Gruppe Enigma
Wortlust und Weltmacht
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Johannes
Administrator

Beiträge: 5382


New PostErstellt: 25.11.08, 20:25     Betreff: Re: Das Manifest der Gruppe Enigma

Eben erst hier reingeguckt. Hier war das kommentierte Backup

1. Die Unergründlichkeit des Enigma

Das Enigma lässt sich nicht ergründen.
Sollte das Enigma doch ergründet werden, so war es nicht das Enigma

2. Die Bedeutung der Worte

Jedes Wort bedeutet das, was es bedeutet.
Jedes Wort bedeutet außerdem das Gegenteil dessen, was es bedeutet.

3. Das Nichtgeschriebene

DieBedeutung, die nicht die Bedeutung des Wortes ist und auch nicht ihr Gegenteil, steckt im Nichtgeschriebenen zwischen den Worten.

4. Die Nichterkennbarkeit der Bedeutung

Wer die Bedeutung erkennt, hat die Bedeutung nicht erkannt.
Wer die Bedeutung nicht erkennt, ist aber auch nicht gescheiter.

5. Die kreative Lust

Wer stumpf seine Arbeit macht, ist selbst die Arbeit, die gemacht werden muss. Diesen Stumpf kann man nur überspringen oder darüber stolpern.

6. Alles Schaffen entspringt aus sich selbst

Schöpferisch sein heißt spielen, uncool sein, Neues denken und nicht nur Althergebrachtes ableiern, die Hoffnung haben, ver-rückt zu werden, dazu den Willen, sich selbst in Frage zu stellen, das Streben nach Lust und noch eine ganze Menge mehr. All dies lauert im Nichts, nicht etwa im Etwas und schon gar nicht im Alles.

7. Der Wunschlose ist ein König

Der Wünschende kann sich alles wünschen, aber wenn es dann da ist, freut sich der Wunschlose mehr. Stell dir vor, du stehst auf der Bühne, und das Publikum ist anderswo. Vielleicht ist man manchmal lieber der Zacken als die Krone.

8. Gelassenheit ist Trumpf

Mögen sich alle literarisch von der Brücke werfen. Der Enigmat dreht sich nochmal im Bett herum und sagt: Alles easy!

9. Vom Notwendigen

Was getan werden muss, muss getan werden, wenn's sein muss auch von anderen. Oder vor anderen. EnigmatInnen aller Länder, übt euch in der Schlussverbeugung!

10. Der Weg zum Erfolg

Wer hat hier gesagt, Erfolg korrumpiert den Charakter? Ist's nicht eher andersherum?
Trotzdem muss man ja nicht mit dem Rücken zum Publikum sitzen.

11. Von der Wichtigkeit des Nichtigen

Ohnedennötigenabstandistallesnichtsoder?

12. Sinnlichkeit statt Sinn!

Wir erwarten keine Antworten auf unsere Fragen.
Wer Erwartungen hegt, der möge sich einen Pfleger suchen.
Wir stellen viele Fragen und sehen dabei gut aus!

13. Alle gesittete Sitte ist Unsinn

Gesittetsein heißt gesättigt sein. Ein freier Geist ist hungrig nach Sinn. Da der Sinn auch im Unsinn verborgen ist, darf man ruhig auch mit Messer und Gabel essen.

14. Die Unsichtbarkeit des Enigmas

Wer das Enigma sucht, wird nur seine Hülle finden, denn das Enigma ist unenthüllbar. Doch auch die Hülle des Enigma mag gesucht, nicht aber gefunden werden. Wenn sie gefunden wird, ist sie nur noch eine Hülle,wie auch die Haut einer Schlange kein Wasserschwein mehr zu verschlucken vermag.

15. Das Geheimnis der alten Meister

Das Geheimnis der alten Meister ist es, die Buchstabensuppe nicht mit Wasser, sondern mit Buchstaben zu kochen.

16. Das Geheimnis der Ordnung

Das Geheimnis der Ordnung kennt der Typ, der immer die übrig gebliebenen Buchstaben aufsaugt.

17. Die unsichtbare Chefetage

Die Macht hat, wer was macht, aber das macht nichts. Hauptsache, man macht sich nichts draus. Kokettieren kann man auch viel besser mit seiner Machbarin oder seinem Machbarn.

18. Was ist Authentizität?

Authentizität ist, wenn jeder weiß, wer er sein möchte.

19. Über die Monogamie

Das Monogamieverbot wird nach wie vor umgangen, aber diese Umgehensweise erweist sich zur Unterhaltung des Umgangs mitunter als unumgänglich.

20. Über Spatzen und Dächer

Wen kümmert's, was die Spatzen von den Dächern pfeifen. Wir halten alle Tauben in der Hand.

21. Alles Gute kommt von innen

Gradestehen, nicht herumzappeln, die Hände aus den Taschen, tief durchatmen, der Text ist in dir. Wenn der Text in dir ist, dann lass ihn fliegen und gleite auf ihm in die Schwere!

22. Die Ruhe, das Nichts und der Nicht-Text

Am Ende wird man für das belohnt, was man nicht getan hat. Hetze nicht. Kanalisiere die Ruhe. Sie wird explodieren im Nicht-Text.

23. Wer sich fügt, lügt. Oder: Über das Normale

Es gibt nicht das Normale, denn das Normale ist nur ein Mittelwert nach Normalität strebender Sicherheit.

24. Würde

Würde das Wörtchen würde nicht sein, täten die Taten tuten.

25. Die Abschaffung der Schuld

Schuldgefühle sind klebrige Bindemittel

26. Zweifel und Suche

Die Zweifel von heute sind die Suche nach der Entwicklung von morgen.
Wer zweifelt, ist sich selbst nicht mehr sicher. Ein schöner Anfang.

27. Anfang und Ende

Der Anfang kommt immer nach dem Ende ging voraus der Anfang kommt immer nach dem Ende ging voraus der Anfang.....

28. Die Macht des Wortes

Ein einzelnes Wort vermag dein Leben mehr zu ändern als alles Geschwätz der Welt.

29. Die Macht des Willens

Wer nicht macht, was er nicht will, macht noch nicht, was er will.
Willen macht Wollen macht Wallen.

30. Das Frum

Die Drehscheibe des Schaffensbahnhofs ist das Frum. Manchmal dreht sie sich von dir weg, aber sie kommt immer wieder zurück.

31. Die Wahrheit

Der Mensch ist die Krone der Schöpfung, denn er vermag die Wahrheit zu verhandeln.

32. Über Form und Inhalt

Was der Inhalt nicht zu formen vermag, vermag die Form zu beinhalten.

33. Das Neue und das Alte

Das Neue entsteht aus dem Abfall des Alten. Dennoch ist nicht jeder Abfall etwas Neues. Das Neue ist kein Wert an sich, denn auch das Alte entsteht immer aufs neue.

34. Der Stil

Wer seinen Stil gefunden hat, breche ihn. Wer seinen Stilbruch gefunden hat, pflege ihn. Wer seinen Stilbruchfund gepflegt hat, stilisiere ihn. Wer seine Stilbruchfundpflege sterilisiert hat, beginne von Neuem.

35. Das Publikum

Das Publikum ist auch nur ein Mensch. Manchmal auch zwei.



Die literarische Störung ist eine Diagnose, die uns allen gestellt werden könnte. (S.L.)


[editiert: 25.11.08, 20:25 von Johannes]
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