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WilliamMisfit
Misfit


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New PostErstellt: 09.07.04, 19:08     Betreff: Re: Hogsmeade Antwort mit Zitat  

Mammut Formel 90 Protein, Vanille, E...
WANNANDERS / SPÄTNACHMITTAGS

Sisto hatte eine lange Fahrt hinter sich, als er mit seinem Motorrad, da slaut knatterte, in die Hauptstraße von Hogsmeade einbog - wenn man es Hauptstraße nennen konnte. Sisto hatte zwar schon kleinere Straßen gesehen, die sich so schimpften, aber nicht viele. Eine Großstadt war das also nicht, nicht mal in dieser Welt, schätzte er. Dazu machte es einen viel zu verschlafenen, hinterwäldlerischen, dörflichen Eindruck. Obwohl es viele Geschäfte gab, die alle ziemlich klein und bunt aussahen - ungefähr wie die Souvenirbuden in Vergnügungsparks.
Er parkte sein Motorrad und stieg ab, wobei er erleichtert aufstöhnte als er seine Beine wieder strecken und seinen Hintern wieder fühlen konnte. Als er seinen Helm abnahm kniff er die Augen zusammen, weil die Oktobersonne ihn blendete, aber er setzte gleich eine Sonnenbrille auf und wandte sich um, so dass er das Gebäude ansehen konnte vor dem er geparkt hatte. Die Drei Besen - naja. Klang nicht wirklich so wie die Lokale dort, wo er herkam, aber das war ja das Praktische. Dort, wo er herkam kannte keine diese Welt. Keiner würde ihn dort vermuten.
Seine Lippen hoben sich leicht, als er sich an sein Motorrad lehnte und eine Zigarette aus seiner Jackentasche holte. Wie gut, dass er von dieser Welt erfahren hatte. Es war die perfekte Flucht, und genau zur rechten Zeit. Das Pflaster unter seinen Füßen war in letzter Zeit ziemlich heiß geworden. Ein paar Leute wollten ihm an den Kragen. Nicht, dass er das nicht gewohnt war, aber momentan schien es ratsam zu sein, sich ein wenig zurückzuziehen. Und da war es wirklich nur zu praktisch gewesen, dass seine Mutter auf sein Drängen hin endlich etwas über seine Herkunft preisgegeben hatte. Er hatte einige Brüder, und um deren Herkunft hatte seine Mutter nie solch ein Geheimnis gemacht wie um seine. Jeder seiner Brüder wusste den Namen seines Vaters, denn seine Mutter führte peinlich genau Buch - die Alimente brachten sie durchs Leben - aber er hatte diese Information nie gehabt, obwohl er seine Mutter immer gelöchert hatte. In letzter Zeit hatte er viel darüber nachgedacht, und er hatte beschlossen dass es sehr unfair von ihr war, es ausgerechnet ihm vorzuenthalten. Er hatte sich Gründe ausgedacht - vielleicht war er Politiker, vielleicht war er ein Prominenter, vielleicht war er tot... Aber er wollte es einfach wissen.
Also hatte er sie vor kurzem massiv bedrängt, und als er gedroht hatte ihr die Zunge abzuschneiden war sie schließlich herausgerückt. Mit der Wahrheit, das hatte er gemerkt.
Dass seine Mutter überhaupt gewusst hatte, dass sein Vater ein Zauberer gewesen war, war vermutlich Glück gewesen. Aber viele Männer erzählten ihr vorher oder hinterher was sie so machten, einfach um die Stille zu füllen, und um ihre Nervosität zu lindern. Schließlich gingen nur wenige ihrer Kunden regelmäßig zu Huren. Das war seine Mutter nämlich. Eine Hure.
Zuerst hatte er ihr wirklich die Zunge abschneiden wollen. Aber er hatte die Angst in ihren Augen gesehen - Angst erkannte er immer; Freude wäre ihm schwerer gefallen, es war alles eine Frage der Gewohnheit - und er hatte sich gesagt, dass sie ihn niemals so dreist anlügen würde wenn sie genau wusste, dass er es ernst meinte. Sie hatte ihm erzählt, dass sie es auch nicht geglaubt hatte, aber er hatte sie schweben lassen. Das hatte sie überzeugt.
Sisto hatte sich verzogen und nachgedacht. Er war unwahrscheinlichen Dingen und Möglichkeiten nie abgeneigt, sonst hätte er es vermutlich nicht so weit gebracht, und er hatte sich gedacht, dass es vielleicht manches erklären würde, wenn er wirklich magisches Blut in den Adern hatte. Manchmal passierten ihm Dinge, die er sich nicht erklären konnte. Höchst selten, aber sie blieben ihm im Gedächtnis haften.
Einmal beispielsweise war er vor einer Horde Verfolger davongerast, mit seinem Motorrad, und plötzlich hatte der Tacho verrückt gespielt, und das Motorrad hatte sich etwas gehoben. Er hatte nach unten gesehen, und seine Reifen hatten nicht mehr den Boden berührt. Er war dahingeflogen wie ein Irrer, und der Luftzug hätte ihm fastd en Kopf abgerissen, aber so hatte er es geschafft zu entkommen. Und so entstanden auch Geschichten um ihn, die sich anhörten wie Legenden. Aber einige davon waren wirklich passiert.
Er hatte beschlossen, es herauszufinden, und so hatte er ein wenig nachgeforscht und war schließlich an eine Zeitung namens "Tagesprophet" geraten. Er hatte sie regelmäßig gelesen und danach immer verbrannt. Eines Tages hatte er seinen Namen darin gelesen. Und von da an immer öfter. Er hatte aufmerksam alles verfolgt, hatte noch mehr Nachforschungen angestellt und sich schließlich aufgemacht, um vor Ort mehr herauszufinden. Er liebte Herausforderungen. Er liebte es, sich langsam in Dinge hineinzubohren wie ein Gift, das sich langsam, fast unmerklich, aber tödlich im Körper ausbreitet.
Und jetzt war er also hier. Diese Stadt gab es wirklich. Und auch dieses Schloss. Und seine Brüder gab es auch. Seine anderen Brüder. Und er würde sie finden, und was er dann mit ihnen machen würde, würde er sehen. Erst einmal würde er sich in Ruhe umsehen und aus allem das Beste machen.
Er nahm einen tiefen Zug von der Zigarette und sah die verlassene Straße hinunter, als er einen Schatten in der anderen Richtung bemerkte. Er sah hin, und ein Mann kam ihm entgegen. Sisto blickte ihn unverwandt durch seine Sonnenbrille hindurch an. Erstes Opfer. Wenn er nahe genug war, würde er ihn ansprechen.

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