Tobias Prinz
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Erstellt: 27.12.02, 11:06 Betreff: [Buch] Rogg- Landsknecht und Reisläufer |
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Hallo zusammen! Wer hat unsere Portals-Buchempfehlung Nummer 3 schon gelesen und sich eine Meinung dazu gebildet?
Ich persönlich war überraschend wenig angetan. Das Buch ist sehr übersichtlich gehalten, der Stil ist schlicht und verständlich und die Quellenangaben sind sehr umfangreich.
Die Fakten sind bis auf einige Ausnahmen eine fehlerfreie Zusammenstellung von Dingen, die man auch anderswo finden kann -- nichts berauschendes Neues.
Die Bildquellen sind allesamt ganz ordentlich, wenn auch viele aus Internetpublikationen bekannt und nur wenige ganz neu sind. Leider ist ein großer Anteil von Pumphosen-tragenden Landsknechten dabei, es ist also ein bunter Mischmasch von etwa 1485 bis 1585 dabei.
Was mir aber gänzlich mißfallen hat ist der Interpretationsstil der Bilder -- vielleicht trage ich auch immer noch ein Trauma seit dem Kunstunterricht in der Schule mit mir herum... Zu Beginn freute ich mich, weil ich dachte "ja so kann man ruhig Bilder interpretieren, da ist nichts dran auszusetzen", wenn Rogg z.B. feststellt, daß Landsknecht und Frau in einem Bild offenbar zusammen gehören, weil viele verbindende Linien zu finden sind. So hätte ich den Kunstunterricht fürher auch gerne gehabt. Aber dann kamen Dinge wie ein Holzschnitt (S.31), auf dem das Auge des (unbestimmten) Werbenden nicht zu sehen ist, und Rogg schließt gleich darauf, daß das offensichtlich der Tod sein muß und -was wirklich daran stört- baut seine Argumentation darauf auf. So hatte ich damals meinen Kunstunterricht.
Oder die einzige Bildquelle zu waffentragenden Landsknechtfrauen auf S.51, bei der ich persönlich dei Schwertscheidenform seltsam finde... ich kenne wenige Scheiden, die am Ende einen Haken haben, was mich -zusammen mit der Tatsache, daß außer der "Scheide" nichts von der --übrigens untypischer Weise nach unten hängenden-- Waffe zu sehen ist. Für mich ist das eher ein Haken für Kochtöpfe oder sonst etwas.
Das waren meine Beobachtungen bei diesem Buch. Als Fazit würde ich sagen: Wer eine Zusammenfassung von bekannten Fakten in Schriftform sucht, kann hier glücklich werden, wenn es das Problem aller Zusammenfassungen (nämlich ein gewisses Maß an Unpräzision) in Kauf nimmt. Wer als Reenactor (oder welches Wort hier und heute gerade opportun erscheinen mag) allerdings Bilderquellen und gute Analysen sucht, kann enttäuscht werden -- obwohl es meines Wissens nach das einzige und somit beste Buch ist.
MfG, Tobias Prinz
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