Gooetz
Administrator
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Erstellt: 13.05.07, 20:54 Betreff: Re: Inspirationshilfe |
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Schöne kleine Geschichte. Gefällt mir.
Nun starre ich schon zehn Minuten auf den Monitor und versuche, mit einem kleinen Stück Text zu Stichwort "Wadenkrampf" zu beginnen, aber nichts passiert. Immer nur die Idee einer sehr langen Geschichte. "Thrombose – das fühlt sich an wie ein Wadenkrampf, nur rund um die Uhr." Der Satz fällt mir dazu ein, weil ich ihn schon hunderte Male gesagt habe, nachdem ich vor fast zwanzig Jahren mal eine Thrombose hatte, die sogar das Personal bei meinem Chirurgen (ich hatte gerade einen Gips wegen eines Bänderrisses) für Wadenkrämpfe hielten. Kalzium- oder Magnesiummangel soll ja ursächlich für Wadenkrämpfe sein. Aber das hilft mir nun auch nix, daraus lässt sich nichts machen. Keine Geschichte jedenfalls.
Ein Wadenkrampf ist ja auch so etwas wie eine Prüfung, ob man sich selbst überwinden kann. Obwohl der Muskel den Fuß wegstreckt, ist es hilfreich, gegenzuhalten, die Fußspitze zu sich hinzuziehen und so den Krampf zu lösen. Diese Richtung ist aber genau das, was erst mal einen noch größeren Schmerz hervorruft. Auch wenn es einem hinterher wahrscheinlich besser gehen wird, muss man sich doch zunächst überwinden, sich selbst Schmerz zuzufügen. Wie vor einem Zahnarztbesuch, nur dass man sich dort nicht direkt selbst Schmerz zufügt. Außerdem ist es n beiden Fällen kein Reflex, sondern erfordert eine eigene Entscheidung.
Anders war es zum Beispiel, als ich mit dem Auto eines schwerbehinderten Freundes fuhr. Da er keine Beine hat, war die gesamte Pedalerie mittels einer eingebauten Hebelkonstruktion nach oben verlegt. An der Mittelkonsole gab es dann einen Griff: nach hinten ziehen zum Gas geben – nach vorn drücken, um zu bremsen. Als ich plötzlich Bremsen musste, drückte ich auch reflexartig den Hebel kräftig nach vorn, um die maximale Verzögerung des Fahrzeugs zu erreichen. Leider – jedenfalls in diesem Fall – habe ich Beine, die sich natürlich lang ausgestreckt unter dem eigentlichen Bremspedal befanden. Mit dem Handhebel erreichte ich also nicht, dass der Wagen wesentlich langsamer wurde. Vielmehr war ich im Begriff, mir den Fuß zu zerquetschen. Die logische Reaktion wäre gewesen, den Bremshebel kurz loszulassen, den Fuß herauszuziehen und dann einen zweiten Bremsversuch zu starten. Statt dessen jedoch drückte ich immer fester und fester zu und schrie den Schmerz heraus. Es ist gar nicht so einfach, seinen Reflexen zu widerstehen. Zu einem Autounfall ist es damals glücklicherweise nicht gekommen, ich habe hinterher nur noch ein paar Stunden gehumpelt.
Seither ist es mir jedoch eher möglich, auf einen Wadenkrampf adäquat zu reagieren und die Fusspitze mit den Händen langsam aber kräftig heranzuziehen. Ich hatte ja gelernt, dass es gar nicht so schlimm ist, sich selbst weh zu tun. Ich bin mir hinterher nicht böse. Meinem Zahnarzt übrigens auch nicht.
____________________ Hier stand früher: "Frauen neigen zum Gegenteil." Aber jetzt nicht mehr.
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