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Beiträge: 85 Ort: Oebisfelde
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Erstellt: 13.08.10, 18:07 Betreff: Verse für Dichter
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Die Poesie das satte Weib Verse für Dichter
Sich nicht bemühen Kunst zu fassen sondern absichtslos geschehen lassen dass der Satz der dein Gehirn durchfließt sich von selbst durch deine Hand aufs Blatt ergießt.
Die Poesie das satte Weib wie frohe sie am Blatte reibt wie hohe sie im matten Leib den rohen Trieb zum Sieden treibt.
Im Weltgedächtnis liegt das Vermächtnis das wir erwittern bis wir erzittern vor heiligem Schauer denn das auf Dauer Eingeprägte in uns Gelegte hält uns gesund.
Es ist rund. Wir brauchen nur lesen was einst gewesen und wissen sogleich was hier im Reich für herrliche Stürme und Elfenbeintürme aufgebaut.
Urvertraut ist sein Klang denn der Drang der Zeilen sich zu ereilen hat seinen Grund.
Es ereilen sich diese Zeilen durch seinen Mund.
Mein Körper brennt, er fällt wie Asche nieder, und aus der Asche steigt der Klang.
Aus Asche steigt, aus Asche fallen Lieder, verschmelzen mit dem flammenden Gesang,
der uns ergreift, der uns in alle Winde, in alle Berge, alle Täler weht.
Mein Mantel streift die krosse Weltenrinde, die sich am Außenrand des Rades dreht,
das mir nun zeigt, worin ich alles finde, was sich als Wissen in die Werke sät,
und den benennt, von dem ich immer künde, der mich entzündet hat, der nie vergeht.
Silben rieseln silber nieder singen weichen Harfenklang Frühlingsgrüne Winterlieder Schnee verweht den Urgesang.
Die alten Blätter rauschen wir schweigen ihnen zu und aus dem Palmenknistern erwitterst du im Flüstern: Der Flüsternde bist du.
Wenn sich die Silben wieder lieben und nahe beieinander stehen im Dicht an Dicht und Gleich an Gleich fühlt sich die Sprache warm und weich.
Alte Kulturen die wir erfuhren in unsrem ewigen zeitlosen Lauf alte Gestalten voller Gewalten sehen sich, grüßen sich, kommen zuhauf und die Poeten alte Propheten steigen aus Weiden und Hängen herauf.
Ich bin der Klang, der dich durchdringt, der Urgesang, der in dir schwingt, der aus dir singt im Schaffensdrang und dir den Hang zum Schaffen bringt.
Ich bin die Glut, die dich durchglüht und dir das Blut zum Herzen zieht. Ich bin die Liebe, die dich drängt und dir den Trieb zur Einheit schenkt.
Ich bin der Hauch der dich belebt, der dir im Bauche pocht und bebt und deinen Staub nach oben hebt.
In tiefer Stille hörst du mich, als Wunsch und Wille führ ich dich, in deiner Hülle spürst du mich: die Fülle. Das bin ich.
Ich weiß von nichts, es tut sich kund. Von selber spricht's aus meinem Mund.
Hat die Natur auch mich erwählt, sieh, wie sie nur von sich erzählt.
Im wirren Weh des Denkens erstrahlt ein neuer Ton. Die Stille des Versenkens verschenkt ihren Finderlohn.
Die Brücke der Worte spannt sich von hier in deutlich strahlendem Bogen über die Orte bis zu Dir und zurückgeflogen kommt aus Deinem Herz zu mir über diese Brücke eine Wärme, die mich fängt, sich um meine Schultern drängt und im Glücke liebend meine Zunge lenkt.
Schon spüre ich, wie Deines Herzens Beben mich füttert und aus meinem Munde spricht, das Band von Dir zu mir füllt mich mit Leben, daß mir die rauhe, harte Borke bricht.
Die Sprache der Natur ist eine runde Spur aus meinem Munde, in der ich meine eigene Natur bekunde, daß ich das Wunder- und das Sonderbare bin. Das Wunderbare bin ich selbst, und merk ich es, dann wundere ich mich und denke: sonderbar. So kommt das Sonderbare in die Welt und sondert sich vom Wunderbaren ab, obwohl doch Sonderbar und Wunderbar sich gleichen. Ja, die Natur ist sonderlich: Sie denkt: Wie wunderlich, und sondert sich.
Perlen aus deinem Mund, die du erschaust, tue sie keinem kund, dem du nicht traust.
Dränge sie keinem auf, der sie nicht greift. Ebne ihm seinen Lauf, wenn er gereift.
Warte, sie finden selber ihr Ziel, können nur künden dem, der es will.
Aus witterndem Schweigen erzittert der Reigen in zeitloser Reihe als Klang in die Seihe.
Im Lallen und im simpel sein fällt alles gar dem Gimpel ein der Weisheit höchste Zier verbirgt und zeigt sich dir im Einfachsten der Welt im einheitlichen Feld.
Es liegt ein Lied im Lautemeer, wer umrührt, kann es hören. Sein Name gibt den Samen her, wir brauchen nur zu rühren.
Meine Stimme ist verschwunden tief im Kieselsand versiegt will am Meeresgrund gesunden wo das alte Schweigen liegt.
Aus dem Schweigen steigt der Reigen und ich höre alte Lieder und die Chöre summen wieder durch dasselbe Klanggewölbe wo sich in mir festgefügt ewig jung das Rauschen wiegt.
Diesem Rauschen will ich lauschen Würd ich sprechen, wehe, alle Klangkristalle würden brechen Darum lädt mich dieser Ort ein zu schweigen fort und fort.
Meine Stimme ist verloren in der Meeresglut verbrannt Einstens steigt sie neugeboren aus dem Sand.
Federchen, was steht geschrieben auf dem blanken Blatt Papier? Was steht hier und was steht hier? Fein getanzt, ich danke dir.
Aber Pferdchen, was ist das? Flügelchen, wo bleibt das Nass, das dir Farbe gibt und Kraft? Mädchen sag, wo bleibt der Saft?
Federchen nagt steif und stumm an dem kahlen Blatt herum. Komm, wir tuscheln wieder fein, tauchen tief in Tunke ein.
Hei, wie glatt der Federtanz wieder gleitet voller Glanz und wie jugendlich beschwingt nun die Tusche singt!
Da kommt das schnelle Flügelpferd und reitet uns zum Hügelberg. Der Rhythmus macht uns munter, die Welt wird immer bunter. Wir galoppieren durch die Luft, weil Soma uns zur Sonne ruft, die Welt wird weit und weiter, der Lufthauch macht uns heiter. So schnell sind wir noch nie gereist, wer weiß das Ziel, wenn du’s nicht weißt? Ich sitz auf deinem Rücken, der Ritt wird mich beglücken. Wenn erst das Ziel vor Augen liegt, das Kind sich in der Wiege wiegt und wieder wie am ersten Tag wo es noch neugeboren lag, mit seinen Augen blinkert.
Auf meinem Luftpferd bin ich geritten auf meinem kleinen Klingelklang habe die Welten klingend durchschritten stillte so meinen Wissensdrang.
Der Schaffensdrang wallt auf und ab, wallt manchmal schlimm und manchmal schlapp. Wir mischen uns - o nein - in diesen Schwall nicht ein.
Wir lassen es geschehen, und was geschieht, das sehen wir uns nachher mit Brille an, wenn unser Wille walten kann.
Doch was ist unser Wille? Ist es das Bild, das stille, das noch verklärt im Keime weilt, wenn schon der Reim zum Reime eilt?
Ist es das Wort, das feste, von dem die letzten Reste erst schwinden, wenn wir staunend sehn wie Wörter immer neu erstehn?
Aus schöpferischer Stille erquillt des Schöpfers Wille als stiller Klang und hüllt sich selbst in Wort und Bild.
Aus dem Schweigen steigt der Reigen und der Wille tiefer Stille offenbart sich in der Hülle als erwünschte Klangesfülle.
Aus dem Schweigen steigt der Reigen tiefer Stille zu mir auf durch die Hülle dringt die Fülle und beschreibt den Weltenlauf.
Aus dem Schweigen steigt der Reigen gießt die Fülle tiefer Stille sich dem Neigenden zu zeigen in geprägte Klangeshülle.
Ich bin das Alldurchdringende still im Bewusstsein Schwingende aus lauter Lust Erklingende im Hinterstübchen Singende der Rhythmenruf, der aus dem Huf der Stute dieses Lied erschuf.
Ich bin die ewig Währende Gebärende, dich Nährende die klärend in dir Gärende dein Wuschelköpfchen Leerende die milde Macht, die streng und sacht als Mutter über allem wacht.
Ich bin die alles Wissende in stiller Muße Küssende dich zauberhaft Betörende den tiefsten Wunsch Erhörende das warme Nest, in dem du fest als Küken deine Federn lässt.
Ich bin das ewig Kreisende den Sternen Bahnen Weisende mit Milch und Met dich Speisende mich selbst im Liede Preisende das eine Feld, das diese Welt in ihrem Kern zusammenhält.
Ich bin der schmunzelnd Witzelnde die Zwerchfellmuskeln Kitzelnde den Schein der Welt Durchleuchtende mit herbem Biss Durchfeuchtende der Geistesblitz, der dich im Witz durchfährt mit Glitzeglatzeglitz.
Ja, ich bin der Allmächtige der Prächtige, Bedächtige der stets Allgegenwärtige der löwenmähnig Bärtige, der klare Saft, die wahre Kraft die dieses All aus sich erschafft.
Der grün-türkise Wandersmann zieht sich tagtäglich anders an verändert er den Schlendergang und schlendert an den Rändern lang, bist du das Holz, das schwarz und stolz im Feuer hell mit ihm verschmolz.
Der Kitzel bei der Schreiberei liegt in der Federreiberei.
Jeden Stiel führt eine Hand, jede Hand ein Köpfchen. Und das Köpfchen taucht galant, jeden Stiel ins Töpfchen.
Stiel saugt sich im Töpfchen voll, reibt sich wieder frei, kitzelt das Papier ganz toll, bis der Fluss vorbei.
Wollte nur den Kitzel zeigen, den du, wenn die Feder tanzt ohne diesen Federreigen kaum verkraften kannst.
Die Lücke zwischen Worten spannt die Brücke zu den Orten, wo Stille spricht.
Wo sich die Fülle bricht, wird Klang erkannt.
Im tiefen Meer der Stille birgt sich des Klanges Fülle im Ebenmaß.
Wer lauschen kann und schweigen, dem zeiget sich der Reigen, den er vergaß.
Dem spannet sich die Brücke im Summen dieser Lücke von Wort zu Wort.
So taste denn und singe die Inseln ab und springe von Ort zu Ort.
Denn aus dem Urgedächtnis spinnt ewiges Vermächtnis sich fort und fort.
Ich bin ein Kugelschreiber. Ich kugel durch die Welt, rund um die Erdenkugel, die mir so gut gefällt.
Wie wild ich immer gleite mit meinem Kugelrund ins Leere oder Weite, es macht die Kugel bunt.
Die schöpferische Quelle, das ist das Loch, das helle, das wir in uns entdecken, wenn wir tief in uns stecken.
Aus dieser Quelle quillt das ewig alte Bild, das wir nach oben bringen und immer neu besingen.
Der Quell ist unerschöpflich, wir brauchen nichts zu tun. Es wird schon etwas tröpfelich, sobald wir etwas ruhn.
Es sprudelt quasi springquellgleich aus diesem weißen Teich. Ein Flötenklang, so hell tönt aus dem Sprudelquell.
Ich lösche meine Lieder, verbrenne sie zuhauf, löse sie immer wieder in Rauch und Asche auf.
Ich werfe sie zusammen und einzeln in die Glut. Ihr Krümmen in den Flammen tut meiner Seele gut.
In meinem Läuterwahne verbrenne ich Romane samt Held und Flammentod.
Ich sehe einfach rot und fühle mich nicht eher frei bis all der Lärm vorbei, der im Papiere steckt, das ich befleckt.
Erst, wenn die Glut gestillt, die vorher wild, erst, wenn die Asche still, bin ich am Ziel.
So werden sie zu Erde. Aus Erde kamen sie. Selbst wenn ich traurig werde: Das Gute schwindet nie.
Nach Jahren, nach Jahrzehnten steht's unverändert da. Und mich beleben wieder dieselben alten Lieder, die längst zerstört gewähnten, ich höre sie so nah, so innig und auswendig, wie ich sie einst gehört.
Was innerlich lebendig, wird nie durch Tod zerstört.
Noch schöner: Selbst die schlechten Gedichte steigen auch geläutert wie die echten aus Asche, Glut und Rauch.
Gerade sie gewinnen durch jedes Neubeginnen, und darum tut die Läuterglut so gut.
Federhalter von Beruf. Fühle mich berufen. Eingestellt auf Widerruf nach Verjüngungsstufen.
Anfangs hielt ich steif und feste meine schwere Feder, denn ich wollte nur das Beste, aber das will jeder!
Endlich ließ ich langsam locker, aus dem Handgelenk, und nun fall ich selbst vom Hocker über das Geschenk
aus dem Händchen, das mich hält, mich im Tanze wirbelt und die Feder zwirbelt, wie es ihr gefällt.
Die Sprache der Natur ist eine runde Spur aus meinem Munde, mit der ich meine eigene Natur bekunde, daß ich das Wunder- und das Sonder- bare bin.
Das Wunderbare bin ich eh, und merk ich es, beginn und steh ich auf und sinne sonderbar: ischbinunwarunsin.
Ich bin und war Unsinn. Ich bin unwahr! Unsinn! Ich bin und war und sinn. Ich spinn unwahren Sinn. Ich spinn nun wahren Sinn. Ich spinn! Nun war uns Sinn.
"Warst du Goethe?" fragt mich wer. Ich erröte: "Wär ich der, wär ich heute nicht mehr hier, sondern in der Gartenzier jener lichteren Gefilde, wo die weisen Dichter weilen. Goethe war doch schon im Bilde und gehörte zu den Heilen, die ihr Selbst gefunden hatten. Solche weilen nicht im Schatten. Sie verschmelzen mit dem Licht. Ergo: Goethe war ich nicht."
Aus der Stille entsteht die Welt und sie zerfällt in Stille wenn zu allen Klängen die dich umdrängen der Gegenklang in dir erklingt und dich der Wesen Gesang in gerundeter Fülle allseits beschwingt.
Herbst, es fallen Gedichte dem Reifen ist Faulen nah. die süssesten, mildesten Früchte fallen dir, wenn du schon – ja, mit einem Fuße im Grabe und doch von dieser Welt – kündest, wes tragische Gabe deine Weisheit erzählt.
Du fühlst am Gipfel des Werdens in dir, überall im Glücke höchsten Gebährens milden Zerfall.
Ich habe aufgehört zu tun und siehe, es geschieht. Ich rieche, wie der Herbstmonsun durch meine Büsche zieht und leise raschelnd niederfällt was lange zitternd hing und was der Wind, bevor es ging in seinen Händen fing.
Der Wasserfall fällt überall und wäscht die Steine glatt und rund. Aus meinem Mund sprüht nasser Schall und wäscht die Seele kerngesund.
[editiert: 13.08.10, 18:24 von Jan]
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