Landsknechtsportal

Gast · Erstellt: 27.12.02, 13:40 Betreff: Rogg - Landsknechte und Reisläufer

Hi Tobi,

seit Dienstag kann ich mich jetzt auch über den Rogg auslassen (trotz Deiner zuvor geäußerten Warnung) und ich finde ihn gar nicht sooo schlecht.

Sicher, die meisten Holzschnitte hat man schonmal anderswo gesehen und das Zeitfenster ist recht groß (naja, ist halt auch kein Reenactors-Guide), aber einerseits fand ich seine Schlüsse von der Darstellungsweise (oder eben nicht) in der Grafik auf die soziale Relevanz (z.B. beim Hurenwaibel) recht interessant und andererseits bringt das Buch auch was hinsichtlich der Aufschlüsselung der spezifisch zeitgenössischen Bildsprache/-symbolik (z.B. Hahn/Pudel usw.). Im übrigen ist die Bildinterpretation etwas, was m.E. bei MA-Darstellendens etwas abgeht. Da wird zwar das Quellenstudium großgeschrieben, dann aber die Quelle "wörtlich" genommen und nicht - was zwingend nötig wäre - durch den Filter der damaligen Zeit betrachtet (oder zumindest nur ansatzweise). Hier liefert Rogg eine gute Anleitung, wie es richtig gemacht werden sollte (wenn auch die Ergebnisse teilweise zumindest zweifelhaft sein dürften (aber hey, das ist halt `ne Diss und da kann man halt nicht nur das schreiben, was sich eh jeder selbst denken kann;-)).

Viel enttäuschender finde ich da schon den Umfang. Nur 270 Seiten, der Rest ist Anmerkung (wobei das Buch ein gutes Argument für den bei uns Juristen gelehrten Satz, daß es die Höflichkeit dem Leser ggü. gebiete, eine Fußnote UNTER den Text zu stellen, bereithält). Sowas ist zwar aus dem Zweck des Buches als Dissertation verständlich (immerhin muß der jeweilige Lebensabschnittsgefährte ja mit beschäftigt werden, damit der nicht wegen des erheblichen Zeitaufwandes das Nöggeln anfängt) aber bei dem Preis des Buches doch lästig. Zumal der Autor andeutet, daß er zu einzelnen Themen noch viel mehr schreiben könnte und auch noch viel mehr Bildmaterial vorhanden wäre. Hier wäre es sinnvoll gewesen, für den "Markt" eine leicht geänderte Fassung zu erstellen.

Das mit dem "Schwert" des Troßweibes ist mir i.ü. auch aufgefallen. M.E. handelt es sich dabei eher um einen Kesselhaken aber das wollen wir mal dem Autor nicht anlasten. Wenn man in Militärgeschichte promoviert, sieht man halt überall Schwerter.

Also insgesamt: Interessantes, leider etwas teueres Buch, bei welchem man einige kleinere Verbesserungen hätte vornehmen sollen, um es noch interessanter zu machen. In Anbetracht der dünnen Literaturdichte zum Thema aber immer noch eine Empfehlung.

BTW: Kann jemand mal was über "Das Handwerk der Landsknechte" von G. Quaas sagen. Das steht bei mir nämlich als nächste Anschaffung an.

Bis denn

Dirk