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Forum der JUSO Hochschulgruppe Hannover
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Stefan Stefan
Gast
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Erstellt: 26.04.04, 15:19 Betreff: Studiengebühren sind der falsche Weg
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Studiengebühren sind der falsche Weg
Gegenargumente:
Ø Studierende werden entgegen modischem Gerede nicht durch das Zahlen von Gebühren zu Kunden. Denn welche Mittel hat der Studierende gegen eine etwaige schlechte Lehrqualität wirklich in der Hand? Er kann sich beschweren, aber seine Uni nicht wechseln wie ein Konsument den Supermarkt. Vollends zur Makulatur gerät das Kundenmodell, wenn sich die Hochschulen ihre Studierenden selbst auswählen sollen- was viele Bildungspolitiker bereits fordern. Seit wann sucht sich ein Geschäft seine Käufer selbst aus?
Ø Das bisherige System ohne Gebühren hat unstreitig nicht zu einer Präsenz von Kindern aus ungelernten Arbeitermilieus gemäß ihrem Anteil an der Bevölkerung beigetragen. Doch werden diese Ungleichheiten durch die Einführung von Gebühren behoben? Eher ist zu befürchten, dass sie sich verstärken werden. Statt einer Gebührendebatte sollte die Politik endlich der Frage nachgehen, wie ein Bildungssystem beschaffen sein muß, dass die Chancengleichheit beim Zugang zu Bildungseinrichtungen gewährleistet. Die meisten Kinder aus benachteiligten Milieus kommen gar nicht erst zur Hochschulreife! Dies ist keine reine Finanz- sondern auch eine Strukturfrage, wie die PISA-Studie gezeigt hat.
Ø Ein Studium ist in der Bundesrepublik bereits jetzt nicht kostenfrei. Ein Studierender lebt nicht nur von Büchern, sondern benötigt Bekleidung und Wohnung! 70% der Studierenden müssen nebenbei jobben, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Gebühren würden nicht nur die Studienzeiten verlängern- welche die Landesregierung ja verkürzen will, sondern die Abhängigkeit vom Elternhaus erhöhen. Es existieren in Niedersachsen längst sogenannte Langzeitstudiengebühren. Diese tragen jedoch nicht wie von der damaligen Landesregierung behauptet, zu einer verbesserten Lehrqualität bei- sie sind reine Strafgebühren. In ihrem Wahlprogramm hat die CDU übrigens noch Gebühren für das Erststudium abgelehnt.
Ø Die Kürzungen an den Hochschuletats, durch die sich ohnehin miserable Studienbedingungen verschlechtern werden, lässt die Einführung von Studiengebühren wie ein Zwang erscheinen. So werden Studiengebühren zur self-fulfilling prophecy des Wissenschaftsministeriums. Warum wird nicht über die Wiedereinführung der Vermögenssteuer debattiert, warum nicht eine Erhöhung der Erbschaftssteuer gefordert, um notwendige Bildungsinvestitionen zu finanzieren?
Ø An eine Sozialverträglichkeit von Studiengebühren ist nicht zu denken, selbst wann man sich für sie ausspräche: Die Möglichkeit, ein Studium aufzunehmen, ist keine Frage, die sich auf die individuelle Zumutbarkeit einer Gebührenhöhe oder von Bildungskrediten reduzieren lässt. Diese Modelle gehen fälschlicherweise davon aus, jeder habe nach der Berücksichtigung finanzieller Aspekte die gleichen Startchancen. Das ist Gleichbehandlung, keine Chancengleichheit!
Ø Das Argument, begabte Studierende mit Stipendien zu fördern, greift ebenfalls nicht. Bereits heute reichen die Mittel nicht aus, gerade 2 Prozent der Studierenden wird eine solche Hochbegabtenförderung zuteil. Eine massive Ausweitung ist auf der Bundesebene oder in Niedersachsen kaum zu erwarten. Es existiert in der Bundesrepublik eben kein Stipendiensystem wie in den USA, welches die hiesigen Bildungspolitiker gern als Vorbild ausrufen
[editiert: 26.04.04, 15:26 von Thilo Scholz]
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Felix
Gast
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Erstellt: 14.08.04, 16:19 Betreff: Studiengebühren verringern die AkademikerInnenquote
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In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung schreibt Alexandra Straush:
Zitat:
Die jüngste Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zeigt, dass sich immer noch in erster Linie Kinder aus der Bildungsschicht für eine Hochschulausbildung entscheiden: Von 100 Jugendlichen im studierfähigen Alter haben 22 einen Vater mit Abitur – 18 von ihnen beginnen ein Studium. 45 junge Leute haben einen Vater mit Hauptschulabschluss; von diesen schreiben sich nur neun an einer Hochschule ein. Aber gerade die sozioökonomisch niedrigeren Schichten sind es, die das Bildungssystem für sich gewinnen muss, weil in ihnen die meisten Kinder geboren werden. Akademiker hingegen verzichten häufig auf Nachwuchs. 40 Prozent aller Frauen mit Hochschulabschluss haben keine Kinder. Wenn dieser Trend anhält, wird es in den Hörsälen bald leer werden. Studieren in Deutschland gilt im internationalen Vergleich als verhältnismäßig preiswert. Auch die einkommensschwachen Schichten, so heißt es, haben gleiche Bildungschancen. Das stimmt nur bedingt. Nach einer FiPS [Kölner Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie]-Untersuchung ist der Besuch der Universität auch ohne Gebühren bereits die Ausbildung mit der größten Privatinvestition. Wenn man die Lebenshaltungskosten in die Rechnung einbezieht, tragen Eltern und Studierende 49 Prozent der Kosten einer Hochschulausbildung, der Staat 51 Prozent. Im Vergleich dazu übernehmen die öffentliche Hand und die Wirtschaft bei einer Berufsausbildung insgesamt 95 Prozent der Kosten. Bei der beruflichen Weiterbildung sind es immerhin 85 Prozent. Wer knapp bei Kasse ist, wird es sich also überlegen, ob das Studium sein Geld wert ist. (...) Bisher trifft die Gebührenregelung nur den, der die Regelstudienzeit überzieht. Was jedoch passiert, wenn des Bundesverfassungsgericht im Sommer das Verbot für allgemeine Studiengebühren kippt, ist nicht abzusehen. Dann verschärft sich das Problem. Dieter Dohmen, Doktor der Volkswirtschaft, sagt von sich: "Ob ich als 20-Jähriger mit der Aussicht auf hohe Darlehensbelastung durch Gebühren und Bafög studiert hätte, weiß ich nicht." |
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