Meine Mutter hat mich nie gemocht. Gott weiß warum, ich weiß es nicht. Als vor 16 Jahren mein Vater starb verzichtete ich zu ihren Gunsten auf mein Erbe. Ich brauchte nichts und wollte nichts. Aber offentsichtlich reichte ihr das nicht, denn danach eskaliert die Situation. Es kam zu einem Streit weil sie nicht wollte, dass ich irgend etwas auf sein Grab tu, wie Blumen oder Kerzen. Wir hatten ab da keinen Kontakt mehr zu einander. Aber Veronika wurde älter und wir brachten sie immer wieder zu ihr - ist ja schließlich ihre Uroma und aus meinen Angelegenheiten habe ich Kinder immer rausgehalten. Es herrschte in den letzten Jahren dann eine Art Waffenstillstand zwischen uns. Nun ist sie seit heute im Krankenhaus, sie war gestürzt und meine Tochter fand sie. Ich muss dazu sagen, dass meine Mutter in Wien lebt und wir ca. 70 km nördlich davon. Im Krankenhaus stellte man fest, dass sie außer eine Steißbeinprellung nichts hat, man würde sie aber nur entlassen, wenn sie eine Heimhilfe einstellt. Das verweigert sie. Sie will keine fremden Leuten in ihrer Wohnung. Ich werde morgen mit meinem Mann zu ihr fahren und ihr anbieten bei uns zu wohnen. Wir haben Platz genug. Aber versteht ihr mich, dass ich auch Angst davor habe? Sie hatte immer etwas an mir auszusetzen, was ich mir aber nie gefallen ließ. Aber wie kann ich einer so alten Frau widersprechen ohne ihr weh zu tun? Und kann ich jemals vergessen wie sehr sie mir immer weh getan hat? Ich würde diesen Schritt aus Liebe zu meiner Tochter gehen. Sie ist eben mit dem Studium fertig geworden und hat ein Recht auf ein eigenes Leben. Sie soll sich nicht mit einer launischen, alten Frau herumärgern müssen. Aber wie würde unser Leben mit meiner Mutter in einem Haushalt aussehen. Wir leben eigentlich ganz friedlich, mein Mann, Veronika und ich. Ich bin so voller Selbstzweifel. Ich brauche eure Hilfe! Bitte! Ich muss dazu noch sagen, dass meine Mutter am 14. Februar ihren 88. (achtundachtzigsten!) Geburtstag feiern wird. Heute Nacht werde ich kein Auge zutun. Ich fürchte die Begegnung mit der Frau die mir immer wieder weh tat. Ihre letzte Aktion war, dass sie mir Fotos verweigerte, die ich gerne für die Homepage meiner Ahnen gehabt hätte. Ich danke euch fürs Zuhören und morgen Abend melde ich mich wieder um euch zu erzählen wie der Krankenhausbesuch abgelaufen ist.