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Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"
* 14.05.2005: Die Administration dieses FORUMs wird ab heute von den Nutzern dieses FORUMs gestaltet. Siehe dazu im FORUM Beitrag in "Infos zur Nutzung des FORUMs". *
Dieses FORUM dient der Diskussion von Ideen zum BEDINGUNGSLOSEN GRUNDEINKOMMEN. Es war zuerst ein FORUM des "Netzwerk Grundeinkommen", Näheres: http://Grundeinkommen.INFO . Die Sprecher+..Innen des Netzwerkes betreiben seit April 05 eine eigene Mailingliste, Näheres: http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen.
* Die Nutzer dieses FORUMS haben sich trotzdem mit Mehrheit für die Beibehaltung dieses FORUMs ausgesprochen, das weiterhin wohl auch hauptsächlich das weitere Vorgehen von http://Grundeinkommen.INFO begleiten wird. * Das FORUM ist z.Zt. versuchsweise ÖFFENTLICH geschaltet. Es kann also JEDEr Beiträge lesen, die Dateien ansehen und auch downloaden. Die Dateien sind auch verlinkbar. Wer mitschreiben will, muss sich anmelden, auch mit Pseudonym. Die Berechtigung muss bestätigt werden. Bitte die Frage "Warum..." beantworten. *
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Autor |
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Tobias Teetz
Beiträge: 97 Ort: Berlin
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Erstellt: 25.01.05, 17:43 Betreff: Re: Recht a. Arb. Wie Schuppen fällts mir v. den Augen!
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Lieber Günther,
ich bin bei meinem heutigen Lesestudium im "Kursbuch Arbeit", DVA, Artikel v. A. Gorz, S.102: auf den folgenden Abschnitt gestoßen:
"Ich bin aber auch der Meinung, dass sich ein bedingungsloses Grundeinkommen auf die Dauer nicht durch Umverteilung finanzieren lässt. Die Schöpfung von Reichtum wird weiter immer weniger Arbeit benötigen, immer weniger Löhne ausschütten, immer weniger Zahlungsmittel in Umlauf setzen. Waren und Dienstleistungen, für deren Herstellung zum Schluss kaum jemand bezahlt wird, können letzten Endes auch keine Käufer mehr finden und keinen Gewinn einbringen. Der weitgehend arbeitsunabhängige Reichtum kann folglich nur durch arbeitsunabhängige Verteilung von Zahlungsmitteln der Bevölkerung zugänglich gemacht wer- den. Also nicht durch Umverteilung, sondern durch primäre Verteilung. In Frankreich arbeiten prominente Wirtschaftswissenschaftler an dieser Frage und erwägen die Einführung verschiedener Geldsorten, die die verschiedenen Funktionen, die Geld heute einnimmt, differenziert ausüben. Das Grundeinkommen würde am besten durch ein so genanntes Konsumgeld von begrenzter Umlaufzeit finanziert."
Vermutlich stellen die Goldringe (man könnte auch bedruckte Plastikchips oder besondere Kreditkarten für bestimmte Unternehmen nehmen) solch ein Konsumgeld dar. Müßte dies Konsumgeld nun für überreichlich vorhandene Waren und Dienstleistungen aus den Nationalstaaten oder aus der EU für Inländer begrenzt sein ? Es leuchtet durchaus ein, dass es für eine Zeitungsdruckerei oder eine Bierflaschenfabrik, oder für öffentliche Verkehrsdienstleister kaum zusätzliche Kosten bedeuten würde, wenn mehr Zeitungen gedruckt oder mehr Bierflaschen abgefüllt werden oder ein zusätzlicher U-Bahn Sitzplatz, auf dem ein Arbeitsloser sitzt, bereitgestellt wird.
Die Idee scheint also nicht ganz abwegig, aber warum muß das Konsumgeld eigentlich eine begrenzte Umlaufzeit haben ?
Mit freundlichen Grüßen
Tobias Teetz
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Günter Koch
Beiträge: 169 Ort: Erlangen
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Erstellt: 25.01.05, 19:25 Betreff: Re: Recht a. Arb. Wie Schuppen
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"Tobias Teetz" <@carookee.com> schrieb: > Lieber Günther, > > ich bin bei meinem heutigen Lesestudium im "Kursbuch Arbeit", DVA, Artikel v. A. Gorz, S.102: > auf den folgenden Abschnitt gestoßen: > > "Ich bin aber auch der Meinung, dass sich ein bedingungsloses Grundeinkommen auf die Dauer nicht durch Umverteilung > finanzieren lässt. Die Schöpfung von Reichtum wird weiter immer weniger Arbeit benötigen, immer weniger Löhne ausschütten, > immer weniger Zahlungsmittel in Umlauf setzen. Waren und Dienstleistungen, für deren Herstellung zum Schluss kaum jemand > bezahlt wird, können letzten Endes auch keine Käufer mehr finden und keinen Gewinn einbringen. Der weitgehend > arbeitsunabhängige Reichtum kann folglich nur durch arbeitsunabhängige Verteilung von Zahlungsmitteln der Bevölkerung > zugänglich gemacht wer- den. Also nicht durch Umverteilung, sondern durch primäre Verteilung. In Frankreich arbeiten > prominente Wirtschaftswissenschaftler an dieser Frage und erwägen die Einführung verschiedener Geldsorten, die die > verschiedenen Funktionen, die Geld heute einnimmt, differenziert ausüben. Das Grundeinkommen würde am besten durch ein so > genanntes Konsumgeld von begrenzter Umlaufzeit > finanziert." > > Vermutlich stellen die Goldringe (man könnte auch bedruckte Plastikchips oder besondere Kreditkarten für bestimmte > Unternehmen nehmen) solch ein Konsumgeld dar. Müßte dies Konsumgeld nun für überreichlich vorhandene Waren und > Dienstleistungen aus den Nationalstaaten oder aus der EU für Inländer begrenzt sein ? > Es leuchtet durchaus ein, dass es für eine Zeitungsdruckerei oder eine Bierflaschenfabrik, oder für öffentliche > Verkehrsdienstleister kaum zusätzliche Kosten bedeuten würde, wenn mehr Zeitungen gedruckt oder mehr Bierflaschen abgefüllt > werden oder ein zusätzlicher U-Bahn Sitzplatz, auf dem ein Arbeitsloser sitzt, bereitgestellt wird. > > Die Idee scheint also nicht ganz abwegig, aber warum muß das Konsumgeld eigentlich eine begrenzte Umlaufzeit haben ? > > Mit freundlichen Grüßen > > Tobias Teetz
Hallo Tobias!
Prüfung des ersten Satzes von Gorz:
Mit Umverteilung meint er wohl nicht die Umverteilung von Waren, sondern primär von Geld. Mit Geld meint er das Geld, das der Staat zur Verfügung hat, was er aus Steuern oder anderen Abgaben von den Bürgern erhält.
Wenn man Situationen theoretisch extrem übertreibt, dann tritt meistens offen zutage ob die Theorie funktioniert oder nicht.
Übertreiben wir doch mal den Automationsgrad. Nehmen wir an, von 10 Personen arbeitet nur einer. Es sei aber für diesen einen kein Problem, mit technischen Hilfsmitteln so viel Waren zu produzieren, daß sie für alle reichen könnten. Nun versuchen wir das durch Abgaben zu finanzieren. Ein BGE kann nur von einer übergeordneten Behörde (Staat) bezahlt werden. Dieser Staat könnte also nur von denjenigen Abgaben einfordern, die Einkünfte haben. Das wäre in diesem Beispiel nur der Produzent. Gehen wir davon aus, daß der Staat zunächst eine Geldmenge von 1000 Geldeinheiten (GE) hat. Nun bezahlt er an jeden, auch an den Produzenten ein BGE von je 100 GE. Jetzt können sich die 9 Nichtarbeitenden die Waren bei dem Produzenten kaufen, sie bringen das Geld zu ihm. Jetzt hat der Produzent die ganze Geldmenge, das sind 1000 GE. Der Staat müßte nun, um im Folgemonat wieder jeden 100 GE BGE zahlen zu können, dem Produzenten 1000 GE Abgaben abverlangen. Das sind aber 100% seiner Einkünfte und sein eigenes BGE dazu. Für den Produzenten geht jeglicher Anreiz verloren, die anderen 9 mit Waren zu versorgen.
Damit ist der Satz von Gorz bestätigt. Durch bloße Umverteilung von Geld, ohne grundlegende systematische Veränderungen im Geldsystem ist ein BGE nicht finanzierbar.
Was meinst Du mit "Goldringe"? Goldring ist der Name unseres Wirtschaftssystems. Unsere Währung ist Gold, welches einfach nach dem Gewicht bewertet wird. Das Gold unterliegt auch keinem Verfall.
Hier ein Erklärungsversuch, wie das obige Modellbeispiel nach meinem Konzept finanziert wird: Die Situation sei die gleiche wie oben. Der Staat hat 1000 GE. Er zahlt im ersten Monat jeden, auch dem Produzenten ein BGE von 100 GE. Die 9 Nichtarbeitenden kaufen sich die Waren bei dem Produzenten, sie bringen das Geld zu ihm. Der Produzent bringt das Geld (ganz freiwillig)zur Bank (die Bank ist staatlich). Die Bank schreibt den Betrag, also 1000 GE seinem Girokonto gut. Das Geld ist jetzt wieder beim Staat, und zwar vollständig. Eine Bank stapelt natürlich nicht die Geldscheine der Überbringer auf, sie gibt das Geld weiter. So ist es auch in meinem System. Sie zahlt also das gleiche Geld ein zweites Mal aus, so kann auch im zweiten Monat wieder jeder 100 GE BGE bekommen. Auf diese Weise sind alle Nichtarbeitenden versorgt, der Produzent spart (nicht mit Bargeld) auf seinem Konto z.B. eine zusätzliche Altersvorsorge an. Die Grundversorgung hat er sowieso. Das Guthaben des Produzenten wächst natürlich über die physisch vorhandene Geldmenge hinaus.
Das Geld (bei uns das Gold) hat keine begrenzte Umlaufzeit, es kann grenzenlos als Zahlungsmittel benutzt werden. Dieses Verfahren wird im Goldring mit realen Gold seit 1997 praktiziert. Die Transaktionen geschehen derzeit allerdings fast ausnahmslos bargoldlos.
mfg
Günter Koch www.patentrezept.de
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