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pie
New PostErstellt: 04.12.05, 15:19     Betreff: Re: interviews und presseberichte

danke kathrein! ich kopiere es mal hier rein.. (die zeitungslinks
gehen manchmal nach einer weile nicht mehr..)


"Gott ist total easy mit mir"

Xavier Naidoo ist der beste Soulsänger Deutschlands - und der gläubigste. Ein Gespräch über Bibeltreue, vergammeltes Fleisch und seine Autoreise zur Chinesischen Mauer

Das hätte mal einer mit Marvin Gaye machen sollen: ihm ins Gesicht sagen, daß er der beste Soulsänger überhaupt ist, um anschließend an seinem christlichen Glauben herumzumäkeln. Xavier Naidoo passiert so etwas häufig. Der Sohn Mannheims ist umstritten wie kein anderer deutscher Star. Wenn er sich für seine Heimatstadt Mannheim engagiert, wird ihm das als peinlicher Lokalpatriotismus ausgelegt; gibt er Konzerte mit dem Antirassismus-Projekt Brothers Keepers, nennt man ihn "Gutmensch". Das hat dazu geführt, daß sich Naidoo in den letzten Jahren immer mehr aus den Medien zurückgezogen hat. Selbst sein neues Soloalbum "Telegramm für X" ist für ihn kein Grund, mehr als drei große Interviews zu geben. Wozu auch: Allein in der ersten Woche hat er 400 000 Exemplare verkauft. Ab morgen wird er aller Wahrscheinlichkeit nach die deutschen Album-Charts anführen - vor Madonna und Robbie Williams.

Welt am Sonntag: Herr Naidoo, Sie haben einmal gesagt, Autofahren sei für Sie wie ein Gottesdienstbesuch. Reisen Sie immer noch fast ausschließlich in Ihrem eigenen Auto?

Xavier Naidoo: Selbstverständlich. Der alte rote Benz da vorm Haus, das ist meiner. Es ist ein 450er SEL, 78er Baujahr. Ich fahre überwiegend alte Autos, am liebsten aus den Siebzigern.

Solche Oldtimer haben Sie mit Ihrer Firma Mannheimer Mobile eine Zeit lang auch gewerblich vermietet. Gibt es diesen Autoverleih denn heute noch?

Naidoo: Leider nicht, das war ein riesiges Geldgrab, weil ich mich nicht genug informiert habe. Ich mußte allein 300 000 Mark Schenkungsteuer zahlen: Als die Geschäfte nicht mehr so gut liefen, habe ich Autos umsonst hergegeben. Das hat das Finanzamt nie richtig verstanden. Aber egal, wir haben immer noch eine Kartbahn, und nächstes Jahr plane ich mit Freunden eine Autoreise - von Mannheim über die Seidenstraße bis zur Chinesischen Mauer.

Haben Sie keine Angst vor den unsicheren Ländern und Krisengebieten, die Sie durchqueren?

Naidoo: Ach, alles halb so schlimm. Ich habe schon einmal eine ähnliche Reise gemacht. Da hatten wir vor, rund ums Mittelmeer zu fahren. Leider wurden wir an der syrischen Grenze gestoppt. Es war der Dienstag, an dem der Irak-Krieg ausbrach, da haben die Türken einfach alle Grenzen dichtgemacht. Wir haben uns dann ein paar schöne Tage in der Türkei gemacht.

Auch in Ihren Texten sind Sie Individualist und nehmen oft unbequeme Standpunkte ein. Ist es nicht schmerzhaft, ständig soviel von sich preiszugeben?

Naidoo: Ich muß das tun. Ich kann nicht aus vollem Herzen Soul singen, wenn mich die Dinge, von denen ich erzähle, nicht berühren. Wenn das nicht aus meinem Innersten kommt, hat es keinen Sinn.

Der Titel Ihres neuen Albums lautet "Telegram für X". Für was genau steht das X?

Naidoo: Das X steht für unbekannt. Es ist also ein Telegramm für jeden, der sich angesprochen fühlt. Aber es ist zugleich auch ein Telegramm an mich selbst. Viele Menschen glauben, ich käme mit erhobenem Zeigefinger daher, dabei will ich das überhaupt nicht. Ich singe mir auch selbst etwas vor und fühle mich genauso angesprochen wie alle anderen.

Täuscht der Eindruck, oder ist Gott in den neuen Songs nicht mehr ganz so präsent?

Naidoo: Früher habe ich mehr darüber gesprochen, weil es mir stärker auf der Seele gebrannt hat. Trotzdem sind meine Ansichten weiter geprägt vom Glauben. Dieser Glaube wurzelt in der Bibel, ich habe da keine Regeln. Gott ist total easy mit mir. Er stellt keine Forderungen, er erwartet nur Treue. Ich muß nicht in die Kirche, und ich brauche auch keine Absolution, um zu Gott zu kommen.

Es gibt viele Menschen, die Ihre Qualitäten als Sänger und Musiker anerkennen, Ihren Glauben aber entschieden ablehnen. Macht Sie das wütend?

Naidoo: Wenn man mich als Fundamentalisten hinstellt, dann ist das nicht richtig. Ich lasse jedem seinen Glauben - auch wenn ich mich manchmal kritisch zur katholischen Kirche äußere. Aber wir reden hier ja von Soul Music, die lebt doch davon, daß man sich öffnet und aus seiner Seele schöpft. Genau das tue ich. Doch viele Leute wollen nichts damit zu tun haben, sobald es vom Glauben handelt, das ist ihnen zu kontrovers.

Kontrovers waren allerdings auch Ihr Cannabis-Konsum und das hartnäckige Fahren ohne Führerschein, beides sorgte für hämische Schlagzeilen. Seitdem geben Sie nur noch ganz selten ausgewählte Einzelinterviews. Fühlen Sie sich von den Medien gekränkt?

Naidoo: Damals hatte ich krasse Zeiten hinter mir, und wenn man so unerfahren in ein Interview gerät, dann läßt man's halt laufen. Oft habe ich mich als Person nicht richtig rübergebracht.

Sie reden gern Klartext, zum Beispiel in Ihrem sehr unzufriedenen neuen Song "Abgrund".

Naidoo: Ich habe einfach mal zusammengefaßt, wie ich momentan das ganze Berliner Theater sehe. Daß ich mich als Bürger nicht wohl fühle mit dem, was dort in der Politik gespielt wird.

Und, wie lauten Ihre Verbesserungsvorschläge?

Naidoo: Ich wünsche mir, daß die Politiker einen Kurs einschlagen, der nicht nur für Deutschland gut ist, sondern auch für die vielen Länder, denen es noch schlechter geht. Früher glaubte ich, Deutschland könne für Menschen aus ärmeren Ländern ein sicherer Hafen sein. Aber statt dessen brauchen wir bald selber einen sicheren Hafen - und das will ich nicht. Dieses Land hat soviel zu bieten, hat so viele Kulturen beieinander. Ich weiß nicht, ob es hier zu Ausschreitungen kommen würde wie in Frankreich. Ich denke, daß wir davon noch ein Stück weit entfernt sind. Und das soll so bleiben.

Im Unterschied zu den französischen Kollegen setzen deutsche Erfolgsrapper eher auf Gewaltphantasien als auf Gesellschaftskritik. Was halten Sie von Sido, Bushido und Fler?

Naidoo: Das ist eine Facette, die schon immer zu HipHop gehört hat. Ich kann damit gut leben. Manche meiner Freunde beim Antirassismus-Projekt Brothers Keepers sehen das anders - gerade was Fler angeht. Aber Fler ist kein Nazi, und ich finde auch nicht, daß er damit kokettiert.

Sie meinen, das sind im Grunde alles gute Jungs?

Naidoo: Kool Savas beispielsweise mag ein derber Lyriker sein - aber er hat auch dazu beigetragen, daß ich Vegetarier wurde.

Mit Reimen über Fleischabfälle?

Naidoo: Nein, er hat in einem Song sinngemäß gesagt: Jeder könne Vegetarier werden und so dafür sorgen, daß Tiere nicht ihr Leben lassen müssen. Das hat mich überzeugt. Ich dachte, wenn mir das schon Kool Savas sagt, dann muß ich einfach etwas ändern.

Aber die Texte von Kool Savas und Bushido handeln ja üblicherweise von ganz anderen Dingen.

Naidoo: Sicher, mit den frauenfeindlichen Aussagen stimme ich auch nicht überein. Schon deshalb, weil es viele Jungs in die falsche Richtung bringt. Unsere Gesellschaft macht allerdings auch solche Leute. Alles ist so verlogen, daß es uns dann verbal auf eine aggressive Weise wieder entgegenschlägt. Man denkt: Oh Gott, das will ich nicht hören. Aber es ist eben auch Teil der Realität.

Ist Ihre Entscheidung, kein Fleisch mehr zu essen, auch eine Reaktion auf die Realität?

Naidoo: Ich kann Tiere töten, theoretisch. Als Koch war ich nicht weit davon entfernt. Doch ich habe ein Problem damit, daß Tiere in Europa so mies behandelt werden, wie es schlimmer kaum geht. Aber ich will jetzt auch gar nicht behaupten, daß ich den Rest meines Lebens Vegetarier bleibe.

Es ist also leichter, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, als seine Erkenntnisse umzusetzen?

Naidoo: Richtig, dazu braucht man Gottes Hilfe.



Unerschütterlicher Lokalpatriot und solider Mittelständler: Naidoos Liebe zu Mannheim

Vom Chorknaben ...

-Seit der ehemalige kirchenchorgeschulte Backgroundsänger von Sabrina Setlur sich aus den Knebelverträgen seines einstigen Förderers Moses Pelham befreien konnte, tritt er in seiner Heimatstadt Mannheim vor allem als Mittelständler in Erscheinung, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen.


... zum Unternehmer

-Zu diesem Zweck führt er sowohl eine Plattenfirma (Naidoo Records) und eine Musikproduktionsfirma mit angrenzendem Studiopark (Naidoo Herberger Produktion) als auch die Filmproduktionsfirma NHN-Tertainment. Außerdem ist er an der örtlichen Kartbahn und der Popakademie Baden-Württemberg beteiligt. Seine erklärten Ziele sind es dabei, Mannheim zurück auf die Wetterkarte zu bringen und Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. Auf der Wetterkarte ist seine Heimatstadt zwar noch nicht zu sehen, dafür konnte er knapp 40 Arbeitsplätze schaffen.



beide Artikel sind am 4. Dezember 2005 bei Welt am Sonntag erschienen
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