Gast
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Erstellt: 18.06.07, 17:12 Betreff: Re: 359. Folge: Liebe und Gegenliebe |
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Hallo zusammen!
Danke für eure kritischen Anmerkungen zu meinem Beitrag. Es ist mir gestattet, in eurem Forum durchaus kritische Anmerkungen zur Serie, insbesondere zu Ingrid und Gernot aus einem anderen Blickwinkel (ich bin nämlich kein expliziter I-G-Fan, aber ich habe in Bezug auf die beiden Figuren doch auch einiges beobachten können, das ich in meinem obigen Beitrag aus meiner Sicht beschrieben habe..) zu schreiben, denn schließlich herrscht hier Meinungsfreiheit.
Zur allgemeinen Annahme eurerseits, es handle sich bei Ingrid und Gernot um Hauptfiguren, muss ich anmerken, dass ich bisher immer davon ausgegangen bin, dass die drei Ärzte die Hauptfiguren sind und alle anderen Personen demnach die Nebenfiguren sind, deshalb habe ich das in meinem Beitrag auch so erwähnt. So war das Konzept des MDRs bisher auch, wie Martina richtig bemerkt hat. Nun aber umfasst das "Team" der Sachsenklinik inzwischen schon 18 Personen und da ist es in der Tat schon schwierig, überhaupt noch differenziert von Haupt- und Nebenfiguren zu sprechen. Deshalb denke ich, dass alle 18 Personen zu den Hauptfiguren gehören, die in einer oder auch zwei Folgen ihren ganz eigenen Auftritt haben, das gilt für die Brentanos gleichermaßen wie für Ingrid und Gernot - und das streite ich auch nicht ab. Falls ich mit meiner Klassifizierung Ingrids und Gernots als "Nebenfiguren" jemanden verletzt haben sollte, so tut es mir leid, das war nicht meine Absicht.
Dass Arzu und Philipp sich einander nicht respektvoll begegnen würden, wie es der Webmaster und Martina oben in ihren ausführlichen Beiträgen geschrieben haben, stimmt nicht ganz, denn gerade in der letzten Folge (353) konnte man sehen, wie sehr Arzu ihren Philipp bei dessen Vorhaben, gemeinsam mit seinem Freund Daniel Lohmann eine eigene Praxis zu eröffnen, nach Kräften unterstützt hat und sich sogar von ihren Eltern das nötige Geld für den Einstieg in die Praxis hat geben lassen. Diese Gesten sprechen sehr viel dafür, wie viel Arzu ihr Mann wert ist und wie wichtig er für sie ist. Dagegen hat Philipp Arzu bei ihren Bemühungen, sich zur "DJane Arzu" ausbilden zu lassen, nicht sehr tatkräftig unterstützt, wie sie sich das von ihm erhofft hatte. Hier zeigt sich, dass eure Kritik am Verhalten speziell Philipps durchaus berechtigt ist. Kurz gesagt: Philipp könnte sich von Arzus sehr generösem Verhalten ihm gegenüber durchaus eine gute Scheibe abschneiden. Des weiteren sind Arzu und Philipp beide sehr temperamentvoll und deshalb neigen beide auch dazu, ihre ehelichen Differenzen auch recht lautstark auszutragen. Das ist an und für sich gesehen nichts Ungewöhnliches, schließlich ergeht es vielen anderen Ehepaaren auch nicht anders als den Brentanos. Immerhin zeigen die Auseinandersetzungen sowohl der Brentanos als auch der Heilmanns, dass die Fehler und Nachholbedürfnisse der einzelnen Protoagonisten ausdiskutiert werden. Eine grundlegende "Bestandsaufnahme" der gegenseitigen Beziehung, wie sie bei den Heilmanns/ Brentanos öfter geschieht, fand bei Ingrid und Gernot meiner Auffassung nach bisher nicht statt, da beide ihre Differenzen allzuhäufig nicht offen austragen bzw. rasch unter den Teppich kehren (zumindest neigt Gernot stets dazu, Diskussionen, die von Ingrid ausgehen, aus dem Weg zu gehen, was nicht sehr klug ist). Dies findet wohl auch erst in der 359. Folge statt. Hoffentlich können die beiden ihre Beziehungskrise lösen und jeder für sich eigene Lehren aus der Begegnung Ingrids mit dem Architekten ziehen. Ansonsten hat ihre Beziehung, wie einige von euch bereits erwähnt haben, in der Tat keine Zukunft mehr, wenn sich die beiden nicht endlich zusammenraufen und Gernot mehr Rücksicht auf seine Partnerin nimmt. Nicht nur die Klinik sollte bei ihm Priorität besitzen, sondern auch die Beziehung zu Ingrid.
Zur Annahme, Pia Heilmann besitze im Gegensatz zu Ingrid keinerlei Gefühle mehr, muss ich anmerken, dass Pia im Laufe der vergangenen Jahre sehr viele Schicksalsschläge, die einem fast schon unheimlich und über das Ertrag des Menschlichen hinausgehend erscheinen müssen, hinnehmen musste. Da sind zum einen der tragische Tod ihrer Tochter Alina und ihres Schwiegersohns Vladi und zum anderen der friedliche Tod ihres Vaters Friedrich und zum dritten ihre eigene Brustkrebserkrankung, die Herztransplantation ihres Sohnes Jakob, das Asthma ihres Enkels Jonas und dessen Infektion mit der Vogelgrippe und schließlich die Krebserkrankung und der Flugzeugabsturz ihres Mannes Roland.
Bei so vielen Schicksalsschlägen, die gerade diese Familie treffen, stelle ich es mir wahrlich sehr schwierig vor, seine Gefühle und Emotionen im Zaum zu behalten bzw. das alles zu verarbeiten. Manche Menschen stumpfen angesichts solcher wiederkehrenden Tragödien auch ab, was ich gerade bei Pia jedoch bezweifle.
In der 282. Folge, in der Alina und Vladi starben, konnte man sehr gut erkennen, wie fassungslos und geschockt Pia war, als sie gemeinsam mit Roland ihre leblose Tochter aufgefunden hat. Der Schock und das Nichtwahrhabenwollen des Todes lähmte die Gefühle und die Gedanken Pias und deshalb wirkte sie zu Recht wie in Trance. Erst als Pia mit Kathrin im Schlafzimmer der Heilmanns über Alina sprach, kamen ihr die Tränen und sie musste hemmungslos weinen, ebenso wie am Ende der Folge, als Pia gemeinsam mir Roland am Unfallort stand und das Gedicht von Eichendorff rezitierte. Für Pia war das ein großes Trauma, von dem sie sich nur schwer wieder erholen konnte - und jedes Mal, wenn wieder etwas in der Familie passiert, kommen in ihr wieder die Erinnerungen an die schon vorangegangenen Tragödien hoch und sie droht daran zu zerbrechen. Hier wird deutlich, dass Pia sehr wohl Gefühle hat, diese aber seither eher im Verborgenen hält, um ihre Familie (wie z.B. bei Friedrichs Tod oder Rolands Leukämie) nicht noch zusätzlich zu belasten. Dass Pia häufig so gefasst wirkt, hat nichts damit zu tun, dass sie gefühlskalt ist, sondern damit zu tun, dass sie ihre Familie nicht noch zusätzlich mit ihren eigenen Emotionen belasten möchte, was ihr jedoch nicht immer gelingt. Wer beobachtet hat, wie Jakob seine Mutter während Rolands Chemotherapie in deren Wohnzimmer versucht hat zu trösten und sie liebevoll in den Arm nahm, der wird festgestellt haben, das Pia sehr verzweifelt wirkte und den Tränen nahe war, ja sogar angefangen hat, zu weinen. Ist das wirklich so gefühlskalt, wie ihr behauptet ???? Wohl kaum, denn auch hier zeigt sich, dass Pia sehr wohl immer noch Gefühle hat. Als Kathrin in der Cafeteria mit Pia über Rolands Therapie sprechen wollte, wirkte die Chefarztgattin ebenfalls sehr traumatisiert und verstört und wollte weglaufen.
Auch dies, meine Lieben, ist sehr wohl ein Ausdruck von Emotion und Gefühlen und ist keinesfalls als eiskalt zu werten!!!
Wäre Pia wirklich so gefühlskalt, dann hätte sie Kathrin nicht einmal zugehört, geschweige denn angesehen, sondern nur ton- und ausdruckslos in die Luft gestarrt. Das wäre in der Tat Gefühlskälte gewesen, wenn Pia dabei keine äußerliche Regung gezeigt oder gar einen Wutausbruch bekommen hätte. So ist es aber zum Glück nicht - und ich bin sehr beeindruckt davon, wie gut Hendrikje Fitz die Rolle der Pia Heilmann darstellt, denn durch die vielen Schicksalsschläge ist Pia innerlich gereift und versucht, sich zu beherrschen, was ihr aber eben nicht immer gelingt. Das ist jedoch kein Vorwurf, sondern einzig und allein eine menschliche Schwäche, die die Frau des Chefarztes nur noch menschlicher macht.
Barbara Grigoleit, die Chefsekretärin, hingegen macht auf mich nicht wirklich den Eindruck, als sei sie perfektionistisch eingestellt und ich hatte bisher bei ihr noch nie den Eindruck gehabt, sie sei irgendwie eifersüchtig auf das glückliche Zusammensein anderer. Neid auf andere Paare, das kann ich mir am ehesten noch bei der alleinstehenden Verwaltungschefin Sarah Marquardt vorstellen, aber ganz sicher nicht bei der Sekretärin des Professors. Für mich ist Barbara die gute, treue Seele der Belegschaft - und alle sind froh, dass sie ihre Aufgabe so gewissenhaft wahrnimmt und immer ein gutes Wort für ihre Kollegen, speziell Professor Simoni, hat. Auch eine Barbara Grigoleit hat sich schon Fehler eingestanden und dies war der Fall, als sie sich bei Otto bzw. Kathrin und Charlotte über ihre Einsamkeit und die Trennung von ihrem Freund Bruno Rigot beklagt hatte. Wer perfektionistisch eingestellt ist, der gesteht sich selbst keine Fehler ein. Gerade das kann ich mir bei Barbara Grigoleit aber nicht vorstellen - schließlich ist sie nicht Sarah Marquardt! Ingrid dagegen lässt sich zu sehr auf die Rolle der Lebensgefährtin des Professors ein und lässt dies andere manchmal auch zu sehr wissen. Das kann nicht gutgehen, denn obwohl Simoni ihr sein großes Vertrauen schenkt, fühlen sich z.B. gerade Barbara und häufig auch Sarah durch dieses Verhalten genervt. Protokollarisch und hierarchisch gesehen steht Ingrid jedenfalls nicht auf einer Stufe mit Professor Simoni, denn ihre direkte Vorgesetzte ist -was Wunder- die Verwaltungschefin Sarah Marquardt und diese hat Ingrid schon ein ums andere Mal klar gemacht, wer in ihrer geschäftlichen Beziehung der wahre Chef ist. Zwar ist Sarah damit noch jedes Mal aufgrund der Übermacht des Professors gescheitert, aber allein das sollte Ingrid aus meiner Sicht doch zeigen, sich nicht selbst anderen gegenüber anzumaßen. Da war ja selbst Oberschwester Ruth Faust viel resoluter und korrekter als Ingrid....
Ich hoffe, hiermit einige wichtige konstruktive Details zur aktuellen Diskussion beitragen zu können und wünsche allen einstweilen noch einen schönen Tag!
Gruß Gast
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