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pie
New PostErstellt: 11.03.06, 13:44     Betreff: Re: interviews und presseberichte

hier oder zum echo... :)

Glaube, Liebe, Hoffnung
Ein Star der anderen Art: Xavier Naidoo.

Katja Riemann wartete vergeblich. Einen peinlich langen Augenblick passierte gar nichts auf der Bühne des Hamburger Kongresszentrums. Gerade war Xavier Naidoo ausgerufen worden, sich den Echo-Preis als bester Nachwuchskünstler des Jahres 1999 abzuholen. Naidoo aber, ein schmaler junger Mann mit dunklen Augen, der gerade erst sein erstes Album „Nicht von dieser Welt“ herausgebracht hatte, rührte sich nicht aus seinem Sessel.
Später hat er das immer wieder zu erklären versucht. Er hasse Preise, hat er gesagt. Und dass er nichts anfangen könne mit den Ritualen, mit denen die Pop-Welt sich selbst zu feiern pflegt. Xavier Naidoo, sieben Jahre nach der verweigerten Krönung der erfolgreichste Pop-Sänger hierzulande, schaut in solchen Momenten streng in die Runde. Ein Star der anderen Art: Sehen seine Kollegen die Musik als Mittel, berühmt zu werden, nutzt der Sohn eines südafrikanischen Mechanikers mit indischen Wurzeln und einer irisch-stämmigen Schneiderin seine Lieder, um den Herrn zu preisen.

Am Erfolg des 34-Jährigen ändert das nichts. Seit seine Tour Mitte Februar startete, haben ihn rund 150 000 Fans in 17 ausverkauften Konzerten gefeiert. Kein anderer Künstler verkauft derzeit mehr CDs, kein zweiter kann auf ein vergleichbares Publikum aus Teenies, Twens und Älteren zählen.

Der Triumphzug aber war dem einstigen Messdiener aus Mannheim nicht vorbestimmt. Naidoo, aufgewachsen „mit sonntags brav in die Kirche, Kommunion, Firmung“ (Naidoo), wollte nach der Schule ein Restaurant aufmachen. Nach ein paar Monaten in einer Kochlehre aber bemerkt er, „dass ich da nur putzen musste“. Desillusioniert wirft Naidoo das Scheuertuch und schlägt sich als Türsteher, Model und Jingle-Sänger durch.

Die Fotos von damals versteckt er heute im Panzerschrank. Auch der erste Anlauf zur Pop-Karriere ist eine dunkle Erinnerung. Zwar fabriziert eine Managerin in Florida mit „Kobra“, wie Naidoo sich nennen lassen muss, eine Handvoll hemdaufreißender Adaptionen von Evergreens wie „Stand By Me“. Doch das Album geht - abgesehen von einem Singlehit in Venezuela - sang- und klanglos unter.

Heute ist Xavier Naidoo nur für wenige andere Dinge dankbarer. „Ich war, was ich nie sein wollte: Eine Marionette“, beschreibt er. Und wegen eines gültigen Vertrages konnte er nichts dagegen tun - obwohl er doch schon seit dem Silvesterabend 1992 ein ganz anderer, ein ganz neuer, ein tief gläubiger Xavier Naidoo geworden ist.

„Ich war damals Zivi und hatte Dienst in der Silvesternacht“, erinnert er sich selbst an den Moment seiner großen Wandlung. In einer Pause habe er Bob Marley gehört, eine Bibel lag herum, er schlug sie zufällig auf, und ein Satz aus dem ersten Petrus-Brief sprang ihm ins Gesicht: „Durch Silvanus, einen treuen Boten, überbringe ich Dir diese Nachricht“.

Silvanus! Silvester! Konnte das etwas anderes sein als eine Botschaft speziell für Xavier Naidoo? Eine Art „Telegramm für X“, wie er später ein Album nennen wird?

Von jener Nacht bis zum „Anführer der Generation Gott“ (Stern) braucht der Mann mit der streichelweichen Soul-Stimme, die verblüffend an das Organ des DDR-Rocksängers Werther Lohse erinnert, sechs Jahre, einen Backgroundsänger-Job bei Sabrina Setlur und die Hilfe des deutschen Hiphop-Paten Moses Pelham.

Dann aber ist er da. Mit Zeilen wie „Weck mich auf / wenn ich schlaf' /Mach uns groß wie ein Heer /20 000 Meilen über dem Meer“ erstaunt Naidoo das eher weltliche Parolen gewohnte Publikum. Zwar ist seine Musik eine recht unspektakuläre Mischung aus sanftem Rock, gesetztem Soul und einer Prise Hiphop, doch bietet sie dem Mann mit der Kuschelstimme das perfekte Transportmittel für seine glaubensprallen Botschaften.

Die vor allem unterscheiden ihn vom gemeinen Pop-Mob. Ihretwegen lieben ihn die Menschen. Von wegen „Pumpgun Gottes“ (Der Spiegel)! Naidoo ist seinen Anhängern Glaube, Liebe und Hoffnung in einem. Lieder wie „Zeilen aus Gold“, musikalisch mehr später Sting als Otis Redding, zeigen ihren Schöpfer als Leidenden, der es schafft, Trost zu spenden. Er singt vom Herrn, der alle Bäume knickt und vom Kind, das man bleiben muss, und seine Fans hängen ihm an den Lippen, als verkünde der Musik-Missionar mit der gelben Brille das neue Evangelium.

Kaum angekommen im ersehnten Erfolg, ereilten ihn aber auch die ersten Nackenschläge. Rauschgiftfahnder finden 50 Gramm Marihuana im Küchenschrank des Künstlers. Der Gottesfürchtige landet vor Gericht und wird zu 20 Monaten Bewährung und 50 000 Euro Strafe verurteilt. Anschließend muss sich Naidoo in einem quälenden Gerichtsverfahren aus den Verträgen mit seinem Freund Moses Pelham kämpfen, von dem er sich in seiner Kreativität eingeschränkt sieht.

Für einige Monate ist er damals verschwunden aus den Hitparaden und präsent nur noch als der Christenkauz aus der Pop-Provinz, der in Interviews zuverlässig darauf zu sprechen kommt, dass seine Heimatstadt das neue Zion sei. Er glaube das nicht, hat er einmal einem verblüfften Interviewer verraten, er wisse es ganz sicher.

Ein inneres Glühen, das das Volk überzeugt. Naidoo, in seinen Videos ein Schmerzensmann, der selten lächelt, nimmt sie alle mit. Er spendet den Mühseligen Musik und den Beladenen Beistand, er verkündet „Dein Weg ist mein Weg, lass nicht zu, dass sie siegen / ich will vor dir stehen und nicht vor dir liegen“. Auf einen Schlag ist Gott im Rock nicht mehr Gegenstand von Scherzen, sondern für viele Formatradio-Geplagte eine Hoffnung auf bessere Musik.

Eine Hoffnung, die mittlerweile allgegenwärtig ist. Neben zwei Alben mit den Söhnen Mannheims sang Xavier Naidoo für Edo Zanki und MC Rene, für BAP und Dutzende anderer. Er ficht mit den Brothers Keepers gegen rechts, unterstützt ein Kinderhospiz, den Kampf gegen die Armut und mit dem Verein Söhne Mannheims soziale Projekte daheim. Nebenbei gründete er seine eigene Plattenfirma, las für ein Rilke-Hörbuch Gedichte vor und spielte eine kleine Rolle in der Komödie „Auf Herz und Nieren“.

Der gute Mensch aus Mannheim ist zu einer Art Jürgen Fliege der deutschen Popmusik geworden. Wo immer jemand hinhört, Xavier Naidoo ist bestimmt schon da. Doch kein Überdruss, nirgends. Die Menschen, die in diesen Tagen zu Zehntausenden in seine Konzerte strömen, nehmen die Predigten des freundlichen Laienpfarrers, der seit neun Jahren dieselbe Freundin hat, als offenbarte Lebenshilfe.

Dabei wirkt der Pop-Papst ganz und gar nicht wie der glaubensstrenge Prediger, als der er nach seinem Christus-Bekenntnis herumgereicht wurde. Nein, der Mann ist einfach ein Unterhaltungskünstler mit einem Gefühl für große Gefühle. Er lächelt beim Singen, feuert die Fans an und klatscht seine Rapper mit der dicken Fünf ab. Seine musikalische Messen, zu denen das Volk von weither herbeiströmt, werden jedes Mal zur Party: Die Scheinwerfer wippen, die Menge tobt, die Arenen beben. Wer ganz genau hinschaut, sieht Naidoo am Ende verschmitzt hinauf zum Himmel blinzeln: Am Sonntag ist „Echo“-Verleihung in Berlin. Xavier Naidoo ist viermal nominiert. Diesmal wird er ganz bestimmt nicht sitzen bleiben.

VON STEFFEN KÖNAU, 11.03.06, 11:16h
http://www.ksta.de/html/artikel/1141776719027.shtml
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