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Frickibär · Mitglied Beiträge: 1177

Nicht gleich schwarz sehen
COMEDY: Bülent Ceylan über Nüsse, Preise und die Integration

Von unserem Redaktionsmitglied Timo Schmidhuber

Auf den Comedian Bülent Ceylan prasselt derzeit allerlei nieder. Bei einem Auftritt in Erlangen wurde er von einer Walnuss aus dem Zuschauerraum am Auge getroffen, als er sich gerade in einem Witz mit den hartschaligen Früchtchen beschäftigte. Doch der 29-Jährige bekommt auch Gutes ab. Die Stadt Mannheim zeichnet ihn mit ihrem mit 5200 Euro dotierten Förderpreis für junge Künstler aus. Wir fragten ihn, ob Schmerz oder Freude überwiegen.

Was macht das Auge?

BÜLENT CEYLAN: Dem geht es leider noch nicht so gut. Ab und an sehe ich Dinge noch leicht verschwommen, diese Nuss hat mich echt erwischt. Heute im Capitol gebe ich aber auf jeden Fall nochmal alles.

Mit dem Witz über die Nuss?

CEYLAN: Das verrate ich noch nicht.

Du hast den Preis als erster Comedian bekommen. Was bedeutet er Dir?

CEYLAN: Sehr viel. Denn meine Heimatstadt Mannheim erkennt mich damit als Künstler an. Ich hoffe auch, dass der Preis für andere Comedians in der Region eine Motivation ist, damit sich in dieser Szene noch mehr tut.
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Bülent Ceylan tritt heute um 20 Uhr mit "Halb getürkt" im Capitol auf. Kulturbürgermeister Peter Kurz wird ihm dort den Preis überreichen. Die Veranstaltung ist ausverkauft.

Der Preis geht an Künstler, die "Ansätze zu einer weiteren, positiven Entwicklung erkennen lassen". Was sind Deine Pläne?

CEYLAN: Mein neues Programm "Halb getürkt" ist fertig, das werde ich jetzt erstmal eine zeitlang spielen. Langfristig gesehen würde ich gerne mehr im Spielfilm oder Sitcom-Bereich arbeiten, die Produktionsfirmen suchen da gerade noch nach einem passenden Konzept für mich. Ich will da aber auch nicht alles machen: Total platt und nur unter der Gürtellinie soll es jedenfalls nicht sein.

Die Jury sagt in ihrer Begründung, dass Du zu einem interkulturellen Dialog beiträgst. Ist der nicht längst zu Ende, wenn man die Ereignisse in Frankreich sieht?

CEYLAN: Nein, solche Ansichten sind typisch deutsch: Gleich die ganze Zukunft schwarz sehen, nur weil einmal etwas passiert ist. Die Ereignisse in Frankreich sind schlimm, und da ist auch sicher etwas falsch gelaufen: Die Jugendlichen dort haben gar nichts, keinen Job und keine Möglichkeiten, ihre Freizeit zu gestalten. Bei uns dagegen gibt es etwa deutsch-türkische Vereine oder Fußballklubs, wo man zusammenkommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier so etwas wie in Frankreich passiert.

Und was trägt Comedy zur Integration bei?

CEYLAN: In meinen Veranstaltungen treffen sich Deutsche und Türken, die sonst nie zusammenkämen. Und der Deutsche merkt dann: Die Türken sind doch nicht so, wie ich sie mir vorstelle, selbst der Macho-Türke, der dort auf der Bühne dargestellt wird, ist gar nicht so unsympathisch.

© Mannheimer Morgen - 09.11.2005

Quelle: www.morgenweb.de

"die Mundart is en geile Beat, wie Dynamit so explosiv..." (Christian "Chako" Habekost - "2 Mann und Xavier Naidoo")