Forum Grundeinkommen
Offenes Forum zum Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

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Dieses FORUM dient der Diskussion von Ideen
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Bin neu und habe was zu sagen

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JohnD

Beiträge: 1


New PostErstellt: 31.03.05, 23:06  Betreff: Bin neu und habe was zu sagen  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Hallo Mitstreiter,

ich habe nun dieses Netzwerk entdeckt, nachdem ich mir schon seit einiger Zeit über das Thema "bedingungsloses Grundeinkommen" Gedanken gemacht habe. Ich wusste nicht, dass es zu diesem Thema schon so viel Material gibt. Das gibt mir Hoffnung.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich bereits Gesagtes wiederhole, möchte ich doch einfach mal ein paar Punkte auflisten, lose Gedanken, die von Fachleuten wie Soziologen und Volkswirten weitergesponnen werden könnten. Leider habe ich nicht die Zeit (ich bin zum Gelderwerb gezwungen, und zwar im erniedrigendsten aller Gewerbe - bitte seid nett zu Leuten, die Leute anrufen müssen, sag ich nur...).

- Meine Vorstellung von GE

Ich halte ein Grundeinkommen für Kinderin Höhe von 500 € und für Erwachsene in H. v. 1000 € für völlig in Ordnung.
Die Finanzierung erfolgt (neben den Einsparungen der Sozialversicherung und deren Verwaltung - 500.000 Beamte mit einem durchschnittlichen Einkommen von 3000 € sichern bereits 1,5 Millionen Grundeinkommen, das heißt 1,000,000 Einkommen zusätzlich!) über eine Unternehmensgewinnsteuer von 20 % und eine Private Einkommensteuer von 30 %.
Es gibt keine Abschreibungsmöglichkeiten, die Steuern gelten auch auf Kapitalzinsen und -geschäfte, auch hier mit der Trennung Unternehmen - Privatpersonen.

Warum keine Progressive Steuer? - Ganz einfach deswegen, weil sonst die Einnahmen des Staates für das GE zu gering wären. Durch das GE entsteht nämlich garantiert eine Arbeitszeitverkürzung um mindestens die Hälfte. Die Unternehmen verteilen ihre Personalkosten auf mehr Personen. Diese geringeren Einkommen hätten natürlich auch geringere Eingangssteuersätze. Dadurch wäre die Finanzierung gefährdet. 30 % ab dem ersten zusätzlichen € wären da schon sinnvoll.

Warum zahlen Unternehmen weniger Steuern? - Sie schaffen Arbeitsplätze. Kapital, das für ein Unternehmen arbeitet (nicht für den Privatmann Aktienbesitzer bzw. Inhaber). Dadurch ist der Anreiz, Geld in der Firma zu lassen größer. Aber das sind ja Binsenweisheiten.


- Was passiert mit der Gesellschaft?

Zunächst werden sofort alle Leute, die einer Arbeit nachgehen, die ihnen keinen Spaß macht, kündigen. Call-Center wird es zum Beispiel nur dann geben, wenn wirklich gute Anreize geschaffen werden. Die allerdings wird kein Unternehmen bezahlen, denn:
Durch die wegfallende Existenzangst kaufen die Leute gerne die Dinge, die sich haben wollen. Weniger aufdringliches Marketing wäre die Folge. Dann werden die Marketingspezialisten sich neue Tätigkeitsfelder suchen, zum Beispiel in der Produktion, denn die müsste ja angekurbelt werden, die Leute kaufen ja plötzlich.
Die Arbeitszeit wird drastisch sinken. Ungeliebte Arbeiten werden durch die geringe zeitliche Belastung plötzlich zu entspannten Nebentätigkeiten, die Zusatzeinkommen sichern. Es gibt nur noch 4 Stunden lange Schichten, man muss vielleicht nur 4 Tage arbeiten. Wer will, kann gerne mehr.

Vor allem im Kulturbereich wird sich einiges tun. Maler werden endlich Maler sein und den ganzen Tag malen, besser und besser, weil sie nicht nebenbei im Call-Center oder als Frisör arbeiten müssen (das ist nicht aus der Luft gegriffen, zumindest ich kenne einige...)
Klassische Musiker können Konzerte geben ohne Eintritt! Staatsopern können kleinere Gagen zahlen und brauchen weniger Subvention! Die Preise für Karten werden sinken (die Leute haben Zeit, gehen in die Oper...toll, wie eins ins andere greift, was?), trotzdem kann der Staat noch mehr sparen!
Musiker spielen nämlich gerne, Sänger singen gerne. Ich freu mich schon jetzt drauf.
Es wird dreimal, zehn mal mehr Kinos geben als jetzt! Filmvorführer werden gesucht! Die ganze Gesellschaft wird sich verwandeln! Produktionen werden automatisiert, wo es nur geht, dadurch Preise gesenkt! Dafür wird es unglaublich viele erfüllende Tätigkeiten in Forschung und Entwicklung geben.
Selbstständig machen wird so unglaublich einfach. Es kann ja nichts passieren!
In nur 10-20 Jahren wird Deutschland (Europa, die Welt hoffentlich!) in erster Linie in der Kultur oder in der Wissenschaft tätig sein. Es macht wieder Spass, Landwirt zu sein, Zeit zu haben, weil keine Sorgen, und dezentral die Menschen zu versorgen.
Jeder wird entscheiden, wann und wieviel er Arbeitet.

Weil wir alle entspannter sind, werden wir nett sein zu allen, uns näher kommen, und gemeinsam die Welt in ihrer Schönheit erleben können.
Natürlich wird es weiterhin große Vermögensunterschiede geben, aber die würden keine Macht mehr haben! Ist das nicht schön? Keiner ist gleich, trotzdem alle glücklich.

Soweit die Zielsetzung.

- Wurde die Frage nach dem Einwanderungsproblem gestellt?

In einer Unterhaltung sagte jemand: "Dann kommen ja noch mehr Leute nach Deutschland und wollen unser System ausnutzen"
Das würde nicht passieren, denn alle Länder würden das GE auch wollen, wenn es einmal ein Land erfolgreich vorgemacht hat. Das Problem: was macht man in der Zwischenzeit?

Wie sieht es mit Nicht-Eingebürgerten aus? Gibt es das GE auch für sie? Zunächst wird es evtl. bei den unangenehmen Arbeiten eine Zweiklassengesellschaft geben, bei der diejenigen ohne GE schuften müssen. Das wäre schlecht! Andererseits würde das die Integration fördern. Deutsch lernen wäre die wichtigste Forderung für die Einbürgerung und jeder will natürlich auch am GE teilhaben.

Am Besten wäre es, wenn schon mal die ganze EU gemeinsam das GE einführen würde. Das wäre schon realistischer als die ganze Welt...

Sicher fällt mir noch was ein. Ich schließe aber hier erstmal.

Ich wünsche allen ein gutes Gelingen beim Kampf um mehr Gerechtigkeit. Medienaufmerksamkeit? Braucht man nicht, wenn man einfach jedem den man kennt, das Konzept umreißt und ihn auffordert es weiterzusagen. Das nennt man Mundpropaganda und die ist bekanntlich die beste. Man muss es nur machen.

Gruß,

JohnD

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Jochen Stier

Beiträge: 1


New PostErstellt: 09.05.05, 07:07  Betreff: Re: Bin neu und habe was zu sagen  drucken  weiterempfehlen

Wow, JohnD.

Das war die beste und ueberzeugenste Zusammenfassung die ich bis jetzt gesehen habe. Ich hoffe es macht dir nichts aus wenn ich das zu Freunden und Familie schicke. Ich moechte mich auch gerade mal vorstellen und fuer den ein oder anderen Rechteschreibfehler entschuldigen. Ich lebe nun schon seit 18 Jahren in Kanada, und spreche nur noch am Telefon deutsch. Geschrieben habe ich es schon seit Jahren nicht mehr.

Ich befinde mich auf einmal auch in der Situation wo mir ein Grundeinkommen sehr zu Hilfe kommen wuerde. Ich bin Dokorant in Informatik, und arbeite nun seit vier Jahren schon an Visualization Software fuer industrielle Automatierung. Dummerweise habe ich mich in dieser Zeit nicht den akademischen Pflichten gewidmet und Papiere veroeffentlicht. Daher entfaellt mir warscheinlich bald auch die finanzielle Grundlage, da die Unterstuetzung fuer Akademiker darauf basiert. Als Software Entwickler finde ich, dass der einzige Beitrag den ich mit meinem Fachwissen der Gesellschaft leisten kann, software ist. Ich kann nicht mit Gewissenheit sagen, dass meine Arbeit wirklich von nutzen sein wird, aber immer noch besser als meine Kreativitaet an etwas zu verschwenden wozu ich nicht geeignet bin. Ausserdem waere es sicherlich ein besserer Beitrag wenn meine Arbeit schnellstens zu der Autmatisierung der Gesellschaft beitragen kann. Dafuer muss sie aber fertig werden, und wenn ich zu anderen Taetigkeiten gezwungen werde dann ist dass nicht der Fall. Am liebsten wuede ich alles auf "Open Source" basis entwickeln, aber da mir die Lebensgrundlage fehlt kann ich dass nich riskieren.

Long story short, obwohl ich bereit bin auf den akademischen Lebenstandard zu verzichten, bin ich immer noch nicht in der Lage fuer meine Nahrung, Kleidung und meine Unterkunft aufzukommen. Das ist fast kompletter Wahnsinn wenn man sich ueber den augenblicklichen Stand der Automatisierung im klaren wird. Ich bin fest davon ueberzeugt das die meissten Dinge die wir wirklich benoetigen schon lange durch die Maschinen gedeckt werden koennen. Und woran es immer noch mangelt wuerde durch die, mit Grundeinkommen entstehender Nachfrage, sehr schnell klar werden. Die Menschen, die dann wirklich arbeiten muesten, koennten wenigstens stolz darauf sein etwas messbar nuetzliches zu tun. Daran mangelt es mir im Augenblick ! Ich habe einige Jahre in der software industrie gearbeitet, und wenn wir nicht gerade dabei waren eine Maschiene zu automatisien welche Menschen die arbeit nimmt, dann habe wir in einer dot.com company software geschrieben die niemad haben wollte. Die einzig offenbar nuetzliche Arbeit, die ich wirklich jemals verrichtet habe, war ungefaer 150, 000 Baume zu pflanzen um mein Studium zu finanzieren :)

Nun ja, Grundeinkommen wird auf jeden Fall kommen. Es hoert sich vielleicht verrueckt an, aber ich glaube daran, dass vor dem Ende des naechsten Jahrzehnts die Technologie so weit fortgeschritten sein wird das sie die meisste menschliche Arbeit uebernehmen wird. Vielleicht werden Maschienen dann sogar schon intelligent sein. Die einzige Frage ist nur, ob wir wieder Unruhe in der Gesellschaft haben wollen, oder ob wir endlich schlau genug sind um Gerecht zu teilen.


Cheers
Jochen

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Günter Koch

Beiträge: 169
Ort: Erlangen


New PostErstellt: 09.05.05, 08:12  Betreff: Re: Bin neu und habe was zu sagen  drucken  weiterempfehlen

"Jochen Stier" <@carookee.com> schrieb:
> Wow, JohnD.

Text geloescht.

> Long story short, obwohl ich bereit bin auf den akademischen Lebenstandard zu verzichten, bin ich immer noch nicht in der Lage fuer meine Nahrung, Kleidung und meine Unterkunft aufzukommen. Das ist fast kompletter Wahnsinn wenn man sich ueber den augenblicklichen Stand der Automatisierung im klaren wird. Ich bin fest davon ueberzeugt das die meissten Dinge die wir wirklich benoetigen schon lange durch die Maschinen gedeckt werden koennen. Und woran es immer noch mangelt wuerde durch die, mit Grundeinkommen entstehender Nachfrage, sehr schnell klar werden. Die Menschen, die dann wirklich arbeiten muesten, koennten wenigstens stolz darauf sein etwas messbar nuetzliches zu tun.

Hallo Jochen,

Du bist hier neu, dann empfehle ich Dir meine Seiten mal zu besuchen.
Das von mir entwickelte Buergergeldmodell laeuft seit 1997 real.
Das Buergergeld ist aufgrund der geringen Teilnehmerzahl noch sehr gering, und reicht zum leben bei weitem noch nicht aus.
In der Hauptsache lebt jeder noch vom Euro - mehr schlecht als recht.
Die Theorie ist in dem Aufsatz "Das Patentrezept" beschrieben.
Sieh es Dir doch mal an, vielleicht kannst Du in Kanada in Deiner Umgebung auch eine solche Keimzelle gruenden.

Das althergebrachte Geldsystem basiert auf Abgaben (Steuern) an den Staat. Was das für perverse Folgen hat, moechte ich kurz beschreiben.
Bei Vollautomation arbeitet niemand mehr. Es hat also niemand Einkünfte von denen man einen Teil als Steuern abzweigen koennte. Die vielen Nichtarbeitenden brauchen aber Geld.
Damit ist dieses Verfahren schonmal suspekt. Arbeitslosigkeit ist ein Problem.

Stelle Dir vor, wir waeren alle gesund. Das waere ein Riesenproblem. Dann waeren arbeitslos:
Alle Aerzte samt Personal, Kliniken samt Personal, Pharmaindustrie, Apotheken.
Zum Glueck sind viele Leute krank!?

Stelle Dir vor, die Welt waere friedlich und wir brauchten keine Soldaten mehr. Auch das waere ein Riesenproblem mit der Folge von Arbeitslosigkeit.
Wir muessten einen Krieg anzetteln.
Dann haetten wieder viele Leute Arbeit. Es muessten Waffen, Munition, Uniformen und vieles Andere hergestellt werden.
Dann wuerde vieles zerbombt. Auch das braechte wieder viel Arbeit es wieder aufzubauen.
Auch die Bestattungsunternehmen und Steinmetze bekaemen einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Die Toten fallen den Kassen nicht mehr zur Last.

Es muesste doch eigentlich jeden einleuchten, daß das so nicht geht, muesste - tut's aber nicht.
Umdenken faellt schwer!

Gruss Guenter Koch
D-91058 Erlangen
Tel.: +49 9131-771532
Fax: +49 9131-771586
www.patentrezept.de
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