Melanies FanficForum

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Cimmeria
blutjunger Vampir


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New PostErstellt: 18.11.07, 01:14     Betreff: Re: Halloween: Märchenwelt Antwort mit Zitat  

„Wie weit ist es noch?“, fragte Xander leidend, „mir tun die Füße weh und ich hab Blasen.“
Giles sparte sich eine Antwort. Dasselbe hatte Xander schon vor fünf Minuten gesagt, und auch fünf Minuten davor.
Spike war da nicht so zurückhaltend. „Auf dem Hinweg hast du dich über die Kutsche beschwert, also halt jetzt die Klappe.“ Er grinste boshaft. „Oder wird dir vom Laufen auch schlecht?“
„Nur, wenn ich dich dabei ansehe!“, schoss Xander zurück.
Giles, der vorausging, hatte die Vision, wie beide mit gebrochenem Genick am Straßenrand lagen und himmlische Ruhe herrschte.
Entsetzt verdrängte er den Gedanken. Trotzdem hätte er sich gerne die Finger in die Ohren gesteckt, um das ewige Gestreite nicht zu hören.
Während sein Blick über die kahlen Felder rechts und links der staubigen Straße glitt, fragte er sich, warum manche Dinge in Märchen so ausführlich beschrieben war und andere fast überhaupt nicht.
Auch war es viel zu hell für die geschätzte Tageszeit, die irgendwo zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang liegen musste. Trotzdem war in dem diffusen Grau das sie umgab, alles deutlich zu erkennen.
Genauso wie die graubraunen Mauern, die in einiger Entfernung vor ihnen aufragten.
Giles blinzelte. Eben waren sie noch nicht da gewesen, jetzt erkannte er, dass es sich nicht nur um Mauern, sondern um ein Haus handelte. Wie es aussah, hatten sie ihr Ziel erreicht.

Xander ließ sich erschöpft auf eine Bank fallen. „Ich gehe keinen Schritt weiter“, verkündete er.
„Sehr gut, dann bist du wenigstens nicht im Wege.“
Spike warte nicht ab, ob Xander eine Antwort einfiel.
„Ihr wartet hier und ich hole unser Prinzesschen!“
Giles nickte nur müde. Langsam glaubt er nicht mehr daran, dass sie sich aus dem Märchenland befreien konnten. Wahrscheinlich würden sie für alle Zeit darin gefangen sein und von einem Märchen ins nächste stolpern.
Aber als Willow genau diese Befürchtung laut aussprach zwang er sich zu einem beruhigenden Lächeln.
„Keine Angst, auch eine Halloweennacht dauert nicht ewig“, sagte er mit gespielter Zuversicht.
Dann kreischte jemand in höchster Angst.
Gleich darauf hörten sie Spikes wütende Stimme. „Hör auf damit, Jägerin! Verdammt, ich sagte, lass das!“
Einen Moment war Stille, dann schrie Spike auf. „Nein, nicht dahin, wenn du schon treten musst, bitte nicht dahin, das tut ganz gemein weh. Miststück!“
Ein lautes Jaulen folgte und Xander grinste verklärt. „Das ist unsere Buffy. Jede Wette, dass sie Blondie gerade in die Eier getreten hat? Ah wie schön, das ich das noch erlebe!“
Giles fand die Vorstellung offenbar wesentlich weniger angenehm. Und auch Willow verzog mitfühlend das Gesicht.

Endlich erschien Spike wieder, mit einer tobenden und wild um sich schlagende Buffy, die er wie einen Sack über die Schulter geworfen hatte.
Ihre Fäuste trommelten auf seinen Rücken und ihr Füße gegen seine Vorderseite.
Spike hielt seine Hand zum Schutz über sein bestes Stück, aber so trafen ihre Füße seinen Handrücken und seine Oberschenkel.
„Das bekommst du wieder“, grollte er, „jeden blauen Fleck werde ich dir heimzahlen, das verspreche ich!“
Er ließ sie Giles vor die Füße fallen, was dazu führte, das sie nur noch lauter schrie.
„Verdammt, sei endlich ruhig!“
Spike presste ihr die Hand auf den Mund – und riss sie gleich wieder weg.
„Jetzt hat sie mich auch noch gebissen!“
Er sah Giles grimmig an. „Warum muss ich mir das antun?“
„Weil du der einzige bist, der gegen ihre Jägerinnenkräfte ankommt.“
Spike grinste ironisch. „Soll das etwa heißen, ihr braucht mich?“
Giles nickte widerwillig.
„Okay, ich halte Cindy fest und Sie ziehen ihr den Schuh an“, bot ihm Spike zufrieden an.
Mit vereinten Kräften gelang es ihnen schließlich, Buffy den verlorenen Schuh anzuziehen.

Kaum saß der Schuh an ihrem Fuß, verblasste er, genauso wie ihr graues geflicktes Kleid und darunter schimmerten Jeans und T-Shirt durch.
Giles atmet erleichtert auf, als die Welt um sie herum die Zweidimensionalität gemalter Kulissenwände annahmen, und schließlich zerbröselte.
Für einen Moment standen sie in einer grauen, völlig leeren Umgebung, dann wurde es tiefschwarz um sie herum.

Das erste, was sie sahen, als es wieder hell wurde, war ein riesiges Kürbisfeld, wobei jeder Kürbis ein geschnitztes Gesicht aufwies.
Zwischen ihnen steckten Schilder mit der Aufschrift: „Freiheit für die Kürbisse!“
Und genau in der Mitte stand eine Vogelscheuche, der das Stroh aus Ärmeln und Hosenbeinen quoll und die einen Kürbis als Kopf trug.
„Ich fürchte, wir sind in der Kürbishölle gelandet“, war der einzige Kommentar, den Giles dazu gab.
Er kniff die Augen zusammen und betrachtete die Strohpuppe, auf deren ausgebreiteten Armen jetzt zwei Krähen saßen.
Einen Moment später flogen sie auf, als die Vogelscheuche heftig mit den Armen ruderte.
Willow stieß einen erschreckten Laut aus.
„Oh Gott, ich glaube, das ist…“
„Xander“, vollendete Giles den Satz tonlos.

Unterdrücktes Kichern durchbrach das entsetzte Schweigen, das sich schnell zu lautem Lachen steigerte.
„Das ist doch genau die richtige Beschäftigung für ihn“, prustete Spike. „Ein Hohlkopf war er ja schon immer.“
Buffy stieß ihm mahnend den Ellenbogen in die Rippen.
„Das ist nicht lustig!“
„Für mich schon.“ Nur unter Schwierigkeiten gelang es ihm, sich wieder zu beruhigen.
„Wir müssen ihn da runter holen.“
Willow bahnte sich bereits einen Weg durch das Kürbisfeld, wobei die Kürbisköpfe schimpften und sich bitter beschwerten, wenn sie getreten wurden, was bei der Enge unvermeidlich war.
Dann stand sie ratlos vor dem Gerüst, das die Vogelscheuche hielt.
„Wie müssen das Ding, an dem er hängt, umkippen“, sagte Buffy, die inzwischen neben ihr stand.
Die Kürbisköpfe am Boden fingen wieder lautstark an, zu zetern.
Gemeinsam mit Spike schaffte sie es schließlich. Das Gerüst lockert sich und kippte schließlich um. Xander landete im Feld und loses Stroh flog durch die Gegend.

Benommen setzte er sich auf und betastete seinen Kopf.
„Ich habe rasende Kopfschmerzen. Hat jemand daran gedacht, Aspirin mitzunehmen?“, sagte er, wobei die Worte seltsam hallten. „Mein Kopf fühlt sich an wie eine Bowlingkugel.“
„Leider nicht“, meinte Willow bedauernd, während Spike grinste: „Eher wie ein Kürbis, würde ich sagen.“
„Was?“, fragte Xander, dann starrte er seine Hände an.
„Oh Gott, das kann doch nicht wahr sein“, keuchte er entsetzt. „Sag mir, dass das nicht wahr ist, Willow!“
„Na ja“, druckste sie herum, „du bist…“
„Eine Vogelscheuche“, sagte Giles gelassen. Er fand, das Xander es im Gegensatz zu ihm ganz gut getroffen hatte.
Niemand würde auf die Idee kommen, eine Vogelscheuche umbringen zu wollen. Bei einem Drachen war das ganz was anderes.
Leider sah Xander das entschieden anders.
Er sprang auf und rannte zu einer Pfütze, in der er sein Spiegelbild sehen konnte.
Dabei beugte er sich zu weit vor. Sein Kürbiskopf gehorchte den Gesetzen der Schwerkraft – und fiel in die Pfütze.

Spike lachte sich schlapp.
Noch mehr, als Xander seinen triefenden Kopf aufhob und dann ratlos dastand.
„Es sieht irgendwie gruselig aus, wie er seinen Kopf hält“, sagt Buffy schaudernd.
Willow nickte und sah angestrengt in eine andere Richtung.
Lediglich Giles unternahm etwas. Er nahm Xander den Kürbiskopf aus der Hand und steckte ihn wieder auf die Stange, die oben aus der Jacke herausragte.
Aber selbst er konnte ein Schaudern nicht ganz unterdrücken.
„So, das müsst jetzt halten“, bemerkte er schließlich.
Xander wackelte probehalber mit dem Kopf hin und her. „Hält wieder.“
Dann sah er Giles entsetzt an. „Wie haben Sie meinen Kopf wieder festgemacht?“
„Ich glaube, das willst du gar nicht wissen.“
Xander fragte nicht weiter, er hatte längst ein neues Problem. „Warum sehen meine Hände und“, er sah auf seine Füße, „meine Füße so komisch aus?“
„Weil das Stroh, das du vorher im Kopf hattest jetzt an anderen Stellen sitzt“, gab Spike boshaft zu Antwort. Er fasste nach Xanders „Hand“ und zupft daran. Einzelne Strohhalme lösten sich und Xander kreischte.
„Lass, das, ich löse mich auf!“

Willow stellte sich schützend vor Xander und funkelte den Vampir böse an. „Hör auf, Xander weh zu tun, er hat dir nichts getan. Was kann er dafür, das er zur Vogelscheuche geworden ist!“
„Er lebt, damit tut er seiner Umgebung genug an“, maulte Spike verdrießlich und holte sein Feuerzeug heraus. „Ob das Stroh brennt?“
Doch bevor er es testen konnte, schlug ihm Buffy das Feuerzeug aus der Hand.
„Lass den Quatsch. Wir wollen alle nach Hause, und alle heil und gesund. Und hör endlich auf, Xander anzumachen. Man könnte meinen, du stehst auf ihn. Was sich liebt, das neckt sich!“
Spike erstarrte.
Nur ein kurzes gelbes Flimmern seiner Augen zeigte seine grenzenlose Wut über Buffys Bemerkung. Dann hob er wortlos sein Feuerzeug auf und ging los. Einfach stur geradeaus, ohne sich umzusehen.

Giles sah ihm besorgt hinterher.
„War das wirklich klug?“, fragte er Buffy leise.
Sie zuckte nur die Schultern.
„Weiß nicht“, gab sie zu. „Aber seitdem wir hier sind provoziert er Xander, und umgekehrt.“
Sie lächelte lustlos. „Er will auch hier weg. Also wird er schon dafür sorgen, dass er nicht den Anschluss verliert. Er braucht uns genauso, wie wir ihn, oder?“ Sie sah Giles fragend an.
Jetzt zuckte er nur die Schultern. „Ich hoffe es.“
Er wandte sich Willow zu. „Hast du eine Ahnung, wo wir sind? Kürbisse und Vogelscheuchen sagen mir überhaupt nichts.“
„Mir auch nicht“, gab Willow zu, „aber mit Vogelsheuchen war irgendwas, ich komme nur nicht drauf.“
„Der Zauberer von Oz“, sagte Buffy plötzlich.
Alle sahen sie verdutzt an.
„Lesen ist nicht unbedingt deine Lieblingsbeschäftigung“, bemerkte Giles schließlich taktvoll. „Bist du dir wirklich sicher?“
„Doch, doch, die dumme Vogelscheuche“, Xanders Mundwinkel gingen nach unten, „es gab da noch mehr so komische Figuren.“
Sie krauste nachdenklich die Stirn. „So einen Kerl aus Metall und ein feiger Tiger? Nein, irgendeine andere große Katze. Na egal. Eine Vogelscheuche kam jedenfalls vor.“ Sie sah verwirrt auf Xanders Kopf und auf das Kürbisfeld. „Aber Kürbisse glaube ich nicht!“
„Genau“, rief Willow aufgeregt. „Der Zauberer von Oz! Die dumme Vogelscheuche entschuldige Xander der Blechmann und der feige Löwe. Das ich nicht gleich darauf gekommen bin!“
„Hm“, Giles putzte seine Brille. „Und was müssen wir tun, um dieses dämliche Märchen zu beenden?“
„Ganz einfach“, antwortete Buffy. „Wir gehen in die Smaragdstadt, finden den Zauberer und bitten ihn, uns zurück nach Sunnydale zu bringen!“
„Ganz einfach?“ Giles konnte einen ungläubigen Tonfall nicht unterdrücken. In dieser Welt gab es nichts, das ganz einfach war.

Spikes Laune war auf dem Tiefpunkt angelangt.
Soeben hatte er gemerkt, dass seine Zigaretten alle waren. Wütend hatte er das leere Päckchen zusammengeknüllt und weggeworfen. Nur mit Mühe widerstand er der Versuchung, trotzig mit dem Fuß aufzustampfen.
Dafür schwor er sich dem nächsten, der ihm dämlich kam, ohne Vorwarnung den Kopf abzureißen.
„Ich hätte sie damals bei unserem ersten Treffen töten sollen, dann wäre mir vieles erspart geblieben“, grummelte er. „Aber nein, gutmütiger Trottel, der ich bin, helfe ich ihr auch noch mit Angelus fertig zu werden.“ Er schüttelte zornig die Faust gegen Himmel. „Verdammt, nur ihretwegen habe ich wieder eine Seele! Hoffentlich sehe ich sie nie wieder. Sie und die ganze Gruppe von… Dummköpfen.“
Er ging wütend weiter und kickte Steinchen vor sich her.
„Warum habe ich mich nur jemals mit ihnen eingelassen? Ich könnte jetzt gemütlich in meiner Gruft sitzen und mir das Halloweenprogramm im Fernsehen ansehen. Und was mache ich stattdessen? Latsche hier im weiß-Gott-wo rum. Aber eins weiß ich, was immer die Jägerin je wieder von mir will, die Antwort ist nein!“

Giles war immer noch nicht überzeugt.
Aber mangels einer besseren Lösung war er bereit, in die geheimnisvolle Smaragdstadt zu gehen und den nicht minder geheimnisvollen Zauberer zu suchen.
Die Frage war nur, in welche Richtung sie gehen mussten.
„Die Straße entlang“, sagte Willow selbstbewusst und deutete in die Richtung, in der Spike verschwunden war.
„Und wenn es die andere Richtung ist?“, fragte Giles zweifelnd, aber Willow schüttelte nur entschieden den Kopf. „Es gibt keine andere Richtung. Die Straße fängt hier an, dahinter liegen nur Felder.“ Sie grinste spitzbübisch. „Alle Wege führen nach Rom. Oder in diesem Fall in die Smaragdstadt.“
Giles lächelte schmallippig. Und fragte sich, ob Willow schon immer so altklug gewesen war und es ihm nur nie aufgefallen war. Er trauerte den alten Zeiten nach, als sie noch voller Bewunderung seinen Worten gelauscht hatte.
Als einzige aus der Gruppe.

Spike wurde langsam warm. Die Sonne brannte auf seinen schwarzen Ledermantel und selbst wenn sie ihn nicht tötete, verursachte sie ihm doch Unbehagen.
Daher dachte er auch erst, er hätte bereits einen Sonnestich, als am Horizont etwas grün Glänzendes auftauchte.
Er blieb stehen und kniff die Augen zu, um besser zu sehen.
„Das gibt’s doch gar nicht“, murmelte er.
Langsam schälten sich aus der einheitlich grünen Masse bizarre Gebäude und schlanke Türme. Die meisten Türme waren von kegelförmigen Hüten gekrönt.
„Wer immer dort lebt hat ’ne Grünmacke.“
Trotzdem ging er weiter. Und wenn nur, weil es die einzige Richtung war. Zurück wäre er unweigerlich wieder auf Buffy und die anderen getroffen. Und das wollte Spike unbedingt vermeiden.
Je näher er heran kam, umso mehr Einzelheiten erkannte er.
Häuser und Türme waren mit Ornamenten und filigranen Mustern verziert.
Wäre Xander hier, würde er das vermutlich für Gebäck mit grünem Zuckerguss halten, dachte Spike grinsend.
Und Giles würde seine Allwissenheit unter Beweis stellen und einen endlosen Vortrag über den Ort halten.

„Bist du sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind?“, fragte Giles und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
„Natürlich“, antwortete Willow, aber es klang schon nicht mehr so überzeugt wie am Anfang.
„Was machen wir, wenn ich mich geirrt habe?“, fragte sie einige Zeit später ängstlich.
Giles lächelte ihr aufmunternd zu. „Du hast dich nicht geirrt.“ – Hoffe ich jedenfalls, aber das sprach er nicht aus. Wenn sie diese Stadt und damit den Zauberer nicht fanden, mussten sie sich eben was anderes einfallen lassen.
Ein wütender Aufschrei hinter sich brachte ihm wieder in Erinnerung, dass sie noch ein anderes Problem hatten, als die Smaragdstadt zu erreichen: Xanders Verwandlung!
So wie es aussah hatte Xander als Vogelscheuche seinen Lebensinhalt gefunden.
Immer wieder lief er auf die Felder hinaus, um dort die Vögel zu verscheuchen. Und ließ sich nur mit viel gutem Zureden und manchmal auch nur mit Gewalt zum Weitergehen bewegen.
„Ich muss die Vögel vertreiben, sie fressen die Samen“, wiederholte er immer. „Ich bin eine Vogelscheuche.“
Buffy verdrehte die Augen und zerrte ihn zurück auf die Straße, wobei sie eine Spur von losem Stroh hinter sich herzogen. Nicht nur sie befürchtete, das er sich über kurz oder lang auflösen würde.
„Willow, pass mal auf ihn auf!“
Sie lief vor zu Giles.
„Er löst sich immer weiter auf“, sagte sie leise und besorgt.
Ich weiß“, entgegnete Giles ebenso leise.
„Ich habe Angst, dass er stirbt. Giles, kann ein Mensch in dieser Welt sterben?“
Giles zuckte nur hilflos die Schultern. „Willow ist nicht gestorben. Und ich auch nicht.“
„Aber Sie wissen es nicht genau“, bohrte Buffy weiter.
Giles Schweigen sagte alles.
„Wenn einer meiner Freunde stirbt, weil wir in dieser blöden Märchenwelt gefangen sind, wird jemand dafür büßen“, stieß sie düster hervor.
Sie ging zurück zu Xander und packte seinen Jackenärmel. „Los, beeil dich, wir müssen diesen Zauberer finden, damit wir nachhause nach Sunnydale kommen.“

Spike hatte inzwischen die Stadt erreicht. Die Gebäude versprachen etwas Schatten und damit Kühle.
Doch erst einmal musste er durch das Stadttor und an den unfreundlich blickenden Wachen vorbei.
Geistig bereite sich Spike schon auf einen Kampf vor. Aber er hatte nicht die Absicht, sich von irgendwelchen Torwächtern abweisen zu lassen.
Aus irgendeinem Grund, den er selbst nicht verstand, war es wichtig, dass er in die Stadt kam. Dort würde sich sein weiteres Schicksal erfüllen.
Zu seinem grenzenlosen Erstaunen hinderte ihn aber niemand am betreten der Stadt. Ganz im Gegenteil, die zuvor noch grimmigen Wachen lächelten ihm freundlich zu und wünschten ihm einen angenehmen Aufenthalt.
Als er an ihnen vorbei ging fragte sich Spike, ob sie ihn wohl auch so freundlich begrüßt hätten, wenn sie ihn als Vampir erkannt hätten. Aber er hatte irgendwie keine Lust, es darauf ankommen zu lassen.
Jetzt schlenderte er durch die Stadt, die in verschiedenen Grüntönen schimmerte und genoss die verhältnismäßige Kühle.
Der Anblick eines kleinen Ladens, der Zauberartikel anpries, brachte ihn auf eine Idee. Spontan ging er hinein.

Der Verkäufer begrüßte ihn ebenso zuvorkommend wie die Stadtwachen.
Spike grinste. Er überlegte, ob sie sich wohl auch so freundlich und zuvorkommend als Opfer anbieten würden.
„Bitte beißen Sie jetzt. Wir wünschen guten Appetit!“
Er musste sich auf die Zunge beißen, um nicht laut aufzulachen.
„Ich brauch die Zutaten für einen Dimensionszauber“, sagte er laut.
Der Verkäufer behielt sein professionelles Lächeln bei.
„So etwas haben wir leider nicht“, bedauerte er.
Spike starrte ihn an. „Das ist ein Zauberladen, richtig?“
Der Verkäufer nickte.
„Dann sind die Sachen nur gerade ausverkauft, aber Sie kriegen sie doch wieder rein“, fragte Spike weiter, „wann?“
Diesmal schüttelte der Verkäufer den Kopf. „Wir führen so etwas nicht“, sagte er schließlich.
Spike seufzte. Dieser Zauberladen erinnerte ihn fatal an die Magic Box, genauso schlecht organisiert.
„Okay, gibt es hier noch andere Zauberläden?“
„Oh ja, viele“, der Verkäufer strahlte wieder, „aber es gibt da ein kleines Problem. Niemand führt Dinge, mit denen man einen Dimensionszauber durchführen kann, weil...“
„Weil was?“, fragte Spike ungeduldig.
„Weil solche Zauber nur vom großen Zauberer persönlich durchgeführt werden dürfen.“
Bevor Spike erneut genervt fragen konnte fischte der Verkäufer ein Blatt mit einer Stadtskizze aus der Luft. „Der Weg zum großen Zauberer ist eingezeichnet. Ich wünsche noch einen schönen Tag in der Smaragdstadt.“

Genauso wie Spike vor ihnen blieben sie staunend stehen, als die Stadt vor ihnen auftauchte.
„Ich habe es Ihnen ja gesagt, es ist der richtige Weg“, freute sich Willow, der unterwegs bereits erhebliche Zweifel gekommen waren.
„Ich habe nie daran gezweifelt“, log Giles.
„Spike müsste auch hier irgendwo sein“, sagte Buffy nachdenklich, die immer noch Xander am Ärmel festhielt, damit er nicht versuchte, seiner Bestimmung als Vogelscheuche nachzukommen.
Irgendwie fehlte ihr der Vampir. Sosehr sie das ständige Gezanke zwischen ihm und Xander auch genervt hatte, hatte es sie doch davon abgehalten, allzu viel über ihre Situation nachzudenken.
Aber jetzt grübelte sie nicht nur, ob und wie sie es schafften, diese Welt endlich zu verlassen, sie dachte auch darüber nach, warum Spike auf einen kleinen Scherz so unverhältnismäßig reagiert hatte.
Waren da doch Gefühle für Xander im Spiel, die er nicht einmal sich selber eingestehen wollte, geschweige denn jemand anders?
Sie würde es vielleicht nie erfahren. Aber immerhin bestand jetzt die Aussicht, Spike wieder zu finden. Und, wenn Willow Recht hatte und es diesen Zauberer gab, die Möglichkeit dort wegzukommen. Ohne in einem anderen Märchen zu landen.
Sie schöpfte wieder neue Hoffnung.

Spike drehte den Lageplan hin und her und fluchte verhalten. Von Straßenschildern und Hausnummern hatte hier wohl noch niemand gehört.
Wie sollte er jetzt unter den strahlenförmig von diesem Platz abgehenden Straßen die richtige finden?
Im Uhrzeigersinn die vierte Straße von der, aus der er gekommen war. Dummerweise wusste er nicht mehr, welche das war, sie sahen alle gleich aus.
Und jede Straße wurde an ihrer Einmündung auf den Platz von zwei hübschen Türmchen flankiert. Die leider auch alle gleich aussahen.
Fluchend zerknüllte er den Zettel und wollte ihn zerreißen, besann sich dann aber anders und glättete ihn wieder. Danach hielt er Ausschau nach jemand, den er nach dem Weg fragen konnte.
Während er wartete wurde die Gier nach einer Zigarette übermächtig.
Verzweifelt durchwühlte er seine Taschen in der Hoffnung, noch eine vergessene Zigarette zu finden, aber umsonst. Alles, was er fand war sein Feuerzeug, das er erbost zurück in die Hosentasche stopfte.

Wie zuvor Spike erlebten auch Giles, Buffy und Willow – die jetzt Kindermädchen spielte – die Torwächter als ungemein zuvorkommend.
Sie schienen es auch nicht im Geringsten sonderbar zu finden, dass jemand eine Vogelscheuche mit Kürbiskopf hinter sich herzerrte.
Freundlich wünschten sie ihnen einen schönen Tag und gaben ihnen eine Stadtskizze mit. Darauf prangte ein großes rotes Kreuz und der Hinweis „großer Zauberer“.
Der Weg war in grün eingezeichnet.
Giles starrte verblüfft auf die Zeichnung. Sein Kopf war völlig leer.
„Bekommt das jeder Tourist?“, fragte er schließlich.
„Natürlich nicht“, entgegnete der Wächter entrüstet. „Übrigens, was sind Touristen?“
„Besucher, Zeitreisende oder wie auch immer“, antwortete Giles ausweichend. „Einen Band von „per Anhalter durch die Galaxis“ haben Sie nicht zufällig zur Hand? Wir haben unseren leider zuhause vergessen. Der Aufbruch war etwas überstürzt!“
Der Wachposten rieb sich nachdenklich die Nase, während sein Kollege Löcher in die Luft starte.
„Ich glaube nicht, dass wir so etwas haben“, sagte er dann schließlich. „Aber der große Zauberer weiß das sicher.“
Er klopfte Giles freundlich auf die Schulter. „Er erwartet euch schon.“
„Wer?“, fragt Giles abwesend, während er immer noch Wegbeschreibung anstarrte.
„Der große Zauberer, natürlich“, erwiderte der Torwächter mit unendlicher Geduld. „Schließlich hat er uns aufgetragen, nach euch Ausschau zu halten. Drei Sterbliche, eine Vogelscheuche und ein Vampir. Der Vampir ist schon früher hier durchgekommen. Einen schönen Aufenthalt noch.“

Spike kam langsam zu dem Schluss, dass die ganze Stadt unbewohnt war. Anders konnte er es sich nicht erklären, dass er in der ganzen Zeit außer den Wachen am Stadttor und dem Verkäufer im Zauberladen niemand getroffen hatte.
Aber vielleicht waren die ja auch nicht wirklich vorhanden sondern nur eine Illusion.
Und auch der Platz war menschen-, dämonen- und sonstiger Lebewesen leer.
Er umrundete den Platz und warf einen Blick in jede davon abgehende Straße. Auch dort sah er niemand, dem er nach dm Weg fragen konnte.
Als er wieder an seinem Ausgangspunkt ankam, beschloss er, einfach auf gut Glück irgendeine Straße zu nehmen. Schlimmstenfalls kam er an ein Stadttor, aber dann konnte er immer noch umkehren und es mit einer anderen Route versuchen.

Giles blieb stehen und kratze sich am Kopf. „Sind wir schon dreimal rechts abgebogen oder erst zweimal?“, fragte er.
Dreimal“, sagte Buffy überzeugt.
„Zweimal“, kam von Willow.
Giles grinste schief. „Entscheidet euch mal“, brummte er.
„Es gibt hier keine Felder. Mir gefällt es hier nicht“, meinte Xander zusammenhanglos.
Sein Kürbiskopf war etwas eingedrückt, seit er bei dem Versuch, Vögel zu verscheuchen gestolpert und hingefallen war.
Buffy und Willow erschauderten jedes Mal, wenn sie ihn ansahen. Außerdem schien er bei dem Sturz auch sein letzte bisschen Verstand eingebüßt zu haben.
„Okay, wir gehen nach rechts“, bestimmte Giles schließlich, da er Willows Richtungssinn mehr traute als Buffys.
„Dann laufen wir im Kreis“, kam es auch gleich empört von Buffy.
Womit wir schlimmstenfalls an unseren Ausgangspunkt zurückkommen.“ Giles ging einfach weiter, ohne sich um das empörte Gemurmel hinter sich zu kümmern.

Spike hatte endgültig genug.
Irgendwie war es ihn tatsächlich gelungen, im Kreis zu gehen.
Wieder fand er sich auf dem Platz ein, den er erst vor kurzem verlassen hatte.
Der Plan in seiner Hand schien nur einen einzigen Zweck zu dienen: Ihn in den Wahnsinn zu treiben. Da hatte er sich von Buffy und ihren Freunden getrennt, um diesem Schicksal zu entgehen und jetzt das.
Erst mit Verspätung merkt er, dass er nicht mehr alleine war.
Dort, wo er vorher gestanden und gewartet hatte, stand jetzt jemand anders.
Eine Gestalt in einem lange schwarzen Gewand, die Arme überkreuzt und die Hände in die Ärmel geschoben.
Auf dem Kopf ein spitz zulaufender Hut, der Mund umrahmt von einem langen weißen Bart.
So stellt sich jeder Trottel den Zauberer im Märchen vor, dachte Spike sarkastisch.
Besagter Zauberer nickte zustimmend.
„Ich freue mich, dich zu sehen, Spike“, sagte er und lächelte ihm zu.
„Okay, du weißt also wer ich bin“, antwortet Spike scharf, „und wer bist du?“
„Der große Zauberer. Du wolltest doch zu mir.“ Er schnippte kurz mit den Fingern. „Ich glaube, das ist deine Marke?“
Spike starrte verblüfft und sprachlos auf die Zigaretten, die der Zauberer ihm hinhielt. Wenn er bislang noch daran gezweifelt hatte, dass sein Gegenüber magische Fähigkeiten hatte, waren sie spätestens jetzt verschwunden.
Jeder, der Zigaretten aus dem Nichts holen konnte, verdiente in Spikes Augen die Bezeichnung großer Zauber.
Als in der anderen Hand des Zauberers noch ein Glas Whisky erschien betrachtete ihn Spike als guten Freund.

„Also langsam glaube ich doch, wir haben uns verlaufen“, murmelte Giles, als Willow plötzlich aufschrie und nach vorne zeigte.
„Da ist Spike!“
Giles blieb so abrupt stehen, das Buffy und Xander gegen ihn prallten.
„Und wer ist das neben ihm?“ Giles blinzelte. Spike schien sich ausnehmend gut zu unterhalten, wenn er die Zigarette in der einen und das Glas in der andern Hand richtig deutete.
Erst jetzt merkte er, wie durstig er war.
„Was zu trinken wäre schön“, sagte Willow sehnsüchtig, die es wohl auch gesehen hatte.
„Aber nicht das, was er da hat“, sagte Buffy naserümpfend. „Wahrscheinlich warmes Blut oder so. Bäh!“
Spikes Begleiter winkt sie heran, aber Spike selber drehte ihnen demonstrativ den Rücken zu.
„Wenn das da dieser Zauberer ist den wir suchen, werde ich ihn fragen, ob er Spike in irgendwas Kleines, Handliches verwandeln kann“, sagte Buffy erbost. Ihre Erleichterung das dm Vampir nichts zugestoßen war verwandelt sich gerade ins Gegenteil. „Vielleicht in einen kleinen weißen Pudel.“
„Lieber nicht.“
Giles grinst bei der Vorstellung eines winzigen, Weißgelockten Pudels, der auf den Namen Spike hört. Oder besser gesagt nicht hörte, was wahrscheinlicher war. „Der wurde nur jeden beißen.“
Auch Willow kicherte. „Außerdem müsstest du dich ständig um ihn kümmern.“
„Von wegen. Ich würde ihn zum Tierheim bringen und behaupten, er ist mir zugelaufen“, flachste Buffy vergnügt.

Spike ahnte nicht, dass gerade Pläne für seine weitere Existenz in leicht veränderter Form gemacht wurden.
Erst als die anderen dicht hinter ihm standen, drehte er sich mit einem Ausdruck höchsten Erstaunens um.
„Was denn, ihr seid auch schon da?“
Er nahm einen Schluck von seinem Whisky, dann pustet er Xander Zigarettenrauch ins Gesicht.
„Tolle Gläser haben die hier, werden nie leer.“
„Na dann bist du ja genau richtig hier, willst du nicht bleiben?“, fauchte ihn Buffy an.
„Nur mit dir zusammen, Liebes“, gab Spike boshaft zurück.
Der Zauberer hob beschwichtigend die Hand.
„So gerne ich euch auch noch hier behalten würde, vor allem dich, Willow“, er lächelte Willow charmant zu, „und natürlich auch dich, Rupert. Es wäre mir ein Vergnügen, mich mit so kundigen Kollegen zu unterhalten.“
Er seufzte tief.
„Aber leider, leider ist dafür keine Zeit. Meine Aufgabe ist es, euch wieder in eure Welt zurück zu bringen.“

Er machte einige schnelle Handbewegung und alle fanden sich in einem Gebäude wieder.
De Zauber lächelte entschuldigend. „Ich hätte euch gerne noch einige Sehenswürdigkeiten gezeigt, aber die Zeit drängt.“
Giles murmelte nur, das sie bereits mehr von der Stadt gesehen hätten, als sie vorgehabt hatten, als Spike kurz und hart auflachte.
„Wisst ihr, was mir gefällt“, sagte er dann, „das dieser Idiot Angel immer noch in diesem blöden Märchen feststeckt!“
Buffys Augen schossen Blitze. „Lass Angel in Ruhe, er hat dir nichts getan!“
„Er hat mir mehr angetan, als du dir je vorstellen kannst“, brummte Spike düster.
„Angel ist längst wieder in seiner Welt“, mischte sich der Zauberer ein.
Buffy und Spike hörten auf, sich grimmig anzustarren und wandten sich dem Zauberer zu.
„Für Angel war das nur ein Traum.“
Wieder lächelte er. „Er war nur da, weil Buffy es sich gewünscht hat.“
Sein Gesicht wurde ernst. „Ihr habt es immer noch nicht verstanden, oder?“, sagte er dann. „Welche Bedeutung eure Verwandlungen hatten?“
Alle zuckten mehr oder weniger verwirrt die Schultern.
„Gut, ein Paar Minuten haben wir noch“, sagte der Zauberer.
„Willow, du willst eine anerkannte Hexe sein. Gib Acht, das deine Macht nicht auf schwarzer Magie gründet.“
Er wandte sich Giles zu. „Du wünschst dir, unbesiegbar zu sein. Aber unter deiner harten Schale bist du verletzlich. Das ist es, was dich menschlich macht, in jeder Gestalt. Xander sehnt sich danach, eine festgelegte Aufgabe zu haben, und nicht immer herumgeschubst und gezerrt zu werden.“ Er streichelte sanft über Xanders Kürbiskopf.

„Kommen wir zu euch beiden, Buffy und Spike. Du möchtest ganz normal leben, mit dem Mann deiner Träume, Buffy“, sie errötete und sah zu Boden, während Spike feixte. „Aber das bist leider nicht du, Spike.“
Er sah Spike aufmerksam an. „Und was dich betrifft“, der Zauberer zwinkerte verschwörerisch, „du willst…“
„Sprich es nicht aus!“, knurrte Spike mit gelb blitzenden Augen, „oder die brauchen hier einen neuen Zauberer!“
Der Zauberer grinste nur, die Drohung des Vampirs schreckte ihn nicht. Er wusste, früher oder später würde der Vampir sein Geheimnis preisgeben, wenngleich auch unfreiwillig.
Und bis dahin sollten seine Freunde ruhig rätseln, warum er zu Dornröschen geworden war. Und nur Xander ihn wecken konnte.
Doch jetzt musste er sie zurückschicken, das Zeittor blieb nicht mehr lange offen.

Er hob dramatisch die Arme, eine gute Show gehörte seiner Meinung nach allemal dazu, wenn ein Zauber gelingen sollte und rezitierte den Spruch:

„Ein Wunsch, voller Unbedacht,
geäußert in dieser Nacht, hat Unwirkliches wahr gemacht.
Blut ist rot,
Neugier der Katze Tod.
Von dem Fluch seid ihr jetzt frei,
Halloween ist für dies Jahr vorbei.“

„Dieser Spruch ist der blödeste…“
Spike stolpert über einen Stuhl und fiel der Länge nach hin.
„… den ich je gehört habe“, vollendete er seinen Satz, nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte.
Alle sahen sich verstört um. Erst langsam wurde ihnen bewusst, dass sie tatsächlich wieder in Sunnydale waren. Und in der Magic Box.
Das Märchenbuch lag immer noch aufgeschlagen auf dem Tisch, alles war wie sie es verlassen hatten. Mit einem Unterschied.
Die Seiten in dem Buch waren leer.

„Waren wir in dem Buch?“, fragte Buffy schließlich entsetzt. „Aber wie sind wir da hinein gekommen?“
Alle Augen richteten sich auf Giles, der die Blicke nur hilflos erwiderte.
„Ob wieder jemand gezaubert hat, so wie Ethan Raine damals?“, sagte Willow plötzlich.
Alle sahen sie erstaunt an und sie errötete. „Also, ich war es nicht. Giles hat mir verboten, an Halloween zu zaubern. Und ich halte mich daran“, fügte sie trotzig hinzu.
„Es war Xanders Schuld“, sagte Spike boshaft. „wenn er dieses blöde Buch nicht angeschleppt hätte, wäre nichts passiert.“
Xander wollte sich daraufhin auf den Vampir stürzen, wurde aber von Buffy zurück gehalten.
„Wir sind hier am Höllenschlund, hat wirklich einer von euch erwartet, das Hallloween normal und friedlich verläuft? Und das unser einziges Problem darin besteht, das uns von zuviel Süßem schlecht wird?“
Willow nickt zu dieser Bemerkung eifrig. Und Xander steckte einen Rest Zuckerstange, der noch aus dem Hexenhaus stammte, schnell in die Tasche zurück.
„Keiner von uns ist schuld, es liegt am Höllenschlund“, sagte Buffy noch einmal.
Giles räusperte sich. „Ähm, ich fürchte…“, sagte er langsam und nahm seine Bille ab, „ich habe es verursacht.“
Jeder starrte ihn an.
„Sie?“, fragte Buffy dann verblüfft.
Giles nickte knapp und begann, seine Brille zu polieren.
„Ich habe mir etwas gewünscht…“
Er hob die Hand, um eventuellen Einwänden zuvor zu kommen. „Ich habe mir ein friedliches Halloween gewünscht, mit Geschichten und Märchen erzählen und so. Eben das, was man hier normalerweise nicht hat. Aber von selbst miterleben war keine Rede“, fügte er nachdrücklich hinzu.
„Sie, Giles?“ Willow konnte es nicht glauben. „Gerade Sie sollten doch wissen, wie gefährlich es ist, sich hier am Höllenschlund etwas zu wünschen!“
„Gerade an Halloween“, fügte Buffy vorwurfsvoll hinzu.
„Also, mir gefällt’s.“
Xander grinste, bis ihn Buffy und Willow streng ansahen. „Ich meine nicht, dass er sich ein langweiliges Halloween gewünscht hat – das wäre ja entsetzlich öde – sondern dass mal jemand anders schuld ist als ich.“
Spike verdrehte die Augen. „Ihr seid ja alle krank. Ich verschwinde lieber, falls das ansteckend ist.“

Er rannte die Straße entlang.
Bis zum Sonnenaufgang waren es nur noch wenige Minuten.
Als Spike endlich seine Gruft erreichte, schoben sich die ersten Strahlen über den Horizont. Gerade noch rechtzeitig schlug er die schwere Tür hinter sich zu, die den Sonneschein aussperrte.
„Nie wieder“, schwor er sich, „nie wieder verbringe ich Halloween mit diesen Irren.“
Nach einigem suchen fand er in einem seiner Verstecke tatsächlich noch eine Packung Zigaretten und eine halbvolle Flasche Whisky.
Behaglich inhalierte er den Rauch in tiefen Zügen. Dann zog er mit den Zähnen den Korken aus der Flasche und genehmigte sich einen großen Schluck.
Jetzt hatte er die Ruhe, über ihre Abenteuer nachzudenken.
Giles als Drache und Willow als Hexe. Xander, der sich in eine Vogelscheuche verwandelt hatte, Buffy als Cinderella - mit Angel, als ihrem Prinzen - und er selbst er schauderte bei der Erinnerung, als schlafendes Dornröschen.
So etwas konnte einem wohl auch nur am Höllenschlund passieren.

Alle anderen, die immer noch in der Magic Box waren, starrten das angekohlte Buch an.
„Was wird jetzt damit?“, fragte Willow schließlich.
„Ich würde es ja auf den Dachboden zurückbringen“, schlug Xander vor, „wenn es ihn noch gäbe.“
Dort, wo zuvor die Tür zum Dachboden war, befand sich eine massive Wand.
Offenbar war auch der Dachboden nur eine Halloweenerscheinung gewesen. Nur das Buch war scheußlich real.
„Damit wirst du wohl bis zum nächsten Jahr warten müssen“, meinte Willow.
„Ja, aber vielleicht öffnet sich dann ein Keller…
„Die Magic Box hat einen Keller“, warf Giles genervt ein.
„… unter dem Keller“, grinste Xander.
„Das hoffe ich nicht. Ich hab genug von Räumen, die es nur zu Halloween gibt. Und von seltsamen Dingen, die dort gelagert werden“, beendete Giles die Diskussion.
„Ich werde es morgen verbrennen.“
„Das war’s dann wohl endgültig“, sagte Buffy schließlich. „Hoffe ich jedenfalls.“
Willow und Xander sahen sich zweifelnd an und Giles trat ans Fenster. Er sah hinaus, dann drehte er sich lächelnd um.
„Die Sonne geht auf. Halloween ist vorbei. Bis zum nächsten Jahr.“

ENDE


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Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben (Mark Twain)
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