Institut für angewandte Kabbalistik

 
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Gast
New PostErstellt: 04.11.07, 08:46     Betreff: Re: AW: AW: War Abraham der Verfasser des Sefer ha Jezira? Antwort mit Zitat  

16. Okt. 2007 - 23:38 Uhr

Hallo und guten Abend,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Es ist sicherlich richtig, daß sich die ursprüngliche ägyptische Bevölkerung nach dem Jahr 640 (arabische Eroberung Ägyptens) stark mit den islamischen Arabern vermischt hat. Daß die Ägypter im eigentlichen Sinne völlig ausgestorben sind, glaube ich hingegen nicht. Sicherlich haben sich Reste innerhalb der koptischen (christlichen) Bevölkerung des heutigen Ägyptens erhalten. Zum einen stellt die koptische Sprache, die noch heute als Kirchensprache verwendet wird, einen spätantiken Entwicklungsstand der ägyptischen Sprache dar, zum anderen legen die medizinhistorischen Forschungen der letzten 15 Jahre nahe, daß die altägyptische Medizin in ihren Vorstellungen und teilweise auch nach ihren Rezepten in die mittelalterliche und frühneuzeitliche koptische Medizin tradiert worden ist.

Die akademische Forschung erkennt übrigens nahezu einstimmig an, daß die altägyptische Medizin bereits in den ersten Dynastien (insbes. 3.-5- Dynastie) ihren Höhepunkt erreicht hatte und dann wenig Neues hinzukam. Alles was folgte, war eine reine Tradierung bzw. nach dem Ende des Neuen Reiches Verfall und Rückfall in überwiegend magische Praktiken, wo vorher zu ca. 90% rationales Denken vorgeherrscht hatte. Eine Erklärung fand ich für den hohen Stand der altägyptischen Medizin in so früher Zeit nicht. Dissertationen, also akademische Schriften, die vielleicht in einer Stückzahl von bis zu 100 Exemplaren in den Universitätsbibliotheken verstauben und deren Inhalt nie einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden sind, berichten Erstaunliches. Die Autoren, angehende Ägyptologen - häufig mit medizinischem, chemischen oder biologischen Hintergrund - entdecken in den altägyptischen medizinischen Texten Dinge, die exakt den heutigen anatomischen, physiologischen oder chemischen Wissensstand darstellen. Nachdem die Doktoren in spe die Analogien zum heutigen Kenntnisstand dargelegt haben, verwerfen sie die Übereinstimmungen aber wieder, da ja den alten Ägyptern weder Mikroskope, noch chemische Analysemethoden zur Verfügung gestanden hätten. Und was die altägyptische Pharmakopoe betrifft: Da gibt es dann Heilpflanzen, die (noch heute) in Pakistan und im Oman (so der Bericht einer deutschen universitären Expedition) vor den Hotels am Straßenrand wachsen und zum Beispiel die Organabstoßung nach einer Transplantation erfolgreich und ohne unerwünschte Nebenwirkungen verhindern. Die großen Pharmakonzerne verdienen indessen ihr Geld mit teuren und nebenwirkungsreichen Immunsupressiva aus dem Labor.

Warum ist das bislang wenig bekannt? - Weil die allermeisten Ägyptologen nicht zugleich auch Mediziner sind bzw. sich für die altägyptische Medizin nur am Rande interessieren. Weil die fähigste Wissenschaftlerin auf diesem Gebiet kurz vor dem Rentenalter immer noch keine bezahlte Stelle an einer deutsche Universität erhalten hat. Weil niemand (zumindest in Frankfurt am Main) besagte Dissertationen aus der Universitätsbibliothek ausleiht, ebensowenig wie in den Niederlanden in deutscher Sprache erschienene, leinengebundene, mehrbändige Werke mit Goldprägung. Wie kann es sonst sein, daß ich sieben und mehr Jahre nach der Anschaffung der Erste bin, der die Bücher aufschlägt? Es interessiert sich auch niemand für biologische, pharmazeutische oder chemische Dissertationen von Doktoranden einer pakistanischen Universität, die in den frühen achtziger Jahren mit einer Schreibschriftschreibmaschine in englischr Sprache angefertigt worden sind und die die chemische Struktur zahlreicher interessanter Heilpflanzen der sogenannten "Ethnomedizin" aufgeklärt haben. - Zum Glück habe ich einige kompetente Mitstreiter aus der akademischen Geschichtswissenschaft, Wissenschaftsgeschichte und Medizin gefunden, die sich künftig auch mit diesen brachliegenden Dingen befassen werden. Auch die Leserinnen und Leser dieses Forums können ideell oder materiell zum Erfolg des Projektes beitragen. Siehe www.Nicolas-Benzin-Stiftung.de

Es ist nun bereits etwas spät geworden. Über Ihre drei aufgeworfenen Fragen werde ich mir Gedanken machen. Wenn Sie mögen, können Sie mir auch Ihre eMail-Adresse mitteilen, so daß ich Ihnen Literatur empfehlen kann, die via Buchhandel oder Fernleihe der lokalen Bibliotheken leicht zugänglich ist. - Wir forschenden Schriftsteller kochen auch nur mit Wasser, da gibt es kaum Quellen, die in Deutschland nicht zugänglich wären (so man denn Zugang zu einer gut sortierten Universitätsbibliothek hat...).

Nachtgruß

Nicolas Benzin
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