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Weiterleitung eines interessanten Beitrages aus der Freiwirte-Liste zu Größenordnungen NUR des Zinsertrages - unten auch größer gemacht.
| ----- Ursprüngliche Nachricht ----- | Von: | Gesendet am: Mittwoch, 17. November 2004 21:30 | An: (Geldreform im Sinne Silvio Gesells) | Betreff: [freiwirte] Das schwarze Loch in der Ökonomie
Ein Denkfehler wird zum System Das Schwarze Loch der globalen Ökonomie
Bericht von Prof. Dr. Arno Gahrmann
Worum geht es, wenn private Betriebe und öffentliche Einrichtungen geschlossen, Mitarbeiter entlassen und um des "Standortes Deutschland" willen Feiertage gestrichen werden? Und wenn 50 Cent zu viel sind, um bei der Reifenherstellung auf Krebs erzeugende Stoffe zu verzichten?
Es sind immer die Kosten, die scheinbar keinen anderen Ausweg zulassen. Aber wer fragt, was diese ominösen Kosten sind, denen wir uns zu unterwerfen haben? Es ist gespenstisch wie in Kafkas "Prozess": Unsere Gesellschaft liefert sich und die Mitwelt dem Kostengericht bedingungslos aus. Und sie nimmt die an Menschen und Natur statuierten Urteile hin, ohne zu wissen, wer sie ausspricht und was das Verwerfliche an den Kosten sein soll.
Die Wirtschaftswissenschaften quellen über von Ansätzen zur Erfassung und Berechnung der Kosten und von Methoden zu deren Verringerung. Indessen sind ihre Aussagen zum eigentlichen Wesen der Kosten beschämend dürftig. Da gibt es lediglich die Definition des Werteverzehrs. Was dieser Begriff ausdrückt und Kosten als etwas grundsätzlich Negatives erscheinen lässt, das ist eine urtümliche Erfahrung des Knappen und Unwiederbringlichen, eben des "Kostbaren".
Dies ist augenscheinlich beim Verbrauch endlicher Rohstoffe oder knappen Landes gegeben. Jedoch: Worin besteht der Werteverzehr bei der menschlichen Arbeit, solange sie die Gesundheit nicht schädigt? Und: Was ist mit den Zinskosten, die direkt und indirekt ein Viertel der Produktionskosten ausmachen? Hier geben Vermögende ihren nicht benötigten Geldüberschuss an Unternehmen und an den Staat quasi zur Pflege ab. Hierfür über die Geldentwertung hinausgehend Zinsen zu verlangen, kann man als eine fragwürdige Subventionierung der Vermögenden ansehen; ein Verzehr irgendwelcher Werte ist es keinesfalls.
Einen passenden Schlüssel liefern uns die Buchhalter: Für sie sind alle Vorgänge "Kosten", die das reine Vermögen mindern. Und zwar das ökonomische Vermögen, das um jeden Preis erhöht werden will, sei es mittels Zinsen oder mittels Gewinnen aus dem in Unternehmen steckenden Geld.
Höhere Kosten treffen einen finanziell knappen Betrieb genauso hart wie eine mittellose Gemeinde. Aber in der Standortdebatte wird tunlichst verschwiegen, dass die betrieblichen Kosten und die öffentliche Verschuldung deutlich geringer sein könnten, wenn sich die Gläubiger mit weniger Zinsen und die Eigentümer mit geringeren Gewinnen zufriedengäben. Und verschwiegen wird, dass Staat und Unternehmen nicht ihre letzten Reserven auspressen müssten, wenn sich die vermögenden Staatsbürger und Konsumenten weniger geizig bei Steuern und Preisen zeigten.
Welch unfassbarer Freiraum für eine nachhaltige Gestaltung der individuellen wie gesellschaftlichen Zukunft täte sich auf, leistete auch das Vermögen seinen Beitrag dazu. Verzichtete es nur zwei Jahre lang zugunsten des Staates auf die Zinsen und Bruttogewinne in Höhe von jährlich rund 600 Milliarden Euro (Deutschland, ohne Unternehmerlohn), wäre die gesamte öffentliche Hand schuldenfrei.
Die durch die Verschuldung verursachte Blockade von Leistungsnachfrage und -erstellung wäre mit einem Schlag aufgehoben. Und mit einer deutschen Zins und Gewinnspende zweier weiterer Jahre wäre die Schuldenlast der Dritten Welt (ohne China) abgetragen. Doch hieran zu rühren, das wäre ein Sakrileg an einem geradezu heiligen Anrecht auf Vermögensmehrung.
Nicht nur das Geld in unmittelbarer Form sichert uns mittlerweile Leistungen Dritter und damit die materielle Existenz, sondern ebenfalls das verliehene Geld, das zudem noch zusätzliche Geldbeträge, nämlich Zinsen einbringt. Und das in Produktionsgüter gesteckte Geld vermag uns - geschicktes Investieren und Agieren vorausgesetzt - sogar einen noch höheren Geldzufluss ("Gewinn") und damit noch mehr Ansprüche auf Leistungen Dritter zu verschaffen.
Der Wert dieses Eigentums bemisst sich nun letztlich an dem Geldertrag, den man hieraus zu erzielen "vermag" - eben dem Vermögen. Dies wird offensichtlich am Auf und Ab des Aktienvermögens, es schlägt sich aber auch bei scheinbar solidem Vermögen wie Grundstücken nieder, deren Wert absehbaren Änderungen in den Nutzungsmöglichkeiten (verbesserte Infrastruktur oder auftauchende Altlasten) nachläuft. Und genau so berechnet sich der Preis von Menschen - Sklaven oder Fußballer - anhand der mit ihnen erzielbaren Einnahmen.
Das Kriterium der realen Knappheit wird bei der Frage nach der Minderung oder Mehrung von Vermögen (Kosten beziehungsweise Gewinn) unerheblich: Gute Luft und stille Täler, freie Aussichten und Mußetage können kostenlos von der Ökonomie verwendet und verbraucht werden, obwohl sie für die Menschen kostbar sind.
Wird dieser Sachverhalt unter dem Begriff der "externen" Kosten zumindest diskutiert, taucht dessen Umkehrung kaum in der Öffentlichkeit auf, und ist doch der tiefe Grund für den beklagten Verlust des Menschlichen in der Wirtschaft. Grundsätzlich unbegrenzte Kräfte von Mensch und Natur ("die Fülle des Lebens", um mit Duchrow zu sprechen, der in seinen "Alternativen zur kapitalistischen Weltwirtschaft" mit beklemmender Deutlichkeit die Verdrängung von Leben durch Eigentum nachzeichnet) werden plötzlich zu ungeliebten Kosten und Knappheitsfaktoren, indem sie zu Eigentum erklärt werden, dessen Nutzung mit einer Prämie entgolten werden muss.
Früher selbstverständliches Allgemeingut an Genen, Bildern, Entdeckungen, Ideen, Namen und Inselstränden (die sich das Land Niedersachsen von den Inselgemeinden abkaufen lassen will) wird zu Eigentum und engt nicht nur Bauern, Künstler und Tüftler ein, sondern lässt Bürgern vertraute und geliebte Einrichtungen wie das Hamburger Volksparkstadion zu einer fremden AOL-Arena und Patienten zu distanzierten "Kunden" werden.
Und dass Arbeiten überhaupt "kostet", obwohl es selten ein real knappes Gut ist, sondern vielmehr gern geleistet wird, ist schlicht darauf zurückzuführen, dass den meisten Menschen mangels ausreichendem sonstigem Vermögen oder sonstiger materieller Absicherung nichts anderes übrig bleibt, als ihre Arbeitskraft zu einem kostenpflichtigem Eigentum zu erklären, behaftet mit dem hässlichen Odium der Personalkosten. Nur die in und von Gemeinschaften wie Familienbetriebe, Genossenschaften oder Klöster lebenden Menschen können sich und ihre Arbeit noch geschätzt wissen.
Selbst mit der Frage nach dem Preis der Sonne müssen wir uns vertraut machen. Und zwar dann, wenn wir annehmen, dass vergleichbar den UMTS-, Ölförder- oder Fußballübertragungslizenzen die Rechte an der Sonnennutzung dereinst von den völlig verschuldeten Staaten der Erde verkauft werden. Der mit der Geldökonomie untrennbar verbundene Renditeanspruch bringt es mit sich, dass Erträge umso geringer eingeschätzt werden, je später sie anfallen. Deshalb besitzen selbst "ewig nutzbare" Forderungspotentiale wie zum Beispiel Grundstücke einen nur endlich hohen ökonomischen Wert; ein bedeutsamer Sachverhalt, der auch erklärt, weshalb die Ansprüche nachfolgender Generationen (von den Ansprüchen der Natur ganz zu schweigen) in der ökonomischen Bewertung mehr oder weniger "untergehen."
Auch der Preis für die Sonnenrechte ist berechenbar und letztlich bezahlbar. Bis dahin wird die Mauttechnik jeden Sonnenstrahl erfassen können, den wir zu welchem Zweck auch immer nutzen.
Und alles, was mittelbar und unmittelbar von der Sonne lebt, wird kostenträchtig, mithin also wirklich alles. Liebe und Gemeinschaft, Natur und Ethik verlieren ihren Wert an sich und werden als zu teuer und überflüssig genauso wegrationalisiert wie heute schon Arbeitsplätze, Ruhezeiten oder das Schwätzchen am Fahrkartenschalter. Mensch und Natur werden in jeder ihrer Handlungen und Wirkungen nur noch ökonomische Kosten oder Güter sein.
Dieses Szenario ist nichts als eine konsequente Fortschreibung der anhaltenden Ökonomisierung von immer mehr Lebensbereichen; zugleich markiert es deren Endpunkt. Denn wenn alles miteinander in ökonomischer Beziehung steht, wird alles handelbar und nichts mehr beständig sein. Vermögen als Gegenwert zukünftiger Erträge verliert seinen Sinn, wenn Produkte und deren Preise in der global vernetzten Ökonomie sich im Sekundentakt ändern.
Dann schaukeln sich unkontrollierbar Gewinnerwartungen einerseits und Vermögen als deren Gegenwert andererseits in einer Rückkopplung zu virtuellen Größen gegenseitig auf oder löschen sich gegenseitig aus, so wie es jeder mittels einer auf ihren eigenen Monitor gerichteten Videokamera bildlich nachvollziehen kann. Spätestens dann wird offenbar, dass die Ökonomie auf einer Fiktion aufbaut, nämlich materielle Zukunftssicherung in Geld ausdrücken und speichern zu können.
Was man wann zu welchem Preis unter welchen Voraussetzungen wo und überhaupt erhält, benötigt oder verkaufen kann - dieses als "Vermögen" in Zahlen zu fassen, war von Beginn an ein Denkfehler.
In Zeiten weniger ökonomischer Güter, langsamer Strukturänderungen und kleiner, abgeschlossener Wirtschaftsräume schlummerte dieser Denkfehler unmerklich, blitzte lediglich in Fällen von Hyperinflation oder groben Bilanzfälschungen auf, ohne als solcher erkannt oder in der gängigen Diskussion benannt zu werden. Und so wird bis heute - diesen Denkfehler nicht erkennend und Zweifel unterdrückend - die Mehrung von Vermögen und die Minderung von Kosten betrieben, stärker als je und blind gegenüber den hierdurch verursachten Schäden an Mensch, Gesellschaft und Natur.
Doch was bedeutet Vermögen in Zeiten ständiger Umbrüche, wechselnder Produkte und ungewisser gemeinschaftlicher Leistungen wie Bildung, Gesundheit und nicht zuletzt der Rente? Dies wird in der schwirrenden, ungehemmten, weder fass- noch aufhaltbaren globalen Ökonomie überhaupt nicht mehr vorherzusagen sein. So verwandelt sich das in Geld bezifferte Vermögen umso mehr in einen Wahn und das Weltgeschehen in einen sozialen und ökologischen Wahnsinn, je mehr das Vermögen in seiner Sucht nach ständiger Vermehrung über greifbare Dimensionen hinauswächst, Immaterielles und Ideelles vereinnahmt und die Staaten unter Schuldenbergen begräbt.
Ausgangspunkt dieser Expedition war die Frage nach der Natur der Kosten. Diese spiegeln nicht notwendig reale Knappheiten wider, sondern Minderungen des ökonomischen Vermögens. Die Einführung von Eigentum macht andererseits unbegrenzte Ressourcen teuer - tagtäglich zu erleben an den real nicht existierenden Kosten für die Arbeitskraft und bedrückend vorstellbar im Falle eines Verkaufs der Sonnenrechte. Dieses Szenario macht zugleich deutlich, dass sich der ursprüngliche Zweck von Eigentum, nämlich die Sicherung der materiellen Zukunft, in sein Gegenteil verkehrt.
Der Geburtsfehler der Ökonomie, zukünftige Leistungen Dritter zum Zweck der Zukunftssicherung quasi "einfrieren" zu lassen und deren realen Umfang beziffern zu wollen - er pervertiert ihren Dreh- und Angelpunkt, das Vermögen, umso mehr zu einem alles Leben aufsaugenden oder eliminierenden "Schwarzen Loch," je stärker es durch die Ökonomisierung vorangetrieben wird.
Und je mehr dieser Denkfehler zum alles durchdringenden System wird, umso stärker müssen zwangsläufig die Widersprüche auftreten: Wenn plus (= gern tätig sein) plötzlich minus (Arbeitskosten) ist und null (virtuelles Termingeschäft) gleich plus (Gewinn) und minus (Verbrauch natürlicher und gesellschaftlicher Ressourcen) gleich plus (Effizienzsteigerung) sein soll, und unendlich (Leben wie auch dessen Ursprung, die Sonne) auf endliche Geldbeträge reduziert wird, dann sind alle Verheißungen einer nachhaltigen Ökonomie verlogene Beschwichtigungen. Es sei denn, wir verkaufen tatsächlich die Sonne - dann ist unsere Welt nur noch widerspruchsfreie Ökonomie.
Wir sollten daher die Frage nach dem Preis der Sonne ebenso fallen lassen wie die sonstige ökonomische Verwertung alles Lebendigen, den permanenten Kostendruck und den vermögenssteigernden Geiz bei Steuern, Zinsen und Preisen, andernfalls entledigen wir uns zum Schluss nicht nur des ungetrübten Sonnenbads.
Das Denken in Kosten steigert die Vermögen und beraubt sie gleichermaßen ihres realen Wertes. Um reale Leistungen für die Zukunft zu sichern, braucht es aber neben einer intakten Umwelt auch gestaltende Köpfe, anpackende Hände und eine verlässliche Solidarität. Diese haben die Not gewendet nach den kleinen und nach den großen Katastrophen, nicht ein virtuelles Kapital.
Dies zu verstehen bedarf es nur des Verstandes, nicht einer weiteren Katastrophe.
Der ausführliche, zusammen mit Henning Osmers verfasste Bericht erschien kürzlich unter dem Titel "Zukunft kann man nicht kaufen - Ein folgenschwerer Denkfehler in der globalen Ökonomie" im Horlemann-Verlag, Bad Honnef.
Erstellt: 03.12.04, 21:51 Betreff: Re: ZINSERTRÄGE - Das schwarze Loch in der Ökonomiedruckenweiterempfehlen
Hallo Scharl,
die Sache mit den Unternehmensgewinnen von ca. 600 Mrd. € in Deutschland ist auf den ersten Blick vielleicht richtig. Doch diese Unternehmensgewinne werden fast vollständig auch wieder ausgeschüttet !
Nach dem Statistischen Jahrbuch 2003 betrug der Beitrag der Unternehmensgewinne zum Primäreinkommen (Nettonationaleinkommen) aller Deutschen Kapitalgesellschaften (z.B. AG´s, GmbH´s) im Jahr 2001 nur 0,47 Mrd. € (s. Statistisches Jahrbuch S. 670, Tab. 24.13). Die privaten Haushalte (sogenannte Einkommensmillionäre und Kleinsparer) haben im Jahr 2002 nur 63 Mrd. € an Kapitalausschüttungen (Zinsen, Dividenden) erhalten.
Das Schema auf Tab. 24.12. im Statistischen Jahrbuch 2003 veranschaulicht die Gewinnverteilung von Unternehmen. Die Unternehmensgewinne werden also wieder Staat, private Haushalten und anderen Kapitalgesellschaften zugeführt.
Nur das volkswirtschaftliche Primäreinkommen (dies hatte ich aber schon häufig im Forum erwähnt) kann verteilt werden, mehr nicht! Das Primäreinkommen der privaten Haushalte in Deutschland ist über die Jahre kontinuierlich angestiegen.
Erstellt: 30.12.04, 18:47 Betreff: Re: ZINSERTRÄGE - Das schwarze Loch in der Ökonomiedruckenweiterempfehlen
Lieber P. Scharl,
ich muß mich nach Durchsicht der Homepage der Deutschen Bundesbank korrigieren.
Die globale Ökonomie hat schon recht gewaltige Ausmaße angenommen. Dies gilt für den Kreditverkehr ebenso wie für Zinseinkünfte.
Früher war alles schön leicht. Wenn der Staat eine Bundesanleihe für den Bau einer neuen Autobahn aufgelegt hatte, wurde diese häufig von inländischen Banken und inländischen Privatpersonen gekauft. Zinszahlungen die der Staat an Privatpersonen zahlte, blieben im Kreislauf einer Volkswirtschaft. Die Privatperson mußte eine Einkommenssteuer auf Zinserträge zahlen oder gab ihr Zinseinkommen für Konsumgüter aus - wobei der Staat durch die Mehrwertsteuer wieder mitverdiente. Zumindestens war eine Beschäftigungsankurbelung durch Staatsverschuldung nach Keynes damals möglich.
In einer globalen Ökonomie wird ein Großteil der Bundesschuldverschreibungen an ausländische Pensionsfonds, Investoren verkauft und der Staat muß Zinszahlungen hauptsächlich an ausländische Investorengruppen leisten. Die Depotstatik der Bundesbank zeigt dies recht deutlich (82% der bundesdeutschen Staatsschuldverschreibungen gehören ausländischen Investoren). Beschäftigungsprogramme (nach Keynes) durch eine staatliche Kreditaufnahme haben heutzutage andere Folgen als in einer mehr nationalstaatlichen Ökonomie (wie noch vor 1990).
Die nationalstaatliche Kreditwirtschaft wird zunehmend abhängig von ausländischen Kapitalgebern ( nach der Depotstatistik (Deutsche Bundesbank, Wertpapierdepots, September 2004, S.14) ist der Nominalwert der Depotbestände von ausländischen Deponenten mit 2,065 Billionen € nach Kurswert (47% aller Depoteinlagen)angegeben). Was da an Zinsen pro Jahr von einem Land zum anderen fließt ist schon gewaltig. Sicher halten deutsche Unternehmen ähnliche Summen bei ausländischen Banken (vielleicht zahlen sie dort weniger Steuern ). Beängstigend ist jedoch die Dimension.
Zusätzliche Probleme bereiten die Offshore-Finanzplätze. Hans Werner Sinn schrieb in seinem Buch „Ist Deutschland noch zu retten ?" auf S. 312-313: „Zwei Drittel der von Deutschen im Ausland angelegten Finanzvermögen liegen in der Schweiz, und es wird geschätzt, dass 85% der Erträge auf diese Vermögenswerte in Deutschland nicht mehr besteuert werden. Die Schweiz bietet Steuerflüchtlingen aus Deutschland und aller Welt sogar die Möglichkeit, sich dort mitsamt ihres Vermögens niederzulassen und statt der Schweizer Einkommenssteuer eine frei aushandelbare Pauschalsteuer zu zahlen, die in den meisten Fällen gerade einmal ein Zehntel dessen ausmacht, was Schweizer selbst zahlen."
Erstellt: 10.01.05, 21:04 Betreff: Re: ZINSERTRÄGE - Das schwarze Loch in der Ökonomiedruckenweiterempfehlen
Liebe Grundeinkommensbefürworter,
ich habe eine Frage über die Kapitalverflechtung von öffentlichen Schulden.
Nach dem Statistischen Jahrbuch 2003, S. 529 zeigt sich ein stetig wachsender Schuldenberg der öffentlichen Haushalte: 1990: 536 Mrd. €, 1995: 1009 Mrd. €, 2002: 1253 Mrd. €. Natürlich ist der Zinssatz gegenwärtig deutlich moderater, so dass die Zinslasten insgesamt geringer geworden sind.
Nach dem Statistischen Jahrbuch 2001, S. 690 und dem Bericht der Deutschen Bundesbank, Zahlungsbilanz nach Regionen (Vermögensstatus der Bundesrepublik) nimmt die Verschuldung der öffentlichen Stellen gegenüber dem Ausland stetig zu: 1992: -271 Mrd. DM (ca.-139 Mrd. €), 2000: -373 Mrd. €, 2003: -532 Mrd. €. Wertpapiere der Öffentlichen Hand werden also zu erheblichen Anteilen von ausländischen Investoren gekauft.
Ebenso entwickelte sich der Vermögensstatus von monetären Finanzinstituten (z.B. Banken) gegenüber dem Ausland zeitweise stark in Richtung Verschuldung. Hatten 1992 die monetäre Finanzinstitute noch gegenüber dem Ausland ein Guthaben von 52,4 Mrd. €, so hatten sie im Jahr 2000 eine Verschuldung von -299 Mrd. €, im Jahr 2003 jedoch nur noch von - 29 Mrd. €. Bei den Wertpapieren steigt - wie bei der öffentlichen Hand - die Verschuldung der Banken kontinuierlich an. Im Jahre 2003 besaßen Ausländer für 457 Mrd. € inländische Wertpapiere.
Ganz invers sieht die Lage der Unternehmen und Privatpersonen bezüglich Vermögensstatus gegenüber dem Ausland aus. Die Unternehmen und Privatpersonen hatten einen positiven Saldo von 704 Mrd. € gegenüber dem Ausland, mit stetig wachsender Tendenz. Lediglich bei Wertpapieren betrug der positive Saldo 530 Mrd. € (dies entspricht in etwa der Auslandsschuld der Öffentlichen Hand).
Schulden der Öffentlichen Hand gegenüber dem Ausland nehmen immer weiter zu, während deutsche Unternehmen ihren Vermögensstatus gegenüber dem Ausland immer weiter ausbauen. Dies ist eine recht deutliche Tendenz. Insgesamt war der Vermögensstatus von allen Wirtschaftsbereichen (monetäre Finanzinstitute, Unternehmen + Privatpersonen, Öffentliche Haushalte, Bundesbank) gegenüber dem Ausland aber nahezu ausgeglichen (Gesamtsaldo:+207 Mrd. €).
Vor 1990 wurden inländische Wertpapiere der öffentlichen Hand zum größten Teil auch von inländischen Banken, Privatpersonen und Unternehmen gekauft. Gläubiger der Staatschulden mußten Zinssteuern auf Einkünfte im Inland entrichten. Der Staat kam auch wieder zu Einnahmen, wenn die Konjunktur ansprang. Dies ist heutzutage nicht mehr so.
Was passiert, wenn sich der gegenwärtige Entwicklungstrend fortsetzt: Staat verschuldet sich immer weiter, Unternehmen verlagern Gewinnausschüttung und Neuinvestition ins Ausland. Staat senkt im Inland Einkommenssteuern und Körperschaftssteuern um vermeintlich Kapital anzulocken, Steuereinnahmen brechen weg, Sozialstaat wird abgebaut ?
Müßte man nicht dafür plädieren, Staatsschulden gegen Wertpapiereinlagen von Unternehmen zu tauschen ? Falls der Staat nicht jährlich 66-70 Mrd. € Zinsen zahlen müßte, müßte der Staat keine Neuverschuldung initiieren und könnte alles aus dem Haushalt zahlen.
Sorgen aber nicht gerade sehr große ausländische Kapitaleinlagen von ausländischen Investoren für eine erhebliche Unruhe in allen Staaten der EU. Alle Staaten haben ein ähnliches Haushaltsdefizit und haben sicher ähnliche Probleme mit dem Sozialstaat und der Neuverschuldung. Ist unser gegenwärtiges Wachstum mit der jährlichen Staatsneuverschuldung gekoppelt ? Führt ein solches Wachstum zu größerer Ungleichheit in der Bevölkerung (Private Alterssicherung, private Krankenversicherung, Kapitalspekulationen) ?
entschuldige bitte, daß ich Deine bestimmt mühsam zusammengetragenen Zahlen nicht nachvollzogen habe, ich gehe einfach davon aus, daß Deine Rechnungen stimmen.
Unser Problem mit dem Grundeinkommen ist, daß wir irgendwie "zu kurz greifen".
Wenn es uns gelängen sollte, ein unbedingtes Grundeinkommen durchzuboxen, dann ist die etablierte Politik mit ihrer Weisheit so am Ende, daß wir weiter greifen können und das gesamte Steuer- und Abgabensystem umkrempeln können.
Und, da hast Du die Lage völlig richtig erkannt, wir müssen die Staatsverschuldung auf Biegen und Brechen runterfahren. Und das wird uns nur gelingen, wenn wir die Verwaltung dratisch entschlacken. Daher bin ich auch der Meinung, daß Tendenzen, das Grundeinkommen an "was auch immer" zu koppeln (mit Ausnahme von Kindern), völlig kontraproduktiv sind.
Nach Berechnungen der PfsG ließe sich ein absolut bedingungsloses Grundeinkommen von 750,-- Euro ALLEINE durch Verwaltungsvereinfachung finanzieren.
Liebe Grüße
Matthias Dilthey
Am Montag, 10. Januar 2005 21:04 schrieb Tobias Teetz:
Erstellt: 11.01.05, 10:43 Betreff: Anmerkungen zum Grundeinkommen.druckenweiterempfehlen
(aufgrund eventueller technischer Probleme stelle ich im Auftrag von Matthias Dilthey diesen Beitrag ins Netz)
Hallo Lothar,
danke für Deine Mail, die ich aber schon gekannt habe.
Ich finde es gut, daß sich Leute bereits jetzt detailliert Gedanken machen, ab wann, wem und was nach dem Tod mit dem Grundeinkommen passiert.
Uns kommte es zur Zeit jedoch mehr darauf an, das Grundeinkommen als solches sauber in ein komplett neues Steuer- und Abgabenmodell zu integrieren. Weiter sehen wir gesellschaftspolitische Probleme, wenn die Leute einfach so "zu Hause sitzen und nichts zu tun haben". Viele werden damit nicht zurecht kommen, ohne "flankierende" Maßnahmen. Und damit meinen wir nicht "Druck", sondern Angebote, die wirklich freiwillig angenommen werden.
Nicht ohne Grund nehmen in unserem Programm die Punkte Bildungspolitik, BTMG und Strafvollzug einen so breiten Raum ein.
Im Übrigen sind wir mit der Entwicklung des Bürgergeldes (der Begriff ist politisch griffiger) wesentlich weiter, als unsere Publikationen das zugeben.
So haben wir das Problem der unterschiedlichen Kaufkraft in Staaten mit und ohne Bürgergeld weitestgehend gelöst, haben die Höhe des Bürgergeldes bereits gleitend (in Abhänigkeit von Arbeitseinkommen und Volkseinkommen) gemacht ...
Ich habe z.Z. die undankbare Aufgabe, die Beiträge unserer verschiedenen Arbeitsgruppen redaktionell umzusetzen, womit ich noch im Jannuar fertig sein sollte. Das ist eine tierische Arbeit, aber dann steht ein in sich vernetztes, in sich schlüssiges und durchgerechnetes Arbeitspapier zum Grundeinkommen, das auch Steuern und Abgaben (Sozialversicherungen), gesellschaftliche Auswirkungen und Wege zur Umsetzung beinhaltet.
Zum Abschluß noch eine Anmerkung zum Iris-Scan: Wir setzen auf eine sicher verschlüsselte Gen-Datei, aus der sich dann auch die "Ausweisnummer = Kontonummer" ergibt. Das hat 2 Gründe: Es gibt Personen, die haben keine Iris (Unfälle, Blindheit)) und darüber hinaus möchten wir die Gendatei zur einfachen Verbrechensaufklärung nützen. Und das war es dann aber auch mit der Überwachung!
Erstellt: 12.01.05, 20:34 Betreff: Re: ZINSERTRÄGE - Das schwarze Loch in der Ökonomiedruckenweiterempfehlen
Lieber Matthias Dilthey, lieber Lothar Samuel Tesche, lieber P. Scharl,
die Homepage von Matthias Dilthey finde ich nach kurzer Sichtung recht gut.
Andererseits bin ich skeptisch bei Aussagen wie: Die Staatsverschuldung auf "Biegen und Brechen" herunterfahren, die "Verwaltung entschlacken" ?
Es geht bei der jährlichen Neuverschuldung um Summen, die keineswegs gering sind. Nach der Fachserie 18 / Reihe 1.3, S.36, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Hauptbericht 2003 vom Statistischen Bundesamt hatte der Staat ein negatives Finanzierungssaldo von 81,34 Mrd. €. Das Geld zum Ausgleich des Finanzierungssaldos holt sich der Staat über Kredite wieder rein, die die Banken nicht selten an ausländische Kapitalanleger weiterverkaufen. Könnte dieses Finanzierungssaldo wirklich durch Einsparungen bei der Verwaltung abgebaut werden ? Hier mal eine Größenordnung, um die es hier geht: 81,3 Milliarden Euro entspricht dem jährlichen Etat von allen Schulen, Hochschulen mit allem Drum und Dran (Personalkosten, Sachkosten usw.). Millionen zusätzlicher Haushalte hätten dann kein Arbeitseinkommen, die Kinder würden keine Ausbildung erhalten, die Verwahrlosung würde zunehmen, der private Konsum würde wegbrechen. Der soziale Preis eines starken Abbaus der Staatsverschuldung wäre unermesslich hoch und dem Volk nicht zu vermitteln.
Die Kapitalverflechtung die Zinszuflüsse und Zinsabflüsse des Staates haben durch die Globalisierung gewaltige Ausmaße angenommen. Durch den Verkauf von Wertpapieren und dem Umtausch in eine andere Währung wird wiederum der Wechselkurs beeinflußt. Unterschiedliche Zins- und Steuersätze in verschiedenen Ländern können wiederum Kapital anziehen oder abziehen.
Das Problem liegt in der Messung des Vermögensstatus eines Landes auch in bezug auf das Ausland. Aus den Zahlungsbilanzen der jeweiligen Jahre kann der Vermögensstatus bestimmt werden. Würde Kapital in gewaltigem Umfang abfließen, hätte die Bevölkerung bald nicht mehr genug Geld, um sich Güter und Dienstleistungen zu kaufen. 1929 nach dem Aktiencrash erließ Präsident Herbert Hoover den Smoot-Hawley-Act und hob damit die Zölle scharf an. Dieses Gesetz hatte verheerende Folgen für den Welthandel, der aufgrund dieses Gesetzes um zwei Drittel abstürzte. Die deutschen Exporteinnahmen, die zur Gegenfinanzierung von Reparationszahlungen nötig waren, brachen weg. Wie aus einer Badewanne, wenn der Stöpsel entfernt wird, floß der Wohlstand aus Deutschland ab: BIP/Einwohner in Deutschland 1929: 1430 € / Jahr, 1932: 900 € / Jahr. Wohlstandsabflüsse können also durch die Zahlungsbilanz mitverursacht werden.
Ein ähnliches Problem gab es in Rußland vor kurzer Zeit. Auch in Rußland floß der Wohlstand ab. Man muß bedenken, dass die allgemeinen Zinssätze Anfang der neunziger Jahre in Europa und den USA sehr hoch waren und Kredite in Länder mit wenig gesicherter Renditeerwartung entweder nur zögerlich gegeben werden oder mit einer beträchtlichen Verzinsung angeboten werden. Für Rußland gab es durch die hohen Zinssätze eine Katastrophe. Für Rubel-Anleihen mußten 1998 Zinsen in Höhe von 60% gezahlt werden. Logisch dass nicht jeder Unternehmer innerhalb eines Jahres sein Einkommen verdoppeln konnte. "Nicht nur die Investitionen kamen zum Erliegen, sondern das vorhandene Kapital wurde rasch aufgezehrt - die Ersparnisse lösten sich aufgrund der hohen Inflation in Luft auf, die Privatisierungserlöse und die ausländischen Kredite wurden größtenteils veruntreut. Die Privatisierung , die mit der Öffnung der Kapitalmärkte einherging, führte nicht zur Hebung des Wohlstandes, sondern zur Zerschlagung von Unternehmen." "Im Jahr 1989 lebten nur zwei Prozent der Russen in Armut. Bis Ende 1998 war diese Zahl auf 23,8% in die Höhe geschnellt, wobei zwei Dollar die Armutsgrenze definierten." (Die Schatten der Globalisierung, Joseph Stiglitz, S. 171, 181). Das Kapital der Oligarchen floß direkt auf schweizerische oder zypriotische Bankkonten (s. Stiglitz). In dieser Phase ist nicht nur unheimlich viel Vertrauen zwischen Rußland und den Kreditgebern des IWF verlorengegangen, die Armut, die Verunsicherung und der demographische Rückgang haben in der russischen Gesellschaft deutliche Schleifspuren hinterlassen.
Im Grunde kann man sich jedoch fragen, ob es sinnvoll ist, unheimliche Geldmengen wiederum in reichen Länder anzulegen, obwohl die Konsummärkte relativ gesättigt sind und die Nachfrage sich kaum steigern läßt. In diesen Staaten müßte eher eine gerechtere Einkommensverteilung hergestellt werden. Günstiger wäre natürlich eine Kapitalanlage in ärmeren Ländern, damit der Wohlstand und das Wachstum dort steigt und die Welt friedlicher und sicherer wird. Investitionen im Ausland führen nicht zwangsläufig zu einer Konkurrenz um Produktionsstandorte, zu Armut und Massenentlassungen. Viele Auslandsinvestitionen decken die Konsumwünsche der Bevölkerung in diesen Regionen ab. Ein reiches Land wie die USA lebt schon seit mehreren Jahren mit einem erheblichen Leistungsbilanzdefizit, d.h. mehr Güter und Dienstleistungen werden importiert durch Kapitalimport wird das Defizit ausgeglichen. Dies kann sich die USA leisten, weil sie eine Leitwährung ist. Ein Gläubiger muß seine Wertpapiere in Dollar umtauschen, wodurch wenn viele dies machen sich der Kurs der Währung ändert. Der Gläubiger also weniger Yen oder Won o.ä. erhält. Der Euro ist ähnlich bedeutend wie der Dollar geworden. Vom Prinzip her könnte auch der Euro ausländisches Kapital von den Kapitalmärkten ansaugen, um Investitionen in Europa und Osteuropa anzukurbeln. Es müßte jedoch darauf geachtet werden, dass es nicht zu gewaltigen Wohlstandsabflüssen in einzelnen Staaten kommt.
Eine wichtige Frage ist die korrekte Bewertung von Leistungs- und Zahlungsbilanzen. "In der Statistik des IWF wiesen die zusammengefaßten Leistungsbilanzen aller Länder bis in die frühen siebziger Jahre jährliche Diskrepanzen von 2 bis 3 Mrd. $ auf. Das erschien hinnehmbar. Ende des Jahrzehnts stiegen die Beträge jedoch auf knapp 20 Mrd. $, und 1982 erreichten sie mit 114 Mrd. $ ihr bisheriges Maximum... Da die Situation der Zahlungsbilanz in jedem Land Anlaß zu wirtschaftspolitischen Eingriffen geben kann, schien deren statistische Grundlage unsicher geworden zu sein. Zu denken gab insbesondere, dass die Diskrepanz der Weltleistungsbilanz von 1979 bis 1982 von rund -19 Mrd. $ auf rund -114 Mrd. $ gestiegen war." (Volkswirtschaftliches Rechnungswesen, Springer-Lehrbuch, 8 Auflage, S.284).
Im Zuge der weltweit zunehmenden Kapitaltransfers zwischen Staaten wäre es äußerst gefährlich, wenn die Diskrepanzen im statistischen Material gefährliche Dimensionen annehmen könnten, da solche Zustände das gegenseitige Vertrauen zwischen Staaten erschüttern könnten. Jeder Staat verfolgt natürlich auch nationale Interessen, dies darf jedoch nicht zu einem beggar your neighbour -Prinzip ausarten. Zahlungsbilanzen müssen für alle Beteiligten gerecht, klar und eindeutig sein.
Das Vertrauen in die Korrektheit der Zahlungsbilanz ist nach meiner Meinung Vorraussetzung für eine Grundeinkommensdiskussion.
Erstellt: 12.01.05, 22:58 Betreff: Re: ZINSERTRÄGE - Das schwarze Loch in der Ökonomiedruckenweiterempfehlen
Hallo Tobias,
es ist immer schwer, auf so einen Haufen Themen zu antworten, ohne gleich ein Buch zu schreiben. Ich versuche es dennoch, bei der gebotenen Kürze.
Verwaltungsvereinfachung: Der PfsG ist klar, daß die von uns geforderten Verwaltungs- Vereinfachungen tausende von Arbeitsplätzen kosten werden. Das ist aber auch Sinn und Zweck. Worin liegt der Sinn, Leute mit überflüssigen Aufgaben zu betrauen? Ist es nicht bedeutend billiger, ein Grundeinkommen zu zahlen, als Lohn und Arbeitsplatz? Ein Arbeitsplatz wird mit so um die 75.000,-- Euro pro Jahr veranschlagt, und das ohne Lohn. Nur Miete, Reinigung, Verbrauchsmaterial, Heizung, Büroausstattung etc.
Die nächste Frage ist eine Frage der Gerechtigkeit: Der, weil nicht mehr benötigte Arbeitsplatz des Industriearbeiters, wird wegrationalisiert, der nicht benötigte Arbeitsplatz in der öffentlichen Verwaltung bleibt bestehen. Obwohl er nicht nur unnötig ist, sondern sogar die Wirtschaft hemmt (z.B. durch Überregulierungen, man muß die Leute ja beschäftigen!)?
Stark vereinfacht sagt die PfsG: Rationalisiert den Staat bis in die letzte Ecke duch, werft allen unnötigen Ballast ab und zahlt von den so gewonnenen Einsparungen ein bedingungsloses Grundeinkommen. Daß das funktioniert, haben wir hinreichend erläutert.
Zum Thema Staatsverschuldung: Die PfsG betrachtet die Staatsverschuldung als indirekte Subvention der Banken durch den Staat. Denn solange die Verschuldung (z.B. durch verwertbare Investitionen) gedeckt ist, könnte der Staat auch die "Verschuldung" durch Drucken neuer Banknoten oder durch Erhöhung des Buchgeldes zinsfrei vornehmen. Die Geldwertstabilität und die Inflationsrate wird dadurch in gleichem Maß tangiert, wie bei einer Kreditaufnahme. Denn anstatt zu tilgen, könnte der Staat die Geldmengenausweitung wieder in Höhe der fiktiven Tilgungsraten zurücknehmen. Nur einmal zahlt der Steuerzahler Zins an die Banken, im anderen Fall nicht. Um nun die Subventionen möglichst gegen -0- zu bringen und den Steuerzahler von diesen unnötigen Kosten zu entlasten, tritt die PfsG dafür ein, diejenigen, die jahrelang sich daran bereichert haben, in erhöhtem Umfang am Abbau der Staatsschulden zu beteiligen. Eine GG-konforme Lösung für diese Problem wird sich wohl finden lassen.
Außenhandelsbilanz: Der totale wirtschaftliche Zusammenbruch der USA wird sich in den nächsten 5 - 10 Jahren vollziehen. Denn die "Kreditressorsen" der USA sind weitgehend erschöpft. Die Bevölkerung arbeitet zu einem Hungerlohn, der sich nicht weiter drücken läßt (andernfalls sind sie wegen Entkräftung nicht mehr arbeitsfähig), einer Ausweitung des "Öldiebstahls" (die Förderländer erhalten keinen marktgerechten Preis) widersetzen sich die Förderländer in Form des Terrors und die "Dritte-Welt-Länder" wenden sich vermehrt Europa zu. Nix mehr da zum Ausbeuten für die Amerikaner. Und nur durch Ausbeutung konnten sie ihr Staat- und Handelsdefizit kompensieren. Das ist auch der Hauptgrund, warum sie das Kioto-Protokoll nicht unterzeichnen. Würden die Gewinne aus dem Ölverbrauch im eigenen Land beschränkt werden, würde sich der Zusammenbruch eklatant beschleunigen.
Aus diesem Grund tritt die PfsG zur Energieversorgung auch für Geothermie und Wasserstoff als mobilen Energieträger ein, denn das ist die einzige z.Z. verwertbare Energiequelle, die wir in Deutschland haben und die auch in ein paar tausend Jahren nicht erschöpft sein wird.
Und jetzt kommen wir wieder zur Vernetzung "Bürgergeld - Arbeitsplätze - Handelsbilanz - Energie": Unsere einzige wirtschaftliche Chance besteht in einem schnellem Vorantreiben der Automatisation, denn in höchstautomatisierten Betrieben entscheidet nicht mehr die Frage der Arbeitskosten, sondern die Frage des Energiepreises und einer schlanken, effizienten Verwaltung (=geringe Steuern) über den Standort. Hohe Automatisation bedeutet aber weniger Arbeitsplätze, daher die Forderung nach einem ordentlichem Grundeinkommen; Geothermische Kraftwerke verbrauchen keinen Brennstoff (keinen Import) und sind überall auf der Welt in etwa gleich teuer, belasten also die Handelsbilanz (durch Export von Strom und der Technologie höchstens positiv) und wir haben die Produktionsstätten wieder zurück in Deutschland und damit einhergehend natürlich auch die Entwicklung der Fabriken.
Um unter diesen Bedingungen den Weltfrieden aufrecht zu erhalten, bedarf es vernünftiger, gezielter Entwicklungshilfe, nachzulesen unter http://www.pfsg-online.de .
Ich hoffe, ich konnte die Vernetztheit (die übrigens noch viel weiter geht, als hier geschildert) unseres Programms ein wenig verdeutlichen. Daß wir auch die Themen "Kapitalflucht", "zwischenstaatliche Kredite", "Vertrauen in die Währung" u.Ä. in unseren Ausführungen berücksichtigt haben, auch wenn diese Punkte nicht als explizite Themen aufgeführt sind, könnt Ihr mir glauben.
Nur darauf jetzt auch noch einzugehen würde diesen Rahmen sprengen. Wir können aber gerne einen eigenen Thread dafür aufmachen!
Erstellt: 14.01.05, 00:45 Betreff: Re: ZINSERTRÄGE - Das schwarze Loch in der Ökonomiedruckenweiterempfehlen
Lieber Matthias Dilthey,
leider teile ich deine Vorschläge zur erheblichen Rationalisierung in der öffentlichen Verwaltung nicht. Dies wäre auch nicht das Ziel der Debatte um das Grundeinkommen. Die öffentliche Verwaltung ist nötig, damit unser Gemeinwesen funktionstüchtig bleibt.
Zum Thema Staatsverschuldung: Investitionen des Staates müssen auf der anderen Seite wieder die Einnahmeseite des Staates erhöhen. Verwertbare Investitionen bedeuten, dass für jede Investition des Staates der Bürger mit Gebühren belastet wird, die zusätzlich zu den Konsumausgaben aufgebracht werden müssten. Der Staat wird quasi privatisiert. Dadurch zieht der Staat Bürgern einen Teil ihrer Nettoeinkünfte ab. Es wäre jedoch gefährlich, wenn die Nettokosten des Staates letztendlich nicht im volkswirtschaftlichen Kreislauf blieben, sondern vermehrt auf ausländischen Konten gebucht würden (und das Kapital nicht nach Deutschland zurückkäme), in diesem Falle ginge der Privatkonsum in Deutschland erheblich zurück. Dies würde zu einer Rezession führen.
Zum Thema Außenhandelsbilanz:
Das Wissen (und die Investitionen die von Unternehmen getätigt wurden), das durch die Vereinigten Staaten und der Europäischen Staatengemeinschaft getätigt wurde, kam auch Staaten im asiatischen Raum zugute. Viele Verfahren und Erfindungen wären ohne gegenseitiges Vertrauen (für ein friedliches Miteinander und für mehr Wohlstand auf der Erde) gar nicht für den Wohlstand von anderen Nationen nutzbar gewesen. Ich glaube nicht, dass die Vereinigten Staaten oder andere Staaten ein Interesse haben, das gegenseitige Vertrauen der Staatengemeinschaft zu schädigen. Das Leistungsbilanzdefizit der USA wäre daher nur ein Teilausschnitt der Wahrheit. Durch die Erlöse von Ölverkäufen konnten sich viele Staaten der dritten Welt wertvolle Güter aus den Industriestaaten kaufen, die die Lebensverhältnisse dort deutlich gebessert haben. Warum sollten wir das friedliche Miteinander durch Handelskriege oder sonstige Maßnahmen vergiften ?
Die Umstellung auf neue Energieformen (auch durch die Treibhausgase) muß sicherlich verstärkt vorangetrieben werden.
Erstellt: 15.01.05, 02:22 Betreff: Re: ZINSERTRÄGE - Das schwarze Loch in der Ökonomiedruckenweiterempfehlen
Hallo Tobias, so, wie ich das sehe, sind wir in der Meinung nicht weit auseinander.
Zitat: Tobias Teetz
Lieber Matthias Dilthey,
leider teile ich deine Vorschläge zur erheblichen Rationalisierung in der öffentlichen Verwaltung nicht. Dies wäre auch nicht das Ziel der Debatte um das Grundeinkommen. Die öffentliche Verwaltung ist nötig, damit unser Gemeinwesen funktionstüchtig bleibt.
"Unnötigen Ballast abwerfen", habe ich geschrieben. Eine BA, um nur ein Beispiel zu nennen, zur Verwaltung der Arbeitslosigkeit ist einfach nur unnötig. Mit den dadurch eingesparten Verwaltungskosten könnte man ca. 6 Mio Bürgern ein Grundeinkommen i.H.v. 750,-- Euro pro Monat bezahlen.
Auch wir möchten, daß die Verwaltung und somit unser Gemeinwesen weiter funktionstüchtig bleibt, bzw. wieder wird.
Zitat:
Zum Thema Staatsverschuldung: Investitionen des Staates müssen auf der anderen Seite wieder die Einnahmeseite des Staates erhöhen.
Ein glattes Nein! Investitionen können sich auch über Einsparungen (Rationalisierung) rechnen, oder, weil man sie für sinnvoll erachtet, aus Steuerüberschüssen finanziert werden.
Zitat:
Verwertbare Investitionen bedeuten, dass für jede Investition des Staates der Bürger mit Gebühren belastet wird, die zusätzlich zu den Konsumausgaben aufgebracht werden müssten. Der Staat wird quasi privatisiert.
Ich meinte mit verwertbar, daß ein möglicher Veräußerungserlös der Investitionssumme entgegen steht. Dann wirkt die Investition ähnlich einer Goldreserve.
Zitat:
Dadurch zieht der Staat Bürgern einen Teil ihrer Nettoeinkünfte ab. Es wäre jedoch gefährlich, wenn die Nettokosten des Staates letztendlich nicht im volkswirtschaftlichen Kreislauf blieben, sondern vermehrt auf ausländischen Konten gebucht würden (und das Kapital nicht nach Deutschland zurückkäme), in diesem Falle ginge der Privatkonsum in Deutschland erheblich zurück. Dies würde zu einer Rezession führen.
Daß das richtig ist, sieht man an z.B. der Erhöhung der Öko-Steuer, Tabak-Steuer etc. Und was das Abfließen in´s Ausland betrifft, so ermöglichen diese Steuern den Abfluß der niedrig besteuererten Konzerngewinne in´s Ausland. (dem Bürger nehmen, dem Konzern zum Abführen in´s Ausland lassen)
Zitat:
Zum Thema Außenhandelsbilanz:
Das Wissen (und die Investitionen die von Unternehmen getätigt wurden), das durch die Vereinigten Staaten und der Europäischen Staatengemeinschaft getätigt wurde, kam auch Staaten im asiatischen Raum zugute. Viele Verfahren und Erfindungen wären ohne gegenseitiges Vertrauen (für ein friedliches Miteinander und für mehr Wohlstand auf der Erde) gar nicht für den Wohlstand von anderen Nationen nutzbar gewesen.
Kein Widerspruch!
Zitat:
Ich glaube nicht, dass die Vereinigten Staaten oder andere Staaten ein Interesse haben, das gegenseitige Vertrauen der Staatengemeinschaft zu schädigen. Das Leistungsbilanzdefizit der USA wäre daher nur ein Teilausschnitt der Wahrheit.
Auch richtig, mit einer Einschränkung: Die USA verspielen durch ihre Leistungsbilanz und dem dadurch in´s Uferlose fallenden Dollar das Vertrauen in ihre Wirtschaft. Und, ich habe es noch nicht durchgerechnet, bin ich überzeugt, daß die USA z.Z eine gewaltige Rezession, umgerechnet in Euro oder Gold, haben.
Zitat:
Durch die Erlöse von Ölverkäufen konnten sich viele Staaten der dritten Welt wertvolle Güter aus den Industriestaaten kaufen, die die Lebensverhältnisse dort deutlich gebessert haben. Warum sollten wir das friedliche Miteinander durch Handelskriege oder sonstige Maßnahmen vergiften ?
Ohne jetzt auf dieses Thema näher eingehen zu wollen, sieht die PfsG das ähnlich: "Außenpolitisch bürgt die Unabhängigkeit vom Erdöl Vor- und Nachteile: Wir werden autark, den OPEK-Staaten bricht jedoch die Haupteinnahmequelle weg. Im Interesse des Weltfriedens ... müssen wir diesen existenzbedrohenden Einnahmeverlust durch geeignete Mittel abfedern."
Zitat:
Die Umstellung auf neue Energieformen (auch durch die Treibhausgase) muß sicherlich verstärkt vorangetrieben werden.