malgo
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Erstellt: 11.08.10, 20:51 Betreff: Re: Interessante Interviews |
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stell'mas doch rein.. :))
Xavier Naidoo im Interview
Xavier Naidoo gibt am 3. September bei den Filmnächten am Elbufer ein Konzert. Foto: naidoo rec.
29.07.2010
Dresden. Er ist einer, der mit seiner Stimme viele Menschen in Deutschland #bewegt, berührt aber auch ermahnt: Xavier Naidoo.
Dafür wurde er 2010 als „Bester Künstler National“ wieder einmal mit dem Echo ausgezeichnet. Während seiner „Alles kann besser werden“ -Tour kommt er am 3. September auch nach Dresden. WochenKurier sprach vorab mit dem 38-Jährigen über das Album, Gott und die (seine) Welt.
Xavier, gibt es unter den 35 Songs Deines aktuellen Albums einen persönlichen Liebling?
Oh, das ist immer schwierig. Das ist, als ob du einen Vater von #12 Kindern fragst... Doch sicherlich gehören das „Söldnerlied“, „Halte durch“ und „Raus aus dem Reichstag“ dazu. Darin findet sich absolut meine Stimme als Bürger.
Fühlst Du Dich als Sprachrohr einer ganzen Generation?
Bei mir ist das so: Wenn ich etwas nicht finde, mache ich’s mir selbst. (lacht)
Ich habe immer nach einer deutschen Variante von Massive Attack gesucht und nicht gefunden. Schon als Kind habe ich Leute wie Reinhard Mey, Grönemeyer oder Lindenberg bewundert, dass sie die Courage haben, gesellschaftskritisch zu singen
Es hat mich immer gereizt, ehrlichen Soul zu machen. Ich bediene mich dabei der deutschen Sprache, weil sie viel direkter ist als die englische. Wer die Texte versteht, bekommt ein Röntgenbild von meiner Seele.
Stört es dich, wenn „Ich brauche dich“ als Liebeslied interpretiert wird?
Nein, überhaupt nicht. Liebe ist Liebe, ob zu Gott oder zu einem Menschen. Es ist ja auch oft so, dass jemand in einer schwachen Situation seinen Partner besonders braucht.
Wo wurde das Video dazu gedreht?
In Valletta, auf Malta.
Du hast ein inniges Verhältnis zu Gott. Hast Du die Bibel immer griffbereit?
Vor ungefähr zwei Jahren habe ich aufgehört die Bibel ständig mit mir rumzuschleppen. Sicher ist immer eine griffbereit, doch ich will weitergehen. Ich habe inzwischen das Wesentliche verstanden: Alle Menschen sind mit Respekt zu behandeln. Und: Gott liebt mich so wie ich bin.
Was für furchtbare Gräueltaten geschehen wenn man immer nur in diese Bücher schaut, haben wir bereits erlebt.
Gibt es neben Gott noch jemanden, dem Du Deine Liebe schenkst?
Jedem Menschen natürlich. Wer bereit ist sich meiner Musik zu öffnen, für den sind diese Lieder mein Liebesbeweis. Keinen Spaß verstehe ich allerdings, wenn mich jemand dazu zwingt meine Familie verteidigen zu müssen.
Du wurdest in der Kindheit wegen Deiner Hautfarbe gegängelt… Bist Du nachtragend?
Nein, das hat mich stark gemacht. Ich bin dankbar, wie reich ich beschenkt wurde: Mit der deutschen Sprache, in einem der schönsten und luxuriösesten Länder zu leben, mit meinem Erfolg... Ich konnte damit sogar meiner Mutter ein Haus kaufen.
Vor ein paar Jahren hast Du erklärt, dass Du noch zu sehr Kind bist um selbst Vater zu werden. Wie sieht es inzwischen aus?
Man ist immer das Kind seiner Eltern. Mein Vater ist zwar bereits gestorben, doch meine Mutter ist noch sehr fit. Ab dem Moment wo man Vater wird, ändert sich vieles.
Gut rausgeredet…
(Schmunzelt) Nein, ich weiß es nicht. Ich bin bereit.
Was erwartet die Dresdner am 3. September?
Bisher hatte ich mit den Dresdnern immer intensive Erlebnisse. Allein das Elbufer bietet so eine gewisse Natur und Wildheit, die ein Garant für Intensität sind. Ich hoffe, dass das Wetter mitspielt. Aber auch heftige Unwetter erzeugen ja intensive Momente.
Was verbindest du mit Dresden?#
Dresden ist die letzte deutsche Großstadt, die ich durch einen Auftritt entdeckt habe. Dieser Landstrich ist schon etwas Besonderes. In den meisten deutschen Städten fühle ich das nicht, die sind austauschbar. Auch in Dresden hat man das teilweise schon gut hinbekommen und dennoch fühle ich das Besondere. Leider war ich nie lang genug da, um herauszufinden was es ist.
Reist Du gern oder fühlst Du dich in Mannheim am wohlsten?
Ich bin sehr gern unterwegs, aber auch mit Mannheim tief verwurzelt. Wenn ich daheim bin, will ich immer woanders hin. Zum Beispiel nach Russland oder Kasachstan… Wenn ich dann aber weg bin, will ich auch schnell wieder heim. Ich habe Mannheim ja erst spät entdeckt: Als Gastarbeiterkind musste ich bis zu meinem 16. Lebensjahr um 22 Uhr zu Hause sein. Meine Eltern haben mich streng erzogen. Mit 18 Jahren habe ich erst Sachen kennengelernt, die andere bereits seit fünf Jahren kannten.
Und hat es Dir geschadet?
Nein, überhaupt nicht.
Du liebst schöne Autos. Welches ist gerade dein Lieblingsfortbewegungsmittel?
Ein alter Bentley. Ansonsten habe ich auch Wohnmobile für mich entdeckt. Mit ihnen erkunde ich Frankreich, Belgien, Holland und die Schweiz.
Welche Musik hörst Du beim Autofahren?
Viele Produktionen die bei uns gerade laufen. Ansonsten höre ich gerade die neue Platte von Gentleman aber auch Björk, Kate Bush, Tricky und Massive Attack.
Und was hast Du in den 80ern für Musik gehört?
Frankie goes to Hollywood, Tears for Fears aber auch Grönemeyer.
Wie muss ich mir Deinen Alltag vorstellen – diszipliniert oder eher spontan?
Als ich mit der Musik anfing und in die Studios kam, wurden mir alle Mätzchen ausgetrieben. Ich ging durch eine harte Schule und habe gelernt, dass nachts erst aufgehört wird, wenn der Letzte nicht mehr kann. Als ich zum Beispiel mit Moses Pelham zusammensaß, hatte ich meine Texte zu schreiben und ansonsten mein Maul zu halten.
Und nun müssen andere ihr Maul halten?
Zu mindestens fordere ich das ein (grinst).
Vielen Dank und viel Erfolg weiterhin!
Es fragte: Cathrin Lilienblum
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[editiert: 11.08.10, 20:57 von malgo]
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