Cimmeria
blutjunger Vampir 
Beiträge: 170
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Erstellt: 16.01.06, 21:42 Betreff: Lindsey/Riley - Even Cowboys get the blues |
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Autor: Cimmeria Titel: Even Cowboys get the blues Altersfreigabe: ab 18 Inhalt: Riley hat seinen Job bei der Initiative endgültig satt und auch Lindsey ist es leid, zwischen Angel und den Seniorpartnern aufgerieben zu werden. Bei ihrem neuen Job bei einer Rodeoshow stoßen sie aufeinander. Hauptcharakter(e)/Paar(e): Lindsey/ Riley Disclaimer: Sie gehören noch immer Joss: Leider...
Teil 1
Riley schlang die Zügel sorgsam um die Hand, bevor er den Sattelknauf fest umfasste. Er nickte den beiden Helfern, die das unruhige Pferd rechts und links hielten, zu. „Okay, Jungs.“ Einer der Beiden grinste ihn an und zeigte dabei eine Lücke in den Schneidezähnen. Er hatte sie beim letzten Sturz eingebüßt. „5 Sekunden, das war’s dann. Wollen wir wetten?“ Riley grinste zurück und beugte etwas die Knie. Sofort keilte das Pferd nach hinten aus und trat donnernd gegen den Bretterverschlag. Eine Staubwolke hüllte alle ein. „5 Sekunden, allerhöchstens“, sagte auch der andere Helfer und spuckte in den Staub. Riley klopfte dem Pferd mit der freien Hand leicht auf den Hals. „Wir werden es schaffen, die ganzen 8 Sekunden mindestens, nicht wahr?“, flüsterte er. Wie um seine Worte lügen zu strafen, bäumte sich das nervöse Pferd erneut auf. Riley schob seinen Hut in den Nacken und überprüfte noch einmal den straffen Sitz der Zügel um seine Hand, dann nickt er. „Los geht’s!“ Ein dritter Mann zog das Gatter nach oben und die beiden Helfer ließen gleichzeitig los. Das Pferd stürmte sofort los, als es das Gewicht des Reiters im Sattel spürte. Nur der feste Griff am Sattelknauf und seine Erfahrung verhinderten, dass Riley schon in der ersten Sekunde abgeworfen wurde. Die Umgebung verschwamm zu einem Schemen, Riley nahm nur noch das bockende, wild um sich schlagende Pferd unter sich wahr. Er wusste nicht, wie lange er sich bereits im Sattel hielt, immer bemüht, seinen festen Griff nicht zu verlieren und die unkontrollierten Bewegungen mit dem freien Arm auszubalancieren. Längst war sein Hut in den Nacken gerutscht und wurde nur noch von der Schnur um seinen Hals gehalten. Sein Atem ging stoßweise, er schmeckte den aufgewirbelten Staub auf der Zunge. Längst schmerzte seine Hand vom krampfhaften Griff um den Sattelknauf und jeder Stoß, jedes Aufbäumen lief durch seine Wirbelsäule, bis direkt in seinen Schädel. Das Gefühl für die vergangene Zeit hatte er verloren, er wartete nur noch darauf, dass die Jury das Zeichen zum Abbruch gab – und damit seinen Sieg bestätigte. Seine Augen versuchten, einen Blick auf die Wettkampfrichter zu erhaschen, was sich schnell als Fehler herausstellte. Nur für Sekundenbruchteile ließ seine Konzentration nach, aber das genügte, seinen festen Griff zu lockern. Das Pferd erkannte seinen Vorteil sofort und nutzte ihn gnadenlos. Ein kurzes Aufbäumen und ein Schritt zur Seite und Riley sah den Boden auf sich zurasen. Dann umfing ihn Dunkelheit.
Als er wieder zu sich kam sah er in ein vage bekanntes Gesicht, mit blauen Augen und einem spöttischen Zug um den Mund. „Na Kumpel, auch wieder wach?“ Riley wollte nicken, aber der stechende Schmerz in seinem Kopf hinderte ihn daran. Der andere Reiter hielt zwei Finger hoch. „Wie viel Finger siehst du?“ „Fünf“, knurrte er daher nur und wollte sich aufrichten. Die schwarzen Punkte vor seinen Augen überzeugten ihn davon, dass es besser wäre, noch etwas liegen zu bleiben. „Alles in Ordnung?“, fragte der Andere. Riley versuchte sich an den Namen zu erinnern, es hatte irgendwas mit Essen zu tun. McDonald. Nur der Vorname fiel ihm nicht ein, aber vielleicht hatte er ihn auch nie gewusst. Er atmete tief ein, bevor er sich endlich doch aufsetzte. „Es waren zwei Finger. Und es geht mir gut.“ Nachdem er einige Mal tief eingeatmet hatte, sah er sich nach etwas um, worauf er sich beim aufstehen stützen konnte. „Hier.“ Sein Helfer hielt ihm die Hand hin. Dankbar griff Riley zu und ließ sich hochziehen. Dann stand er, immer noch recht wacklig da und wartete, dass die Welt aufhörte sich zu drehen. Zögernd machte er einen Schritt vorwärts - und wäre gestürzt, wenn ihn sein Begleiter nicht umfasst und aufrecht gehalten hätte. Riley stöhnte schmerzerfüllt auf, als er an den anderen Körper gedrückt und dabei eine geprellte Rippe berührt wurde. „Oh, entschuldige. Aber ich bringe dich besser ins Haus damit du dich ausruhen kannst. Heute solltest du nicht mehr aufs Pferd steigen.“ „Danke, äh...“, Riley hatte wieder vergessen, wie der andere hieß. Wieder blitzte kurz das spöttische Lächeln auf. „Lindsey. Lindsey McDonald.“ „Riley Finn.” „Ich weiß. Du bist ziemlich bekannt. Kannst du gehen?“ Riley setzte zögernd ein Bein vors andere, aber mit der Hilfe Lindseys ging es, auch wenn er alleine wahrscheinlich keine zwei Meter weit gekommen wäre. Im Haus ließ er sich schwer atmend auf den ersten Stuhl sinken. Auch Lindsey atmete schwer. Erst jetzt wurde es Riley bewusst, dass er sicher einen Kopf größer war als Lindsey und dementsprechend schwerer. „Danke, jetzt komm ich alleine zurecht.“ Riley wollte weitergehen. Sofort war Lindsey wieder bei ihm. „Ich bringe dich ins Bett.“ Riley musste unwillkürlich grinsen. „Liest du mir auch eine Gutenachtgeschichte vor?“ Lindsey erwiderte das Grinsen. „Das nicht, aber wie wäre es mit einem Gutenachtkuss?“ Schnell wandte Riley den Kopf ab und fragte sich, ob er sich durch irgendeinen Blick oder eine Geste verraten hatte. Das ihn irgendwer für schwul hielt war das letzte, was er gebrauchen konnte. „Schon gut, war nur ein Scherz“, lachte Lindsey, während er ihn im weitergehen stützte. Endlich waren sie bei Rileys Bett. Lindsey blieb stehen und sah Riley besorgt an. „Brauchst du noch was?“ Riley schüttelte andeutungsweise den Kopf. „Nur Ruhe. Sag Bescheid, das ich aus dem Rennen bin, ja?“ Lindsey nickte. „Der Boss weiß Bescheid. Er hat mir ja aufgetragen, mich um dich zu kümmern.“ Riley zog langsam seine Stiefel aus und knöpfte dann sein Hemd auf. Erst jetzt bemerkte er, dass die Schnur seines Hutes immer noch gegen seine Kehle drückte. Mit einer schnellen Bewegung streifte er ihn ab. Gleich darauf bereute er die Hast. Vor seinen Augen tanzten wieder dunkle Flecken und er sah nur noch verschwommen. Als sein Blickfeld wieder klar wurde, bemerkte er, dass Lindsey immer noch vor ihm stand und ihn besorgt ansah. Riley lächelte gequält. „Alles okay, wirklich, du kannst gehen.“ Er zog sein Hemd aus und knöpfte seine Jeans auf. Und fragte sich, ob es nicht einfacher wäre, angezogen zu schlafen. Riley war sich nicht sicher, dass er wirklich ohne fremde Hilfe stehen konnte. „Ich helfe dir.“ Lindsey hielt ihm wieder die Hand hin. Riley wollte schon zugreifen, überlegte es sich aber sofort anders. Langsam und vorsichtig legte er sich hin und hob die Beine nacheinander aufs Bett. „Geht schon, danke für deine Hilfe.“ Er schloss die Augen, um Lindsey zu signalisieren, das er gehen könnte. Trotzdem dauerte es endlos lange, bis sich die Schritte vom Bett wegbewegten. Als Riley vorsichtig die Augen öffnete, drehte sich Lindsey an der Tür noch einmal zu ihm um. Ihre Blicke trafen sich und Lindsey grinste. Dann drehte er sich um und ging endgültig hinaus. Riley schloss die Augen wieder, verwirrt durch den Blick und durch seine bisher unbemerkte Erektion, die gegen die beiden noch geschlossenen Knöpfe seine Jeans drückte. Schnell zog er die Decke über sich und nahm sich vor, Lindsey McDonald schnell zu vergessen und ihm auch nie wieder so nahe zu kommen wie jetzt.
„Geht’s dir wieder besser?“ Riley drehe langsam den Kopf. Er fühlte sich noch immer, als ob er nicht nur vom Pferd gefallen, sondern das Pferd auch noch auf ihm rumgetrampelt wäre. In Momenten wie diesen fragte er sich, was um alles in der Welt er bei einem Rodeo verloren hatte. Aber es war allemal besser, als im Auftrag der Army Monster, Dämonen und Vampire zu jagen. „Ja klar! Bin nur etwas steif.“ Neben ihm stand der letzte Mensch, den er sehen wollte. Lindsey McDonald. Riley beschloss, ihn zu ignorieren und sah weiter dem Kampf zwischen Pferd und Reiter zu. Insgeheim wettete er auf das Pferd. Wenig später lag der Reiter im Staub. Und das Pferd ging gelassen und jetzt lammfromm ein Stück weg. „Luzifer trägt seinen Namen zu recht“, bemerkte Lindsey. Riley merkte, dass er ihn völlig vergessen hatte. Er sah Lindsey an und nickte. „Es ist ziemlich schwer, mit ihm fertig zu werden.“ „Du kannst es.“ Riley zuckte nur die Schultern. „Nicht immer.“ „Aber meistens.“ Lindsey gab nicht so schnell auf. Riley hatte langsam genug. Er wollte seine Ruhe haben, um nachzudenken. Die Rodeosaison ging bald zuende, und er musste sich entscheiden, was er dann machte. „Willst du was Bestimmtes?“, fragte er deshalb ziemlich unfreundlich. „Nö. Nur zusehen, ein bisschen quatschen.“ Lindsey lächelte ihn an. Und Riley fragte sich wieder besorgt, ob er sich durch irgendeine Geste oder ein Wort verraten hatte. „Dann sieh weiter zu, ich habe zu tun.“ Er ging weg, ohne sich weiter um Lindsey zu kümmern.
Den Rest des Tages hatte er Ruhe vor Lindsey. Aber als er am Abend auf der Veranda stand und dem Sonnenuntergang zusah, tauchte Lindsey wieder auf. „Willst du auch ein Bier?“ Er hielt Riley eine Flasche hin. Riley wollte erst ablehnen, überlegte es sich dann aber anders. Lindsey sah nicht übel aus. Und er würde sowieso nicht mehr lange bei dem Rodeo sein. Dann gab ihm Lindsey das Bier und betrachtete seinerseits den Sonnenuntergang. Um Riley kümmerte er sich nicht weiter. Riley sah ihn unauffällig von der Seite an und überlegte, ob er sich einfach geirrt hatte. Und Lindsey in ihm nur einen Kumpel sah. Er seufzte leise. „Sag mal, Lindsey, stehst du auf Frauen, oder...“ Lindsey zog die Augenbraue fragend hoch und grinste dann. „Oder was? Natürlich stehe ich auf Frauen, welcher Mann nicht. Aber warum fragst du das... jetzt?“ „Ach, fiel mir nur gerade ein.“ Riley hätte sich die Zunge abbeißen können. Eine dämlichere Frage konnte ihm wohl nicht einfallen. Einerseits war er erleichtert, er hatte keine Dummheiten gemacht, wie zum Beispiel Lindsey eindeutig zu berühren und sich damit eine schmachvolle Abfuhr einzuhandeln. Andererseits bedauerte er es. Lindsey gefiel ihm durchaus. An einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit... – schnell verdrängte er den Gedanken. „Wie bist du eigentlich hier gelandet?“ Riley brauchte etwas, bis er begriff, dass die Frage ihm galt. Lindsey hatte sich auf das Verandageländer gesetzt, hielt sich an dem Stützpfeiler fest und musterte ihn neugierig. Er war gegenüber Riley, der ins Gegenlicht blickte, eindeutig im Vorteil. Riley lehnte sich gegen die Wand und versuchte, möglichst cool zu wirken. „Mein letzter Job gefiel mir nicht, wollte was anderes machen“, er stoppte rechtzeitig, bevor er „was anderes als Dämonen jagen“ sagte. Lindsey nickte verstehend. „Ging mir genauso. Jeden Tag das gleiche machen, irgendwann hatte ich genug davon. Wo kommst du her?“ „Sunnydale.“ Riley hielt die Antwort für am unverfänglichsten. Es war unwahrscheinlich, das Lindsey jemals von dieser Kleinstadt gehört hatte, auch wenn sie am Höllenschlund lag. Aber das machte sie ja nicht geradezu einer Touristenattraktion. Lindsey überlegte kurz, dann schnippte er mit den Fingern. „Wusste doch, dass ich den Namen schon mal gehört habe. In der Nähe von Los Angeles, nicht wahr?“ Riley wurde hellhörig. Wenn Lindsey Sunnydale kannte, erhob sich die Frage, ob er tatsächlich ein Mensch war. Aber Vampir kam nicht in Frage, Riley hatte ihn schon oft in der Sonne arbeiten sehen, ohne dass er mehr als einen normalen Sonnenbrand bekam. „Woher kennst du Sunnydale?“, fragte er daher nur, und versuchte, möglichst uninteressiert zu wirken. „Ich hatte mal mit jemand zu tun, der aus Sunnydale kam. Eigentlich mit mehreren.“ Riley beschloss, Lindsey in Zukunft im Auge zu behalten. Er war zwar höchstwahrscheinlich kein Vampir, aber eventuell ein Dämon. Riley kannte verschieden Dämonen, die durchaus menschliches Aussehen annehmen konnten. Und damit als Menschen durchgingen. Im nächsten Moment fragte er sich, ob er seine Armyvergangenheit wohl jemals ganz abstreifen konnte. Er dachte in bestimmten Situationen immer noch wie „Agent Finn“. „Wer war das denn?“ Riley versuchte, möglichst unverfänglich zu fragen. Lindsey winkte ab. „Ach was, kennst du sicher nicht.“ „Ich habe in Sunnydale studiert. Und die Stadt ist nicht groß.“ Riley war nicht bereit, so schnell aufzugeben. „Lindsey grinste breit. „Also gut, du Nervensäge. Es war ein Mädchen, Cordelia Chase. Jetzt zufrieden?“ „Du hast von mehreren gesprochen“, bohrte Riley weiter. „Du bist ganz schon stur, was? Okay, Cordy und einen Freund von ihr, Wesley.“ Er sah Riley aufmerksam an. „Kennst du sie?“ Riley überlegte, aber die Namen sagten ihm nichts. „Nein, kenne ich nicht. Was haben sie gemacht?“ Lindsey breitete lachend die Arme aus. „Was muss ich tun, damit du aufhörst zu fragen? Würde Sex dich ablenken?“ Riley spürte, wie er rot wurde. „Schon gut, ich frage nicht weiter“, knurrte er. Lindsey zuckte amüsiert die Schultern. „Schade, ich habe mich schon darauf gefreut, mit...“ Er wich Rileys Faustschlag reaktionsschnell aus. „Bevorzugst du die harte Tour?“, grinste er. „Ich werde dir gleich zeigen, was ich bevorzuge“, knurrte Riley und wenig später wälzten sich die beiden im Staub. „Gnade“, keuchte Lindsey, nachdem Riley über ihm kniete und Lindseys ausgestreckte Arme mit beiden Händen festhielt. „Benimmst du dich jetzt?“, fragte er schwer atmend. Lindsey wollte etwas sagen, ließ es dann aber. Stattdessen bäumte er sich auf und versuchte, Riley abzuwerfen. Der drückte instinktiv die Schenkel fester gegen Lindseys Körper, wie er es beim Reiten tat. Erst danach wurde ihm bewusst, das er genau über Lindseys Unterleib kniete, und wenn er sich noch etwas mehr vorbeugte würde Lindsey seine harte Erregung bemerke. Verlegen ließ er sich zur Seite fallen und streckte sich neben Lindsey aus. Um sich im nächsten Moment aufzusetzen und die Arme um die angezogenen Beine zu legen. Lindsey blieb liegen und drehte nur den Kopf. „Du bist größer als ich... und schwerer. Nur deshalb konntest du mich besiegen“, sagte er völlig zusammenhanglos. „Aber es war gar nicht so schlecht!“ Riley wagte kaum zu atmen, während er versuchte, Lindseys Worte zu analysieren. Bedeutete es jetzt das, was er sich wünschte – oder hatte Lindsey es nur so daher gesagt. Oder hatte er vielleicht etwas ganz anderes gemeint. „Was war... gar nicht so schlecht?“, fragte er heiser. Lindsey setzte sich auch auf und kreuzte die Beine im Schneidersitz. „So ein Kampf. Um die Reflexe zu trainieren“, sagte er leichthin. Riley hörte ihn nur aus weiter Ferne. Sein Blick hing gebannt in Lindsey Schritt und er fragte sich, ob Lindseys Jeans so spannten, weil sie so eng waren, oder weil er einen Steifen hatte. „Huhu, Kumpel, alles in Ordnung?“ Riley blinzelte und sah Lindsey ins Gesicht. „Äh, ja, alles Bestens“, versicherte er hastig. Lindsey grinste und stand auf. Er klopfte den Staub ab und drehte sich dann um. „Bin ich vorzeigbar?“ Riley starrte auf Lindseys Hintern und bekam erneut eine Erektion. Schnell versuchte er, an etwas anderes zu denken. „Hast du dir eben wieder den Kopf angeschlagen?“, fragte Lindsey besorgt. Riley merkte erst jetzt, dass sich Lindsey besorgt über ihn beugte. „Was? Äh nein, es geht mir gut, wirklich.“ Schnell rappelte er sich hoch und befreite sich ebenfalls vom Staub. „Aber ich denke, ich gehe schlafen. Ist sicher besser für meinen Kopf.“ „Denke ich auch“, stimmte Lindsey zu. „Wir sehen uns dann morgen.“ „Ja, bis morgen“, erwiderte Riley wobei er genau wusste, dass es kein Morgen mit Lindsey geben durfte, denn es war nur eine Frage der Zeit, bis ihm etwas auffiel. Und darauf konnte Riley gut und gerne verzichten. Am nächsten Morgen ging Riley Lindsey sorgfältig aus dem Weg, genauso wie in den folgenden Tagen. Und eigentlich war er erleichtert, als die Rodeo-Saison zuende war. Er verabschiedete sich von den anderen, dann ging er Lindsey suchen. Eigentlich hatte er keinen Grund, sich von Lindsey gesondert zu verabschieden, seit ihrer Rangelei war er ihm konsequent aus dem Weg gegangen und auch Lindsey hatte nicht mehr seine Nähe gesucht. Aber irgendwie hatte Riley den Wunsch, Lindsey noch einmal alleine zu sehen und noch ein letztes Mal das verbotene Verlagen nach ihm zu spüren. Danach würden sie sich nie wieder sehen und er hätte nur die Erinnerung an das, was zwischen ihnen hätte sein können, aber nie gewesen war. Endlich fand er Lindsey. Er striegelte sein Pferd und überprüfte Sattel und Zaumzeug. Riley blieb kurz in der Stalltür stehen und betrachtete ihn. Der Staub filterte das Sonnenlicht und umgab Lindsey mit einer Art Gloriole. Er erschien Riley ungemein begehrenswert. Riley seufzte leise, bevor er sich bemerkbar machte. „Oh.“ Lindsey hörte mit seiner Arbeit auf und sah Riley kurz an. Dann legte er den Striegel weg und kam auf ihn zu. „Ist irgendwas?“ Riley schluckte. „Nein, ich wollte mich nur... verabschieden.“ Er hielt Lindsey die Hand hin, was dieser aber ignorierte. „Hey, wir waren zu lange zusammen, für einen kurzen Händedruck“, grinste er. Er umarmte Riley und drückte ihn fest an sich. „Machs gut und pass auf dich auf“, murmelte er. Seine Lippen streiften Riley Wange und Riley wusste nicht, ob es ein zarter Kuss war oder nur ein Versehen. Er blieb steif vor Verlegenheit und auch, um nicht spontan die Umarmung zu erwidern oder Lindsey selber zu küssen. „Äh, ja, dann mach’s mal auch gut“, murmelte er nur, bevor er schnell wegging. Er sah nicht mehr, dass ihm Lindsey amüsiert hinterher sah.
Teil 2
„Okay, du kannst anfangen.“ Der Vorarbeiter gab Riley seine Papiere zurück. „Komm mit, ich zeige dir dein Quartier. Du musst es dir aber mit einem anderen teilen, wir haben ziemlich viele Leute hier.“ Riley nickte nur. Er griff nach seinen Sachen und folgte dem Mann in ein anderes Gebäude, in dem sich die Schlafräume befanden. Lange würden sie nicht dort sein, da der Viehtrieb in einer Woche losgehen sollte. „Ich weiß nicht, welches Bett schon belegt ist.“ Riley zuckte nur die Schultern. „Egal, wir werden uns schon einigen.“ Er wartete, bis er alleine war, dann sah er sich um. Außer den beiden Betten enthielt der Raum zwei schmale Schränke, einen Tisch mit zwei nicht zusammenpassenden Stühlen. Neben den Betten stand jeweils ein zerkratzter Nachttisch. „Ich habe das rechte Bett genommen. Aber wenn du es haben möchtest, können wir auch tauschen.“ Der Klang der Stimme in seinem Rücken erinnerte Riley an jemand. Aber bevor er darauf kam, an wen, hatte er sich bereits umgedreht. „Nein, schon in Ordnung, mir ist es... - Lindsey?“ Riley war sprachlos. Von allen Leuten, die er kannte, musste er ausgerechnet Lindsey hier treffen. Und sich dann auch noch ein Zimmer mit ihm teilen. Sofort fiel ihm ein, wie sich Lindsey von ihm verabschiedet hatte. Riley wurde rot und hielt seine Sachen wie einen Schutz vor sich. Aber Lindsey machte keinen Versuch, ihn zu berühren. Und Riley fragte sich, ob er sich den angedeuteten Kuss damals nur eingebildet hatte. „Was... was machst du denn hier?“, fragte er stattdessen. Lindsey grinste und setzte sich auf sein Bett. „Dasselbe wie du, nehme ich mal an: Arbeiten.“ „Aber ich dachte, du…“, Riley brach ab, er hatte vergessen, was er gedacht hatte oder sagen wollte. Lindsey zuckte nur die Schultern. „Nach dem Rodeo musste ich mir was anderes suchen, wie alle. Zufällig habe ich gehört, dass sie hier noch Leute suchten, für einen Treck nach Texas. Und da ich lieber draußen arbeite, als… na ja, das, was ich früher gemacht habe“, er lächelte verhalten, „bin ich hier gelandet. Aber schön, dass du auch dabei bist. Ich arbeite lieber mit Leuten, die ich kenne.“ ‚…und die du schon vorher abgecheckt hast’, vollendete Riley den Satz in Gedanken, bevor es ihm bewusst wurde, was er tat. Verwirrt schüttelte er den Kopf und fragte sich, wieso jemand anders genauso reagieren sollte wie er selber. Außer, dieser jemand hatte denselben Hintergrund wie er. Lindsey hatte sich vorgebeugt, um seine Stiefel auszuziehen und Riley betrachtete ihn aufmerksam. Doch er konnte sich nicht vorstellen, das Lindsey eine ähnliche Ausbildung wie er hinter sich hatte. Seinen Bewegungen und seinem Gehabe fehlte etwas, das alle Soldaten, die Riley bisher kennen gelernt hatte, gehabt hatten. Eine bestimmte Art sich zu geben und sich zu bewegen. Wo Lindsey auch immer seine Ausbildung erhalten hatte, es war nicht die Army. Aber es musste eine Gruppe oder ähnliches sein, die einen genauso strengen Verhaltenskodex hatte wie die Army. Und die ihre Mitglieder genauso unter Kontrolle hielt. Einfach aussteigen war für Lindsey genauso unmöglich wie für ihn. Und doch hatte er es - wie Riley - getan. Und versuchte jetzt, viel Abstand zwischen sein altes und sein jetziges Leben zu bringen. Lindsey schob die Stiefel unters Bett und streckte sich aus. „Tut gut, mal nicht im Sattel zu sitzen“, grinste er. Wir sollten den Luxus von Betten genießen, solange wir können.“ Er schloss die Augen und war sofort eingeschlafen. Riley saß noch einige Zeit auf dem Bett und sah dem anderen Mann beim schlafen zu. Bisher hatte er Lindsey für einige Jahre älter gehalten, als er selber war, aber der Schlaf ließ ihn jünger aussehen und Riley fragte sich, ob einige schlimme Erfahrungen ihn älter wirken ließen als er war. Endlich legte er sich selber hin, nicht ohne zuvor eine Decke über Lindsey gebreitet zu haben.
Ein lautes Trommeln schreckte ihn aus dem Tiefschlaf. Blinzelnd richtete er sich auf. Lindsey kämpfte bereits mit seinen Stiefeln, es war die nahtlose Fortsetzung der Szene vom vergangenen Abend. Er lächelte Riley an und knuffte ihn freundschaftlich in die Seite. „Aufstehen, du Murmeltier. Wenn wir uns beeilen kriegen wir noch Frühstück ab.“ Riley war einen Moment versucht, sich die Decke über den Kopf zu ziehen und weiter zu schlafen, aber irgendwie musste Lindsey seine Gedanken erraten haben, denn er zog ihm schnell die Decke weg. „Komm schon, starker Kaffee wird dich schon wach machen.“ Riley knurrte etwas, bevor er schwerfällig aufstand. Wieder einmal dachte er, das Lindsey genau die richtige Größe hatte, den Kopf in seine Halsbeuge zu legen, wenn sie sich umarmten. Er würde Lindsey übers Haar streichen können und… - schnell drehte er sich um, und zog die Decke auf seinem Bett glatt, wobei er hoffte, dass die plötzliche Röte, die ihm ins Gesicht geschossen war, wieder abklang, bevor er Lindsey wieder ansah. Doch dann verfiel er fast in Panik, als Lindsey von hinten die Arme um ihn legte. „Alles okay, Riley?“, fragte er und in seiner Stimme klang ehrliche Besorgnis mit. „Äh ja, klar, was soll schon sein?“, seine Stimme kratze und Riley machte sich beinahe unwirsch los. „Gehen wir endlich?“ Lindsey musterte ihn noch einen Moment, dann lachte er. „Ich merke schon, mein Mitgefühl lässt dich kalt. Also, ich gehe jetzt wirklich frühstücken. Bevor es nur noch kalten Kaffee gibt.“ Er ließ Riley stehen, der ihm verwirrt hinter her sah.
„Also Männer, ich nehme an, ihr macht das hier nicht zum ersten mal?“ der Vorarbeiter sah fragend in die Runde, aber niemand meldete sich. Auch Riley nicht. Natürlich hatte er keine Erfahrung mit Viehtrecks, aber immerhin genügend mit Rodeos. Und so groß, fand er, konnte der Unterschied ja wohl nicht sein. Außerdem hatte er kein Lust, zum allgemeinen Gespött zu werden. Auch Lindsey, der neben ihm am Gatter lehnte schob nur seinen Hut tiefer in die Stirn und riss einen neuen Grashalm aus, auf dem er dann herumkaute. Er musste Rileys Blick wohl gespürt haben, denn er grinste leicht. „Einführungskurs für Anfänger. Als nächstes fragt er wohl, ob wir reiten können.“ Riley nickte nur abwesend. Reiten konnte er ziemlich gut, das hatte er bereits als Kind gelernt, in Iowa. Und wenn er sich recht erinnerte hatte sich Lindsey auch ganz gut angestellt. Er sah in die Ferne und stellte sich vor, wie es wäre, zusammen mit Lindsey die nächsten Tage und Wochen unterwegs zu sein. Dann grinste er und schüttelte den Kopf über sich selbst. Er tat ja gerade so, als ob sie völlig alleine in der Wildnis wären. Er sollte wirklich aufhören, sich über Lindsey den Kopf zu zerbrechen. „Alles in Ordnung?“ Riley brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass die Frage ihm galt. „Äh, ja, natürlich.“ Lindsey sah ihn noch einen Augenblick forschend an, dann lachte er leise. „Ist schon irgendwie spannend. Ich meine, theoretisch weiß ich ja, was da auf uns zukommt, aber praktisch…“ Riley verzichtete auf eine Antwort.
Die nächsten Tage vergingen wie im Fluge. Alle hatten noch irgendwas zu erledigen, bevor der Treck begann und so sah er Lindsey eigentlich nur morgens und abends, und an manchen Tagen auch das eine oder andere Mal beim Essen. Auch die seltsame Intimität, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte war verschwunden, als ob es sie nie gegeben hätte. Und Riley wusste nicht, ob er sich darüber freuen oder es bedauern sollte. Dann endlich kam der Tag, auf den sie alle gewartet hatten. Riley schluckte schon etwas, als er die riesige Vieherde sah, die sie nach Texas treiben sollten. Plötzlich kam es ihm so vor, als ob sie viel zu wenige wären, um diese Masse von Tieren zusammenzuhalten oder auch nur in eine bestimmte Richtung zu zwingen. Die Luft war erfüllt vom Stampfen und Schnauben der Tiere und den Rufen der Cowboys. Und dann endlich verstand Riley, was Herdentrieb war. Die Leittiere setzten sich gemächlich in Bewegung, und nach kurzem Zögern folgte ihnen die restliche Herde. Er ritt zu seinem Platz an der Seite der Herde. Lindsey konnte er nirgends entdecken, er musste am Ende des Zugs sein oder nur auf der anderen Seite, die zahllosen Tiere versperrten ihm die Sicht. Doch er hatte nicht lange Zeit, sich um Lindseys Verbleib zu kümmern, da ihn seine eigene Arbeit voll in Anspruch nahm. Nach einigen Stunden in glühender Hitze fragte sich Riley, ob er tatsächlich die richtige Entscheidung getroffen hatte, als er sich für diesen Job beworben hatte. Er war immer gerne geritten, aber jetzt kam es ihm so vor, als ob er die letzten Wochen ununterbrochen im Sattel gesessen hatte, dabei war das gerade mal der erste Tag. Und selbst an den schlimmsten Tagen beim Rodeo hatte er nicht soviel Staub geschluckt, seine Kehle war wund und er zweifelte daran, dass er noch irgendein Wort herausbrachte. Immer wieder brachen einige Tiere aus der Herde aus und mussten zurückgetrieben werden. Und kaum hatten sie das geschafft, entdeckten andere, dass es am Wegesrand saftiges Gras gab und der Kreislauf begann von vorn. Als sie ihren nächtlichen Rastplatz erreicht und die Rinder für die Nacht zusammen getrieben hatten fiel Riley mehr vom Pferd als das er abstieg. Ihm tat alles weh, als er zur Essensausgabe schlurfte. In einiger Entfernung sah er Lindsey mit einigen anderen Männern zusammenstehen, war aber viel zu erschöpft, um zu ihnen hinüber zu gehen. Alles, was er noch wollte, war etwas essen und dann schlafen. Am besten die nächsten drei Tage lang. Aber an Schlafen war noch lange nicht zudenken. Er war zur ersten Wache eingeteilt. Das hieß, er musste die nächsten zwei Stunden wach bleiben, hellwach. Riley wusste, was demjenigen drohte, der während der Wache einschlief: Die sofortige Entlassung. Wer einschlief galt als nicht zuverlässig und hatte damit nichts bei einem Treck verloren. Seufzend füllte er seinen Becher noch einmal randvoll mit Kaffee. Den anderen Cowboy, der mit ihm die erste Wache hatte, kannte er kaum. Und sosehr es ihn auch sonst nervte, wenn jemand anders ständig redete, diesmal wünschte er sich geradezu einen besonders gesprächigen Partner. Leider wurden seine Wünsche nicht erhört. Der andere gab gerade seinen Namen, Dave, preis, bevor er in anhaltendes Schweigen verfiel. Rileys Versuche, ein Gespräch anzuknüpfen und dadurch die Zeit zu verkürzen, verliefen im Sande, bis er es aufgab und selber seinen Gedanken nachhing. Wie von selbst gingen diese Gedanken zu Lindsey. Ob es ein Wink des Himmels war, das sie sich hier wieder sahen? Eigentlich glaubte Riley nicht an irgendeine Art von Vorsehung, aber das konnte nicht nur Zufall sein, das sie ausgerechnet beide bei diesem Viehtreck als Cowboys anheuerten. Doch inzwischen forderte die harte und ungewohnte Arbeit ihren Tribut, immer wieder fielen ihm die Augen zu. Schließlich trank er den restlichen Kaffee aus und stand auf. „Soll ich dir auch was mitbringen?“, er zeigte auf seinen Becher. Die unverständliche Antwort interpretierte er dann als nein. „Bin gleich wieder da.“ Steif stand er auf, aber immerhin machte ihn die Bewegung wieder etwas wacher. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass sie immerhin schon mehr als die Hälfte ihrer Wache hinter sich hatten. Wenn sie Glück hatten und alles ruhig blieb, würde er noch ein paar Stunden Schlaf kriegen. Der Gedanke an Schlaf löste eine neue Welle der Müdigkeit aus. Riley gähnte derartig, dass er sich fast den Kiefer ausrenkte. Um nicht im Stehen einzuschlafen beschloss er, eine Runde ums Lager zu drehen. Der Vollmond sorgte für diffuse Helligkeit, aber es blieben noch genügend Schatten, in denen sich Hindernisse versteckten. Mehr als einmal fiel er beinahe über Wurzeln und Steine. Riley war ziemlich froh, als er wieder an seinem ursprünglichen Platz ankam. Dave saß noch genauso da, wie vorher. Wenn er sich inzwischen bewegt hatte, konnte Riley das nicht feststellen. Und er war auch noch immer so wortkarg wie vorher. In einem Anfall von Sarkasmus dachte Riley, wenn Dave inzwischen gestorben wäre, würden sie das auch erst bei der Wachablösung bemerken. Über den ursprünglich sternenklaren Himmel zogen währenddessen vereinzelte Wolken, die den Mond verdeckten. Wieder gähnte Riley und wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich schlafen zu können, egal wo. Er merkte, wie sein Kopf nach vorne sank, der Griff um den Kaffeebecher lockerte sich und… „Hey, nicht einschlafen! Ich kann dich nicht bis zu deinem Schlafsack tragen!“ Riley riss ruckartig die Augen auf. Vor ihm stand Lindsey und zwinkerte ihm vertraulich zu. „Alles okay?“ „Alles ruhig, ich geh schlafen“, brummte Dave, bevor er sich erhob. Riley starrte ihn überrascht an. Soviel hatte Dave während der letzten zwei Stunden nicht gesprochen. Immer noch ungläubig sah er hinter ihm her, bevor er sich zu Lindsey umdrehte, der sich neben ihn setzte. „Müssen nicht immer zwei Leute…?“ Lindsey nickte. „John kommt gleich. Er will noch was besorgen, damit der Kaffee nicht so langweilig schmeckt.“ Riley zog fragend die Augenbrauen hoch. „Whisky“, grinste Lindsey, bevor er Riley mit dem Zeigefinger auf die Nase tippte. „Hast du mich vermisst?“ Riley war erst einmal sprachlos, dann stand er entschlossen auf. „Ich gehe dann auch schlafen, di Nacht wird kurz genug.“ Lindsey lachte leise. „Ich hätte gerne die Wache mit dir gehabt. In netter Gesellschaft vergeht die Zeit schneller. Aber vielleicht klappt es beim nächsten Mal.“ Auf dem Weg zu seinem Zelt fragte sich Riley, warum ihn Lindseys Bemerkungen immer so aus der Fassung brachten. Schließlich war doch nichts dabei, wenn er gerne die Wache mit ihm gehabt hätte, kurz zuvor hatte er genau dasselbe gedacht. Und dennoch fragte er sich, ob Lindsey dabei die gleichen Hintergedanken hatte wie er. Immer noch darüber grübelnd schlief er schließlich ein, bevor er viel zu früh wieder geweckt wurde.
Am Ende der ersten Woche hatte er sich so weit an den Ablauf gewöhnt, das er ihm völlig normal vorkam. Jetzt freute er sich auf den Abend. Wenn alles glatt ging würden sie die erste Stadt auf ihrer Route erreichen und dort für zwei oder drei Tage bleiben. Ein Teil der Herde sollte dort verkauft werden, bevor es weiter Richtung Texas ging. Und Riley freute sich auch drauf, mal wieder einige Nächte in einem richtigen Bett zu verbringen, in einem Zimmer, dessen Wände nicht aus Zeltplanen bestanden und wo die Nachtruhe nicht durch zweistündige Wachen unterbrochen wurde. Doch es gab einen Wehrmutstropfen, wie er später erfuhr. Er musste sich das Zimmer mit jemand teilen, da das Hotel, das einzige im Ort, weitgehend ausgebucht war. Riley knirschte zwar zuerst mit den Zähnen, dann fand er sich mit der Situation ab. Solange er sich seinen Bettnachbarn aussuchen konnte… Wenig später wurde ihm auch diese Hoffnung genommen. Alle Leute, mit denen er sich das Zimmer geteilt hätte, hatten bereits andere Partner. Während er seine Sachen ins Zimmer brachte nahm er sich fest vor, beim nächsten mal schneller zu sein. So musste er wahrscheinlich die nächsten Tage, und Nächte, mit jemand verbringen, den er auf den Tod nicht leiden konnte. „Überraschung!“ Riley erstarrte in der offenen Tür. Lindsey saß halb liegend auf dem Bett und grinste ihn zufrieden an. „DU?“ Lindsey nickte nur und richtete sich auf. „Bist du mit dem Bett einverstanden oder willst du lieber das hier?“ Riley warf seine Sachen wortlos auf das freie Bett, bevor er ins Bad ging, um sich Hände und Gesicht zu waschen. Lindsey folgte ihm wie selbstverständlich und lehnte an Türrahmen. „Kommst du auch mit, wenn ich aufs Klo gehe?“, fragte Riley knurrig. Lindsey grinste. „Kommt drauf an, was du da willst.“ Riley drehte sich brüsk um und schubste ihn zur Seite. „Ich gehe was trinken. Und du musst mich nicht begleiten.“ Lindsey Lachen folgte ihm. „Mal sehen, vielleicht komme ich später dazu. Damit dich jemand nachhause bringen kann.“
Der Raum war mit einer Art Alkoholgeschwängertem Nebel gefüllt. Riley dachte, wenn jemand eine offene Flamme an das Gemisch hielt, würde er sich mit einem lauten Knall entzünden. Wieder nahm er einen Schluck von seinem Bier. Wenn er den Kopf zu schnell drehte merkte er schon, dass er einiges getrunken hatte, aber er war nicht betrunken, noch lange nicht. Eine leichte Berührung an seinem Bein lenkte ihn ab. „Rutsch mal ein Stück.“ Er sah in Lindseys grinsendes Gesicht. „Nein, lass’ mich hier raus, ich wollte sowieso gerade gehen.“ Er versuchte, Lindsey zur Seite zu drängen. „Ach was, wo willst du denn sonst hin? Ins Bett?“ Lindsey grinste anzüglich. Er wies auf Rileys Bier und hob zwei Finger. Wenig später stand vor ihnen beiden ein volles Glas. Wenn er ihn schon nicht loswurde, konnte er ihn zumindest ignorieren. Riley betrachtete das Bier als Ausgleich dafür, dass er dableiben musste und rutschte etwas zur Seite, um ein bisschen Abstand zwischen sich und Lindsey zu bringen. Im Laufe der nächsten Stunden verringerte Lindsey den Abstand dann wieder, aber inzwischen war es Riley egal. Dem Bier waren noch einige gefolgt, und auch der eine oder andere Whisky. Die Anstrengungen der vergangenen Woche verschwanden und wurden bereits durch eine Art schwärmerische Erinnerung verklärt. Riley war blau wie ein Veilchen. Als ihn Lindsey endlich in ihr gemeinsames Zimmer brachte, erinnerte er sich nicht mehr an Lindsey Bemerkung vom späten Nachmittag, das ihn schließlich jemand nachhause bringen müsste. Er klammerte sich an Lindsey fest, als der ihn keuchend auf sein Bett fallen ließ. „Du… du willscht doch nischt schon gehen…?“ Lindsey sah ihn prüfend an, dann setzte er sich neben ihn. „Nicht, wenn du willst, das ich bleibe.“ Riley grinste dümmlich und legte ihm den Arm um die Schultern. „Du bischt mein bester Freund“, lallte er und versuchte, Lindsey zu küssen. Lindsey drehte im letzten Moment den Kopf weg. „Nein, nicht so mein Freund“, flüsterte er. „Du sollst es wirklich wollen.“ „Was woll’n?“, erkundigte sich Riley interessiert. Lindsey lächelte nur. „Darüber reden wir später mal. Jetzt schlaf erst mal, du bist ja völlig hinüber.“ Und trotzdem blieb er dort sitzen, selbst als Riley schon lange eingeschlafen war und betrachtete ihn sehnsüchtig. „Warum kannst du es nicht zugeben? Du willst es doch auch, genauso wie ich.“ Endlich stand er auf, nachdem er Riley noch einen vorsichtigen Kuss auf die Schläfe gehaucht hatte, und ging in sein eigenes Bett. Aber auch von dort betrachtete er ihn noch lange in der Dunkelheit.
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____________________ Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
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