Tinkerfreunde treffen sich ...

Tasso · Kesselflicker Beiträge: 31

Hallo Leute,
ich habe da etwas, was mich (uns am Stall) momentan schon ganz schön beschäftigt.
Also:
Meine Freundin hat eine 9 jähigige Westfalenstute. Sie hat sie seit dem sie ein Fohlen war. Die Stute wurde vor zwei Jahren am linken Hinterbein am Knie (Chip) operiert. Danach war sie nicht mehr voll belastbar, wurde leicht freizeitmäßig (war nie anders) weiter geritten. Nun hat sie aber seit ca. 7 Monaten Probleme mit ihrer Sehne. Sie hat das letzte halbe Jahr eigentlich nur in der Box gestanden und durfte lt. TA nur eine halbe Std. am Tag im Schritt geführt werden. Das Problem dabei ist allerdings, daß die Stute überhaupt nicht erzogen ist und null Respekt vor Menschen hat (leider

). Ich denke es können sich vielleicht einige vorstellen, was es bedeutet, wenn man ein 1,76 Stckm. Pferd über Monate eine halbe Std. täglich herrumführen darf und dann ein eh absolut falsch aufgewachsenes Pferd ohne jegl. Sozialverhalten (ist halt wirklich alles schief gelaufen/Kurzform: fünfmonate altes Fohlen kam zum Reitstall/Weidegang 8 Std. täglich/und wirklich null Erziehung). So, auf jeden Fall wird das mit der Sehne nichts mehr und der TA hat ihr gesagt, es bleiben zwei Möglichkeiten:
1. Einschläfern 2. Pferd auf eine Wiese stellen (Tag + Nacht).
Wobei bei der zweiten Möglichkeit noch nicht klar ist, ob die Sehnengeschichte dann wenigstens insoweit abheilt, daß das Pferd wenigstens schmerzfrei leben kann.
Jetzt meine Frage: Die Stute wird wie gesagt jetzt neun Jahre alt.
Sie kennt nur Boxenhaltung und ist wirklich sehr, sehr schwierig (Umgang mit dem Menschen/Umgang mit anderen Pferden).
Wie seht Ihr das? Es gibt bestimmt immer pro + contra, aber einfach dieses Pferd irgendwo hinstellen (ein geeigneter Platz mit tägl. Kontrolle wäre schon bekannt)? Hat vielleicht jemand Erfahrung mit Pferden, welche immer nur Boxenhaltung kannten und plötzlich Tag + Nacht rausgekommen sind? Vielleicht vermenschlichen wir das ganze ja auch nur?
Gruß Tasso

*irene* · Traveller Beiträge: 50 Ort: Waldshut-Tiengen

Hallo Tasso,

uff, das ist mal wieder so eine Entscheidungsfrage.....
der Tierarzt gibt Dir zwei Möglichkeiten: einschläfern oder bis ans Lebensende Weide, sprich Gnadenbrot, und das bei einem 9-jährigen Pferd, das keine Weide kennt. Und dabei ist nicht sicher, ob es ein schmerzfreies Gnadenbrot ist, da bei einem so jungen Pferd nicht anzunehmen ist, dass es sich auf der Weide ruhig und besonnen verhält. Es kämpft bestimmt die Leitposition aus, sprich: Schmerzen sind vorprogrammiert.
Ich glaube, ich würde mich für das Pferd und gegen die Schmerzen entscheiden, sprich: einschläfern lassen. Wenn es schon um 20 Jahre alt wäre, würde ich mich anders entscheiden. Aber noch ungefähr 15 Jahre mit Schmerzen leben ?????? Jeder Schritt schmerzt ????? Und die ganze Zeit drei Beine überbelasten, weil das 4. geschont wird ??? Das gibt bestimmt bald auch noch Rückenprobleme. Was für ein Leben..... Ich würde es erlösen. Ich sage das, obwohl (oder trotzdem) ich gerade auch ein Pferd verloren habe (Luna).
Ich weiss, es ist nicht einfach, so eine Entscheidung zu treffen. Luna war nicht das erste Pferd, das ich verloren habe. Ein anderes war hochgradig dämpfig und ich habe die Entscheidung, es einschläfern zu lassen, nie bereut. Ein Pferd, das sich quält weil wir uns nicht trauen, unspektakuläre und unangenehme Entscheidungen zu treffen.......das muss nicht sein.
Und.. ich war immer dabei, wenn ein Pferd von mir eingeschläfert werden musste. Das ist das mindeste.
Aber zur Sicherheit... frage vorher noch einen anderen Tierarzt. Bei solchen Entscheidungen mache ich das immer.
Gruss
Irene

Tinkerfan · Erstellt: 30.03.05, 21:42 Betreff: Re: Was meint Ihr???

Hallo, Tasso !!
Erstmal muss ich sagen, dass ich mir an der Stelle von deiner freundin furchtbare Vorwürfe nd schlaflose Nächte hätte.Ich würde mir den schlechten Zustand und das wegen mangelnder KOnsequenz ein Pferde-Leben auf dem Soiel steht.Also ich finde das ungeheuerlich und unverzeihbar.Dieses Pferd ist noch annähernd ein Kind und kann 3 mal so alt werden!!
Aber jetzt muss es womöglich eingeschläfert werden, das ist doch eine schweinerei.

Ich würde mein Pferd nicht so leicht aufgeben und würde alles dransetzen es zu retten.Es gibt viele Merhoden ein Pferd, dass nicht laufen kann zu helfen.Das ist natürlich mit Kosten und sher Viel Geduld & Zeit verbunden.Ich würde es dransetzen wenn ich die Mittel hätte!!Deine freundin sollte sich was schämen, sorry.

Also einschläfern ist natürlich die einfachere Variante um sich aud der Affäre zu ziehen.Doch wenn das Pferd gesundheitlich wieder auf den Damm gebracht werden kann, würde ich weiterkämpfen.So, dies sollte kein Angriff auf dich oder deine Freundin sein - mich persöhnlich regt es nur auf, wenn Menschen so leichtsinnig sind un hinterher müssen die Tiere bezahlen.
Puschelgüße,

Myriam

Du bist, was du reitest !!

Tasso · Kesselflicker Beiträge: 31

Also,
daß das mit der ganzen Aufzucht und Haltung dieser Stute mit Sicherheit keine tolle Leistung war, zu diesem Schluß ist mit Sicherheit auch meine Freundin mittlerweile gekommen. Ich habe die Probleme ja beschrieben und hier nichts schön geredet.
Ich finde aber, gerade weil es jetzt so weit gekommen ist und das Pferd Schmerzen hat, sollte man jetzt in erster Linie an das Wohl des Pferdes denken und nicht daran, sein Gewissen zu erleichtern, indem man meint etwas gutes dem Pferd zu tun, nur um den letzten Schritt vielleicht nicht zu gehen.
Es sind viele Fehler passiert und Vorfürfe machen sich die Pferdebesitzer bestimmt, doch es muß jetzt an das Pferd gedacht werden. Ich hoffe trotzdem noch einige Meinungen zu dem Haltungswechsel in solch einem Fall zu hören. Es kommt der Pferdebesitzerin bestimmt auch nicht auf anfallende Kosten an (OP-Vers./Lebend-Vers./Vers. für ständige Unnutzbarkeit sind alle vorhanden). Sie wird sich diese Entscheidung bestimmt nicht leicht machen. Ich hoffe nur, egal wie sie sich entscheidet, daß es zum Wohl des Pferdes ist.
Tasso

Treibel · Erstellt: 30.03.05, 22:25 Betreff: Re: Was meint Ihr???

Also ich kann mich Irenes Äusserungen sehr gut anschliessen während ich Myriams für zu heftig halte.
Ich maße mir nicht an durch die paar Sätze die Pferdehaltung von Tassos Freundin zu beurteilen. Dazu habe ich schon zu viele, auch Erwachsene, an der Pferdeerziehung verzweifeln sehen und gerade bei Fohlen kann man soviele Fehler machen die man dann nur noch sehr schwer ausgebügelt bekommt.
Die mangelnde Erziehung des Pferdes sehe ich auch nicht als das Hauptproblem an, das könnte man im Griff bekommen falls das Pferd "klar" im Kopf ist und einfach "nur" nicht oder schlecht erzogen ist. Wichtiger finde ich die etwaigen jahrelangen Schmerzen die ich dem Pferd zumute. Wenn ich Verantwortung für ein Pferd übernehme übernehme ich auch die Pflicht es töten zu lassen wenn es unter objektiven Gesichtspunkten eine Erlösung für das Pferd ist.
Die weitere Frage die man auch nicht ausser acht lassen kann ist die finanzielle Seite, auch wenn ich von dem ein oder anderen Kiddi hier jetzt gesteinigt werde. Tatsächlich stellt sich hier die Frage ob ich mein Geld weiter ca. 20 Jahre in ein Pferd stecke was u.U. sogar jeden Tag leidet oder lieber ein Ende mit Schrecken mache und anschliessend einen Neuanfang wagen kann.

Puschelgruss
Arnd

Treibel · Erstellt: 30.03.05, 22:30 Betreff: Re: Was meint Ihr???

P.S.
*Ich hoffe trotzdem noch einige Meinungen zu dem Haltungswechsel in solch einem Fall zu hören. *
Den Haltungswechsel sehe ich grundsätzlich nicht als Problem an wenn das Pferd nicht alleine auf weiter Flur steht. Das Pferd auf die Wiese stellen und viel Zeit am Anfang mitbringen und es ggf. einen Tag und Nacht beobachten.

Puschelgruss
Arnd

*irene* · Traveller Beiträge: 50 Ort: Waldshut-Tiengen

Hallo nochmal,
Haltungswechsel... das könnte besonders jetzt im Frühling rechte Probleme geben. Ein Pferd, das so gut wie nie frisches Grass zu Fressen bekam......und jetzt auf die grünen Wiesen.....ich würde sagen, da ist Hufrehe vorprogrammiert. Ich denke, die Stute wird sich den Bauch nur so mit frischem Grass vollschlagen !!!! Da müsst ihr unbedingt das Fressen kontrollieren !!!!!! Also nur kontrollierter Weidegang, sonst nimmt das ein böses Ende.
Liebe Grüsse
Irene

spirit_78 · Erstellt: 31.03.05, 01:06 Betreff: Re: Was meint Ihr???

Hallo Tasso,
also die Entscheidung ist wirklich nicht leicht.
Das Pferd ist 9 Jahre alt, hat also noch eine recht lange Zeit vor sich. Hat Sehnenprobleme, bei denen sich der TA nicht sicher ist, ob das Pferd schmerzfrei auf der Weide leben kann. Das Pferd hat ein recht schlechtes Sozialverhalten Menschen sowie Pferden gegenüber = wird seine Rangordnung sicher auskämpfen, was mit Schmerzen verbunden ist. Es kennt nur oder fast nur Boxenhaltung, also nicht viel frisches Gras, etc. Im Frühling spriest das Gras auf das es sich stürzen wird, wenn man nicht aufpasst = akute Rehegefahr.
Bei diesen Aspekten würde ich das Pferd einschläfern lassen, denke ich. Denn was bringt es, wenn es nicht schmerzfrei wird, oder die ganze Geschichte mit Kämpfen noch schlimmer wird, oder sogar wirklich noch ein Reheschub dazukommen sollte, wenn man nicht aufpasst??
Das Pferd hat noch gute 10 Jahre mindestens vor sich, denke ich, und ich könnte es nicht mit mir vereinbaren, wenn ich wüßte, das das Pferd sein ganzes restliches Leben mit Schmerzen über die Koppel läuft.
Ich weiß, das so eine Entscheidung nicht leicht ist, aber wenn Deine Freundin Pech hat, wird sie um diese Entscheidung sowieso nicht rumkommen. Denn es gibt nicht soooooo viele Pferde, die friedlich auf der Koppel einschlafen. Dann soll sie sie lieber jetzt treffen, und das Pferd von den Schmerzen erlösen.
So würde ich es zumindest machen.
Sprecht das aber nochmal alles mit dem TA ab, denn er wird am besten wissen, wie groß die Chance ist, das das Pferd eventuell schmerzfrei wird, oder ob es besser ist das Tier einschläfern zu lassen.
Ich hoffe ich konnte etwas weiterhelfen.
Gruß
dani

Behandel Dein Pferd wie einen Partner, dann wird es Dich auch als Partner akzeptieren.

Diana · Puschelfußgroupie Beiträge: 15

Also ich möchte mich auch einmal äussern.

Also bei einem Pferd hatte ich bis jetzt noch nie so eine Entscheidung fällen müssen, aber ich bin allgemein gegen das schnelle einschläfern. Ich finde es gut das man die möglichkeiten hat, denn bei uns Menschen were so etwas manchmal auch gut. Ich finde aber nicht gut wenn man nicht alles ausprobiert hat. Bei uns war es im Januar so, das wir unsere Hündin einschläfern mussten, aber wenn wir damals nicht alles versucht hätten, dann wer sie warscheinlich schon vor drei Jahren eingeschläfert worden. Sie hatte schlimme Rückenprobleme und auch mit der Hüfte und wir haben alles versucht was ging und es hatte auch geholfen, bei ihr war es ein gutes alter was sie noch hatte und sie konnte die mindestens drei Jahre noch gut genießen. Also ich würde erst einmal alles versuchen was man gegen die Schmerzen machen kann, unsere hat Tabletten bekommen und Therapien, und wenn garnichts mehr gehen sollte, dann kann man über Einschläferung reden.

Also nur meine Meinung

Treibel · Erstellt: 31.03.05, 14:54 Betreff: Re: Was meint Ihr???

Hallo Diana,

um nicht falsch verstanden zu werden ich bin deiner Meinung: *ich bin allgemein gegen das schnelle einschläfern* und dies nicht nur im allgemeinen sondern auch im speziellen. Es müssen halt alle Aspekte geprüft und abgewägt werden bevor eine so schwere Entscheidung getroffen wird.

Puschelgruss
Arnd