Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

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Tobias Teetz

Beiträge: 97

New PostErstellt: 10.01.05, 21:04     Betreff: Re: ZINSERTRÄGE - Das schwarze Loch in der Ökonomie

Liebe Grundeinkommensbefürworter,

ich habe eine Frage über die Kapitalverflechtung von öffentlichen Schulden.

Nach dem Statistischen Jahrbuch 2003, S. 529 zeigt sich ein stetig wachsender Schuldenberg der öffentlichen Haushalte: 1990: 536 Mrd. €, 1995: 1009 Mrd. €, 2002: 1253 Mrd. €.
Natürlich ist der Zinssatz gegenwärtig deutlich moderater, so dass die Zinslasten insgesamt geringer geworden sind.

Nach dem Statistischen Jahrbuch 2001, S. 690 und dem Bericht der Deutschen Bundesbank, Zahlungsbilanz nach Regionen (Vermögensstatus der Bundesrepublik) nimmt die Verschuldung der öffentlichen Stellen gegenüber dem Ausland stetig zu: 1992: -271 Mrd. DM (ca.-139 Mrd. €), 2000: -373 Mrd. €, 2003: -532 Mrd. €.
Wertpapiere der Öffentlichen Hand werden also zu erheblichen Anteilen von ausländischen Investoren gekauft.

Ebenso entwickelte sich der Vermögensstatus von monetären Finanzinstituten (z.B. Banken) gegenüber dem Ausland zeitweise stark in Richtung Verschuldung.
Hatten 1992 die monetäre Finanzinstitute noch gegenüber dem Ausland ein Guthaben von 52,4 Mrd. €, so hatten sie im Jahr 2000 eine Verschuldung von -299 Mrd. €, im Jahr 2003 jedoch nur noch von - 29 Mrd. €.
Bei den Wertpapieren steigt - wie bei der öffentlichen Hand - die Verschuldung der Banken kontinuierlich an.
Im Jahre 2003 besaßen Ausländer für 457 Mrd. € inländische Wertpapiere.

Ganz invers sieht die Lage der Unternehmen und Privatpersonen bezüglich Vermögensstatus gegenüber dem Ausland aus. Die Unternehmen und Privatpersonen hatten einen positiven Saldo von 704 Mrd. € gegenüber dem Ausland, mit stetig wachsender Tendenz. Lediglich bei Wertpapieren betrug der positive Saldo 530 Mrd. € (dies entspricht in etwa der Auslandsschuld der Öffentlichen Hand).

Schulden der Öffentlichen Hand gegenüber dem Ausland nehmen immer weiter zu, während deutsche Unternehmen ihren Vermögensstatus gegenüber dem Ausland immer weiter ausbauen. Dies ist eine recht deutliche Tendenz. Insgesamt war der Vermögensstatus von allen Wirtschaftsbereichen (monetäre Finanzinstitute, Unternehmen + Privatpersonen, Öffentliche Haushalte, Bundesbank) gegenüber dem Ausland aber nahezu ausgeglichen (Gesamtsaldo:+207 Mrd. €).

Vor 1990 wurden inländische Wertpapiere der öffentlichen Hand zum größten Teil auch von inländischen Banken, Privatpersonen und Unternehmen gekauft. Gläubiger der Staatschulden mußten Zinssteuern auf Einkünfte im Inland entrichten. Der Staat kam auch wieder zu Einnahmen, wenn die Konjunktur ansprang.
Dies ist heutzutage nicht mehr so.

Was passiert, wenn sich der gegenwärtige Entwicklungstrend fortsetzt: Staat verschuldet sich immer weiter, Unternehmen verlagern Gewinnausschüttung und Neuinvestition ins Ausland. Staat senkt im Inland Einkommenssteuern und Körperschaftssteuern um vermeintlich Kapital anzulocken, Steuereinnahmen brechen weg, Sozialstaat wird abgebaut ?

Müßte man nicht dafür plädieren, Staatsschulden gegen Wertpapiereinlagen von Unternehmen zu tauschen ?
Falls der Staat nicht jährlich 66-70 Mrd. € Zinsen zahlen müßte, müßte der Staat keine Neuverschuldung initiieren und könnte alles aus dem Haushalt zahlen.

Sorgen aber nicht gerade sehr große ausländische Kapitaleinlagen von ausländischen Investoren für eine erhebliche Unruhe in allen Staaten der EU. Alle Staaten haben ein ähnliches Haushaltsdefizit und haben sicher ähnliche Probleme mit dem Sozialstaat und der Neuverschuldung.
Ist unser gegenwärtiges Wachstum mit der jährlichen Staatsneuverschuldung gekoppelt ? Führt ein solches Wachstum zu größerer Ungleichheit in der Bevölkerung (Private Alterssicherung, private Krankenversicherung, Kapitalspekulationen) ?

Mit freundlichen Grüßen

Tobias Teetz

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