WilliamMisfit
Misfit
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Erstellt: 16.04.04, 16:48 Betreff: Re: Frosted Meadows |
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MORGENS
Mickey war so über die Maßen sauer gewesen, dass man ihn eingesperrt hatte, dass er ernsthaft überlegt hatte, Adrian mitten auf den Badezimmerteppich zu kacken. Aber dann hatte er sich doch dagegen entschieden. Chipies taten so etwas einfach nicht, egal wie schlimm oder entwürdigend die Lage war. Also hatte er sich auf besagtem Teppich zusammengerollt und böse vor sich hingeknurrt, während er genau hörte, was im Haus vor sich ging. Keiner hatte Eliah geschimpft, dafür dass er die Vase kaputtgemacht hatte, nur er saß jetzt hier eingekerkert, obwohl er nichts getan hatte. Und das, wo er immer für Adrian dagewesen war und sich für ihn aufgeopfert hatte. Und was war der Dank? Vielleicht sollte er ihm doch auf den Teppich... Er hatte gelauscht, als Adrian David von Michael erzählt hatte, aber selbst mit seinen guten Ohren hatte er nicht alles mitbekommen. Das machte aber nichts. Er war bestens informiert, obwohl er 2 Jahre nach Michael gekommen war und Adrian ihm natürlich nie davon erzählt hatte. Aber Mickey hatte sein Tagebuch gelesen. Er fand das eine erlaubte Methode, schließlich musste er um die Seelenpein seines Herrchens Bescheid wissen, um ihn davon erlösen zu können. Adrians Tagebuch allerdings hatte ihn ziemlich verwundert. Es war schon fast traurig, wie unpersönlich es geschrieben war, im Stil einer von Adrians Patientenakten, jede Gemütslage sorgfältig analysiert und mit späteren Randbemerkungen und Fußnoten versehen. Mickey war fast schwindlig geworden von der ganzen Unübersichtlichkeit. Jedenfalls wusste er auch über diese Vase Bescheid, und er wusste auch, wie viel Adrian daran gelegen hatte. Aber schimpfte er vielleicht jetzt endlich mit Eliah, als der noch einmal die Treppen hinunter kam? Nein. Und wer wurde später in die Küche gesperrt? Grrr. Die Küche hatte zwar ein Fenster, aber es war vergittert, und zwar mit Kästchengitter, so dass Mickey nirgends durchpasste. Grummelnd hatte er Adrians Versuche, mit ihm zu reden, ignoriert, ebenso wie das Futter - bis spät in der Nacht, als sein Magen geknurrt hatte wie ein Wolf - und hatte sich schließlich auf der Küchenbank eingerollt. Nebenbei hatte er versucht, möglichst viele Haare darauf zu verteilen. Jetzt war es früh morgens, und bald würden sie ja wohl kommen um ihn endlich freizulassen. Es fiel ihm nicht schwer, Adrian zu ignorieren oder Eliah anzuknurren, aber wenn er zu David abweisend sein musste, gab es ihm immer einen Stich ins Herz. Das ärgerte ihn, da er kalt und arrogant wirken wollte, so als kümmere ihn das gar nicht. Dabei verzehrte er sich fast nach Davids Nähe, und diese Nacht hatte er gemeinerweise davon geträumt, im Bett zwischen David und Adrian zu schlafen (natürlich hatte er selbst in seinem Traum den meisten Platz gehabt und David und Adrian waren pflichtschuldig bis an die Ränder der Matratze gerückt), und beide hatten ihn gekrault und gestreichelt... Er war von seinem eigenen Schnurren aufgewacht, hatte sich aber sofort wieder an die harte Realität erinnern müssen. Er fragte sich, was zu tun war. Wollte er wirklich weg hier wegen Eliah? Verzichtete er auf eine Adoption von Leuten, die er eigentlich über alles liebte, weil er nicht der einzige sein würde? War er wirklich so verwöhnt und eingebildet und egozentrisch? Ja. War er. Aber vielleicht sollte er ja lernen... Nein, gar nicht so weit denken. Er oder ich! Eliah oder Mickey! Leiblicher Sohn oder Adoptionskind! Mensch oder Chipie! Resignierend legte er den Kopf auf die Pfoten und starrte betrübt auf den Boden. So klar hatte er das noch nie gesehen. Er konnte nicht gewinnen. Sollte er versuchen, damit zu leben, eine Randfigur zu werden damit er hierbleiben konnte? Oder sollte er seinen Stolz in einen Koffer packen und verschwinden? Aber da war immer noch Gus. Gus... Wo zum Teufel steckte der überhaupt? Mickey wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich im Haus etwas bewegte. Also wachten sie endlich auf. Mickey hob den Kopf, um schon mal seine hochnäsige Miene zu üben, aber er ließ ihn wieder sinken. Er hatte keine Lust mehr, Theater zu spielen. Sollten sie doch sehen, wie traurig er war. Jetzt war es auch schon egal.
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Starlight, starbright, I'm the star you see at night and I wish I may, I wish I might Be in your dreams tonight
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