Criminal #3
Coward - Part Three

Nach dem Überfall ist Leo mit Greta auf die ehemalige Farm seiner Großeltern geflohen. Dort will er sich so lange verstecken bis sich die Lage beruhigt hat. Die Beteiligung der beiden am Überfall auf den Transporter ist bisher noch nicht veröffentlicht worden. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die beiden mit der Beute, einem Koffer voll mit hoch reinem Kokain, entkommen sind. Jetzt sind Polizei sowie ihre Komplizen Jeff und Seymour hinter den beiden her. Aus diesem Grund möchte Leo Verbindungen zur Außenwelt so gut wie möglich vermeiden. Deshalb gestattet er Greta nicht, ihre Tochter anzurufen. Außerdem holt er Ivan zu sich, damit dieser nicht gegen ihn benutzt werden kann.
Unterdessen bekommt es Jeff mit dem Gangsterboss Roy zu tun. Dieser erschießt vor Jeffs Augen seinen Kollegen Larry. Roys ordnet an, dass seine rechte Hand Delron zusammen mit Jeff den Drogenkoffer wieder beschaffen soll.
Greta und Leo verbringen auf der Farm viel Zeit miteinander. Greta möchte Leo den Umgang mit einer Pistole beibringen, verzweifelt jedoch an Leos "Schießkünsten". Bei Kaffee und Kuchen in einem kleinen Diner, unterhalten sich die beiden über ihr weiteres Vorgehen. Leo möchte unbedingt Kapital aus den Drogen schlagen und sie gegen Geld loswerden. Da der Stoff aber hoch rein und möglicherweise unverschnitten ist, könnte das Verkaufen schwer werden. Als die beiden in der Nacht nach Hause kommen, fallen sie sich in die Arme und schlafen miteinander. Am nächsten Morgen wacht Ivan auf und findet den Drogenkoffer. In der Stadt suchen Jeff und Delron Gretas Mutter auf. Delron gibt sich als Polizist aus und möchte mit der alten Dame über ihre Tochter unterhalten...

Das erste Positive, das einem bei Criminal ins Auge fällt, sind die Cover. Diese doppelseitigen Meisterwerke erinnern mit der Schrift des Titels sowie der gelungenen Bildkomposition an alte Kinofilmplakate. Das Wesentliche der Handlung wird in Form eines schönen Artworks auf dem Umschlag eindrucksvoll dargestellt. In Zeiten von halbierten Civil War Mini Bildchen auf den Titelseiten der Marvel Comics stellt Ciminal eine angenehme Ausnahme dar und verzichtet weitgehend auf störende Elemente.
Der gute Eindruck setzt sich im Heft fort. Nach den dramatischen Ereignissen im letzten Heft beschränkt sich Brubaker auf ruhige Momente und setzt die Charakterisierung von Leo und Greta fort. Insbesondere die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden wird intensiv dargestellt. Dieser Prozess vom anfänglichen Pflegen der Kranken Greta über das Schießtraining bis hin zur gemeinsamen Nacht ist sehr glaubwürdig umgesetzt. Man merkt von Beginn an, dass es zwischen Greta und Leo knistert. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die beiden zusammen im Bett landen. Jetzt bleibt zu hoffen, dass das Paar noch lange zusammen bleibt, denn sie passen sehr gut zueinander. Aber bei Brubaker Comics muss man immer mit allem rechnen. Es würde mich also nicht wundern, wenn Leo und Greta durch ein unerwartetes Ereignis getrennt werden. Das Gangster Genre, in dem Criminal angesiedelt ist, schreit ja geradezu danach.
Brubaker arbeitet in dieser Ausgabe sehr viel mit Text und bringt somit eine Menge an Informationen unter. Dies wirkt aber zu keinem Zeitpunkt langweilig oder überladen, wie es manchmal bei Brian Bendis der Fall ist. Denn anstatt die Panels mit riesigen Sprechblasen zu überladen, zeichnet Philips viele kleine Panels, die in den meisten Fällen jeweils nur ein paar Sätze Dialog enthalten. Somit bekommt der Leser die Information nicht nur per Text, sondern auch anhand der Bilder mitgeteilt. Aus diesem Grund liest sich Criminal #3 sehr angenehm und ich habe es an keiner Stelle als störend textlastig empfunden. Die augenfreundlich große Schriftart sowie der vergrößerte Zeilenabstand sind weitere Merkmale, die zum guten Lesefluß beitragen.
Criminal bietet neben der werbefreien Comicstory weiteres Textmaterial. So befinden sich in jeder Ausgabe spezielle Extras, welche die Geschichte, ähnlich wie DVD Bonus Features, ergänzen. Im vorliegenden Heft schreibt Brubaker von seinem Onkel, der in den 40er Jahren Screenwriter in Hollywood war. Außerdem erklärt Andy Parks in Form eines Essays das besondere am Orson Welles Film "Touch of Evil". Diese Zugaben runden das gesamte Erlebnis Criminal würdig ab. Man bekommt mit der Serie also wirklich mehr für sein Geld als nur einen einfachen Comic.
Wer dem Crime Genre nicht abgeneigt ist, wird mit Criminal sicher seine wahre Freude haben. Brubaker beweist mit der Serie mal wieder eindrucksvoll, dass er zur Zeit einer der Top Autoren ist und die Marvel Checklist Awards zu Recht erhalten hat.