4you
Mitglied
Beiträge: 135
|
Erstellt: 29.11.05, 09:01 Betreff: Re: interviews und presseberichte |
|
|
Morsche, habe mich lange nicht mehr gemeldet - aber es gibt mich noch. Es war in den letzten Tagen ja ganz schön was los, habe erst gestern den Computer nutzen können, denn mein Sohnischatzi hatte ihn 4 Tage in Beschlag. Meine Augen wurden beim Lesen größer und größer... Ich habe heute mir beim morgendlichen Brötchenkauf die "woman" geholt und beim Durchlesen des Artikels zwar nichts weltbewegend Neues erfahren, möchte ihn Euch aber trotzdem reinstellen: Nehmen Sie sich die Zeit, die Xavier Naidoo nicht hat, und studieren Sie die Bilder links:So ruhig ist der Soulstar sonst nur allein auf der Autobahn. Jetzt kommt sein Soloalbum „Telegramm für X“
Eine leere Zeile im Terminkalender ist für Xavier Naidoo bedrohlicher als ein ganzer Tag beim Zahnarzt. Aber es dürfte lange her sein, dass er genug Zeit hatte, sich unausgefüllt zu fühlen. Mit seinem flehentlichen Gesang hat der ehemalige Koch und Türsteher einen Musikstil begründet, den man bis zum Debüt „Nicht von dieser Welt“ hier zu Lande für schlicht nicht machbar hielt: deutschen Soul. Lieder wie „Sie sieht mich nicht“ sind heute nationales Kulturgut, nur der Herzenswunsch, seine Heimatstadt Mannheim auf die Wetterkarte der „Tagesschau“ zu bringen, blieb bislang unerfüllt. Doch der 34-Jährige arbeitet dran: Jetzt erscheint die CD „Telegramm für X“ plus Bonus-DVD mit acht Videos, präsentiert in einer 170-Minuten-Show. Wir trafen den Künstler- wo sonst?- im Tonstudio.
woman: Im Sommer noch standen Sie mit den Söhnen Mannheims auf deutschen Bühnen, jetzt kommen Sie mit Solo-CD und –DVD. Wozu andere drei Jahre benötigen, das machen Sie in drei Monaten. Wie schaffen Sie das?
XN: Ach, da ist doch nichts dabei. Mit den 14 Titeln des neuen Albums habe ich schon im Dezember letzten Jahres begonnen. Bei mir geht das schnell. Ich habe gerade über Kate Bush gelesen, dass sie an keinem Song ihres neuen Albums länger als zwei, drei Stunden geschrieben hat. Das geht mir genauso. Wenn ich ins Studio komme, steht zwei Stunden später ein Demo. Dann sind die Produzenten gefragt- mich zieht´s bereits weiter.
„Mich zieht´s weiter“ – ist das Ihr Leitsatz? Ist Ihr Leben eine Karawane?
Ja, das kann man sagen. Ich halte mich nicht gern lange an etwas auf. Ich war immer schon ein rastloser Mensch, der sich dann am wohlsten fühlt, wenn er viel zu tun hat.
Würden Sie sich als Workaholic bezeichnen?
Nein, obwohl ich sehr kribbelig und umtriebig bin. Gestern beispielsweise habe ich ein Hörbuch eingesprochen, die meinten zu mir: „Sprich doch mal langsamer oder willst Du gleich wieder gehen?“ Ich habe einfach keine Arbeitspriorität, der nächste Job ist immer der wichtigste. Nur musikalisch gesehen, da fühle ich mich oft getrieben wie ein Nomade.
Wo finden Sie Ruhe?
Ich bin ungefähr fünfmal im Monat geschäftlich in Berlin, da nehme ich immer das Auto. Das ist meine Zeit für mich, da höre ich Musik oder ein Hörbuch. Klingt bescheuert, aber auf der Autobahn komme ich zur Ruhe, dort kann ich mich zurückziehen und abseits vom Trubel über Dinge nachdenken.
Als Autofan haben Sie einen ganzen Fuhrpark. Womit fahren Sie derzeit am liebsten?
Hauptsächlich mit einem alten Benz, Baujahr 1978. Einen Youngtimer mit zweifelhaftem Ruf – auf den haben früher vornehmlich Luden gestanden.
Auch Ihr Ruf war nicht der beste, als man Sie mit Haschisch und zweimal ohne Führerschein am Steuer erwischt hatte.
Das sind wahrlich keine Dinge, auf die ich stolz bin, aber es ist nun mal passiert, und ich habe dafür weiß Gott bluten müssen. Wir sind alle Menschen und machen Fehler, auch ich. Aber letztlich machen diese Fehler auch stark. Ich habe die große, öffentliche Aufregung nicht verstanden, schließlich habe ich niemanden vergewaltigt oder Kinder geschlagen. Jedenfalls habe ich gemerkt, wie es ist, wenn man plötzlich nicht mehr von allen geliebt wird. Aber das ist lange her.
Sie sagen, Ihr größter Luxus ist die Zeit, die Sie nicht haben. Wann machen Sie Pause?
Im nächsten Jahr nach meiner Tour werde ich mich für ein paar Monate ausklinken. Dann werde ich mit mehreren Freunden an die chinesische Mauer fahren.
Sie sind bekanntlich ein religiöser Mensch. Suche Sie dort Spiritualität?
Nein. Spiritualität erlebe ich jeden Dienstag, wenn wir uns in Mannheim zum wöchentlichen Bibelkreis treffen und über die Texte der Heiligen Schrift diskutieren. Ich will mir das Ding einfach nur anschauen, als Tourist. Natürlich sind auf der Reise auch Gott und mein Glaube dabei, aber mich interessiert bei unseren Reisen viel mehr, wie sich Landschaften, Menschen und Kulturen verändern. Das fasziniert mich.
Sind Sie mit Ihren Freunden öfter unterwegs?
Wenn es sich ergibt, ja. Auf Zypern waren wir schon und auch am Ararat, nahe der türkisch-iranischen Grenze. Wir hatten eigentlich eine Mittelmeerumrundung geplant, doch dann ging der Irak-Krieg los, die Türken machten die Grenze dicht, und so haben wir uns intensiv die Osttürkei angeguckt. Krasse Gegend, Zivilisation ist da mancherorts ein Fremdwort. Und es gibt nur Fleisch zu essen, immer nur Fleisch. Ich glaube, ich habe in der Türkei eine ganze Kuh verspeist. Seitdem bin ich Vegetarier.
Wegen einer Überdosis Fleisch?
Ich hatte mich schon vorher damit beschäftigt. Der Berliner HipHopper Kool Savas hat in einem seiner Lieder sehr deutlich gemacht, dass man Fleisch nicht zum Leben braucht. Das hat mich nachdenklich gestimmt. Und nach dem Türkei-Aufenthalt habe ich das umgesetzt. Die Türken sind krass – wenn du denen sagst, dass du als Vegetarier kein Kalbfleisch isst, dann geben sie dir Lamm.
Sie betreiben ein Musiklabel und unterstützen die Mannheimer Pop-Akademie, sind dauernd im Studio und auf Tour. Auf Urlaubsreisen gehen Sie mit Ihren Freunden. Was sagt Ihre Freundin Steffi dazu, mit der Sie seit vielen Jahren zusammen sind?
Die muss damit leben. Mangelnde Zeit ist bei vielen Künstlern ein großes Problem. Und sie weiß, dass sie mich nicht mal in die Nähe einer Entscheidung drängen darf.
Und wenn sie doch mehr von Ihnen haben will?
In so einer Situation würde ich vermutlich durchdrehen, weil ich mich zuzeit eher für meinen Gott oder meine Musik entscheiden würde. Eine richtige Auszeit nehme ich wohl erst, wenn ein Kind da ist. Und das steht noch nicht an.
woman, 29.11.2005
Strebe danach, glücklich zu sein.
|
|