debbie
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Erstellt: 09.03.06, 22:38 Betreff: Re: interviews und presseberichte |
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Xavier Naidoo Satzgesang fürs Seelenheil Ausverkauftes Konzert in Leipzig - Weniger Musik-Messias als singender Tröster
von Steffen Könau, 09.03.06, 19:34h, aktualisiert 09.03.06, 19:46h
Große Gefühle in gleißendem Licht: Xavier Naidoo wurde in Leipzig begeistert gefeiert. (MZ-Foto Andreas Stedtler) Leipzig/MZ. Der Kleine links außen, der in Weiß, das muss er sein. Es ist kurz nach Acht an diesem Mittwochabend und ein Raunen geht durch die Leipziger Arena: Gerade hat Xavier Naidoo die Bühne betreten. Und statt wie andere Stars sofort vor ans Mikrophon zu stürmen, winkt der Mann mit dem Strickmützchen den Zehntausend in der ausverkauften Halle schüchtern aus dem Hintergrund zu.
Dann aber ist er da. Die Bässe bollern richtig los und der Beifall schwillt zum Orkan, als Xavier Naidoo beginnt, "Bist Du aufgewacht?" zu singen. Natürlich! Leipzig, in der Vergangenheit immer ein guter Platz für den 34-Jährigen, ist hellwach. Während sich über der Zwölf-Mann-Band aus Saxophon, Trompete, Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug riesige Scheinwerferarme im Rhythmus wiegen, gehen im Saal die Hände hoch. "Wir wollen die Sorgen heute vergessen", sagt der Sänger, und gleich frischt der Applaussturm auf.
Xavier Naidoo, von gleißendem Licht verfolgt, kennt das nicht mehr anders. Seit seine Tour Mitte Februar startete, haben ihn deutsche, österreichische und schweizer Fans in 17 durchweg ausverkauften Konzerten gefeiert.
Ein Triumphzug, der nicht von ungefähr kommt. Naidoo, vor einigen Jahren nach einem Prozess wegen Drogenbesitzes und der vor Gericht ausgefochtenen Scheidung von seinem Ziehvater Moses Pellberg Stammgast in den bunten Spalten der Magazine, hat sich mit seinen letzten Solo-Alben ganz auf die Musik besonnen. Die ist zwar eine unspektakuläre Mischung aus sanftem Rock, einschmeichelndem Soul und einer Prise Hiphop, bietet dem Mann mit der Kuschelstimme aber das perfekte Podium für seine prägnanten Botschaften.
Die vor allem unterscheiden den Mannheimer vom gemeinen Pop-Mob, ihretwegen lieben ihn die Menschen. Xavier Naidoo, seit einem Erweckungs-Erlebnis in der Silvesternacht vor 14 Jahren bekennender Christ, textet in einer Art Hochsprache. Der Satzgesang gilt hier dem Seelenheil, der Chef vorn singt vom Herrn, der alle Bäume knickt, und vom Kind, das man bleiben muss.
Er reimt "Die Welt liegt uns zur Last / die Welt treibt uns zum Hass / Liebe hat hier keinen Platz / doch die Liebe ist ein Schatz" und seine Fans hängen ihm an den Lippen, als verkünde der Musik-Missionar mit der gelben Brille gerade das neue Evangelium. Naidoo ist seinen Anhängern Glaube, Liebe und Hoffnung in einer Person. Lieder wie "Zeilen aus Gold", musikalisch mehr später Sting als eruptiver Otis Redding, zeigen ihren Schöpfer als Leidenden, der es dennoch schafft, anderen Trost zu spenden.
Eine Rolle, in der der Sohn eines südafrikanischen Mechanikers mit indischen Wurzeln und einer irischstämmigen Schneiderin sich wohlzufühlen scheint. Von wegen "Pumpgun Gottes"! Xavier Naidoo ist ganz und gar nicht der glaubensstrenge Prediger, als der er nach seinem offenherzigen Christus-Bekenntnis zu Beginn seiner Karriere oft dargestellt wird.
Nein, der Mann ist einfach Unterhaltungskünstler mit einem untrüglichen Gefühl für große Gefühle. Er lächelt beim Singen, feuert die Fans an, und klatscht seine Rapper nach getaner Arbeit mit ausgestreckter Hand ab. Die musikalische Messe, zu der das Volk selbst aus Rostock, Frankfurt (Oder) und Düsseldorf herbeigeströmt ist, wird so am Ende zur gewaltigen Party: Die Scheinwerferarme wippen, die Menge tobt, die Arena bebt. Und wer genau hinschaut, sieht Naidoo verschmitzt hinauf zum Himmel blinzeln.
Xavier Naidoo live in Leipzig: 24. März, Arena (ausverkauft)
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