T. Scholz
lebt nur für die Partei
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Erstellt: 24.09.03, 12:33 Betreff: Uni Hannover beugt sich Spardruck |
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Uni beugt sich dem Spardruck
An Hannovers Hochschulen regiert der Rotstift: Die Sparauflagen des Landes machen zum Teil drastische Einschnitte erforderlich. Alle Fachbereiche müssen Stellen einsparen, ganze Studiengänge sollen gestrichen werden. Gestern hat Wissenschaftsminister Lutz Stratmann erstmals Details vorgestellt - zur Überraschung der Hochschulleitungen, die erst in der kommenden Woche mit konkreten Vorgaben gerechnet hatten. Betroffen sind zunächst die Universität und die Fachhochschule Hannover. Doch die Spardebatte geht weiter: Bis Ende Oktober soll endgültig feststehen, wie viel gekürzt werden muss. Er werde sich dafür einsetzen, dass keine weiteren Fächer abgeschafft würden, erklärte Uni-Präsident Ludwig Schätzl.
Die Pläne
Universität: 250 von 2500 Stellen muss die Uni von 2005 an einsparen, das entspricht einer Summe von 6,74 Millionen Euro pro Jahr. Sicher ist, dass der zunächst von der Schließung bedrohte Fachbereich Rechtswissenschaften erhalten bleibt, allerdings muss der sozialwissenschaftliche Schwerpunkt dieser Fakultät aufgegeben werden. Streichen will das Ministerium den Studiengang Soziologie am Fachbereich Geschichte, Philosophie, Sozialwissenschaften; 680 Studenten sind in diesem Fach immatrikuliert. Auch der Studiengang Romanistik (330 Studenten) soll aufgegeben werden. Die Ausbildung für Grund-, Haupt- und Realschullehrer wird an die Universität Hildesheim verlegt. Die derzeit 1300 Studenten könnten ihr Studium in Hannover beenden, versichert Uni-Präsident Schätzl - ebenso wie die Kommilitonen an den anderen betroffenen Fakultäten. Professoren und fest angestellte Hochschulmitarbeiter könnten nicht entlassen werden, möglicherweise werde es aber Versetzungen geben.
Fachhochschule Hannover: Der Fachbereich Bildende Kunst (200 Studenten) auf dem Expo-Gelände wird geschlossen, die Ausbildung nach Braunschweig verlagert - der teure Umbau der Seilbahnstation war damit wohl umsonst. Auch die Studiengänge Architektur und Bauwesen der FHH-Außenstelle in Nienburg (etwa 750 Studenten) stehen auf der Streichliste. Insgesamt muss die FHH 50 Stellen einsparen, sagt Präsident Arno Jaudzims.
Medizinische Hochschule: Die Mediziner profitieren: Ihnen wird die Rechtsmedizin aus Göttingen zugeschlagen.
Die reaktionen
Heinz-Jürgen Görtz, Dekan am Uni-Fachbereich Erziehungswissenschaften: "Die Verlagerung der Grundschullehrerausbildung nach Hildesheim ist überhaupt nicht sinnvoll - zumal die Sonderpädagogik in Hannover bleiben soll. So werden eng verzahnte Bereiche auseinandergerissen. Ich bezweifle, dass man damit einen Spareffekt erzielt."
Gert Schäfer, Prodekan für Geschichte, Philosophie, Sozialwissenschaften: "Die Soziologie aufzugeben ist eine Verrücktheit, das Fach ist für die Kombination mit anderen Studienfächern wichtig. Wir hatten uns dafür eingesetzt, in allen Bereichen unserer Fakultät ausgewogen zu kürzen. So macht das keinen Sinn, die Studenten werden abwandern."
Oskar Negt, emeritierter Soziologie-Professor der Uni Hannover: "Es geht nicht um Haushaltskonsolidierung, hinter den Plänen steckt die politische Absicht, mit allem kritischen und rebellischen Gedankengut abzurechnen."
Wolfgang Jüttner, SPD-Landtagsabgeordneter:
"Die Kürzungen sind grotesk - das ist ein Rückfall in die Zeit Ende der sechziger Jahre, als Hannover noch eine Technische Hochschule hatte."
Anna Berlit vom AStA der Uni: "Wir haben den Eindruck, dass die kritischen Wissenschaften in Hannover nicht mehr gewollt sind. Hoch qualifizierte Wissenschaftler werden Hannover den Rücken kehren. "
Arno Jaudzims, FH-Präsident: "Es hat mich sehr überrascht, dass das Ministerium schon jetzt konkrete Sparauflagen öffentlich gemacht hat. Wir steckten noch mitten in den Beratungen."
Prof. Hans-Dieter Tröger, Chef der MHH-Rechtsmedizin: "Die Verlagerung der Göttinger Rechtsmedizin würde unsere Abteilung stärken. Aber zusätzliches Personal wäre notwendig. " jk/bk/tof
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