Hallo, ihr all meine Lieben! Ich danke euch vorerst einmal für die weisen Worte. Vor ca. eine Stunde kamen wir nach Hause, der Krankenhausbesuch war anstrengend und danach gingen wir noch zum Essen. Wir waren alle drei drin: mein Mann, Veronika und ich. Meine Tochter Eva war auch dort. Meine Mutter ist im Grund genommen gesund, sie hat sich nur durch den Sturz das Becken geprellt. Ich sprach dann kurz mit dem Therapeuten und der meinte: "So eine eigensinnige, alte Frau habe ich noch nie erlebt. Die wollte absolut nicht aus dem Bett und mit mir ein paar Schritte gehen." Naja, als wir da waren ging sie mit ihm. Und dann rückte ich mit meinem Vorschlag heraus, dass sie zu uns kommen könnte. Da weinte sie und meinte: "Ist ja lieb, aber ich will niemandem zur Last fallen." Daraufhin ich: "Sowas will ich nicht hören und drück nicht auf die Tränendrüsen, sondern überleg es dir." Da hat sie dann garnicht lange überlegt und ich konnte mit der Stationsärztin noch aushandeln, dass man sie bis Freitag im Krankenhaus behält, damit ich ihr Zimmer fertig machen kann. An sich hätte sie morgen schon raus gedurft, wäre jemand für sie da gewesen. Ich werde morgen unser Schlafzimmer für sie räumen, denn da kann sie beim Bett Kopf- und Fußteil elektrisch verstellen, hat einen Schreibtisch und natürlich auch einen Fernsehapparat drin. Wochentags schlafen mein Mann und ich sowieso getrennt, da ich um 4:45 Uhr aufstehe und mich dann um Veronika kümmere und dabei ungestört sein will. Mein Mann schläft länger und meine Mutter auch. Über vergangene Probleme will ich garnicht nachdenken, sondern ich sehe die Dinge jetzt so: sie war immer eine perfekte Großmutter, eine perfekte Uromi, voll Liebe zu meinen Kindern und Enkelchen. Und ihre Lieblosigkeit mir gegenüber hatte eigentlich keine allzu große Auswirkung auf meine charakterliche Bildung. Ich bin nicht wie sie, ich war ihr niemals auch nur annähernd ähnlich. Mein Mann hat sich immer gut mir ihr verstanden. Vielleicht bereue ich diesen Schritt eines Tages, aber dann lasse ich es euch auch wissen. Ich habe ihr nur heute erklärt, dass es auch an ihr liegt ob es klappt, denn dreinreden ließ ich mir nie was und werde das auch in Zukunft so halten. Dass sie von ihrer Wohnung und vom Grab meines Vater nicht weg wollte, das kann ich gut nachvollziehen. Aber sie hatte ja die Wahl: eine Heimhilfe, ein Pflegeheim oder sie kommt zu uns und passt sich unseren Lebensgewohnheiten an und lässt ihre Giftpfeile im Köcher. Sie hat dann auch noch kurz die Ausgaben, die wir durch sie hätten, erwähnt. Aber dann stillschweigend zur Kenntnis genommen, dass die unsere Finanzen nicht belasten. Veronika verschlingt mehr an einem einzigen Tag, als eine alte Frau im ganzen Monat braucht. lach! Oh, ich bin ja schon wieder fröhlich! So, meine Mädels, ich bin müde und habe morgen einen arbeitsreichen Tag vor mir. Ich geh jetzt in mein Stüberl und schwing mich elegant vor den Fernsehapparat. Mein Haus sieht wie ein Saustall aus, weil ich doch seit über einer Woche herumgripple. Das hat sich heute auch gezeigt, als wir nicht zum Pavillion mit meinem Mann hochfuhren sondern zu Fuß gingen. Veronika und ich. Ich schnaufte wie eine alte Dampflokomotive und wurde dauernd schwindlich. Aber mein Mädelchen hat ihre arme, alte Omi hochgeschleppt. *ggg* Ach noch etwas. Die Kleine meinte, dass es ab nun Schwierigkeiten geben wird, weil sie uns doch beide Oma oder Omi nennt. Na dann kommen wir halt zu zweit angelaufen, was sonst?
Für unsere Sternleins möchte ich heute noch viele, viele Kerzen anzünden, denn ich glaube, dass ich einige Kraft heut von oben bekam.