Cimmeria
blutjunger Vampir
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Erstellt: 04.08.05, 22:10 Betreff: Re: Urlaubsfreuden |
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Teil 2
Nachdem Angel seine selbst gewählte Frist zweimal verlängert hatte, musste er zugeben, dass es sicher etwas lächerlich wirkte, wenn er noch eine weitere Stunde an seinem Auto lehnte. Missmutig ging er zurück. Der Pub hatte sich inzwischen mit einer Art Nebelschwaden gefüllt. Angel konnte sich vorstellen, dass es Spike dort ausnehmend gut gefiel. Nachdem er es geschafft hatte, sich zu orientieren, ging er in die Richtung, in der er den Tresen – und Spike – vermutete. „Na ausgeschlafen?“ Spikes Stimme klang so fröhlich, dass Angels Laune noch etwas schlechter wurde. Wie es aussah hatte ihn sein Childe nicht im Geringsten vermisst. Und Angel fragte sich, nicht zum ersten Mal, warum er so an dieser Nervensäge hing. Spike fuchtelte vergnügt mit einer Zigarette rum und die leeren Gläser vor ihm zeugten davon, dass er zwischenzeitlich von Bier auf hochprozentigeres umgestiegen war. „Was machst du noch hier? Wir wollten doch schon vor längerer Zeit gehen.“ Angel versuchte sich seinen Ärger nicht anmerken zu lassen. Spike grinste nur und pustete Angel den Rauch ins Gesicht. „DU wolltest gehen, ich nicht. Mir gefällt’s hier. Soviel nette Leute, die interessante Geschichten erzählen.“ Der Barkeeper kam und stellte unaufgefordert ein Glas vor Spike hin. Angel roch Whisky. „Erzähl ihm von dem Gespenst!“, forderte Spike. „Gespenst?“ Angel runzelte die Stirn. „Na ja, ist so ' ne Geschichte, die man sich erzählt.“ Der Barkeeper wischte mit einem Lappen über den Tresen und sah Angel erwartungsvoll an. „Äh, für mich ein... Bier“, bestellte Angel ergeben. Er sah Spike grimmig an, der angefangen hatte, ein Kartenhaus aus Bierdeckeln zu bauen. Als er stolz sein Werk betrachtete, griff Angel nach einem Bierdeckel ziemlich in der Mitte und zog ihn heraus. Das ganze Bauwerk fiel in sich zusammen. „Hey, du hast es kaputt gemacht“, schmollte Spike. Angel grinste. „Es waren keine Bierdeckel mehr da, du hast alle verbraucht.“ Spike tat ihm nicht leid! „Aber wenn du willst, gehen wir nach Hause und machen was viel schöneres.“ Angel nahm an, dass Spike diesem Angebot nicht widerstehen konnte, zumal er ihm dabei tief in die Augen sah. „Hm, was denn?“, erkundigte sich Spike neugierig. Angel bemühte sich, nicht zu selbstgefällig zu wirken. Aber er wusste, dass sein Puppy-Blick immer wirkte. Unauffällig legte er eine Hand auf Spikes Bein und schob sie langsam aufwärts. „Das wirst du schon sehen“, antwortete er geheimnisvoll und fuhr sich mit der Zunge kurz über die Lippen. „Hm...“, Spike überlegte immer noch, als der Barkeeper das Bier vor Angel hinstellte. Angel sah ihn nur kurz an, dann wandte er sich wieder Spike zu. „Ich bezahle und dann verschwinden wir, okay?“ „Hmmm, nein.“ Spike kippte seinen Whisky und bestellte neuen. „Nein?“, fragte Angel erschüttert. „Nein“, wiederholte Spike, „erst, wenn du die Geschichte von dem Gespenst kennst!“ Er sah den Barkeeper an. „Erzähl ihm von dem Gespenst!“ „Was interessiert mich so ein verdammtes Gespenst!“ Angel war einem Nervenzusammenbruch nahe. Der Barkeeper sah nervös zwischen den beiden Vampiren hin und her. „Es ist nur eine Geschichte, die man sich hier in der Gegend erzählt. Es gibt da diese Burg, die heute ein Hotel ist...“ „Ich weiß, wir wohnen da“, unterbrach ihn Angel griesgrämig. Äh, ja, also, vor einigen hundert Jahren soll sich ein Ritter wegen verschmähter Liebe vom Burgfried gestürzt haben. Und seitdem findet er keine Ruhe und geht dort um.“ Der Barkeeper wischte wieder über den Tresen. „ Sagt man jedenfalls“, fügte er hastig hinzu. Spike sah Angel todtraurig an. „Es ist eine ganz furchtbare Geschichte, das arme Gespenst ist tot!“, schluchzte er. „Du auch!“, entgegnete Angel ungerührt. Falls er vorher noch irgendwelche Zweifel gehabt hatte, jetzt war er sicher, das Spike zuviel getrunken hatte. Er wurde dann immer sentimental. „Ja, aber er... es... ist ganz tot. Er... es... hat niemand mehr!“ Spike legte den Kopf auf die Arme und schluchzte lauter. Angel streichelte ihn beruhigend, auch wenn er sich dabei furchtbar lächerlich vorkam. „Schon gut, hör auf, zu weinen“, bat er. Spike sah ihn an. „Niemand, der das arme Gespenst lieb hat.“ Die Tränen liefen immer noch über sein Gesicht, bis Angel sie mit einer Serviette wegwischte. Spike drehte den Kopf weg. „Gehen wir endlich?“, fragte er dann ungeduldig. „Gehen? Wohin?“, fragte Angel erstaunt zurück. „Nach Hause, natürlich! Willst du etwa ewig hier rumsitzen?“ Spike rutschte von seinem Barhocker und zupfte Angel am Ärmel. „Warte, ich muss erst bezahlen!“ Angel gab dem Barkeeper ein Zeichen. Dabei versuchte er, Spike im Auge zu behalten, damit der nicht irgendwelchen Unfug anstellte. Aber der stand nur wartend da. „Okay, gehen wir. Aber wir fahren noch nicht zurück nach L.A., ich will und ich werde Urlaub machen!“, stellte Angel auf dem Weg zum Auto klar. Spike nickte heftig. „Natürlich müssen wir hier bleiben! Das Gespenst braucht uns doch!“ „Äh, wie denn?“, fragte Angel verwirrt, während er das Auto aufschloss. Spike rutschte auf die Beifahrerseite. „Das arme Gespenst ist ganz alleine. Wir müssen es trösten!“ „Erst mal müssen wir dich nüchtern kriegen“, murmelte Angel, aber er hatte nichts dagegen, dass Spike den Kopf gegen seine Schulter legte. Obwohl es schwierig war, legte er ihm den Arm um die Schultern. Er hauchte ihm einen Kuss auf die Haare, bevor er endlich losfuhr und registrierte zufrieden, dass Spike leise schnurrte. Angel lächelte. So mochte er sein nerviges Childe.
„Angel! Angel? Bist du wach?“ Angel knurrte drohend, als Spikes Finger an seinem Auge herumfummelten. „Lass mein Auge in Ruhe!“ „Ich wollte nur sehen, ob du wach bist“, verteidigte Spike sich. „Indem du an meinem Augenlid rumfummelst?“ Angel machte endlich beide Augen auf und sah sein Childe so böse an, wie er konnte. Spike strahlte ihn an und legte sich auf ihn, um ihn lange zu küssen. „Du bist wach!“ „Bin ich nicht!“ Angel schloss die Augen wieder und hoffte, weiterschlafen zu können. „Sind Gespenster nur nachts wach?“ „Hm? Gespenster? Wovon redest du?“, grummelte Angel. „Das Gespenst! Du weißt doch, das einsame Gespenst. Schlafen sie tagsüber?“ Angel seufzte. „William? Leg dich wieder hin. Ich weiß nicht, wann Gespenster schlafen. Oder ob sie überhaupt schlafen. Aber ich weiß, das ICH JETZT SCHLAFEN WILL!“ „Angel? Du bist eklig! Ich geh jetzt nachsehen, wie es dem Gespenst geht!“ Angel hörte noch, wie Spike im Zimmer rumorte und beim Anziehen soviel Krach machte, wie nur irgend möglich. Dann knallte er die Zimmertür hinter sich zu – und endlich herrschte himmlische Ruhe. Angel seufzte kurz, bevor er sich in die Decke wickelte, um noch einige Zeit ungestört zu schlafen. Zwei Stunden später wachte er erholt auf. Seine Hand strich über das Laken, jetzt fehlte bloß noch ein anschmiegsamer Körper neben seinem. Eigentlich hätte ihn die ungewöhnlich Ruhe stutzig machen müssen, aber Angel war viel zu entspannt, um darauf zu achten. Und eigentlich vermisste er auch nichts – und niemand. Im Gegenteil, er fragte sich, ob er nicht ohne Spike besser dran war. Einen Liebhaber würde er immer finden. Er sah gut aus und die Tatsache, dass er ein Vampir war, erhöhte seinen Marktwert noch. Er brauchte diesen nervigen, hippeligen, extrem blonden Vampir doch gar nicht! Angel verschränkte die Arme hinter dem Kopf und überlegte weiter. Wenn er sich von Spike trennte bedeutete das, niemand, der ihn aus dem Tiefschlaf weckte, nur um irgendeine dämliche Frage zu stellen, niemand, der völlig unpassend gekleidet war oder sich über die Wahl des Urlaubsziels beschwerte. Geschweige denn, seltsamste Essensgewohnheiten hatte! Angel lächelte zufrieden. Eigentlich liebte er diesen verrückten Vampir ja, aber Spike brauchte eine deutliche Erinnerung daran, wer von ihnen der Sire war. Und wenn er sich nicht um ihn kümmerte, würde Spike sicher schnell einsehen, was er an ihm hatte. Sehr zufrieden mit sich selbst, beschloss Angel, den Tag in angenehmer Spike-Abwesenheit zu verbringen.
„Nett hier. Und so ruhig.“ Angel sah sich in dem Turmzimmer um. Im Raum verteilt standen bequeme Ledersessel und kleine Tische, gerade groß genug, ein Glas schottischen Whisky und ein Buch aufzunehmen. Das Feuer im offenen Kamin erwärmte den Raum. Kurz blitzte in Angel der Gedanke auf, wie es wäre, sich vor dem flackernden Feuer zu lieben. Dann dachte er an Spikes Kommentare und der Gedanke verschwand so schnell wie er gekommen war. Angel setzte sich nahe ans Feuer und streckte die Beine aus. Er schlug sein Buch auf und legte das Lesezeichen sorgsam auf den Tisch. Ein kleiner Schluck Whisky und er würde sich in aller Ruhe seinem Buch widmen. Ein dröhnendes Pfeifen ertönte. Vor Schreck ließ Angel sein Glas fallen, als er sich instinktiv die Ohren zuhielt. Langsam und vorsichtig nahm er die Hände dann wieder weg, bereit, sie sofort wieder auf die Ohren zu pressen, falls dieses entsetzliche Geräusch anhielt. Aber es war wieder ruhig. Missmutig betrachte er die nassen Flecken auf seiner Hose und das zerbrochene Glas. Auf den Whisky musste er nun verzichten. Aber immerhin blieb ihm sein Buch. Trotzdem fragte er sich, was um alles in der Welt diesen furchtbaren Ton erzeugt hatte. Die Ruhe hielt nicht lange an. Wieder ein lautes, vielleicht noch unangenehmeres Pfeifen, das in seine Ohren dröhnte. Und diesmal blieb es nicht bei einem Ton. Angel verzog schmerzlich das Gesicht, als er erkannte, dass sich anscheinend jemand als Dudelsackspieler versuchte. Und dabei eine geradezu penetrante Geduld – und Unfähigkeit - bewies. Genervt schlug er sein Buch zu, ohne vorher sein Lesezeichen zwischen die Seiten zu legen. Aus dem ruhigen Tag im Turmzimmer wurde wohl nichts. Mit leichter Wehmut dachte er daran, wie Angelus auf eine solche Störung reagiert hätte: Er würde dem „Musikliebhaber“ ohne Umschweife den Kopf abreißen und die Sache damit schnell und eindeutig beenden. Aber er war ja nicht mehr Angelus! Seufzend beschloss Angel, sich zivilisiert zu verhalten. Immerhin, tröstete er sich, war Spike weit und breit nicht zu sehen und konnte ihm nicht zusätzlich noch auf die Nerven gehen. Erneut vertiefte er sich in sein Buch, oder versuchte es wenigstens. Nachdem er mehrere Minuten auf die immer gleiche Seite gestarrt hatte, legte er das Buch seufzend zur Seite. Wieder sah er in das flackernde Feuer. Das war etwas, das sie beide gemein hatten, die Vorliebe für Kaminfeuer. Spike konnte stundenlang in die Flammen starren. Und seltsamerweise war er dann völlig ruhig. Als ob das Lodern des Feuers ihm seine innere Unruhe nahm. Angel fragte sich, ob er tatsächlich schon nach so kurzer Zeit Spike-Entzugserscheinungen bekam, aber er fehlte ihm wirklich. Selbst sein ständiges Gerede. Er schüttelte diese Gedanken ab. Ganz sicher würde er nicht angekrochen kommen und um Spikes Liebe betteln. Spike war gegangen, jetzt sollte er sehen, wie er alleine zurechtkam. Trotzdem hätte er gerne gewusst, was sein Childe gerade tat. Eine weitere halbe Stunde später hielt er es nicht mehr aus. Unter dem Vorwand sich selbst gegenüber, ein neues Glas Whisky zu holen, verließ er das Turmzimmer.
Zu seiner unsagbaren Überraschung entdeckte er Spike schließlich dort, wo er ihn am wenigsten vermutet hätte: In der Bibliothek. Spike sah nicht mal auf, als er den Raum betrat. Erst als Angel die Hand auf die Seiten legte, bequemte sich sein Childe, ihn zu bemerken. Er schob Angels Hand weg, dann sah er ihn an. „Ist was?“ Angel brauchte einen Moment, sich von seiner Sprachlosigkeit zu erholen. „Was machst du da?“ „Lesen!“ „Das sehe ich!“, knurrte Angel, der sich verarscht vorkam. Spike blätterte die Seite um, bevor er wieder aufsah. „Warum fragst du dann?“ Als keine Antwort kam, es hatte Angel erneut die Sprache verschlagen, las er weiter. „Verdammt, was soll das?“ Angel schrie fast. Spike zog fragend eine Augenbraue hoch. „Du liest doch sonst nicht! Du hasst Bücher! Was soll diese Show?“ Spike Augenbraue ging noch eine Winzigkeit höher. Er legte ein Lesezeichen, das Angel bisher nicht bemerkt hatte, ins Buch und schlug es zu. „Nur zu deiner Information, ich kann lesen!“ Angel wischte den Einwand mit einer Handbewegung zur Seite. „Ich habe Gedichte verfasst. Und wenn mich Dru nicht getötet hätte, wäre aus mir eine bekannter Dichter geworden!“ Spike war aufgestanden und sah seinen Sire herausfordernd an. Angel lachte verächtlich. „Bekannt warst du schon. Bloody William! Niemand war so schlecht wie du!“ Er hob das Buch auf, um den Titel lesen zu können. Dann sah er sich die anderen Bücher an, die noch auf dem Tisch lagen. „Seit wann interessierst du dich für Geschichte. Und noch dazu für die Vergangenheit dieser Burg? Ich dachte, in deinen Augen ist das nun ein altes, langweiliges Gemäuer…“, Angel stutzte. „Moment mal, nicht wegen dem Gespenst, oder?“ Spike gab keine Antwort. „Ich rede mit dir!“ Endlich sah Spike auf. „Ich aber nicht mit dir!“, war seine knappe Reaktion. Angel war außer sich. Er entriss Spike das Buch und zerfetzte es. „Was sagst du jetzt?“ „Hm, das du das Buch bezahlen musst? Ein Glück, das es keine Erstausgabe war!“ Angel warf die Teile des Buchs zurück auf den Tisch. „Du kannst ruhig nachhause fahren, aber ich bleibe. Ich will und ich werde Urlaub machen!“ Er verließ die Bibliothek und knallte die Tür hinter sich zu. „Ach, mir gefällt es hier wirklich gut“, rief Spike hinter ihm her, aber Angel hörte es nicht mehr. Gelassen nahm sich Spike ein neues Buch aus dem Regal.
Angel sah sich zufrieden im Zimmer um. Er hatte etliche Kerzen entzündet und eine Karaffe mit Blut sowie zwei Weingläser bereitgestellt. Auf dem Bett türmten sich Kissen, fehlte nur noch eins: Spike. Aber der würde nicht mehr lange auf sich warten lassen, das war sich Angel sicher. Mochte sein Childe auch noch so sauer auf ihn sein, irgendwann kam er immer wieder an, weil er Sex wollte. Und er, Angel, würde ihm natürlich großzügig verzeihen. Aber erst, wenn Spike ihn wirklich zufrieden gestellt hatte. Voller Vorfreude streichelte er sich schon mal etwas selber. Und natürlich, um sich die Wartezeit zu verkürzen. Immer wieder wanderte sein Blick zur Uhr. Spike war wirklich überfällig. Eine weitere Stunde später stieg in Angel langsam Ärger hoch. Was dachte sich Spike eigentlich, ihn solange warten zu lassen. Zwei weitere Stunden später knirschte er mit den Zähnen. Die Karaffe mit Blut war bereits halb leer und seine anfängliche Lust wich Wut. Dafür würde sich Spike ganz schön anstrengen müssen, ihn zu besänftigen. Etliche weitere Stunden vergingen, bis Angel endgültig genug hatte. Wütend warf er die Karaffe an die Wand bevor er aufstand und die Tür verriegelte. Sollte Spike sehen, wo er die Nacht verbrachte, jedenfalls nicht in diesem Zimmer und nicht in diesem Bett! Vor sich hin knurrend löschte er die Kerzen und zog sich die Decke über den Kopf. Natürlich würde er es hören, wenn sein Childe flehentlich gegen die Tür hämmerte, aber er würde sich nur umdrehen und weiterschlafen. Das war sein Urlaub und den würde er genießen, mit oder ohne Spike!
Gegen Morgen wurden seine rasenden Kopfschmerzen dann unerträglich. Und Angel musste wohl oder übel einsehen, dass Spike nicht das geringste Interesse daran hatte, ins Zimmer zu gelangen. Missmutig betrachtete er den Fleck an der Wand, den das Blut hinterlassen hatte. „Alles deine Schuld, William!“, murrte er. „Wie immer!“ Spike war Schuld an seiner gestörten Ruhe, daran, das er die Karaffe mit Blut an die Wand geworfen hatte, an seinen Kopfschmerzen und noch an ungefähr hundert weiteren Dingen, die er nicht im Einzelnen aufzählen wollte. Und trotzdem vermisste er ihn ganz fürchterlich. Seufzend zog er sich an. Sein knurrender Magen verlange sein Recht. Und vielleicht traf er beim Frühstück ja auf Spike. Der Gedanke an sein zweifellos übernächtigtes Childe, das gar nicht erwarten konnte, endlich ins Bett zu kommen, verbesserte seine Laune schlagartig. Er würde Spike ins Bett lassen, schließlich war er kein grausamer Sire, aber Schlafen… - das würde warten müssen. Doch wie er Spike kannte, würde der gerne noch etwas warten. Wenn er die Wartezeit mit Sex rumbringen konnte…
Wieder besser gelaunt sah er sich im Frühstücksraum um, aber er war alleine. Das heißt, nicht ganz alleine, nur alleine ohne Spike. Dafür waren die beiden älteren Damen da. Angel lächelte sie freundlich an, während er sein Gedächtnis nach ihren Namen durchwühlte. „Guten Morgen.“ „Oh, guten Morgen. Wir haben Sie schon vermisst“, zwitscherte die eine, Angel wusste nicht mehr, welche es war, dafür fielen ihm die Namen wieder ein: Maggi und Elisabeth. Und sie waren Schwestern. „Ihr Freund hat schon gefrühstückt“, fügte die andere hinzu. Angel, der sich gerade ein Glas Blut eingoss, erstarrte. „Mein Freund?“, fragte er zurück und dachte, das einen zweihundertfünfzig Jahre nicht unbedingt mit Schlagfertigkeit in allen Lebenslagen ausstattete. „Ja, wie heißt er gleich noch mal? William?“ „Er heißt Spike, das hat er selber gesagt. Hör doch einmal zu, Beth!“, wurde sie von ihrer Schwester gerügt. Zumindest wusste Angel jetzt wieder, wer wer war. Er trank einen Schluck Blut bevor er antwortete. „William… äh, Spike steht gerne früh auf. Hat er gesagt, was er… jetzt vorhat?“ Er versuchte, dabei so gleichgültig wie möglich zu wirken, als ob er genau wüsste, was Spike vorhatte und es nur noch mal bestätigt bekommen wollte. Maggie kaute nachdenklich an ihrer Lippe. „Ich glaube, er wollte sich noch mehr Informationen über das Gespenst besorgen. Wussten Sie, das es hier einen Geist geben soll?“ Angel nickte vage. „Also, das ist wirklich spannend“, fuhr Elisabeth fort. „Ihr Freund hat uns soviel darüber erzählt. Was er alles darüber weiß! Er ist wirklich besser informiert als jeder Reiseführer!“ Angel knirschte insgeheim mit den Zähnen. „Stimmt es, dass Sie deswegen hier sind? Wegen dem Gespenst?“ Angel stellte sein Glas so hart ab, das es klirrte. „Eigentlich wollten wir nur Urlaub machen! Ich glaube, ich gehe ihn mal suchen!“ Er verabschiedete sich hastig und schwor sich, Spike für den Rest dieses Urlaubs im tiefsten Verlies anzuketten, damit viel Distanz zwischen diesem redefreudigen Vampir und allen anderen Hotelgästen bestand. …
____________________ Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
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