Tinkerfreunde treffen sich ...

Macy-Muh · Iren- Experte Beiträge: 131 Ort: Hamburg

Hallo Allerseits,

ich hatte am Wochenende ein Erlebnis, an dem ich immernoch zu knacken habe - ich war auf einem Pferdemarkt... Werde ich NIE wieder machen, so viel Elend vertrage ich nicht...

Aber nun zu meiner Frage. Im Umgang mit Fohlen habe ich keinerlei Erfahrungen, das mal vorweg.
Also auf dem Markt war ein Händler, der eine Ponystute zum Verkauf anbot, die noch ihr Fohlen bei Fuß hatte. Die Pferde standen alle in so nem eingezäunten Viereck und man konnte aussen herum gehen und sie ansehen. Dieses Fohlen stand brav neben der Mama. Nun interessierte sich wohl jemand für die Stute, die dann aus dem Viereck auf die Straße gebracht wurde. Nur leider war das Fohlen nicht schnell genug und hatte auf einmal "Mama" verloren, stand also inmitten fremder Pferde und ist komplett ausgerastet. Sowas panisches habe ich noch nie gesehen!! Die Stute auf der Straße benahm sich ähnlich. Anstatt nun mit der Stute wieder zurück zu gehen, um das Fohlen zu holen, wurde das arme kleine Ding am Halfter über dieses Viereck gezerrt, wobei es mehrfach(!!!) auf die Nase viel. Da wurde es dann eben am Halfter über den Boden geschleift...

Wir standen etwas am Rand und als der Händler mit dem Fohlen an uns vorbei "ging", sprang das Tier in herumstehende Eimer, fiel wieder hin und wurde ein paar Meter über den Asphalt gezerrt und schließlich an Halfter und Schweif hochgezogen und so ein Stück "getragen". Da ist mir dann die Hutschnur geplatzt und ich habe laut und deutlich meine Meinung zu diesem Umgang kundgetan - woraufhin mir der Händler erstmal Prügel androhte...

Tut mir leid, aber bei sowas kann ich meine Klappe nicht halten, will ich auch gar nicht. Naja, nachdem er mir drohte, meldeten sich dann auch mal andere Zaungäste zu Wort...
Als das Fohlen dann endlich bei der Mutter ankam, wurde es auch wieder ruhiger.
Kurz danach waren wir auf dem Weg zum Auto, da sahen wir, wie der Händler die Stute verlud - das Fohlen stand neben dem Hänger und flippte wieder aus, vermutlich weil es die Mutter nicht mehr sah. Dann zerrte der Kerl es zur Rampe, schob es sehr unsanft hinauf, woraufhin das Kleine seitlich von der Rampe fiel und wieder auf der Straße lag und wieder an Halfter und Schweif in den Hänger befördert wurde. Ich habe wieder die Klappe nicht halten können, habe dann ein nettes Schimpfwort vom Händler bekommen, der dann schnell einstieg und losfuhr.
Hinterher sagte mir jemand, dass man lieber den Mund halten solle, wenn man vom Umgang mit Fohlen keine Ahnung hätte, anders könnte man mit den Kleinen nicht umgehen....

Stimmt das wirklich?????? Ich kann es mir nicht vorstellen, dass so viel Brutalität für ein Fohlen gut sein kann!!!
Bin für jede Erklärung dankbar.

Liebe Grüße
Sabine & Macy

Hugoline · Erstellt: 12.07.04, 13:35 Betreff: Re: Umgang mit Fohlen

Hallo!
Hab zwar kein eigenes Fohlen, aber im Bekanntenkreis viele gehabt... Hab auch früher mal in den Ferien auf nem Reiterhof in Dänemark geholfen - aber sowas ist mir noch nicht untergekommen bisher!

Ich denke das eine gewisse Erziehung (dem Alter angemessen) bei jedem Tier sein muß. Egal ob Fohlen, Welpe oder so!
Da wo ich in Dänemark war mußten die Pferde halt "ihr Futter verdienen" so doof sich das anhört - ist nunmal ein Reiterhof und die können sich keine "rumstehenden" Pferde leisten. Wenn nun aber eine Stute ein Fohlen hatte hat sie erstmal Pause gehabt. Wenn das Fohlen dann ein gewisses Alter erreicht hat, mußte die Mama 1 Std. vormittags und eine nachmittags mit in den Ritten laufen. Das Fohlen wurde aber immer gut darauf vorbereitet, außerdem waren in der Std. immer soooo viele Kinder um das Kleine rum das es gar nicht merkte wie lange die Mama eigentlich weg war! Das ging eigentlich immer ganz gut.

Und auch bei meinen Bekannten hier hab ich so einen Umgang noch nicht erlebt. Weiß auch nciht wozu das gut sein soll.
Die Kleinen vergessen doch solche Erlebnisse auch nicht. Und man kann doch eigentlich jedem Tier alles was es lernen muß auch ohne Gewaltanwendung beibringen.
LG, Hugoline

carole · Gast

hallo,

auf solchen "pferdemärkten" ist so ein "umgang" regelmäßig anzutreffen!

am besten davon fern halten und boycottieren!

Graceland · Erstellt: 12.07.04, 14:31 Betreff: Re: Umgang mit Fohlen

Bin entsetzt und schockiert. Das ist aber leider kein trauriges Einzelschicksal. Die Pferde nutzen sochen Leuten nur wenn sie Geld bringen. Da werden die Tiere nicht mit Sanftmut und Sachverstand behandelt... dazu fehlt die Zeit und die Tierliebe. Wenn ich so etwas höre, kommt in mir das Verlangen hoch, eine Art Pferdehalter-Führereschein einzuführen. Wird sich nie durchsetzten, weiß ich, aber solche Pferdehändler gehören enteignet.

Ich habe immer Fohlen großgezogen und kann dieses beschriebene Verhalten nur verachten. Habe bereits so einen Händlerstall hochgehen lassen. Aber bis die Gerichtsverhandlung dann endlich stattfand ect... Die Mühlen der Gerechtigkeit malen viel zu langsam. In der Zwischenzeit haben viele Pferde dort leiden müssen.

Erst dieser Tage haben wir einen Stall besucht, der mit Pferden handelt und Fohlen verkauft. Diese Leute haben ein reines Profitdenken. Oft sind die Händler gar keine wohlhabden Leute und leben recht armselig dahin. Warum sie dann Pferde halten, züchten und auf Teufel komm raus mit dieser Branche Geld verdienen wollen - wird mir ein ewiges Rätsel bleiben.

Ich finde es toll, daß Du Deine Meinung laut gesagt hast ! Wir können nur hoffen, daß ein vernünftiger Pferdehalter dieses Fohlen kaufen wird, und entsprechend mit Liebe und Sachverstand den psychischen Schaden des Tieres wieder ausgleichen kann. Hoffentlich hat es sich in der Zwischenzeit nicht ernsthaft im Wirbelbereich ect verletzt.

Alles sehr traurig !

Liebe Grüße
Dany

carole · Gast

hallo danny,

kann deine empörung sehr gut nachvollziehen!

bedenke jedoch, dass es diese sorte händler nur gibt, weil die entsprechende käuferschicht stetig wächst!

knubbelpony · Erstellt: 12.07.04, 15:24 Betreff: Re: Umgang mit Fohlen

@Carol
Du hast mir aus der Seele gesprochen. Auch hier konnte man oft genug von preiswerten Pferden bzw. Tinkern lesen. So lange noch solche Pferde gesucht werden wird es auch immer noch oben beschriebene Scenen geben. Es geht dabei dann nur um die Ware Pferd und nicht um das Lebewesen.

Traurig aber leider wahr

Graceland · Erstellt: 12.07.04, 16:10 Betreff: Re: Umgang mit Fohlen

@ carole...

da sprechen wir eindeutig die selbe Sprache. Ich hatte diesen Aspekt vorhin leider vergessen mit anzufügen. Aber ihr wisst ja: im Eifer des Gefechts... und aus der spontanen Wut heraus, daß es solche Mißsstände gibt... da fehlen einer schnell getippten Antwort ( zwischen Kundschaftbetreuung und Büroarbeit ) immer wieder einige wichtige Details, oder man bringt den Sinn eines Satzes nicht so richtig rüber.

Ich erlebe dieses "Käuferpotential" täglich, da ich hauptberuflich mit Pferden und der mit Reitsportbranche zu tun habe. Die Leute werden von mir stundenlang ausführlich beraten... aber kosten darf es nix.
Billig, billig, billig ! Günstig und Preis-Leistungsgerecht ist nicht gut genug.

Es ist schwer zu erklären, aber die Leute denken immer ein ( kostenloses ) Schnäppchen machen zu müssen. Auf Qualität, Beratung und sachgemäßer Betreuung legen die wenigsten Käufer wert. Allerdings kann ich beobachten, daß die Menschen die über langjähriges Fachwissen verfügen, am meisten Wert auf Qualität legen ( ob beim Pferdekauf, Haltung, Equipment ect... ). Es sind zumeist die Laien und Newcomer, die ihr Lehrgeld bezahlen. Leider ( speziell in diesem Fall, aber auch sonst) in Sachen Pferdekauf oftmals zu Lasten der Tiere. Ein Boykott wird schwerlich machbar sein. Aufklärung kann man aber sicher in diesen Foren leisten und die Menschen anleiten von solchen Händlern Abstand zu halten und seriöse Züchter / Verkäufer aufzusuchen.

Dennoch wünsche ich mir in diesem Einzelfall einen wunderschönen Platz für das Fohlen... vielleicht hat es ja Glück. Ich kenne dieses Gefühl der Ohnmacht, wenn man solche Mißstände beobachtet... Das geht einem richtig ins Herz und gedanklich belastet es auch sehr.

Nun ja... aufklären, drüber reden, sich informieren... das ist doch schon der richtige Weg .

Ganz liebe Puschelgrüße
Dany

Macy-Muh · Iren- Experte Beiträge: 131 Ort: Hamburg

Danke für die vielen Antworten!!
Da habe ich ja instinktiv doch richtig gehandelt - ich denke auch, besser einmal zuviel meckern, als einmal zu wenig. Im Bezug auf Tierschutz u.ä. natürlich, nicht generell gemeint...

Als ich das gestern gesehen habe, habe ich mich aber auch gefragt, wie man auf die Idee kommen kann, auf nem Pferdemarkt ein Pferd zu kaufen... Allein die Händler als Personen - denen möchte ich nicht im Dunkeln begegnen. Und auch die Pferde - viel zu dünn, glotzen apathisch in die Gegend oder malträtieren ihren Stangennachbarn.... Probereiten ist nicht, allenfalls mal eben auf der Straße vortraben lassen, keinerlei Gewähr, Vertrag, etc. Für mich wäre das nichts!!
Und besch... wird man doch wohl auch meist. Ich habe noch mitbekommen, wie sich eine Frau ein Pony vorführen ließ auf der Straße. Sie schaute nur auf die "schöne Farbe" und merkte nicht, dass das Tier lahmte. Meine Stallkollegin mischte sich dann ein und sagte ihr das. Es war wirklich offensichtlich, aber der Händler behauptete steif und fest, das Pferd würde nicht lahmen, es wäre ja schließlich seins, er wüsste das...

Naja, es hat mich halt mal interessiert, wie es so zu geht auf nem Pferdemarkt. Hätte ich das geahnt, wäre ich gar nicht mitgefahren - nun weiß ich es und werde gerne den Rat von Carole befolgen: Nie wieder!!!

Liebe Grüße
Sabine & Macy

carole · Gast

hallo,

seh ich auch alles so!

allerdings ist das mit dem aufklären sone sache, erklär mal einem "pferdeanfänger" das er nicht in der lage ist ein pferd selbst auszubilden oder ein pferd zu kaufen!

leider ist es fast typisch für die tinker-zcene, dass dort rohe oder "verkorkste" pferde an anfänger verkauft werden!
von der sogenannten laien-tinker-zucht will ich erst gar nicht reden, sonst schwillt mir wieder der kamm

die käuferschicht auf solchen märkten,höfen etc. ist immer die gleiche!erst diese käuferschicht hat das "pferde-elend" so explodieren lassen!
so etwas war vor 20 jahren nur vereinzelnt anzutreffen heute ist es fast umgekehr, da sind seriöse züchter/händler fast in der minderheit!

ein wirklich sehr trauriges kapitel, zumal auchin tinker-foren werbung für solche "händler" gemacht wird, auch wenn sie nur immer werbe-banner des forums laufen!

Susanne & Calli · Besucher

Hallo Ihr alle,
ich sehe schon hier sind wir doch alle einer Meinung !
Unglaublich was Du da erzählst Macy. Ich glaube ich hätte an Deiner Stelle einen Herzinfarkt bekommen oder auf jeden Fall sofort die Polizei, Amtsveterinär oder sonst wen angerufen

Da wundert es einen doch nicht mehr, daß es soo viele arme Pferde mit psychischem Schaden gibt, oder ?
In 99,9 % aller Fälle ist leider der Mensch an diesem Elend Schuld. So ne Schweinerei.
Meine Freundin und ich haben einmal vor ein paar Jahren den Amtstierarzt informiert, weil wir auf einer Koppel ein offensichtlich uraltes Pferdchen mit riesigen Gallen am Karpalgelenk gesehen haben (das alleine wäre ja nicht das schlimmste gewesen), das aber kaum mehr laufen konnte, bis auf die Knochen abgemagert war und offensichtlich von den anderen Pferden nur malträtiert wurde. Der Amtstierarzt sorgte dann dafür das das Pferd von seinen Leiden erlöst wurde.

Traurige Grüße,
Susanne & Calli