
der eingesetzten Verwaltung. Darüber hinaus mangelte es oft an
eigenem Interesse der Leiter am Betriebsgeschehen.
Nach Rudolf Steiners Konzept der "sozialen Dreigliederung"
übernimmt der Staat lediglich die Verteilung, Zuordnung von
Betrieben. Die Verfügung über diese bleibt bei ( dann gemein-
wohlorientierten ) freien Gesellschaften; "Nicht die Ursprüngliche
freie Verfügung führt zu sozialen Schäden, sondern lediglich das
Fortbestehen des Rechtes auf diese Verfügung, wenn die Beding-
ungen aufgehört haben, welche in zweckmäßiger Art individuelle
Fähigkeiten mit dieser Verfügung zusammenbinden.""Die Mög-
lichkeit, frei über die Kapitalgrund-lage aus den individuellen
Fähigkeiten heraus zu verfügen, muß bestehen; das damit verbun-
dene Eigentumsrecht muß in dem Augenblicke verändert werden
können, in dem es umschlägt in ein Mittel zur ungerechtfertigten
Machtentfaltung" R. Steiner, Die Kernpunkte der Sozialen Frage,
S. 109, 110.

Konkurrenz ist zweckmäßig bei ähnlich Agierenden, und sie wird
schädlich, sobald sie stattfindet zwischen sehr unterschiedlich
Mächtigen. Die Beschränkung des Eigentumsrecht wird also der
Konkurrenz den erforderlichen Rahmen* anweisen, sie als ein
Spiel gestalten, während ein absolutes Eigentumsrecht (selbst
beim Zusammenbruch einzelner Betriebe, welchem immer schon
Leid vorausgeht ) nur zum Zusammenschluß von Kapital führt,
welches dann in Konkurrenz tritt zu den Menschen und ihren
Bedürfnissen.
Insgesamt werden in diesem Konzept auch die Allzuständigkeits-
ansprüche der Wirtschaft zurückgewiesen. Im Wirtschaftsleben
befriedigende Regelungen sind auf die anderen Gesellschafts-
gebiete (das Rechts- und das Geistesleben) nicht übertragbar;
"...wenn die Richtung, in welcher das Wirtschaftsleben läuft, fort-
während beeinflußt wird von den Rechten, welche den Menschen
nur als Menschen angehen, wird dieser in dem Wirtschaftsleben
ein menschenwürdiges Dasein führen können.""Es ist merkwür-
dig: auf dem Gebiet des rein äußerlichen Lebens sieht man leicht
den Vorteil der Arbeitsteilung ein. Man glaubt nicht, daß der
Schneider sich eine Kuh züchten solle, die ihn mit Milch versorgt.
Für die umfassende Gliederung des Menschenlebens glaubt man,
das die Einheitsordnung das allein ersprießliche sein müsse."
ebd. S.122.

Ob für diese Organisationsform der Begriff des Sozialismus bei-
behalten wird oder, bedingt durch die Erfahrungen Osteuropas, er
ersetzt wird zB. durch den der Solidarität; Es müssen nicht die
Betriebe den Staaten gehören, sondern nur die Menschen nicht
den Betrieben (Kant, MS 317).

*) Konkurrenz verhindert Fortschritt:
Fortschritt ist den Menschen dienlich sofern wir ihn von den
materiellen Ebenen ( wo er doch nur der Legitimation von
Wachstum dient ) auf geistig soziale transferieren. Beide Formen
entstehen durch durch Intuitionen, das Erkennen von Ideen.
Durch ein freies Geistesleben. Für solches aber braucht es Stille
und Unabhängigkeit mindest von wirtschaftlichen Zwängen, gar
Versenkung zum Ergründen. Konkurrenz führt bloß zu einem
Ausschlachten des so gefundenen, und genau dies ist ja auch,
was wir heute erleben.

MfG
b

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